Magazinrundschau
Wie man einen Raum betritt
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
29.03.2022. Die New York Times fragt, wie Putin möglich wurde und zitiert peinliche deutsche Diplomaten. Zensoren sind nicht einfach böse, schreibt Ariel Dorfman in der LRB - das Verhältnis von Zensierten und Zensierenden ist wesentlich komplizierter. In Cesky rozhlas erzählt die tschechische Autorin ukrainischer Herkunft Marie Iljaschenko, wie sich der Krieg aus Ferne für sie anfühlt. Für La Règle du Jeu interviewt Bill Clinton Bernard-Henri Lévy.
New York Review of Books (USA), 07.04.2022

Howard French liest in Padraic Scanlans "Slave Empire" und Sathnam Sangheras "Empireland" nach, wie grundlegend der Sklavenhandel für den modernen britischen Kapitalismus war. Wenn Wirtschaftshistoriker dies lange bestritten, dann, schreibt French, weil sie allein die direkten Profite aus dem Menschenhandel in Rechnung stellten, nicht jedoch die der Plantagenwirtschaft insgesamt.
New Yorker (USA), 04.04.2022

Magyar Narancs (Ungarn), 27.03.2022

Desk Russie (Frankreich), 25.03.2022
Putin hat im Jahr 2000 stehende Ovationen im Bundestag bekommen, nachdem er in Moskau - höchstwahrscheinlich - Wohnhäuser hat in die Luft gehen lassen, um sich hinterher als Held des Kriegs gegen den Terror feiern zu lassen. Er bekam 2006 die Ehrenlegion, nachdem er in Grosny Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat, ruft der ukrainische Autor Mykola Rjabtschuk in Erinnerung. Und er beherrschte die Diskurse: "Besonders demagogisch sind die Behauptungen, der Westen habe die postsowjetischen Republiken, insbesondere die Ukraine, in die NATO und die EU "gelockt". Die Wahrheit ist, dass der Westen diesen Ländern noch weniger Hoffnung auf eine mögliche Mitgliedschaft machte, als er es ursprünglich gegenüber Polen, Ungarn und anderen postkommunistischen Staaten in Osteuropa getan hatte. Und der wichtigste, wenn nicht einzige Grund für diese Zurückhaltung war, Moskau zu gefallen, seine geopolitischen Ansprüche auf eine 'Einflusssphäre' und seine veralteten imperialistischen Gefühle stillschweigend zu bestärken."
La regle du jeu (Frankreich), 25.03.2022

Gentlemen's Quarterly (USA), 22.03.2022

Cesky rozhlas (Tschechien), 25.03.2022

New York Times (USA), 28.03.2022

Die Oscars haben nicht erst durch die Entgleisung bei ihrer Verleihung am Sonntag ihre Relevanz verloren, das Hollywood-Kino befindet sich schon seit Jahren im Niedergang. Bereits vor der peinlichen Oscar-Nacht schrieb Ross Douthat: "Statt Filme für Erwachsene zu produzieren, bediente die Traumfabrik nur noch die Bedürfnisse von Teenagern: "Die Globalisierung erweiterte den Markt für Hollywood Produktionen, doch das globale Publikum erforderte einen schlichteren Erzählstil, der besser zwischen Sprachen und Kulturen übertragbar war, mit weniger Komplexität, Eigenheiten und kulturellen Spezifika. Das Internet, der Laptop und das Iphone personalisierten die Unterhaltung und machten sie unmittelbar verfügbar, auf eine Weise, die gleichfalls Hollywoods potentielles Publikum erweiterte, aber die Menschen auch an kleinere Bildschirme gewöhnte, an privates und unterbrochenes Schauen, das Gegenteil vom gemeinschaftlichen Kino. Spezialeffekte eröffneten spektakuläre (wenn auch manchmal antiseptisch wirkende) Blick und machten es möglich, Geschichten zu verfilmen, die lange nicht für die große Leinwand tauglich waren. Die Kassenschlager, die mehr noch als ihre Vorgänger der 1980er Jahre auf Effekte zielten, bestärkten eine Fan-Kultur, die den Studios ein kalkulierbares Publikum einbrachten, allerdings zu dem Preis, dass traditionelle Aspekte des Kinos der Jedi-Religion oder dem Marvel-Kult untergeordnet wurden. All diese Verschiebungen begünstigten und wurden begünstigt durch eine weitgreifende 'Verteenagerung' der westlichen Kultur, die Ausweitung des Geschmacks und der Unterhaltungsgewohnheiten der Jugendlichen auf all das, was man heute unter Erwachsensein versteht."
1 Kommentar