Magazinrundschau
Ein wildes Stück Aufklärung für den Bourgeois
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
16.04.2019. In der London Review erzählt Colm Toibin von dem Schmerz in seinen Eiern, der sich als Krebs entpuppte. Der Guardian stellt die chinesischen Deep Learning Überwachungssysteme und den riesigen globalen Markt dafür vor. Le Monde diplomatique blickt nach Algerien, wo die Geschäftsfreunde des Bouteflika-Clans festsitzen. Today blickt nach Indonesien, wo sich viele Muslime radikalisieren. Und Simon Reynolds hört in der Red Bull Academy das Fauchen der Stahl-Hochöfen, wie es Luigi Nono festgehalten hat.
New Yorker (USA), 22.04.2019

Außerdem: D. T. Max stellt den Dramatiker Lucas Hnath und sein neues Broadway-Stück "Hillary and Clinton" vor. Elizabeth Kolbert konstatiert, dass die größten Verschwörungstheoretiker heute keine Outsider mehr sind, sondern unsere politischen Führer. Jennifer Homans porträtiert den Choreografen Akram Khanl, der gerade "Giselle" neu choreografiert hat. Julian Lucas liest Ian McEwans neuen retrofuturistischen Roman "Machines like me". Alex Ross stellt den Komponisten Tyshawn Sorey vor. Und Anthony Lane sah im Kino Robert Budreaus Film "Stockholm".
London Review of Books (UK), 18.04.2019

In seiner Autobiografie "Interesting Times" hat Eric Hobsbawm, die linke Historiker-Ikone, auf geradezu komische Weise nichts über sich selbst enthüllt, erinnert Susan Pedersen, zum einen weil sich Hobsbawm wirklich nicht für sich selbst interessierte, zum anderen weil er die Gründe für jedes Scheitern auf seinen Kommunismus schob. Von Richard Evans' Biografie lernt Pedersen, dass es eher anders herum war: Besonders eisern wurde Hobsbawm, wenn ihn wieder ein Verlag oder eine Universität abgewiesen hatte: "Evans redet die intellektuellen Verrenkungen nicht schön, die Hobsbawm unternahm, um die stalinistischen Schauprozesse, den Hitler-Stalin-Pakt oder die sowjetische Invasion Finnlands zu verteidigen, aber er minimiert auch nicht den lebhaften und heterodoxen Geist, der die Historiker-Gruppe der Kommunistischen Partei oder die Gründung von Past & Present durchwehte, noch immer ein führendes Geschichtsjournal. Die sowjetische Invasion Ungarns - die Zerschlagung einer Volksbewegung durch den Arbeiterstaat - stürzte die Gruppe in eine Krise und die meisten von Hobsbawms Gefährten (E.P. Thompson, Christopher Hill) verließen damals die Partei. Hobsbawm tat es nicht, er hielt die sowjetische Invasion angesichts einer drohenden Konterrevolution für schmerzlich, aber notwendig: 'Wären wir an Stelle der sowjetischen Regierung gewesen, hätten wir interveniert.'" Am Ende sieht Evans in Hobsbawms radikaler Haltung auch eine Art Selbstschutz: "Sein Kommunismus machte jede Anerkennung durchs Establishment noch beeindruckender, es erklärte auch jeden Misserfolg. Und auch wenn Hobsbawm nicht die Partei verlassen hatte, macht Evans klar, hatte er bis zu einem gewissen Grad seinen Glauben verloren."
Guardian (UK), 15.04.2019

Elet es Irodalom (Ungarn), 12.04.2019

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 11.04.2019

Today (Singapur), 13.04.2019

La vie des idees (Frankreich), 12.04.2019

Chronicle (USA), 12.04.2019

Red Bull Music Academy (Österreich), 11.04.2019

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