Heute in den Feuilletons

Eigentlich eine lächerliche Grenze

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
09.09.2009. In der FR erzählt Charlotte Gainsbourg, wo bei ihr die Grenze in Lars von Triers "Antichrist" erreicht war. Der Calgary Herald zeigt, dass ein Schutz des Urheberrechts im traditionellen Sinn ein anderes Rechtsgut kaputtmachen wird: die Privatsphäre. In Berlin forderten Vertreter der Verwerterindustrien jahrelange Vorratsdatenspeicherung, meldet Heise. Gawker berichtet über Zensur beim Verlag Conde Nast, der eine Reportage über Putins Aufstieg in Russland selber lieber nicht veröffentlicht. Die SZ fürchtet das Schlimmste für das Istanbuler Kulturhauptstadtjahr 2010.

FR, 09.09.2009

In einem langen Interview über die Dreharbeiten zum "Antichrist" erzählt Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg, in welcher Szene es ihr dann doch zu viel wurde: "Es gab eine Szene, die war eigentlich als Überblendung gedacht, wo man das Geschlecht des Pornodarstellers und dahinter mein Gesicht sieht. Lars fragte mich, ob er wie geplant zwei Aufnahmen machen und beide überblenden soll oder ob ich mich darauf einlasse. Ich habe mir das zugetraut. Warum sollte mich das stören, eine Einstellung mit einem Pornodarsteller zu machen? Als es dann soweit war, wurde mir ganz anders. Ich bin wirklich nicht prüde, aber plötzlich kam ich mir vor wie in einem falschen Film: Es war nicht mehr Willem Defoe, sondern dieser Pornodarsteller, der sich masturbierte, weil sein Geschlecht erigiert aufgenommen werden sollte. Lars fragte mich, ob wir dann noch die Szene drehen können, wo ich einen Holzblock auf sein Geschlecht werfe. Es ging nur um meine Hände. Aber da war dann endgültig Schluss. Die pornographischen Szenen hätte ich schlicht und einfach nicht drehen können. Da ist meine Grenze. Eigentlich eine lächerliche Grenze..."

Buchmessengastland China hat seinen ersten Zensurskandal, berichtet Bernhard Bartsch: "Mit allen Mitteln versucht Peking den Auftritt der Schriftstellerin Dai Qing bei einem Symposium am kommenden Wochenende zu verhindern. Das von der Frankfurter Buchmesse ausgestellte Einladungsschreiben, mit dem Dai ein Visum beantragen sollte, ließ die Pekinger Behörde für Presse und Publikation (GAPP) kurzerhand verschwinden und droht mit der Absage der Konferenz, sollte der unliebsamen Autorin doch noch die Einreise ermöglicht werden."

Weitere Artikel: In Times Mager denkt Hans-Jürgen Linke über Maßnahmen gegen die Schweinegrippe nach. Auf der Medienseite braucht Daland Segler fast eine ganze Seite, um das Internet-Manifest vorzustellen - so kommt er um eine inhaltliche Auseinandersetzung herum und kann noch die "Kürze der meisten Beiträge" von Lesern kritisieren.

Besprochen werden die Ausstellung "Die Kunst ist super!" im Hamburger Bahnhof in Berlin und David Grossmans Roman "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" (dem Sigrid Löffler den Aufmacher widmet, mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Aus den Blogs, 09.09.2009

