Magazinrundschau
Definitiv eine Pause
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
28.07.2015. Computer und das Netz entwickeln sich kaum noch weiter. 2045, ja selbst 2060 wird nicht viel anders aussehen als 2015, behaupten John Markoff in Edge und Maciej Cegłowski in seinem Blog Idle Words. Dafür stellt die Gentechnologie gerade unser Leben auf dem Kopf, behauptet Wired und fordert Regeln für Biologen. In der New York Review of Books fragt ein sich als Anonymus tarnender Politiker angesichts von Isis: Was haben wir übersehen? Im Guardian entgegnet Pankaj Mishra: Dass Geld alle Ideale zerstört? Die New York Times schildert die bedrückende Lage der Christen im Nahen Osten. Außerdem gibt es zwei große Mathematikerporträts: von Terry Tao in der NYT und von John Horton Conway im Guardian.
Edge.org (USA), 16.07.2015

Idle Words (USA), 28.07.2015

Wired (USA), 22.07.2015

Man macht sich ja in Zeiten von GoogleMaps und Smartphones keinen Begriff mehr davon, mit welch kräftezehrenden Aufwand es insbesondere im Kalten Krieg verbunden war, detaillierte Karten von der Welt zu erstellen. Eine Ahnung davon vermittelt Greg Miller mit einer großen Reportage über das Phänomen der (verhältnismäßig) hochauflösenden Sowjet-Karten, mit denen die Sowjetunion einst ihr eigenes und ihr erhofftes zukünftiges Gebiet jenseits des Eisernen Vorhangs kartografiert hat: Mehrere Millionen durften erstellt worden sein, die, als einstiges Militärgeheimnis, beim Zusammenbruch der UdSSR von geschäftstüchtigen Offiziere kiloweise verscherbelt wurden und nun im Liebhaber-Handel kursieren. Sie sind erstaunlich kleinteilig, gerade auch, was amerikanische und europäische Städte betrifft. "Vermerkt sind auch Fakten wie die exakte Angabe von Straßenbreiten, die Belastbarkeit von Brücken und die verschiedenen Arten von Fabriken. Jene Sorte von Hinweisen also, die nützlich sind, wenn man eine Panzerinvasion plant..." Mehr zu sowjetischen Karten auf dieser Website.
Ceska pozice (Tschechien), 25.07.2015

New York Review of Books (USA), 13.08.2015

Außerdem online: Amartya Sen erzählt von seinem Streit mit der indischen Regierung um die Neugründung der uralten Nalanda Universität im bitterarmen Bundesstaat Bihar.
Guardian (UK), 27.07.2015

Außerdem porträtiert Siobhan Roberts John Horton Conway als den Magier unter den Mathematikern. Andrew Rice rekonstruiert die absurden Pläne zum Sturz von Gambias Diktator Yahya Jammeh. Und David Shariatmadari porträtiert den Psychologen Daniel Kahneman, der Selbstüberschätzung für den größten Fehler der Menschheit hält.
La vie des idees (Frankreich), 24.07.2015

Open Democracy (UK), 20.07.2015

Außerdem: Denys Gorbach beschreibt die völlig zersplitterte und zerstrittene linke Szene in der Ukraine.
Times Literary Supplement (UK), 27.07.2015

New York Times (USA), 26.07.2015

In einem kleinen Essay denkt der pakistanische Autor Mohammed Hanif über das gewandelte Verhältnis des Islam zu Hunden nach: "Als Teenager in unserem Dorf in Zentralpunjab sah ich unseren lokalen Imam und Vorbeter mit seinem russischen Pudel spielen. Seine Enkel, die ihn im Sommer besuchten, hatten ihn mitgebracht und dagelassen. Ich sah den Imam mit dem Pudel auf der Straße, wie er ihn tätschelte und knuddelte. Sein langer, schneeweißer Bart und die glänzenden Locken des Pudels berührten sich manchmal. In fast zehn Jahren Frömmigkeit, in der ich hinter ihm betete, erlebte ich nie, dass ihn jemand wegen seines physischen Kontakts mit einem Hund kritisierte. Vielleicht war das die Autorität des Imam. Vielleicht sah der Hund sauberer aus als einige von uns ländlichen Gläubigen. Vieleicht dachten die Leute, ein Mann der so alt und fromm war, wisse, was er tue. Heute, wenn jemand in seiner Position versuchen würde, öffentlich einen Hund zu knuddeln, würde er ganz sicher seinen Status als Imam verlieren, wenn nicht sogar seinen Kopf."
Außerdem: Gareth Cook stellt den vielleicht bedeutendsten Mathematiker unserer Zeit vor, der, sehr zeitgemäß, auch ein begnadeter Networker ist: Terry Tao. Und Bruce Weber schreibt den Nachruf auf E. L. Doctorow; der große Zeitreisende starb vergangenen Dienstag 84-jährig in New York.
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