Magazinrundschau
Harvey explodierte
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
26.02.2013. In The Brooklyn Rail erzählt der Animationsfilmer Ralph Bakshi, warum er Glück hatte, arm aufzuwachsen. Die NYT erklärt, warum wir Zucker, Salz und Fett nicht widerstehen können. Genau darum muss der Staat uns vor uns selbst schützen, lernt die NYRB. Und The Atlantic sammelt schon mal die Daten, die beweisen, wie sehr wir beim Essen gesündigt haben. Im New Statesman singt Jeannette Winterson ein Loblied auf den kreativen androgynen Geist. Im Guardian erzählt Aleksandar Hemon, warum er als Erwachsener seine ästhetischen Prinzipien revidieren musste. Und in El Pais erklärt Sergio Alvarez, warum der magische Realismus nicht mehr zeitgemäß ist.
Brooklyn Rail (USA), 25.02.2013

Wie sich diese urbane Melange in seinen Filmen niederschlug, vermittelt diese Szenencollage aus "Fritz the Cat":
Elet es Irodalom (Ungarn), 22.02.2013

The Atlantic (USA), 01.03.2013

Außerdem: Graeme Wood erzählt, wie Ethnologen große Firmen mit Konsumentendaten versorgen. Emily Bazelon erzählt, wie Experten von Facebook, vom MIT und von Anonymous jeder auf ihre Art versuchen, Internet-Bullies zu stoppen (in dem Zusammenhang lesenswert ist auch die Geschichte von Adalia Rose Williams, einer 6-Jährigen, die unter Progarie leidet - vorschnelles Altern - und die, seit sie in einem Video zu "Ice Ice Baby" tanzte, Licht- und Schattenseiten des Internetruhms erfuhr). Christopher Orr beklagt den Niedergang der romantischen Komödie im Film. Großes Lob von Benjamin Schwarz für Karl Schlögels Buch über Moskau 1937, das zu den "spannendsten Werken der Wissenschaft und der historischen Vorstellungskraft gehört, das ich seit Jahren gelesen habe". Und eine Kurzkritik empfiehlt "The Master of us all", Mary Blumes Biografie über Cristobal Balenciaga, als eine der "intelligentesten Biografien, die je über einen Modedesigner geschrieben wurden".
Guardian (UK), 23.02.2013

Weiteres: Andy Beckett findet in David McKnights Murdoch-Biografie Anzeichen dafür, dass der australische Medienmogul vielleicht doch nicht allmächtig ist. Ian Thomson trommelt für die Pasolini-Retrospektive im Londoner BFI und verzeiht dem Großmeister auch seine späten Ausfälle gegen die Moderne. Nicholas Wroe porträtiert Javier Marias.
El Pais (Spanien), 21.02.2013

Vanity Fair (USA), 15.02.2013

Außerdem erfahren wir, warum Tarantinos Jubel über seinen ersten Drehbuch-Oscar seinerzeit von einer Schwarzblende überdeckt war. Sein mitausgezeichneter Co-Autor Roger Avary rächte sich damit für Tarantinos Streiche: "Ich hatte dem Kameramann 500 Kröten zugesteckt, damit er die Kamera [im entscheidenden Moment] ausschaltet." Der Scherz ist gelungen, wie man sieht:
Economist (UK), 23.02.2013

Die Umsätze der Filmindustrie wachsen zwar, doch sie wachsen im Vergleich zu anderen Unterhaltungsformen zu langsam, warnt der Economist: Längst schon nehmen Fernsehproduktionen einen größeren, vor allem aber einen für die Bilanz wesentlich verlässlicheren Anteil in den Kalkulationen der großen Studios ein. Zudem steigen die Kosten: "Der Wechsel von analogem zu digitalem Film gestattet perfektionistischen Regisseuren mehr Takes, die sie im Nachhinein bearbeiten können. Produktion und Schnitt dauern dadurch kostenempfindlich länger. Zudem produzieren die Studios mehr 'Zeltstangenfilme': Große Titel, die das niedere Segment der Produktionen tragen. Um ein globales Publikum zu erreichen, verlassen sich diese wiederum eher auf teure Spezialeffekte als auf ein ansprechendes Skript. ... Doch legen teure Filme eine Bruchlandung hin, sind die Verluste angsteinflößend. Disney hat nach dem Flop eines einzigen Films, 'John Carter', ein verwirrendes Sci-Fi-Abenteuer, 160 Millionen in den Sand gesetzt."
Außerdem fragt sich der Economist, warum sich die NASA, die doch ohnehin seit Jahren abwickelbar sei und nur noch bestehe, um Steuergelder abzugreifen, sich nicht mal nützlich macht und ein Asteroidenabwehrnetz konstruiert.
New Yorker (USA), 11.02.2013