(Via Gawker) In der September-Ausgabe des amerikanischen Magazins GQ beschreibt Scott Anderson in einer langen Reportage die Bombenanschläge auf Hochhäuser 1999 in Moskau und den damit verbundenen kometenhaften Aufstieg Putins. In Amerika kann das Heft verkauft werden, aber Russen sollten den Artikel möglichst nicht lesen, beschlossen aus heiterem Himmel die Manager des Verlagshauses Conde Nast und ergriffen zu diesem Zweck drastische Maßnahmen, berichtet David Folkenflik im NPR (National Public Radio): "Am 23. Juli schickte Jerry S. Birenz, einer der Topanwälte des Konzerns, eine Mail an mehr als ein Dutzend Verlagsmanager und GQ-Redakteure. 'Das Conde Nast Management hat entschieden, die Septemberausgabe von GQ, die Scott Andersons Artikel 'Vladimir Putin's Dark Rise to Power' enthält, nicht in Russland zu vertreiben', schrieb Birenz. Er ordnete an, den Artikel nicht auf der Webseite des Magazins zu veröffentlichen. Keine Kopien der amerikanischen Ausgabe sollten nach Russland geschickt oder in irgendeinem Land russischen Regierungsangestellten, Journalisten oder Anzeigenkunden gezeigt werden. Außerdem solle der Artikel nicht in anderen Conde Nast Magazinen im Ausland veröffentlicht werden." Inzwischen hat Gawker die Reportage von seinen Lesern ins Russische übersetzen lassen und ins Netz gestellt. Und auf dieser tschetschenisch-amerikanischen Webseite kann man das Original auf Englisch lesen.

(Via BoingBoing) Haben Sie eine Software installiert, um die Online-Aktivitäten ihrer Kinder zu überwachen? Dann sollten Sie sicherstellen, dass es keine von Sentry oder FamilySafe ist, warnt AP-Reporterin Deborah Yao. "Software sold under the Sentry and FamilySafe brands can read private chats conducted through Yahoo, MSN, AOL and other services, and send back data on what kids are saying about such things as movies, music or video games. The information is then offered to businesses seeking ways to tailor their marketing messages to kids."

Und hier was zum Ausprobieren: What the internet knows about you zeigt dem Besucher beim Draufklicken, welche Informationen sein Internetbrowser über ihn weitergibt. Um das ganze möglichst anschaulich zu machen, haben die Erfinder der Seite, eine Gruppe von Web-Entwicklern, die Informationen aufbereitet "in the way that the bad guys would do it - by gathering links to answer specific questions about you and grouping them, to give you a taste of what any website can easily learn about you".

Die Verwerterindustrrie forderte auf einem Kongress am Rande der IFA jahrelange Vorratsdatenspeicherung und Zugang zu den Daten zum Aufspüren von Urheberrechtsverletzern sowie Internetsperren nach französischem Vorbild, berichtet Stefan Krempl bei Heise.de: "Auch Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach sich auf dem von der Verwertungsindustrie dominierten Urheberrechtsforum für Internetsperren aus. Diese könnten eventuell das 'geringere Übel' als der Klageweg sein. Entscheidend sei, 'dass wir rechtsstaatliche Verhältnisse im Internet haben'."

Welt, 09.09.2009

Stefanie Bolzen berichtet von der Anhörung der EU-Kommission zum Google Books Settlement. Zumindest Brüssels Medienkommissarin Viviane Reding teilt die Bedenken deutscher Verlage gegen die große Digitalisierung nicht: "'Europas Antwort auf das Google Books Settlement sollte kein kultureller Krieg gegen den technischen Fortschritt sein', sagte Reding. Europa habe in dieser Debatte nichts zu fürchten, weil auf dem Kontinent Kultur, Kreativität und Millionen von Büchern ihr Zuhause hätten."

Weiteres: Nach dem Internet-Manifest herrscht eher Ratlosigkeit, diesen Eindruck hinterlässt auch Thomas Lindemann in seinem Artikel: "Ein Geist der Aufbruchstimmung will nicht aufkommen." Hendrik Werner stimmt auf Dan Browns neuen Thriller "The Lost Symbol" ein, der nächste Woche in den USA erscheint und dem Vernehmen nach eine große Verschwörung der Freimaurer aufdecken wird. Sven Kellerhoff sieht auch nach neuesten Ausgrabungen Kalkriese als heißesten Anwärter für das Varusschlachtfeld. Die Schauspielerin Karoline Herfurth berichtet im Interview von ihrer Begegnung mit der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, deren Schicksal in "Berlin 36" verfilmt wurde.

