Magazinrundschau
Die gefesselte Schönheit
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
New York Review of Books (USA), 09.04.2020

Coco Fusco stellt zwei kubanische Romane vor, die zeigen, wie sehr sich das Leben auf Kuba in den letzten zwanzig Jahren verändert hat, nicht zuletzt wegen der digitalen Technologien, die auch dazu beigetragen haben, die alten Antagonismen zwischen linken Revolutionären und ihren hartleibigen Gegnern aufzulösen. Heute lässt sich niemand mehr vorschreiben, was er auf Facebook, Youtube oder Whatsapp zu sagen hat: "Zwei im vergangenen Jahr veröffentlichte Romane, Carlos Manuel Álvarez' 'The Fallen' und Enrique Del Riscos 'Turcos en la niebla' (Die Orientierungslosen), sind Beispiele für diese Entschlossenheit. 'The Fallen' wurde von Frank Wynne mit großer Präzision ins Englische übersetzt. Del Riscos Roman ist noch nicht übersetzt, aber er sollte es sein, wenn auch nur, um Kubaphile, die kein Spanisch sprechen, dazu zu ermutigen, nicht mehr von Che Guevara und Fidel zu fantasieren und zur Kenntnis zu nehmen, wie die gegenwärtige amerikanische und kubanische Politik das Leben der Kubaner prägt. Diese Schriftsteller sind nicht nur kritisch gegenüber ihren Ältesten und der Welt, die sie geschaffen haben, sondern blicken auch ziemlich ironisch auf die scheinheilige Haltung der Gegner der kubanischen Regierung und die verwirrende Selbstgefälligkeit ihrer Landsleute. Obwohl beide Autoren das Gefühl vermitteln, dass die Revolution gescheitert ist, halten sie sich nicht mit Ursachenforschung oder Schuldzuweisungen auf, sondern widmen sich den Mühen und Selbsttäuschungen der einfachen Kubaner."
Außerdem in der NYRB: Anne Enright, Madeleine Schwartz, Joshua Hunt, Anna Badkhen, Lauren Groff und andere Autoren berichten in kurzen Briefen von ihren Erfahrungen mit der Pandemie. Fintan O'Toole nutzt Bernie Sanders' Memoiren zu einem umfassenden Porträt des Politikers. Janet Malcolm verliert sich in einem Foto, das Erinnerungen an eine frühe Liebe wachruft. Luc Sante liest Essays von Glenn O'Brien. Und Ethan Bronner liest zwei Bücher zum Stand der Beziehungen zwischen amerikanischen und israelischen Juden.
La vie des idees (Frankreich), 19.03.2020

The Atlantic (USA), 31.03.2020

Weiteres: Rachel Monroe untersucht den Mord an einem Rancher aus Colorado. Jordan Kisner fragt sich, warum Reiki eigentlich funktioniert. Judith Shulevitz liest den letzten Band von Hilary Mantels Tudor-Trilogie. Und Terrence Rafferty sah im Kino Hirokazu Kore-edas Film "Die Wahrheit".
Clarin (Argentinien), 22.03.2020

New Yorker (USA), 30.03.2020

Außerdem: Adam Gopnik und Philip Montgomery berichten, wie New York dem Virus entgegentritt. Jill Lepore liest Epidemie-Literatur und stellt fest: Die Bedrohung ist nicht so sehr der Verlust von Menschenleben, aber der Verlust dessen, was uns zu Menschen macht. Peter Hessler schickt einen Brief aus der Quarantäne in China. Der Comickünstler Chris Ware zeichnet ein "pandemic special". Casey Cep erklärt, wie die Mormonen unter Joseph Smith die Demokratie herausforderten. Und Leo Robson liest Anna Kavan.
Times Literary Supplement (UK), 20.03.2020
Der seit Jahrzehnten in Italien lebende Schriftsteller Tim Parks lässt die vergangenen Wochen der Corono-Krise in Italien Revue passieren und erinnert auch an die Tage, als Mailand noch vor Wut über die Maßnahmen der Regierung schäumte. Dabei gab es erst 143 Fälle in Italien, als Rom den Norden dichtmachte. Kein Aperitivo mehr in Mailand? In der Welthauptstadt des Aperitivs? "Was wird uns die Zukunft bringen? Nun ja, man lernt, sich zu benehmen, wenn es zu spät ist. Sogar die Italiener können aufhören, sich die Hände zu schütteln, zu umarmen und zu küssen. Sie können sich ordentlich anstellen und ihre Hände obsessiv waschen. Überraschender noch: Italienische Politiker haben bewiesen, dass sie aufhören können zu diskutieren und stattdessen handeln. Sie waren bemerkenswert entschieden, vielleicht bereitete es ihnen sogar Befriedigung, sich einem Drama zu stellen, das sie zusammenbringt und das ihnen erlaubt, die ökonomischen Mahner in Brüssel zur Hölle zu schicken. Sie werden ausgeben, was es braucht, um das Land da durchzubringen. Ein neues Bewusstsein für Verantwortung liegt in der Luft. Vielleicht auch der Hauch von einem wiederbelebten Nationalgefühl."
Wired (USA), 19.03.2020

Longreads (USA), 18.03.2020

New York Times (USA), 22.03.2020
