Magazinrundschau
Pakt des Nicht-Lesens
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
31.01.2012. In der französischen Huffington Post erklärt die Philosophin Catherine Clement, warum der Griot Youssou N'Dour kaum Chancen hat, Präsident des Senegal zu werden. Womit haben wir Pitchfork verdient, fragt N+1. Businessweek porträtiert den Albtraum amerikanischer Verleger, Amazons Larry Kirshbaum. Peter Sloterdijk (in Le Monde) und Umberto Eco (im Espresso) denken über das Vergessen nach. Al Ahram begutachtet die Depression der jungen Revolutionäre in Ägypten. Das New York Magazine findet die neuen Dekabristen auch nicht gerade in Hochstimmung vor. Das TLS flüchtet zu den Kaminfeuern des britischen Landadels.
Prospect (UK), 25.01.2012

Jetzt, da Iran Uran anreichern kann, wird die Inkohärenz der iranischen Politik besonders deutlich, findet Ali Ansari. Alexandra Coghlan berichtet von Diskussionen über die ästhetische wie logistische Vereinbarkeit von elektronischer und klassischer Musik.
Huffington Post fr (Frankreich), 29.01.2012
Die Philosophin Catherine Clement liefert einen interessanten Hintergrund zu den Präsidentschaftswahlen im Senegal, wo die Kandidatur Youssou N'Dours abgeschmettert wurde, weil er angeblich nicht genug Unterschriften präsentieren konnte, die seine Kandidatur unterstützen. Schon vorher, so Clement, waren sich die Senegalesen aber einig, dass er unmöglich Präsident werden könne. Auf die Frage, ob er reüssieren könne, gaben mir "alle meine senegalesischen Freunde die selbe Auskunft: 'Völlig unmöglich. Er gehört der falschen Kaste an.' Ja, einer Kaste... Er ist das Gegenteil eines 'freien Manns'. Youssou N'Dour, unberührbar, wie ein indischer Pariah, Angehöriger einer falschen Kaste, weil seine Mutter eine Griotte war. Denn im Senegal, das sich brüstet, eine egalitäre Demokratie zu sein, existiert seit Urzeiten ein ungerechtes Kastensystem, das Schmiede und Griots diskriminiert. Öffentlich wird Ihnen das keiner sagen. Sie können sogar berühmt und superreich sein, Sie können zum Minister ernannt werden - aber Schwiegersohn eines freien Mannes oder gar gewählter Repräsentant des Landes, auf keinen Fall. Sie spielen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Die Schmiede gelten traditionell als Magier, die Griots kennen die Familiengeschichten, die sie besingen, aber gewählt zu werden, ist ihnen verwehrt. Bis jetzt."
n+1 (USA), 01.01.2012

Bloomberg Businessweek (USA), 25.01.2012

Le Monde (Frankreich), 30.01.2012

Espresso (Italien), 25.01.2012

New York Magazine (USA), 22.01.2012

Benjamin Wallace-Wells porträtiert den ägyptischen Google-Mitarbeiter Wael Ghonim, der die Revolution mit seiner Facebookseite We are all Khaled Said, die er auch heute ständig aktualisiert, nicht unerheblich beeinflusst hat. Ghonim ist etwas enttäuscht, wie wenig sich verändert hat. Gleichzeitig bekennt er sich absolut zur Demokratie. "'Vielleicht irre ich mich, aber wenn die Menschen sich entscheiden, dass die Muslimbrüder das Land regieren sollen, dann muss man diese Entscheidung respektieren. Das ist die Wahl der Menschen, das ist Demokratie.' Manchmal überrascht ihn der Konservatismus seiner Mitglieder. Im Dezember, als die Militärführung den Ex-Premierminister Kamal Ganzouri zum neuen Premierminister ernannten, dachte Ghonim, sein Publikum diese Wahl hassen. Aber als er eine Umfrage machte, waren 55 Prozent seiner Leser für Ganzouri."
Al Ahram Weekly (Ägypten), 26.01.2012

