Natürlich hat man in Polen aufmerksam den "
Machtwechsel"
im Kreml verfolgt. Und alle fragen sich, welche Zukunft das neue Regime haben wird. Der
Putinkritiker Boris Nemzow winkt ab: "Die gegenwärtige Stabilität ist illusorisch. Fahren Sie mal in die Garnisonen - 150.000 Offiziere haben keine Wohnungen. Die U-Boote rosten ohne Mannschaften und Waffen vor sich hin; die Beziehungen zu den Nachbarn sind ruiniert - selbst Lukaschenko betrachtet Russland als Feind. Staatliche Institutionen sind fast inexistent, die Selbstverwaltung funktioniert nicht. Das einzig Stabile sind die Gas- und Ölpreise und niemand weiß, wie lange das anhält.
Stabilität ist ausschließlich ein schönes Bild des staatlichen Fernsehens. Und nichts mehr..." Wann die Russen ihr korruptes Regime satt haben werden, weiß Nemzow auch: 2020, behauptet er.
Das Milieu der Neuen Linken, assoziiert mit der
Krytyka Polityczna, hat den
Philosophen Stanislaw Brzozowski wiederentdeckt. Dass sein Werk von verschiedenen Seiten wiederholt vereinnahmt und kritisiert wurde, beweist die
Diskussion zwischen dem Chefredakteur der Krytyka Polityczna Slawomir Sierakowski (
mehr hier) und dem Literaturhistoriker Maciej Urbanowski. Während erster mit Brzozowski gegen die Liberal-Konservativen ankämpfen will, konstatiert Urbanowski: "Brzozowski wird immer dann aktuell, wenn ein
Bedarf für Aktivismus und Radikalismus besteht, weil man das Bestehende satt hat. (...) Für mich lehrt er uns vor allem, dass die Geschichte nicht von selbst entsteht, dass wir für sie verantwortlich sind; dass wir gegen diese verdammte polnische Schwäche ankämpfen müssen, die unsere Existenz in Frage stellt." (Mehr zu Brzozowski
hier und
hier)