Magazinrundschau
Raten Sie, wer Polen war?
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27.01.2009. Elet es Irodalom beklagt die Feigheit des ungarischen Theaters. Wired zeichnet nach, warum Googles Deal mit Yahoo scheiterte. In Spiked beschreibt der Soziologe Frank Furedi den wachsenden Antisemitismus in Europa. In Salon.eu.sk rühmt der Soziologe Zygmunt Bauman Europas Fähigkeit, den Fremden als einen Gleichen zu behandeln. Im Hungarian Quarterly besingen die Ungarn Daisy Bell. Im Nouvel Obs wollen Bahgat Elnadi und Adel Rifaat den Koran denken, nicht ihn psalmodieren. Die New York Review of Books fürchtet sich vor Google, dem bald größten Buchunternehmen der Welt.
Elet es Irodalom (Ungarn), 16.01.2009

Wired (USA), 17.02.2009

Die Geschichte hat noch einen zweiten Strang, den Thompson und Vogelstein am Rande erwähnen: An der Kampagne gegen Google hatte sich auch der Telekommunikationskonzern AT&T beteiligt. Er klagt Google außerdem an, mit seiner Datenschnüffelei die Privatspäre zu verletzen, die dem Konzern so sehr am Herzen liegt, dass er sie gerne vor gefährlichen Informationen bewahrt. AT&T ist ein mächtiger Gegner der Netzneutralität (gleich schneller Internetzugang für alle) und ein großer Verfechter des Zweiklassen-Internets (schnelle Datenübertragung für extra zahlende Kunden, langsame Datenübertragung für die nichtzahlenden, d.h. Privathaushalte und kleine Firmen, mehr dazu auf EU-Ebene hier). Google war lange - schon aus purem Eigennutz - ein gleichmächtiger Befürworter der Netzneutralität, scheint inzwischen aber dem Druck nachzugeben, wie das Wall Street Journal kürzlich berichtete.
Weitere Artikel: Brendan I. Koerner erzählt vom Versuch eines Vaters, den genetischen Code seiner Tochter zu entschlüsseln, die an einer seltenen, bislang nicht heilbaren Krankheit leidet. Daniel Roth beschreibt, welche Gefühle das Foltern von Elmo bei ihm auslöst.
London Review of Books (UK), 29.01.2009

Außerdem gibt es ein Online-Only-Spezial zum Gaza-Krieg. Es schreiben unter anderem Tariq Ali, Michael Wood und Alastaire Crooke. Durchweg wird die israelische Seite scharf verurteilt.
Weitere Artikel: Colm Toibin bespricht Sheila Rowbothams Biografie des schwulen sozialistischen Autors Edward Carpenters, Peter Campbell hat die Ausstellung "Darwin Big Idea" im Londoner Natural History Museum besucht. Paul Myerscough liefert einen Erfahrungsbericht vom Pokern. John Lanchester schreibt zur Woolworths-Pleite.
spiked (UK), 26.01.2009
Wir haben schon in der Feuilletonrundschau darauf hingewiesen: Der Soziologe Frank Furedi beschreibt in Spiked in einem ausführlichen Artikel den wachsenden Antisemitismus in Europa. Er zählt schockierende Beispiele auf - aus Frankreich, Deutschland, England, Italien, den Niederlanden, Spanien und Dänemark. In den Niederlanden forderte der Abgeordnete der Sozialistischen Partei Harry Van Bommel auf einer Demonstration "eine neue Intifada gegen Israel", während "Demonstranten 'Hamas, Hamas, all Jews to the gas' und ähnliche antijüdische Slogans skandierten. Viele Leute, die es besser wissen sollten, schweigen, wenn sie Slogans wie 'Kill the Jews' oder 'Jews to the oven' bei Anti-Israel-Demonstrationen hören. Bei jüngsten Protesten in London provozierten solche Slogans kaum Reaktionen bei Leuten, die sich sonst als progressive Antirassisten bezeichnen - sie schienen auch nicht entsetzt zu sein vom Anblick eines Mannes, der sich mit einer 'jüdischen Maske' samt krummer Nase wie die rassistische Karikatur eines Juden verkleidet hatte, während er so tat, als würde er blutige Babys verspeisen." (Axel Feuerherd beschrieb kürzlich in der Jungle World ähnliche Demos in Deutschland.) In Dänemark forderten Lehrer, dass in ihren Schulen keine jüdischen Kinder eingeschrieben werden sollten. "Es begann letzte Woche, als Olav Nielsen, Direktor der Humlehave Schule in Odense, öffentlich erklärte, dass er "sich weigere, dem Wunsch jüdischer Eltern nachzukommen, die ihre Kinder in seiner Schule anmelden wollen, weil das Spannungen unter den muslimischen Kindern hervorrufen würde. Andere Direktoren schlossen sich an mit der Begründung, die Sicherheit der Kinder gehe vor. Was auch immer ihre Intention war, diese Pädagogen senden die kraftvolle Botschaft aus, dass im Interesse der 'Gesundheit und Sicherheit' die Ghettoisierung jüdischer Kinder eine akzeptable und sogar vernünftige Idee sei."
Salon.eu.sk (Slowakei), 21.01.2009

