Magazinrundschau
Die Schönheit der Sieger
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
05.06.2012. The New Republic, die New York Times und Vanity Fair singen das Loblied dreier Schulabbrecher, aus denen dann doch noch was wurde. Im Merkur sucht Thomas Hettche das Soldatische in Deutschland und findet es in Pergamon. In der LRB verkündet Slavoj Žižek das Ende der Demokratie (hinten anstellen, bitte). In Le Point sieht Nicolas Baverez Frankreich schon unter der Fuchtel Deutschlands. Outlook India feiert 100 Jahre Bollywood. The Nation erzählt die Geschichte des Buchhandels seit Amazon. Die Liberalen haben im Nahen Osten noch nie Wahlen gewonnen, erinnert uns Al Ahram.
New Republic (USA), 07.06.2012

New York Times (USA), 03.06.2012

Kostprobe?
Vanity Fair (USA), 04.06.2012
Noch ein talentierter Schulabbrecher! Der 1904 geborene Moss Hart begann mit 15 Jahren an der Kasse eines Theaters zu arbeiten und lernte das Showbusiness von der Pike auf. 1930 hatte er seinen ersten Broadwayhit mit "Once in a Lifetime", ein Stück, dass er zusammen mit George S. Kaufmann schrieb. Es folgten brillante Filmdrehbücher wie "You Can't Take It With You" (1936) und "The Man Who Came to Dinner" (1939). Jetzt wurde Harts Tagebuch veröffentlicht, das er in den 50er Jahren schrieb, um seine Depression und Schreibblockade zu bekämpfen. Meryl Gordon hat sich über den giftigen Klatsch bestens amüsiert: "Bei einer Cocktailparty im Plaza Hotel fand er Dorothy Parker 'absolut schrecklich aussehend ... bitter und ätzend'. Von einer Party für George Cukor berichtet er, Greta Garbo habe 'alt und verhärmt' ausgesehen, ihre Kleidung beschreibt er als 'unverzeihlich'. Nachdem er den Schauspieler Mel Ferrer bei den Proben für ein Fernsehspiel gesehen hatte, erklärte Hart, der Schauspieler sei 'ein absoluter Reinfall' und verglich ihn mit einem 'eher jämmerlich dreinblickenden Cocker Spaniel'." Hm, man würde das lieber von Monty Woolley hören, der Harts Gemeinheiten perfekt an den Mann bringen konnte. Oder an die Frau:
Merkur (Deutschland), 01.06.2012

Sehr intensiv, aber sehr kritisch setzt sich Remigius Bunia mit David Graebers gerade hoch im Diskurs stehender Schrift "Schulden" auseinander. "Denn für ihn sind Staat, Geld und Markt sekundäre Phänomene, die nur unter bestimmten Bedingungen aufkommen und auf die Gesellschaften immer wieder verzichtet haben. Primär ist nur zweierlei: Gewalt und Schulden."
London Review of Books (UK), 07.06.2012

Außerdem: Elif Batuman schreibt Tagebuch über die Eröffnung von Orhan Pamuks "Museum der Unschuld" in Istanbul. James Meek denkt über die richtige Verhaltensweise gegenüber der Ukraine in der Causa Yulia Tymoshenko nach. Andrew O'Hagan liest gesammelte Briefe von Ernest Hemingway. Owen Bennett-Jones informiert sich über den wechselhaften Umgang westlicher Regierungen mit iranischen Dissidentengruppen. Brian Dillon stattet einer Ausstellung in der Tate Britain mit Arbeiten von Patrick Keiller über die Ursprünge der Wirtschaftskrise einen Besuch ab. Michael Wood schaut sich im Kino "The Dictator", die neue Komödie von Sacha Baron Cohen an. Abgedruckt ist außerdem ein von Dmitri Nabokov übersetztes, 63 Strophen umfassendes Gedicht von Vladimir Nabokov.
Point (Frankreich), 12.04.2012

New York Magazine (USA), 11.06.2012

Outlook India (Indien), 04.06.2012

Weiteres: Rauf Ahmed erinnert an "Alam Ara", den ersten Tonfilm Bollywoods, der 1931 entstand. Für Peter Bradshaw haben Bollywoodfilme in ihren besten Momenten Shakespeare-artige Qualitäten. Gulzar denkt über Filmmusik nach. Jigna Kothari begibt sich auf Spurensuche nach dem verführerischen Vamp in der Bolly-Filmgeschichte. Uptal Borpujari erinnert an die Qualitäten des nordöstlichen Kinos in Indien abseits von Bombay. Sunil Menon prüft das Hindi-Kino auf utopische Potenziale und sein Verhältnis zur sozialen Wirklichkeit ab. Sudhir Mishra birgt die Tradition des poltischen Kinos neben dem offiziellen Glamourbetrieb. Eine kleine Fotostrecke klärt darüber auf, in welchen Settings Bollywoodfilme gesehen werden. Mit viel Wonne wühlt Arnab Ray im Keller nach wüsten Trashmovies und stößt dabei etwa auf den wilden Horrorfilm "Purana Mandir".
Elet es Irodalom (Ungarn), 01.06.2012

The Nation (USA), 18.06.2012

In einem zweiten Artikel erklärt Michael Naumann, ehemals Rowohlt-Chef, das deutsche System der Buchpreisbindung, das Amazon, vergleichen mit den USA, noch etwas bremst. Und der Historiker Anthony Grafton vermisst die differenzierten Suchfunktionen, durch die Amazon einst brillierte.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 31.05.2012

New York Review of Books (USA), 21.06.2012

Außerdem: Diane Johnson begrüßt Elisabeth Badinters Intervention gegen die antifeministische Ideologie von der natürlichen Mutterschaft, die in den USA als "Attachment parenting" propagiert wird. Geoffrey Wheatcroft liest in Tom Watson und Martin Hickman "Dial M for Murdoch" noch einmal die Details der englischen Abhör-Affäre nach und empfiehlt auch William Shawcross' Biografie von 1992, die zwar recht schwärmerisch ausfällt, aber viel besser geschrieben sei und an all die gebrochenen Versprechen Murdochs erinnere.
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