Magazinrundschau

Ein Affe findet den Fokus

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
10.02.2009. Vanity Fair erzählt, wie man bei Warner erfolgreiche Filmproduzenten feuert. In Eurozine untersuchen Jens-Martin Eriksen und Frederik Stjernfelt die Nähe zwischen Rassismus und Multikulturalismus. Im New Statesman findet Denis Dutton die ideale Landschaft. Polityka genehmigt sich einen karierten Perkal. Im Spectator singt Darwin ein Lob des Affen. In Le Croix geißelt Simon Leys die ganz außergewöhnliche Unanständigkeit Roland Barthes. Im Nouvel Obs zieht Abraham B. Yehoshua eine bittere Bilanz des Gaza-Kriegs.

Vanity Fair (USA), 01.03.2009

Frank DiGiacomo erzählt, wie New Line, die Produktionsfirma von Bob Shaye und seinem Partner Michael Lynne von Warner abserviert wurde. Shaye und Lynne zählten spätestens seit "Herr der Ringe" zu den erfolgreichsten Filmproduzenten überhaupt. Und so verloren sie ihre Firma: "Als sie [Jeff] Bewkes Etage erreichten, wurden Shaye und Lynne in das Büro des Chefs geführt. Bewkes verschwendete keine Zeit. Er hatte entschieden, New Line bis auf die Knochen zu reduzieren und den schäbigen Rest unter die Aufsicht von Warner Bros. zu stellen. Bewkes erklärte Shaye und Lynne, da er davon ausgehe, dass sie nur ungern gegenüber den Studioleitern rechenschaftspflichtig sein würden, würden sie nicht mehr als Chefs von New Line operieren. Bewkes Ankündigung war knapp und schneidend und sie musste Shaye wie ein Skalpell durchfahren. 'Ich glaube, das ist keine gute Idee', erklärte Shaye dem Manager, der gerade die Firma demolierte, die Shaye in 40 Jahren von Grund auf aufgebaut hatte. Aber dann begriff er, dass es nichts zu sagen gab. Er hatte seine Firma 1994 verkauft und obwohl er gern glaubte, er könne New Line führen, als es gehöre es noch ihm, als wären seine Angestellten Familie - in Wahrheit war er nur ein gerade gefeuerter Angestellter von Time Warner."
Archiv: Vanity Fair
Stichwörter: Filmproduzenten

Eurozine (Österreich), 09.01.2009

Einen interessanten Artikel über Islamismus und linken und rechten "Kulturalismus" haben die beiden dänischen Autoren Jens-Martin Eriksen und Frederik Stjernfelt offensichtlich direkt für Eurozine verfasst. Am Beispiel ihres vom Karikaturenstreit traumatisierten Landes stellen sie eine erstaunliche Nähe zwischen dem Rassismus rechtspopulistischer Parteien und dem Multikulturalismus auf der Linken fest. Selbst die Rechte verteidige den Rassismus dabei nicht mehr, sondern benutze den Begriff der Kultur: "Beide Kulturalismen drücken ihren Respekt für kulturelle Unterschiede aus und verbinden diesen Glauben mit dem Wunsch nach Schutz dieser Identitäten. Rechte und linke Kulturalisten geben diesem Schutz nur verschiedene Ausgestaltungen. Linke Kulturalisten fordern, dass verschiedene Kulturen auf ein und demselben Territorum, im selben Staat, koexistieren können sollten, so dass auch für Personen aus unterschiedlichen Kulturen verschiedene Rechtssprechungen gelten können, je nach kultureller Gruppe, aus der sie stammen. Rechte Kulturalisten wollen die Kulturen ebenfalls erhalten, aber jede Kultur in ihrem eigenen Territorium."
Archiv: Eurozine

New Statesman (UK), 05.02.2009

Der in Neuseeland lehrende Philosoph Denis Dutton erklärt in seinem neuen Buch "The Art Instinct" und in einem Artikel im New Statesman, dass unser ästhetischer Geschmack nicht nur von unserer kukturellen Umgebung geprägt, sondern ebenso genetisch programmiert ist: "Zum Beispiel hat der Biologe Gordon H. Orians die ideale Landschaft beschrieben, die Menschen an sich angenehm finden. Diese Landschaft hat große Ähnlichkeit mit den Savannen und Waldgebieten, in denen sich die Hominiden von den Schimpansen abgespalten haben und wo sich ein Großteil der frühen menschlichen Evolution abspielte... Afrikanische Savannen sind gewissermaßen auch der Lebensraum, für den sich die fleischfressenden Hominiden entwickelt haben - Savannen enthalten mehr Protein pro Quadratkilometer als jeder andere Landschaftstyp. Außerdem bieten Savannen Nahrung auf und nahe dem Boden, im Gegensatz zu Regenwäldern, durch deren Geäst sich Affen viel leichter hangeln können."