Economist (UK), 26.01.2009

Besprochen wird daneben unter anderem eine Biografie (Website) des Nicht-Physikern auch von Dietmar Dath her bekannten Physikers Paul Dirac. In einem weiteren Artikel geht es um neue Öko-Filme beim Sundance-Festival. Und hier der aktuelle Stand im Big-Mac-Index, der den Wert von Währungen am Burger misst.
Hungarian Quarterly (Ungarn), 25.01.2009

Guardian (UK), 24.01.2009

Gazeta Wyborcza (Polen), 24.01.2009

Nouvel Observateur (Frankreich), 22.01.2009

Außerdem: In einem weiteren Interview spricht der französische Historiker für zeitgenössische arabische Geschichte Henry Laurens über die Aktualität des Anti-Imperialismus; dabei geht er unter anderem auf die Vergleichbarkeit des römischen und zeitgenössischen amerikanischen Imperialismus ein und erklärt, weshalb der Dschihad keine antiimperialistische Bewegung sein kann. Besprochen wird das Buch "Une histoire des haines d'ecrivains" von Anne Boquel et Etienne Kern, worin es um die Gemeinheiten geht, mit denen sich Schriftsteller des 19. Jahrhunderts von Chateaubriand bis Proust gegenseitig überzogen (Flammarion). Sie sind empörend. Ein Beispiel: Barbey d'Aurevilly sagte über Prosper Merimee: "Er hat zwar die Beine eines Pfaus, aber nicht den Schwanz."
Outlook India (Indien), 02.02.2009

La vie des idees (Frankreich), 20.01.2009
In einem sehr differenzierten Gespräch stellt der französische Historiker und Amerikanist Pap Ndiaye sein Buch "La Condition noire - Essai sur une minorite francaise" (Calmann-Levy) vor. Darin geht es um Schwarzsein als soziale Erfahrung im Allgemeinen und in der französischen Gesellschaft im Besonderen. Ndiayes Kernanliegen: "Es erschiene mir nicht unbedingt vernünftig zu erwarten, dass die schwarze Hautfarbe völlig verschwindet (obwohl man natürlich auch von einer reinen Mischlingsgesellschaft träumen kann) oder dass die Hautfarbe eine Art Rudiment einer Vergangenheit ist, das unbedingt unterdrückt werden sollte. Vernünftig erscheint mir, nicht die Tatsache der schwarzen Hautfarbe abzuschaffen, sondern die Sorge, die sich damit verbindet, den Kampf gegen die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben. Das Ziel ist das Verschwinden des Rassenbegriffs: Schwarz zu sein soll nicht mehr zählen als die Farbe der Haare oder Augen. Die Last, die auf den Leuten liegt, soll leicht werden."
ResetDoc (Italien), 13.01.2009
Seyla Benhabib wünscht sich eine Konföderation aus Israel und Palästina. "Angenommen, die Neutralisierung von Gruppen wie Hamas und Hizbollah, die das Existenzrecht Israels nicht anerkennen, wäre erklärtes Ziel der Palästinenser wie anderer arabischer Nationen, die Hamas aber, sobald sie das Existenzrecht Israels anerkennen würde, dürfte mit an den Tisch; angenommen, es gäbe eine Kontrolle von Wasser, Luft und Meer, die von israelischen und palästinensischen Behörden gemeinsam ausgeübt würde; angenommen, es gäbe eine gemeinsame Währung und eine regulierte Siedlungsrechte für alle ethnischen Gruppen in bestimmten Teilen des gemeinsamen Gebiets. Israel müsste keinen Bürgerkrieg gegen die fanatischen Siedler in Hebron und auf der Westbank befürchten, die entweder unter einer örtlichen palästinensischen Kommunalbehörde leben oder nach Israel zurückkehren müssten. Israel müsste seinen Landraub nicht mehr durch Einfälle in palästinensisches Gebiet verteidigen; die Palästinenser müssten nicht mehr vorgeben, das Bantustan in Gaza könne in irgendeiner Form Teil eines palästinensischen Staates sein; statt dessen wäre Gaza eine autonome Region, die einer israelisch-palästinensischen Konföderation angeschlossen wäre."
Außerdem: Daniele Castellani Perelli gibt einen Überblick über die Reaktionen in der internationalen Presse auf den Krieg in Gaza. Marta Federica Ottaviani beschreibt die Betretenheit der türkischen Regierung, dass der Konflikt trotz ihrer Vermittlungsbemühungen eskaliert ist.
Außerdem: Daniele Castellani Perelli gibt einen Überblick über die Reaktionen in der internationalen Presse auf den Krieg in Gaza. Marta Federica Ottaviani beschreibt die Betretenheit der türkischen Regierung, dass der Konflikt trotz ihrer Vermittlungsbemühungen eskaliert ist.
New York Review of Books (USA), 12.02.2009

Außerdem: Roger Cohen verzweifelt über Israel. William Luers, Thomas R. Pickering und Jim Walsh haben eine Idee, wie man mit dem Iran umgehen sollte. William Dalrymple beschreibt die politische Krise in Pakistan. Besprochen werden Edward Lucas' Buch "The New Cold War: Putin's Russia and the Threat to the West", mehrere Bücher über F.D. Roosevelt und Bücher zur Finanzkrise.
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