New Statesman (UK), 25.02.2013

So ein "grandioser Verteidiger der Werte der Aufklärung, des Säkularismus und Internationalismus" würde der britischen Linken zur Ehre gereichen, meint George Eaton, kann aber nach der Attacke "The Trial of Christopher Hitchens" des Hamas-Unterstützers Richard Seymour gut verstehen, warum Hitchens mit dieser nichts mehr zu tun haben wollte. Und Richard Holloway findet in John Grays neuem Buch "The Silence of Animals" einen Schatten von Hoffnung für die Menschheit: "gottloser Mystizismus" kann uns zwar nicht retten, aber helfen, eine Art "kontemplative Dankbarkeit für das einzige Leben zu entwickeln, das wir haben".
Al Ahram Weekly (Ägypten), 19.02.2013

New York Times (USA), 26.02.2013

Wer sich für die fast schon diabolischen Fähigkeiten von Chemikern in der Nahrungsmittelindustrie interessiert, sei auch auf diesen Auszug aus Eric Schlossers "Fast Food Nation" hingewiesen, den Atlantic Monthly 2001 unter dem Titel "Why McDonald's fries taste so good" veröffentlichte.
Außerdem: In der Sunday Book Review bespricht Joshua Hammer Christa Wolfs Roman "Stadt der Engel".
New York Review of Books (USA), 07.03.2013

In diesem Frühjahr entscheidet der Oberste Gerichtshof in den USA, ob die Myriad Genetics Corporation DNA patentieren lassen kann, die sie von den zwei menschlichen Genen BRCA1 und BRCA2 isoliert hat. Diese beiden Gene erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt, beträchtlich. Mit der Patentierung, berichtet Daniel J. Kevles, könnte Myriad jede Erforschung dieser Gene außerhalb der eigenen Firma verhindern: "Die Patente von Myriad sind weitreichend, sie umfassen sowohl beschädigte als auch normale Versionen jeder islolierten Form von BRCA-DNA sowie all ihre Mutationen und inneren Veränderungen, einschließlich derer, die bisher noch unbekannt sind - implizit für das BRCA1-Gen und explizit für das BRCA2-Gen. Die Patente erfassen jeden vorstellbaren Gebrauch der drei Typen von DNA für Diagnose, Therapie, Medikamentenforschung und der Indentifizierung anderer Krebsarten, an denen eines der Gene beteiligt ist. Die Patente würden Myriad praktisch den alleinigen Zugang zu Forschung und Diagnose an der Wirkungsweise von BRCA1- und BRCA2-Genen sichern, denn Forschung und Diagnose setzen meist Analysen und Manipulationen der isolierten DNA voraus. Indem Myriad die Macht nutzt, die in der Exklusivität der Patente liegt, behält es sich jede diagnostische Analyse der ihr bekannten DNA eines Patienten vor."
Weitere Artikel: Ian Frazier stellt ein hochinteressantes Buch des indischen Fotografen und Aktivisten Subhankar Banerjee über den Klimawandel in der Arktis vor: "Arctic Voices: Resistance at the Tipping Point", versammelt Stimmen von 37 Autoren, die er kompiliert und mit seinen Kommentaren versehen hat. Michael Lewis bespricht John Lanchesters Roman "Kapital" (man erfährt dabei, dass London in den frühen 80ern so lethargisch wie Berlin gewesen sein muss)
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