Open Democracy (UK), 28.01.2012

New Republic (USA), 26.01.2012

Blätter f. dt. u. int. Politik (Deutschland), 01.02.2012

Times Literary Supplement (UK), 30.01.2012
Ins Herz der Englishness ist Helen Castor mit Adam Nicolsons Geschichte von 12 Familien des Landadels, "The Gentry", vorgestoßen: "Die Schwierigkeit, den Landadel klar zu definieren, rührt aus der Kluft zwischen Theorie - die treu an einem Adel festhielt, in dem Geburt, Manieren und Landbesitz natürlicherweise zusammentrafen - und der viel chaotischeren Praxis. Denn tatsächlich verbargen die ruhigen Fassaden einer beständigen sozialen Ordnung, in der jeder Mann seinen Platz kannte, den Tumult sozialer Mobilität: Ein Gentleman konnte darauf hoffen, in die erhabene Sphäre der Nobilität aufzusteigen, aber wenn er danebentrat, dann riskierte er, im Gedränge aufsteigender Männer niedergetrampelt zu werden."
New York Times (USA), 29.01.2012
Im Wirtschaftsteil setzen Charles Duhigg und David Barboza die Serie (hier der erste Teil) über Apple in China fort. Diesmal geht es um die miserablen und oft genug lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken. 7,31 Milliarden Dollar Gewinn im dritten Quartal 2011 waren Apples Lohn für das souveräne Ignorieren aller Beschwerden. Auch Apples Kunden kümmert es wenig: "Apple ist eine der am meisten bewunderten Marken. In einer nationalen Umfrage der New York Times vom November erklärten 56 Prozent der Teilnehmer, sie wüssten nichts Negatives über Apple. 14 Prozent fanden, das schlimmste an der Firma seien die hohen Preise für ihre Produkte. Nur zwei Prozent erwähnten die Arbeitsbedingungen in Übersee."
Vor fünfzig Jahren erschien Henry Millers "Wendekreis des Krebses". Doch in Frederick Turners Hymne "Renegade" will Jeanette Winterson in der Book Review nicht einstimmen. "Turner stellt Miller neben Walt Whitmann und Mark Twain als einen Erneuerer hin, der Anti-Literatur ist, nicht weil er ein Philister ist, sondern weil die neue Welt, die Amerika ist, eine neue Literatur braucht. Sie muss lebendig sein, nicht verfeinert, in den Docks und den Sweatshops geschrieben werden, nicht im Studierzimmer oder an der Universität." So weit, so gut. Aber seine Tiraden gegen Amerika, das "geldgieriger als die niederträchtigste Hure" sei, findet sie absolut verlogen, Ausbeutung von Frauen habe Miller nämlich nie gestört: "Ihm kam nie in den Sinn, dass, egal wie arm ein Mann ist, er sich für den Sex immer eine noch ärmere Frau kaufen kann."
Außerdem: Im Sunday Magazine lotet Ronen Bergman aus, wie wahrscheinlich ein israelischer Schlag gegen den Iran ist. Eve Fairbanks bewundert die schräge südafrikanische Band Die Antwoord.
Vor fünfzig Jahren erschien Henry Millers "Wendekreis des Krebses". Doch in Frederick Turners Hymne "Renegade" will Jeanette Winterson in der Book Review nicht einstimmen. "Turner stellt Miller neben Walt Whitmann und Mark Twain als einen Erneuerer hin, der Anti-Literatur ist, nicht weil er ein Philister ist, sondern weil die neue Welt, die Amerika ist, eine neue Literatur braucht. Sie muss lebendig sein, nicht verfeinert, in den Docks und den Sweatshops geschrieben werden, nicht im Studierzimmer oder an der Universität." So weit, so gut. Aber seine Tiraden gegen Amerika, das "geldgieriger als die niederträchtigste Hure" sei, findet sie absolut verlogen, Ausbeutung von Frauen habe Miller nämlich nie gestört: "Ihm kam nie in den Sinn, dass, egal wie arm ein Mann ist, er sich für den Sex immer eine noch ärmere Frau kaufen kann."
Außerdem: Im Sunday Magazine lotet Ronen Bergman aus, wie wahrscheinlich ein israelischer Schlag gegen den Iran ist. Eve Fairbanks bewundert die schräge südafrikanische Band Die Antwoord.
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