Magazinrundschau
Einer der stolzeren Siege
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10.12.2013. Osteuropa berichtet über Homophobie in Russland und konservative Homosexuelle in Tschechien. Im Frieze Magazin erklärt der Künstler Alejandro Jodorowksy, warum ein Künstler heute drei oder vier Eier von Melonengröße braucht. Telerama, New Yorker und Rolling Stone widmen sich Glenn Greenwald. Das TLS liest zwei Bücher über den Pazifikraum. In Prospect fordert Daniel Mendelsohn Literaturstudenten auf: erst lesen lernen, dann theoretisieren.
Osteuropa | New Yorker | Rolling Stone | HVG | New Republic | Times Literary Supplement | Frieze | Prospect | The Nation | Telerama
Osteuropa (Deutschland), 01.12.2013

Martin Putna befasst sich in einem ausführlichen Text mit der Homosexualität in der tschechischen Literatur von Julius Zeyer und Otokar Brezina bis Jiří Kuběna, der als Kastellan auf der Burg Bitov im arkadischen Südmähren lebt. Doch bei aller Liebe muss Putna feststellen: Während in Westeuropa und den USA die Avantgardisten, Anarchisten und Revolutionäre die Mehrheit unter den schwulen Autoren stellen, sind es in Tschechien die Konservativen und Reaktionäre: "Jiří Karásek ze Lvovic war zunächst vom Katholizismus und vom Barock, dann vom Okkultismus und der Antike eingenommen. Jiří Langer klammerte sich an einen mystischen Chassidismus. Richard Weiner meditierte in seinen Werken über eine Art geheimer Weltordnung und wandte sich gegen Ende seines Lebens dem Christentum zu, wenn er sich auch nicht taufen ließ. Václav Krška gehörte der konservativen literarischen Strömung der 'Ruralisten' an. Vladimír Kolátor war Sprecher der noch konservativeren Bewegung der sogenannten 'Aktivisten'. Jetřich Lipanský wurde sogar Priester. Unter dem kommunistischen Regime bekannten sich Jiří Kuběna und Fanda Pánek offen zum Katholizismus, Josef Topol, Ladislav Fuks und Bořivoj Kopic im Privaten. Kuběna und Fuks ließen sogar ihre Sympathie für eine monarchische Staatsform und eine aristokratische Gesellschaft erkennen." (Der Link zum Volltext steht unten auf der Seite.)
Times Literary Supplement (UK), 06.12.2013

David Gallagher liest die dreibändige Ausgabe von Mario Vargas Llosas Kolumen "Piedra de Toque" die seit fünfzig Jahren in der gesamten spanischsprachigen Welt erscheinen.
Frieze (UK), 09.12.2013

Prospect (UK), 05.12.2013

The Nation (USA), 23.12.2013

Außerdem erklärt Elizabeth Segran, was Musawah ist, eine internationale Frauenrechtsbewegung, die glaubt, dass der Islam und die Ideen des Feminismus vereinbar seien: "In seinem Kern glaubt Musawah, dass der Islam nicht natürlicherweise zu den Männern neigt: Patriarchat sei nur das Resultat männlicher Auslegung des Korans. Mit diesem Rahmenwerk ermächtigt Musawah Frauen, ihre eigenen Interpretationen, Normen und Gesetze zu formulieren und dann für Gesetzesreformen in ihren Ländern einzutreten."
Telerama (Frankreich), 05.12.2013

New Yorker (USA), 16.12.2013

Weiteres: Philip Gourevitch zitiert in seinem Nachruf auf Nelson Mandela aus Briefen, die dieser aus dem Gefängnis an seine Tochter Zeni schrieb. Joan Accocella bespricht "The Book of Job: A Biography" von Mark Larrimore, der darin der Frage nachgeht, ob es in der Geschichte von Hiob Gerechtigkeit gibt. Und David Denby sah im Kino die Komödie "American Hustle" von David O. Russell.
Rolling Stone (USA), 04.12.2013

HVG (Ungarn), 10.12.2013

In den sechziger und siebziger Jahren entstand in Budapest eine der bedeutendsten privaten Gemäldesammlungen. Der Sammler, István Kövesi (1911-1981) betrieb seit 1957 im 13. Bezirk der Hauptstadt eine koschere Fleischerei, die Sammlung - etwa 200 Gemälde von bedeutenden ungarischen Malern - schmückte seine Wohnung über dem Laden. Nun ist es dem Kunsthändler Tamás Kieselbach gelungen, die Bilder in seiner Galerie auszustellen. Péter Ermőd rekonstruiert den langen Weg der Sammlung. "Kövesi versuchte den Kreis, der die Sammlung kannte und ansehen durfte eng zu halten. (...) In Fachkreisen war Kövesi gut bekannt, er war ständiger Bieter bei den staatlichen Versteigerungen, er pflegte gute Beziehungen mit Sammlern, Künstlern und Kunsthistorikern. Mit mehreren traf er sich im einstigen Café Luxor - genau dort, wo jetzt die Kieselbach Galerie zu finden ist und die Gemälde seiner Sammlung zu sehen sind. (...) Er war offen für die verschiedensten Richtungen. Gut haben sich Werke von Koszta, Bortnyil, Ámos, Kádár, Aba-Novák, Margit Anna, Rippl-Rónai und Kassák gehalten. (...) Die Kollektion wurde nach dem Tod von Kövesi von den Erben mit hütender Liebe bewahrt."
New Republic (USA), 09.12.2013

Disneys Songtext ist zwar nicht von Kipling, aber jeder Vorwand ist recht, Louis Prima (King Louie) und Phil Harris (Baloo, der Bär) zu hören. Swing it!
Außerdem zu lesen: Ariel Dorfmans Nachruf auf Nelson Mandela. Christopher Beam stellt Jia Zhangkes film "A Touch of Sin" in eine Reihe mit "Herr Jedermann läuft Amok"-Filmen wie "Taxi Driver" oder "Falling down". Nur noch Geld zählt in der Kunstwelt, klagt Jed Perl.
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