Magazinrundschau
Direkt an die chinesische Polizei
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
01.06.2021. Osteuropa erinnert an die zehntausenden Belarussen, die immer noch fürchten müssen, wegen einer Demonstration in einem Straflager zu landen. Die Public Domain Review erinnert an das Massaker von Tulsa. Der Philosoph Jens Soentgen erkundet für den Merkur das Braunkohlerevier von Hambach. Tablet beschreibt den Streit in Frankreich um den Islamismus als Streit zwischen Gilles Kepel und Olivier Roy. Fast Company erinnert an Lois Lew, die als vielleicht einziger Mensch der Welt in Echtzeit die chinesische Schreibmaschine von IMB beherrschte. Der New Yorker schickt eine Reportage über den Kobaltabbau im Kongo.
Osteuropa (Deutschland), 17.03.2021

Public Domain Review (UK), 27.05.2021

Heute vor hundert Jahren brannte ein von den Behörden zum Teil noch angeheizter und mit Waffen ausgestatteter Mob das wirtschaftlich prosperierende Geschäftsviertel der afroamerikanischen Bevölkerung von Tulsa, Oklahoma, bis auf die Grundmauern nieder, nachdem ein junger Schwarzer und ein junge weiße Frau unter ungeklärten Umständen aneinander geraten waren. Selbst aus der Luft erfolgten Angriffe. Wer die Fotos von damals sieht, die eher an den Ersten Weltkrieg denken lassen, kann es nicht fassen, dass dieses seinerzeit in der Presse als "Negeraufstand" hingestellte Ereignis jahrzehntelang mehr oder weniger totgeschwiegen wurde und erst in den letzten Jahren in die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit gerückt ist. Karlos K. Hill hat einen Band mit Fotografien von damals herausgegeben und berichtet davon, dass im Gegensatz zu vielen anderen Gewaltausbrüchen der damaligen Zeit erstaunlich viele fotografische Zeugnisse aus Tulsa erhalten geblieben sind: Dies liegt auch daran, dass "viele weiße Teilnehmer das Bedürfnis hatten, gegenüber anderen Weißen ihren Anteil an der gewalttätigen Zerstörung des Greenwood-Viertels visuell darzustellen und mit ihnen zu teilen. Von den über 500 Fotografien, die ich mir angesehen habe, lassen sich lediglich das halbe Dutzend Bilder des Fotografen Reverend Jacob H. Hooker, selbst ein Überlebender des Massakers, einer schwarzen Person zuordnen. ... Die Emsigkeit, mit der Weiße aus Tulsa die Zerstörung dieser Community fotografierten, spiegelt die Lynchkultur der Jahrhundertwende wieder, in der Fotografie eine zentrale Rolle spielte. ... Bildunterschriften wie 'Wir vertreiben die Neger aus Tulsa', 'Klein-Afrika in Flammen' und 'Zusammengetrieben im Kongresszentrum' verweisen auf dieses kulturelle Ethos. Fotos des Massakers wurden als Souvenirs wertgeschätzt, die es den Urhebern erlaubten, sich in ein triumphalistisches Narrativ einzuschreiben. Dies trifft insbesondere auch auf jene Bilder zu, die später als Postkarten verkauft wurden, was jenen, die sie kauften und verschickten, aber auch den Adressaten, die sie betrachteten, gestattete, an diesem Triumph teilzuhaben."
Magyar Narancs (Ungarn), 26.05.2021

Merkur (Deutschland), 01.06.2021

Intercept (USA), 25.05.2021

La vie des idees (Frankreich), 18.05.2021

Tablet (USA), 25.05.2021

Fast Company (USA), 17.05.2021

Aktualne (Tschechien), 02.06.2021

Elet es Irodalom (Ungarn), 28.05.2021

New Yorker (USA), 31.05.2021

Außerdem: Kelefa Sanneh fragt, wie Bürgerrechte mithilfe der Justiz plötzlich die Politik bestimmen konnten. Andrew Marantz überlegt, was nach der "neoliberalen" Ära kommt und sieht nur zwei Optionen: Die "faschistische" Rechte oder die "progressive" Linke. Dan Chiasson stellt die Bolinas Poeten aus Kalifornien vor.
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