Magazinrundschau
Das Kulturerbe der Muppets
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
08.11.2011. Eltern können sich ändern, sogar, wenn sie irisch-katholisch sind, erzählt Anne Enright in der Montreal Gazette. Im Iran redet man, um zu schweigen, erklärt Amir Hassan Cheheltan in Guernica. Das TLS liest, wie sich Samuel Beckett gegen James Joyce behauptete. 1000 Belgier schaffen mehr als eine Regierung, behauptet das Manifest des G1000. "Das System gefällt uns nicht!" ruft Magyar Narancs.
Montreal Gazette (Kanada), 07.11.2011

Guernica (USA), 01.11.2011

Iraj Isaac Rahmim, Schriftsteller und amerikanischer Jude iranischer Abstammung, hat seine Geburtsstadt Teheran besucht, wo er erst einen Besuch im leicht surrealen Museum für moderne Kunst macht und dann von einem vermeintlichen Bassidschi verfolgt wird. Bei der Gelegenheit erfahren wir, dass der schiitische Humor kein Stück prüder ist als der jüdische: "Eins der Dinge, die ich an den Iranern am meisten liebe, ist ihre kreative und dem Ereignis angemessene Art zu fluchen. Einmal saß ich in einem Taxi, das von einem privaten Auto geschnitten wurde - ein Anschlag auf die Männlichkeit jedes Teheraner Cabbies. Mein Taxifahrer reihte sich neben dem Auto ein, kurbelte die Scheibe herunter, bedeutete dem anderen Fahrer dasselbe zu tun und rief: 'Möge Gott deine Schwester ficken, denn ich habe dazu heute keine Zeit.'"
Eurozine (Österreich), 02.11.2011

Magyar Narancs (Ungarn), 27.10.2011

HVG (Ungarn), 29.10.2011

Wired (USA), 01.11.2011

Jonathan Keats plädiert für eine (bereits erfolglos beantragte) Aufnahme der Wikipedia ins Unesco Weltkulturerbe - und mokiert sich zugleich über die mangelnde Flexibiliät der Kulturstandswahrer im digitalen Zeitalter. Michael Wolff poträtiert den in den USA argwöhnisch beäugten Russen Yuri Milner, der im Silicon Valley einen beispiellosen Aufstieg vom Maccaroni- zum umtriebigsten Social-Media-Investor hingelegt hat und mittlerweile auch das teuerste Wohnhaus der USA bewohnt. Und Andrew Goldman fragt sich, ob ausgerechnet der Schauspieler Jason Segel, bestens geschult im schlüpfrigen bis fäkalen Jungshumor der Judd-Apatow-Schule, der richtige Mann dafür ist, das im Kino zuletzt kaum mehr präsente Kulturerbe der Muppets mit einem neuen Film wiederzubeleben (aber gewiss doch, sagen wir!).
Times Literary Supplement (UK), 04.11.2011
Einen einzigen "embarras de richesse" nennt Alan Jenkins den zweiten Band der Briefe von Samuel Beckett, durch den er sich mit höchster philologischer Gewissenhaftigkeit arbeitet. Erfahren hat er dabei zum Beispiel, wie Beckett James Joyce das Feld streitig machen wollte: "Über Joyce sagte Beckett: 'Je mehr Joyce wusste, umso mehr konnte er.' Von diesem Ideal der Kunst als Allwissenheit, höchster Fertigkeit und Überfülle wandte sich Beckett einer Kunst der, wie Beckett es nannte, Ignoranz und Inkompetenz zu, der Kunst 'des Nicht-Wissers, des Nicht-Könners'."
Bloomberg Businessweek (USA), 03.11.2011

Außerdem in dieser immer lesenswerten Wirtschaftszeitung: David Kamp schickt eine Reportage aus dem italienischen Prato, einer 190.000-Einwohner-Stadt, in der 40.000 Chinesen illegal in Sweatshops arbeiten. Und die interessante Frage, die Kamp dabei stellt: Wird sich etwas an den europäisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen ändern, wenn China die Staatsanleihen der europäischen Länder aufkauft?
Telerama (Frankreich), 03.11.2011

New York Review of Books (USA), 24.11.2011

Cathleen Schine schreibt über Joan Didions Buch "Blue Nights" über den Tod ihrer Tochter: "Das Buch ist geprägt von unermesslicher, unerbittlicher Verzweiflung."
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