Als das Buch, das sein Leben veränderte, stellt der Philosoph John Gray "The Pursuit of the Millennium" von Norman Cohn vor (deutsch: "Das neue irdische Paradies"), in der Cohn den revolutionären Millenarismus im mittelalterlichen Europa untersucht. Von da an waren Gray Weltveränderungen jedweder politischer Couleur suspekt. "Zugleich wurde ich überzeugt, dass kein Blick auf die Welt ernst genommen werden könnte, der die anhaltende Macht der Religion vernachlässigt."

Weiteres: Isabel Hilton wirft ein Schlaglicht auf China, das gerade das Jahr des Ochsen eingeläutet hat. Und Alice O'Keefe will Charlotte Roches nun als "Wetlands" auf Englisch erschienenen Hygiene-Führer zwar nicht als feministisches Manifest durchgehen lassen, aber durchaus als "scharfzüngige, tabubrechende Comedy".
Archiv: New Statesman

Polityka (Polen), 09.02.2009

Auf dem Gebiet der alkoholisierten Literatur ist Polen eine Weltmacht, stellt Justyna Sobolewska fest. Vorbildliche Aufklärung zu diesem Thema leisten Julian Tuwims "Wörterbuch des Trinkens" und das amerikanische das Magazin Modern Drunkard. "Aus dieser alkoholischen Fundgrube kommt man – ähnlich wie bei Tuwim – nur schwer wieder heraus, bevor man sie zuende gelesen hat. Wobei das Magazin Modern Drunkard seit über 10 Jahren erscheint, alle seine Ausgaben sind im Internet zugänglich und – soviel zur Warnung – es macht genauso süchtig wie Alkohol. In Tuwims Werk imponiert der Erfindungsreichtum der polnischen Sprache. Wodka wird zum Beispiel folgendermaßen genannt: karierter Perkal, Gebet oder Fusel und in Fastenzeiten trank man 'weißen Mocca', also Wodka aus der Tasse. Von den volkstümlichen Cocktails dreht es sich einem im Kopf, zumindest von den sogenannten polnischen '30 ml Starka, 15 ml Ungarischer Wein, 10 ml Pflaumenextrakt, 10 ml Sauerkirschsaft, 10 Tropfen gesättigter Honig, 10 ml Zitronensaft, 5 Tropfen Danziger Kümmel, 4 ml Angosturabitter, alles vermischt mit Eis, und in das Glas ein kleines Stück Zitronenschale und eine Kirsche'. Dieses Rezept stammt aus dem Buch 'Der neue perfekte Koch' von 1929 und gibt ausgezeichnet den alkoholischen Wohlstand der Vorkriegszeit wieder."
Archiv: Polityka

Spectator (UK), 06.02.2009

Norman Moore war ein Freund von Charles Darwin und schließlich sein Hausarzt. Urenkelin Charlotte Moore stöbert auf dem Dachboden herum und zitiert aus den Briefen ihres Großvaters über dessen Begegnungen mit dem umtriebigen und jovialen Revoluzzer Darwin. "'Darwin forscht an einer seltsamen Akazie. Sie sondert eine Flüssigkeit ab, die Ameisen fressen, die in ihren Dornen leben. Diese Ameisen beschützen die Pflanze im Gegenzug von einer anderen Art, die die Akazienblätter abfressen würde. Ein natürliches Beispiel für eine Söldnerarmee, meint Darwin.' 'Wir haben ihn in guter Stimmung vorgefunden. Er hat bewiesen, dass der Sonnentau sein Eiweiß aus Fleisch herbekommt.' 'Ich hab Dir doch von seinen Experimenten mit den kontinuierlichen Bewegungen der Keimblätter erzählt. Jetzt versucht er nachzuweisen, ob diese von einer Lichteinwirkung an der Spitze des jungen Blattes abhängen.' 'Darwin sprach über Affen, Idioten und Taubstumme. Ein Kleinkind, sagt er, bemerkt nur, dass eine Linse durchsichtig ist, ein Affe findet den Fokus.'"
Archiv: Spectator

