Magazinrundschau
Auf der Suche nach Ärger
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
19.07.2011. Outlook India prophezeit 9000 Kontroversen in 900 Sprachen. Illegaler Handel mit vertraulichen Informationen ist keine Spezialität der Murdoch-Presse, weiß der Spectator. In Words without Borders steht Boualem Sansal bis zum Hals im Krieg. Il Sole 24 Ore folgt den Windungen des Curzio Malaparte. Polityka feiert Polens Glücksniveau. Bloomberg Businessweek freut sich über Dienst und Daten von Spotify. Lasst uns nicht allein mit Victor Orban, fleht Magyar Narancs. Prospect hört "La Boheme" in einer Bar. Der New Yorker stellt das kernige Team Ruanda vor.
Outlook India (Indien), 25.07.2011

In Indien hat eine große Studie begonnen, die der einfach klingenden, aber gar nicht leicht zu beantwortenden Frage nachgeht, wie viele Sprachen im riesigen Land eigentlich gesprochen werden. Die letzte Untersuchung zum Thema stammt aus dem Jahr 1894 und wurde vom britischen Linguisten George Abraham Grierson erstellt (Hörproben). Erste Ergebnisse der neuen Studie lassen, wie Degarshi Dasgupta berichtet, Hochrechnungen zu: "Ganesh Devy ist der Vorsitzende der Organisation Bhasha, die sich für marginalisierte indische Sprachen einsetzt und die Studie initiiert hat, erwartet, dass es am Ende auf 'rund 900' Sprachen hinauslaufen wird. Grierson dagegen war auf 179 Sprachen und 544 Dialekte gekommen. 'Wenn es 900 Sprachen werden, dann erwarte ich 9000 Kontroversen', meint Devy. 'Ich halte diese Debatte aber für entscheidend, da sie eine Linguistik in Frage stellt, die Sprachen nur für eine einzigarte Sprachform halten. Hier zeigt sich nämlich, dass Menschen ihre linguistische eng mit ihrer ethnischen Identität assoziieren und davon ausgehen, dass eine separate ethnische auch eine separate sprachliche Identität impliziert.'"
Bloomberg Businessweek (USA), 13.07.2011

Elet es Irodalom (Ungarn), 15.07.2011

Spectator (UK), 18.07.2011

Newsweek (USA), 18.07.2011
Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian - und Harry-Potter-lookalike, wenn es je einen gegeben hat - zeichnet ein kleines heroisches Porträt des Guardian-Reporters Nick Davies (Homepage), der 2009 nicht nur Julian Assange für den Guardian entdeckte, sondern auch von kriminellen Machenschaften im Murdoch-Imperium gehört hatte. "Interessiert? Die Antwort in beiden Fällen war - natürlich. Gefolgt von einem inneren Schlucken angesichts des schieren Ausmaßes und der Folgen dieser Geschichten. Gefolgt von einem Blick auf Nick, wie immer gekleidet in Jeans und eine aufsässig unmoderne braune Lederjacke, wie er aus der Tür marschiert, auf der Suche nach Ärger."
Der konservative britische Europaabgeordnete Daniel Hannan (sein Blog) reagiert in einem Kommentar sehr lässig auf die Enthüllungen des Guardian. Braucht man in Britannien jetzt eine staatliche Regulierung der Presse? Total unnötig: "News of the World wurde nicht vom Presserat oder irgendeinem Gesetz gestürzt, auch nicht von einem Gericht, sondern von Adam Smiths unsichtbarer Hand. Anzeigen verschwanden, ein Massenboykott drohte und die Aktien von News Corp. fielen. Mit anderen Worten: Wo die Regierung versagte, war der Markt erfolgreich. Das System funktioniert."
Der konservative britische Europaabgeordnete Daniel Hannan (sein Blog) reagiert in einem Kommentar sehr lässig auf die Enthüllungen des Guardian. Braucht man in Britannien jetzt eine staatliche Regulierung der Presse? Total unnötig: "News of the World wurde nicht vom Presserat oder irgendeinem Gesetz gestürzt, auch nicht von einem Gericht, sondern von Adam Smiths unsichtbarer Hand. Anzeigen verschwanden, ein Massenboykott drohte und die Aktien von News Corp. fielen. Mit anderen Worten: Wo die Regierung versagte, war der Markt erfolgreich. Das System funktioniert."
Il Sole 24 Ore (Italien), 17.07.2011

Words without Borders (USA), 01.07.2011

Weiteres: Nawal El Saadawi kritisiert scharfzüngig die nationale und internationale Presse, die die ägyptischen Revolutionäre mit einigen kosmetischen Operationen ruhigstellen wollten. Außerdem gibt es Prosa und Lyrik in englischer Übersetzung (alles online hier zu finden).
Polityka (Polen), 15.07.2011

Bereits in der vorigen Woche untersuchte Adam Krzeminski, welche Rolle Deutsche mit polnischer Herkunft hierzulande spielen.
Eurozine (Österreich), 11.07.2011

Prospect (UK), 22.06.2011
Etwas tut sich in der britischen Opernwelt. Den Laurence Olivier Award für die beste Neuproduktion gewann eine Inszenierung von Puccinis "La Boheme" der kleinen Kompanie OperaUpClose. Michael Coveney hat sie besucht und dabei das folgende erlebt: "Die Vermischung von Darstellern und Besuchern war dabei Prinzip. Der zweite Akt von 'La Boheme', in dem Musetta Beleidigungen mit ihrem mal-ja-mal-nein-Freund Marcello und einem älteren Bewunderer austauscht, findet statt in einem Cafe. Das Publikum befand sich während der ersten Pause bei dieser Aufführung in der Bar des King's Head-Theaters. Plötzlich begann jedoch die Barfrau zu singen, dann auch ein paar unter den den Besuchern; der Rest der Sänger war über den alten viktorianischen Barraum verteilt. Von draußen blickten Passanten amüsiert und verblüfft zu uns rein. Der zweite Akt lief so auf faszinierende Weise ab, bevor wir uns für den Rest der Oper zurück ins schäbige Innere des Theaters begaben."
Magyar Narancs (Ungarn), 07.07.2011

New Yorker (USA), 18.07.2011

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