Peter Zander hat in Venedig Oliver Stone mit seinem Hugo-Chavez-Porträt als den besseren Michael Moore erlebt. Hannes Stein berichtet, dass einige britische Historiker die puritanische Revolution und die Hinrichtung Charles I. nicht mehr als positives Ereignis gedeutet sehen wollen. Armgard Seegers freut sich auf das Hamburger Literaturfestival "Harbourfront" , das mit Lesungen von jeder Menge deutschsprachiger Bestseller-Autoren vor imposanter Kulisse aufwartet und das Ulrich Schreiber für keine Konkurrenz zu seinem ebenfalls heute startenden internationalen Literaturfestival in Berlin hält, wie er im Interview sagt. Besprochen wird ein Konzert der Band Muse in Berlin.

Weitere Medien, 09.09.2009

Alles via BoingBoing.

Im Internetzeitalter ist das heutige Urheberrecht absolut unvereinbar mit dem Recht auf Privatsphäre, erklärt Kris Kotarski in Kanadas Calgary Herald. "What has changed? Before home computers, compact discs and Internet file sharing, it was conceivable for copyright laws to be enforced in a manner that did not bring the state to any-one's doorstep. (...) No one likes stealing, but the problem lies in the fact that current copyright laws are completely unenforceable unless the government or industry groups start to read every e-mail and analyze every form of online communication done by citizens. (...) Such efforts aim to turn what citizens do in the privacy of their homes into criminal offences, and to compel enforcement, they aim to make Internet service providers (ISPs) liable for what users do with their Internet connections (just imagine your local grocer being held legally liable for selling a tomato that was thrown at a politician)."

In der New York Times beklagt Adam Cohen den Verlust der locational privacy. Über Telephone, Videokameras, Kreditkarten, Mautgebühren etc. sind unsere Wege inzwischen fast lückenlos überwachbar und wir selbst fast jederzeit ortbar. "What can be done? As much as possible, location-specific information should not be collected in the first place, or not in personally identifiable form. There are many ways, as the Electronic Frontier Foundation notes, to use cryptography and anonymization to protect locational privacy. To tell you about nearby coffee shops, a cellphone application needs to know where you are. It does not need to know who you are. ... The idea of constantly monitoring the citizenry’s movements used to conjure up images of totalitarian states. Now, technology does the surveillance — generally in the name of being helpful. It’s time for a serious conversation about how much of our privacy of movement we want to give up."

In England hat der Plan von Wirtschaftsminister Peter Mandelson, illegales Downloaden mit dem Sperren der Internetverbindung zu bestrafen, zu einem Streit zwischen Musikindustrie und Kreativen geführt, berichtet Alexandra Topping im Guardian. "In a statement seen by the Guardian, a coalition of bodies representing a range of stars including Sir Paul McCartney, Sir Elton John and Damon Albarn attacks the proposals as expensive, illogical and 'extraordinarily negative'. (...) The statement says: 'We vehemently oppose the proposals being made and suggest that the stick is now in danger of being way out of proportion to the carrot. The failure of 30,000 US lawsuits against consumers and the cessation of the pursuit of that policy should be demonstration enough that this is not a policy that any future-minded UK government should pursue.'"

TAZ, 09.09.2009

Wirtschaftsexpertin Saskia Sassen kritisiert in der Serie "L'Etat c'est moi" die amerikanische Stützung großer Banken und plädiert für eine protektionistische Politik: "Wollen wir eine Volkswirtschaft behalten, die so abhängig vom globalen Finanzsystem ist? Wollen wir eine Volkswirtschaft wie die Großbritanniens oder der USA, in der die Relation der Finanzaktiva zum BIP 450 Prozent beträgt? Kann diese Art von Finanzsystem umgewandelt werden hin zu mehr inländischem Wachstum mit der Zielstellung, die heimische Wirtschaft zu stärken und hier für mehr Arbeitsplätze zu sorgen?"

