Magazinrundschau
In Japan wäre ich Catull
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
12.07.2011. Vanity Fair gibt der Inzucht die Schuld am britischen Abhörskandal. Der Economist fordert: Schuldige in den Knast. In Al Ahram klagt der ägyptische Prediger Amr Khaled: Wir haben keinen Traum. Outlook India begutachtet die Autoren-Variante des Amazon-Rezensenten. In Le Monde erklärt Ulrich Beck den Franzosen: Wir sind nicht romantisch. In Eurozine beschreibt Julian Casanova das Dilemma der spanischen Erinnerungspolitik. Das TLS reitet mit dem Soldatenpoeten Sir John Suckling. Open Democracy erklärt, wie man in Russland ein Klassiker wird.
Capital New York (USA), 08.07.2011

Economist (UK), 09.07.2011

Der Titel und ein großer Sonderteil sind in dieser Woche einem nicht weit entfernt liegenden Thema gewidmet: der Zukunft der Nachrichten nämlich. Unter anderem geht es da um die Diskrepanz zwischen der schwierigen Lage der Zeitung in manchen Märkten (USA!), dem langsamen Niedergang anderswo (Deutschland) und den Erfolgen, die sie in emporkommenden Weltgegenden (Indien) feiert. Vorgestellt werden diverse Versuche, mit Paywalls unterschiedlichen Zuschnitts Geld zu verdienen. Noch einmal erzählt wird vom Aufstieg sozialer und interaktiver Medien im Netz, was sich allerdings als Rückkehr zu den Ursprüngen am Beginn des 19. Jahrhunderts begreifen lässt.
Vanity Fair (USA), 01.06.2011

Al Ahram Weekly (Ägypten), 13.07.2011

Und: Ziemlich enttäuscht war Muqtedar Khan von dem sich gemäßigt gebenden tunesischen Islamisten Al-Ghannoushi auf einer Konferenz in Tunis: "Er hat keinen Kommentar dazu abgegeben, wie er oder seine Partei sich eine künftige Verfassung vorstellen. Und er erklärte keinerlei Bereitschaft, auch die Rechte derjenigen zu verteidigen, die nicht [seine Organisation] Al-Nahda gewählt haben."
Outlook India (Indien), 18.07.2011

Rue89 (Frankreich), 09.07.2011

London Review of Books (UK), 14.07.2011

Weitere Artikel: Adam Shatz ist nach Palästina gereist mit der Frage, ob die arabischen Revolutionen dorthin überspringen können und werden. Er bringt eine sehr, sehr lange, an Stimmen und Informationen reiche Reportage mit und die Einschätzung, dass derzeit keine Revolutionsstimmung herrscht, die nächste Intifada dennoch kommen und im wesentlichen friedlich sein wird. John Lanchester fragt nach den Folgen der von ihm als gewiss vorausgesetzten Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Über sich großflächig durchsetzendes Ökonomie- und Wettbewerbsdenken auch in Universität und Kultur Großbritanniens schimpft Thomas Jones. Michael Wood schreibt über Asif Kapadias rasante "Senna"-Doku.
Le Monde (Frankreich), 08.07.2011

Weiteres: "Eine echte Neuschöpfung ist frech", meint der Schriftsteller Stephane Hessel in einem Gespräch über die Rolle von Kunst und Kultur vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Konsumrauschs; Hintergrund ist sein Buch "Engagez-vous!" (L?Aube).
Eurozine (Österreich), 07.07.2011

In der gleichen Eurozine-Reihe über Vergangenheitspolitik in Europa findet sich ein interessantes Interview mit dem türkisch-holländischen Genozid-Forscher Ugur Ümit Üngör, der dafür plädiert, auch Verbrechen gegen soziale oder politische Gruppen unter den Begriff des Genozids zu fassen.
Wieder nach oben stellt Eurozine Julian Petleys kritischen Überblick über den Zustand der britischen Presse vom Ende letzten Jahres. Petles spricht hier bereits über den Abhörskandal der News of the World und verheißt den britischeMedien keine gute Zukunft, wenn Murdoch die Übernahme des Pay-TV-Senders BSkyB gelingt.
Times Literary Supplement (UK), 08.07.2011
Norma Clarke hat mit großem Vergnügen John Stubbs' Geschichte der Kavalierdichter gelesen, die - bei allem Glamour, Witz und Sex - mit ihrer Königstreue literaturgeschichtliche Opfer des englischen Bürgerkriegs wurden. "In den Augen der militanten Parlamentarier waren diese eleganten Höflinge, die von Wein und Weib sangen, Seide trugen und hochmütig von der Taverne zum Theater stolzierten, degenerierte, verkommene 'wilde Jungs'. Das Theater barg immer ein Potenzial von Krawall, aber manchmal war auch das Theatralische das Problem: Als der Soldatenpoet Sir John Suckling 1638 berittene Truppen für eine Militärexpedition des Königs aushob, veranstaltete er ein Spektakel: Er wählte 'sehr hübsche, junge, ordentliche Männer' aus und kleidete sie großzügig in weiße Wämser und scharlachroten Reithosen, mit passenden Mänteln, Hüten und Federn; und er stellte sicher, dass sie die besten Pferde bekamen und voll bewaffnet wurden. Es kostete ihn geschätzte 12.000 Pfund. Die Episode endete schmählich, und die Balladensänger spotteten über Sucklings 'Hundert Pferde'."
Salon.eu.sk (Slowakei), 04.07.2011

Open Democracy (UK), 08.07.2011

"In Japan I would be Catullus
And in Rome I would be Hokusai
And in Russia I am the same guy
Who would have been
Catullus in Japan
And in Rome, Hokusai."
Brink Magazine (USA), 12.07.2011

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