Europa (Polen), 07.02.2009

Das Thema der Woche war in Polen der Runde Tisch, an dem die Solidarnosc vor zwanzig Jahren, im Februar 1989, die Verhandlungen mit den sozialistischen Machthabern aufnahm. In einer recht emotionalen Diskussion zum Thema fragt der Publizist Tomasz Merta nach dem Beginn dieses Prozesses: "Die einen sagen, es sei der Runde Tisch gewesen oder die Wahlen am 4. Juni; andere wiederum nennen die Entstehung der Mazowiecki-Regierung im September. Oder war es die Umbennung in 'Republik Polen' oder die Präsidentschaftswahlen 1990? Sollte ich eine Ausstellung zur Geschichte der Dritten Republik machen, würde ich die Streiks im August 1980 als Anfangsdatum festlegen. Es ist der Moment, in dem die soziale Energie zum Ausdruck kommt, eine Erinnerung, die verbindet, ein wirklicher Gründungsmoment. Deswegen kann der August 1980 zu einem solchen symbolischen Datum werden, und die Ereignisse von 1989, wenn auch wichtig und erinnerungswürdig, eher weniger." Der Runde Tisch sei aber der Moment gewesen - das wird in diesem Gespräch auch betont - , als die ehemaligen Dissidenten begannen, Politik zu betreiben. Der Ethos der frühen Solidarnosc, Politik mit moralischen Maßstäben zu fordern und zu betreiben, habe die Konfrontation mit den Realitäten der Machtausübung nicht überstanden.
Archiv: Europa

Clarin (Argentinien), 07.02.2009

Der uruguayische Schriftsteller Juan Carlos Onetti wäre am 1. Juli 2009 100 Jahre alt geworden. Mario Vargas Llosa hat aus diesem Anlass einen langen Essay zu Onettis Werk verfasst. Die spanische Ausgabe ist vor kurzem erschienen, die deutsche Übersetzung folgt im Mai. Im Interview mit Clarin findet Vargas Llosa "Onettis Welt unendlich traurig und demoralisierend - aber wenn man sieht, dass jemand so gut schreiben kann, möchte man meinen, so schlimm kann es um diese Welt eben doch nicht bestellt sein. Außerdem zeigt er, dass wir Menschen in der Literatur nicht bloß eine Entschädigung für all das erlittene Leid finden, sondern durch die Lektüre ungeheuer bereichert werden und die unglaublichsten Dinge erleben können."
Archiv: Clarin

MicroMega (Italien), 30.01.2009

Die Herrschaft Berlusconis ist absolut, die Linke liegt darnieder. Zu Recht, schäumt Andrea Scanzi. Zu weich, zu wurschtig, zu harmonisch, zu sehr Walter Veltroni sei die Linke. Einer der schlimmsten Veltronisten ist für Scanzi der Fernsehmoderator Fabio Fazio, der in diesem köstlichen Essay das Opfer einer ebenso leidenschaftlich-bedächtigen wie kultiviert-entfesselten Hinrichtung wird. Auf hiesige Verhältnisse übertragen ist der nette Fazio nämlich eine Mischung aus der Duzmaschine Waldemar Hartmann und dem Allesversteher Johannes Baptist Kerner. Scanzi bekreuzigt sich da beinahe. "Das Gesetz des 'Fabiofazio' ist das Nicht-Interview. Er stellt nicht die erste Frage, und auch nicht die zweite, er gibt sich mit einer philosophisch-intensiven Hinwendung zufriden. Er ist ein Interviewer ohne Interviews, ein Frager ohne Fragen, ein Plauderer ohne Gespräch. Ein so bizarres wie einträgliches Oymoron (...) Fabio Fazio ist kein Journalist, er ist ein Sakrament."
Archiv: MicroMega
Stichwörter: Hinrichtungen