In tazzwei unterhält sich Susanne Knaul mit David Grossman: "Von außen macht Israel den Eindruck, stark zu sein, militant, aggressiv, eine Supermacht. Wer hier lebt, weiß, wie sehr das israelische Lebensgefühl von Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit geprägt ist und von der Bedrohung, in 20 Jahren vielleicht nicht mehr zu existieren. Die Angst, nicht mehr zu sein, ist ein Grundpfeiler der israelischen Erfahrung."

Weitere Artikel im Feuilleton: Katrin Bettina Müller unterhält sich mit dem neuen Dresdner Intendanten Wilfried Schulz über seine Pläne in der Stadt und seiner erste Saison, die mit einer Dramatisierung des "Wilhelm Meister" startet. Cristina Nord berichtet aus Venedig. Und Franziska Seyboldt stellt das französische Produzentengespann Nouvelle Vague vor, das auf Deutschlandtournee kommt.

Und Tom.

NZZ, 09.09.2009

In den USA herrscht mehr Konsens über das Google Book Settlement als auf europäischer Seite, erkennt Joachim Güntner. Die klagenden Verleger und Autoren dort ließen sich immerhin auf einen Vergleich mit dem Konzern ein: "Zweierlei dürfte ihnen mittlerweile aufgegangen sein: Anders als die wild operierenden File-Sharer und Raubkopierer ist Google ein fassbarer Adressat für Ansprüche. Und zweitens ähnelt Google Book Search trotz einigen Gratisangeboten letztlich weniger einer universalen Bibliothek als vielmehr einem riesigen Buchladen, der den Verlagen nicht das Wasser abgraben, sondern mit ihnen Geschäfte machen will."

Weiteres: Susanne Ostwald plädiert für einen neuen Preis beim Filmfestival in Venedig: für die Filme außer Konkurrenz. Joachim Lux beginnt seine Intendanz am Hamburger Thalia-Theater, ohne es neu erfinden zu wollen, informiert Dirk Pilz. In Oslo werden zwei "Monumente der Führungslosigkeit, Planungslosigkeit und grenzenlosen Verschwendung" errichtet, benachrichtigt Aldo Keel: das neue Munch-Museum und eine neue Skischanze.

Besprochen werden Bücher, nämlich Erzählungen von Noemi Kiss, Marco Schwartz Roman "Das Karibische Testament" und die Biografie über Simon Bolivar von Norbert Rehmann.

SZ, 09.09.2009

Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass das Istanbuler Kulturhauptstadtjahr 2010 zum Flop wird, schreibt Kai Strittmatter und malt das Bild einer von Mutlosigkeit und Korruption gelähmten Kulturbürokratie: "Tatsächlich hat das Komitee in der kurzen Zeit seiner Existenz schon zweimal die Direktoren gewechselt. Und jedes Mal wurde den Gefeuerten das bis dahin aufgestellte Programm in die Verbannung hinterher geworfen. Es gab Proteste, es gab Rücktritte von Mitgliedern und Beratern des Gremiums, zuletzt im Frühjahr 2009. Das Publikum war zusehends verwirrt, die Presse zunehmend misstrauisch."

Weitere Artikel: Holger Liebs begeht mit wachsender Begeisterung die von Udo Kittelmann neu gehängte Sammlung des Hamburger Bahnhofs in Berlin ("Er sucht das Faszinosum, das Wunderkammerhafte der Kunst wiederzuerwecken"). Wolfgang Schreiber zitiert eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die herausfand, dass die Deutschen das Erbe der klassischen Musik in hohen Ehren und nach wie vor für förderungswürdig halten. Johannes Willms stellt die aufwändige französische Fernsehdokumentation "Apocalypse - La 2eme Guerre mondiale" (Trailer) vor, die wegen der Kolorierung von Schwarzweißdokumenten umstritten ist. Claus Biegert porträtiert den alten Bürgerrechtler und linken Anwalt Ramsey Clark (laut Salon "a good man gone ga-ga" und Milosevic-Verteidiger), der den Nachfahren Geronimos bei ihrem Vorhaben, die Gebeine des Indianerhelden im Quellgebiet des Gila River zu begraben, juristischen Beistand leistet.