La Croix (Frankreich), 04.02.2009

Mit der Chinareise der avantgardistischen Zeitschrift Tel Quel um Philippe Sollers und Roland Barthes geriet das Genre der von kommunistischen Regimes veranstalteten Autorenreise in seine postmoderne Spätphase. Barthes veröffentlichte später seine lauwarmen Notizen von der Reise in Le Monde und wurde von dem Sinologen Simon Leys für das Beschweigen der totalitären Schweinereien scharf attackiert. Nun werden Barthes' ebenfalls recht laue Tagebücher von der Reise veröffentlicht, und Leys setzt in der katholischen Zeitung La Croix nochmal nach: "In der letzten Nummer des Magazine litteraire behauptet Sollers, dass Barthes' Tagebücher eine einst von George Orwell gefeierte Tugend besäßen, den 'alltäglichen Anstand'. Mir scheint im Gegenteil, dass Barthes in dem, was er verschweigt, eine ganz außergewöhnliche Unanständigkeit an den Tag legt. Der Vergleich ist sowieso abwegig (der 'alltägliche Anstand' nach Orwell basiert auf Einfachheit, Ehrlichkeit und Mut. Barthes hatte sicherlich gute Eigenschafen, aber nicht diese). Angesichts der chinesischen Schriften Barthes' (und seiner Kumpel von Tel Quel) kommt mir ein anderes Orwell-Zitat in den Sinn: 'Man muss Teil der Intelligentsia sein, um derartige Dinge zu schreiben, ein gewöhnlicher Mensch wäre dazu nicht dumm genug.'"
Archiv: La Croix

Al Ahram Weekly (Ägypten), 05.02.2009

Gamal Nkrumah stellt das Programm der American University in Cairo Press vor, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ägyptische Literatur und Sachbücher ins Englische zu übersetzen und so bekannter zu machen. Nkrumah findet das verdächtig: "Die AUC Press beabsichtigt vielleicht nicht, ein trojanisches Pferd für den US-Imperialismus zu sein. Dennoch sickert der Neokolonialismus unweigerlich in ihre Aktivitäten hier in Ägypten ein, wie die Memoiren von Sadats Witwe und die ziemlich geschmacklose Kritik am heutigen Ägypten zeigt. Wer sucht denn die sogenannten 'Schätze' der ägyptischen Kultur aus, die exportiert werden sollen? Es sind Amerikaner und in Amerika ausgebildete Ägypter, die unweigerlich widerspiegeln, wie das liberale Amerika Ägypten sehen will".

Außerdem: Abdel-Moneim Said, Direktor des Al-Ahram Centre for Political and Strategic Studies, erklärt, warum die Muslimbrüder im Grunde ihres Herzens antiägyptisch sind.
Archiv: Al Ahram Weekly

Salon.eu.sk (Slowakei), 03.02.2009

Nach 1989 schwappten über die osteuropäischen Staaten zwei Wellen des Nationalismus, schreibt der ungarische Politikwissenschaftler Laszlo Lengyel in einem Artikel, den Salon ins Englische übersetzt hat. Jetzt könnte eine dritte Welle kommen, die ihm noch viel bedrohlicher erscheint. Denn zum ersten Mal sind es nicht die Arbeiter und kleinen Angestellen, die ihre Jobs verlieren, sondern "die Modernisierer, die Verfechter einer schnellen Europäisierung, führende Industrielle, Leute, die mit Schweizer Hypotheken Appartements gekauft haben (...) Dieses Mal sind es Bankangestellte, Autoingenieure, gut betuchte Eigentümer von Grundbesitz und respektierte Richter, die den ungarischen Stammesangehörigen, den echten Slowaken, den polnischen Aristokraten, den tschechischen Patrioten in sich entdecken werden. Jetzt können sie den Juden, den Zigeuner, den Polen, den Tschechen, die Slowaken, den Ungarn, den Europäer, den Amerikaner oder sonst jemanden als Sündenbock ansehen, der für ihr Schicksal, für den Vertrag von Trianon, für einfach alles verantwortlich ist. Es ist immer jemand anderes schuld. Es gibt keine Zukunft, aber wenn es eine gäbe, wäre es eine ungarische Zukunft. Oder eine tschechische. Oder eine polnische. Oder eine slowakische. Frohes 2009."
Archiv: Salon.eu.sk
Stichwörter: Sündenbock, Zigeuner