Besprochen werden Hans-Christian Schmids neuer Film "Sturm" (mehr hier), Dea Lohers Stück "Adam Geist" und ein Spektakel des "Nature Theater of Oklahoma" (das in Wahrheit aus New York kommt) am Wiener Burgtheater und Bücher, darunter Daniel Siemens' Studie "Horst Wessel - Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

FAZ, 09.09.2009

Ulla Schmidt und der Dienstwagen! Auf der Medienseite ärgert sich Miriam Meckel, Professorin für Kommunikationsmanagement in St. Gallen, über den "Politsadomasochismus", der Politikern von Gesellschaft und Medien aufgezwungen wird und hält - wohl mit Blick auf Guttenberg - fest: "Die große Repräsentation scheint in Deutschland eher gesellschaftsfähig, wenn sie mit Herkunft begründet werden kann. Das ist leider ein der Demokratie eher fremdes Kriterium, hält sich aber beharrlich."

Michael Althen sah beim Filmfestival in Venedig Filme von Steven Soderbergh, Vimukthi Jayasundara, Samuel Maoz, Jacques Rivette und Grant Heslov. Letzterer zeigte "The Men Who Stare at Goats", den Althen so skizziert: George Clooney spielt einen Mann, "der einem Reporter (Ewan McGregor), den er in Kuweit trifft, weismacht, er sei bei einer Geheimeinheit von Supersoldaten mit paranormalen Fähigkeiten ausgebildet worden, einem Jedi-Orden von Kampfmönchen, die durch Gedankenkraft das Herz einer Ziege zum Stehen bringen können. Seinen Ausbilder spielt Jeff Bridges, seinen Gegenspieler Kevin Spacey, und Regisseur Grant Heslov zieht dabei esoterischen Humbug und Irak-Kriegsfilme auf eine Weise durch den Kakao, wie das einst Altmans 'MASH' mit dem Vietnam-Krieg gemacht hat."

Klingt wie der wahre Jakob. Das Buch, auf dem der Film basiert, schrieb der Journalist Jon Ronson. Hier die lesenswerte Kritik von Jane Maslin in der New York Times. Und hier der Filmtrailer (Jeff Bridges ist einfach ein Traum, Kompliment auch an den Coiffeur):



Weitere Artikel: Mit Coolness kommt Barack Obama den brutal-absurden Angriffen der Rechten auf seine Gesundheitsreform nicht bei, meint Jordan Mejias. In der Glosse erzählt swka. eine Geschichte über Damien Hirst, der blöd genug ist, einen 17-Jährigen wegen ein paar Bleistiften zu verklagen, die der Junge aus einer blöden Hirst-Installation entführt hat. Die Stadt Kamenz will ein Baselitz-Museum bauen und beweist damit seltenen "kommunalen Gründergeist", der Ingolf Kern imponiert. Katja Gelinsky berichtet über ein texanisches Gesetz, das die Speicherung von DNA-Analysen auch nach Verjährung einer Straftat erlaubt. Dieter Bartetzko bewundert das neue Ehrenmal der Bundeswehr von Andreas Meck. Ein aus dem Kongo stammender Belgier findet den Comic "Tim im Congo" so rassistisch, dass er ihn verbieten lassen will, meldet Jürg Altwegg. Bayern hat das zwischen 1545 und 1548 entstandene Ehrenbuch der Fugger erworben, freut sich Swantje Karich. Die meisten Reden bei der feierlichen Beerdigung von Hugo Loetscher hatten mit dem Mann eher nichts zu tun, findet Pia Reinicher.

Besprochen wird Lars von Triers Film "Antichrist" (den Michael Althen im Aufmacher etwas hilflos lobt), ein Konzert mit Schostakowitschs Liedern nach Sonetten von Michelangelo und Bela Bartoks "Blaubart" beim MusikFest Berlin.

Abgedruckt ist "Die Windjacke", ein Gedicht von Adam Zagajewski:

"Als Vater durch Paris spazierte,
oft in der grünen Windjacke,
die er sich maßschneidern ließ
..."