Nouvel Observateur (Frankreich), 05.02.2009

Unter der Überschrift "Bitterer Sieg" zieht der israelische Schriftsteller Abraham B. Yehoshua eine Bilanz des Gaza-Kriegs. Das Image Israels habe international zweifellos darunter gelitten und der offiziell nicht als Krieg, sondern als "militärische Operation" bezeichnete Konflikt habe keinen Sieg, sondern allenfalls "Linderung" gebracht. "Dass der israelische Einsatz im Prinzip legitim, obwohl de facto brachial ist, wird als solches vom Rest der Welt nicht so bewertet, unter anderem aus gerechtfertigte Wut über die Siedlungspolitik im Westjordanland. Ein unabhängiger Gazastreifen ist kein Gefängnis. Er verfügt an der ägyptischen Grenze theoretisch über eine Öffnung zur Außenwelt. (...) Ich bin absolut für die Öffnung von Checkpoints für Personen und Waren Richtung Israel, um die Waffenruhe im Gazastreifen endlich zu sichern. Selbst wenn die Hamas den Staat Israel nicht anerkennt, haben wir eine moralische Verpflichtung und ein politisches Interesse, den Bewohnern in Gaza zu erlauben, ihre Brüder im Westjordanland zu treffen und frei bei uns zu arbeiten und Handel zu treiben."
Stichwörter: Gaza-Krieg, Hamas, Gazastreifen

Guardian (UK), 07.02.2009

Im Guardian versucht Will Self sich auf einer 3-tägigen Wanderung als Alter Ego W.G. Sebalds zu imaginieren. Das klappt nicht ganz, aber er macht sich doch ein paar schöne Gedanken über Sebald. "Für mich ist das Lesen von Sebald wie das literarische Äquivalent zu dem berühmten Kameraschuss in "Der weiße Hai" - vorwärtsgehend, während man rauszoomt - als der Polizeichef Brody in den Terror einer Haiattacke gezogen wird. (Diese Technik wurde zum ersten Mal von Hitchcock in 'Vertigo' benutzt). Es ist anregend, sicher, aber wenn man es zu hinterfragen beginnt - und ich wünschte so sehr, ich hätte das nicht getan - fühlt man sich unweigerlich manipuliert."

Weitere Artikel: Sarah Crown unterhält sich mit dem Dichter Peter Porter über die Arbeit, die Liebe, den Tod: "There's a phrase in a poem called 'The Violin's Obstinacy' in 'Better than God' that captures it: 'the endlessness of almost ending'. The obsession is to keep going, but the means of keeping-going is threatening to stop." Victoria Glendinning bespricht fasziniert und begeistert die Liebesbriefe von Elizabeth Bowen an den kanadischen Diplomaten Charles Ritchie.

Auch Rachel Cooke zieht im Observer vernünftige Schuhe an und macht einen langen Spaziergang durch den Londoner Ortsteil Hackney, der 30 Prozent der Olympischen Spiele beherbergen soll. Sie wird begleitet von Iain Sinclar, der seit vierzig Jahren dort lebt und gerade ein Buch veröffentlicht hat, "Hackney, That Rose-Red Empire" (Leseprobe) das mit dem Slogan: 'Das Buch, das sie verbeiten wollten' wirbt. Tatsächlich hatte die Bibliothek von Hackney unter Berufung auf den Freedom of Information Act sich geweigert, ihn dort lesen zu lassen. Die Begründung: seine kritische Position zu den Olympischen Spielen. "Das Buch macht einen verrückt, aber die Anstrengung lohnt sich. Sinclair verfolgt die Spuren von Aufstieg und Fall des Bezirks, seine vielen Erscheinungsformen und seine Neuerfindungen. Durch seine schwankenden Gassen gingen Joseph Conrad und Orson Welles, Julie Christie und Tony Blair, sogar Astrid Proll, die Baader-Meinhof Kämpferin, die sich in Hackney versteckte, während sie halb Europa suchte. Hackney, stellt sich schnell heraus, ist ein Ort des Verschwindens. Und jetzt verschwindet der Ort selbst."
Archiv: Guardian