Magazinrundschau
Mit meiner Frau, nein
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
14.06.2011. In Himal erklärt Pervez Hoodbhoy, warum nicht mal Dschihadisten um Osama bin Laden trauerten. In Rue 89 erklärt Habibou Bangre, warum marokkanische Ehemänner beim Sex nur den halben Spaß haben. Dem Spectator vergeht in New York der Appetit. Der Rolling Stone porträtiert den einzigen Mann, der Rupert Murdoch wie einen Linken aussehen lässt. In Poetry spürt Clive James dem Klang von Eliots ABC Restaurants nach.
Himal | Poetry | London Review of Books | Point | Elet es Irodalom | New York Times | Le Monde diplomatique | Prospect | Rue89 | Magyar Narancs | Spectator | Le Monde | Rolling Stone | Polityka
Himal (Nepal), 01.06.2011

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 10.06.2011

Im Jemen gehen die Proteste gegen den mittlerweile ausgereisten Präsidenten Ali Abdullah Saleh weiter. Laurent Bonnefoy und Marine Poirier liefern einen spannenden Hintergrundbericht zur Lage im Land, dessen Zersplitterung in Parteien, Clans, Religionen und Generationen sich bisher immer auch auf die Opposition übertrug. Doch dies könnte sich jetzt ändern, meinen die beiden Autoren. Die Solidarität werde zum zentralen Prinzip des Wandels: "Gleichzeitig hat sich auch ein neues Bild der Jugend herausgebildet: als politisch, aber nicht parteigebunden, pluralistisch und autonom. Anstelle der sektiererischen oder regionalistischen Symbole von früher dominieren heute auf den großen Plätzen die Nationalfarben und die Nationalhymne. Viele Beobachter fragen sich deshalb, ob die Einheit des Jemen, die viele schon am Zerfallen sahen, sich nicht im Gegenteil eher festigt."
Außerdem eruiert Alain Gresh, wie sich der arabische Frühling auf Palästina auswirkt, da PLO und Hamas mit Hosni Mubarak in Ägypten und Baschar al-Assad in Syrien jeweils ihre stärksten Unterstützer verloren haben. Und es gibt einen Text von Alexander Smoltzcyk über Bahrain als Vorabdruck aus dem Buch "Die arabische Revolution".
Prospect (UK), 25.05.2011
Fast zehn Jahre nach dem 11. September lässt Adam Kirsch die seitdem erschienene amerikanische Literatur zum Thema - von Don DeLillos "Falling Man" bis John Updikes "Terrorist" - Revue passieren und zeigt sich mit keinem der Bücher zufrieden. Schuld, meint er, sei die typisch "amerikanische Direktheit" in der Herangehensweise. Einige Autorinnen und Autoren widersprechen gleich unter dem Artikel, Siri Hustvedt etwa, und auch Stephen Merrill Block, der eine viel einfachere Erklärung hat: "Um die Tragödie vom 11. September zu verstehen, brauchen wir keine Fiktion. Die Medienberichterstattung von den Ereignissen war auf zuvor unerhörte Weise umfassend und intim; an jenem Tag sahen wir alle die Türme und die Körper fallen... Wenn Autoren das geteilte öffentliche Trauma in ihren fiktionalen Werken zu reimaginieren versuchen, kann einem das schnell etwas pervers vorkommen, als wollten sie den Vorrang ihres eigenen Intellekts im Angesicht einer Tragödie behaupten, die wir alle gemeinsam erlebten."
Rue89 (Frankreich), 12.06.2011

Magyar Narancs (Ungarn), 02.06.2011

Jene, die spätestens seit 2001 einen religiös-kulturellen Weltkrieg zwischen den arabischen Ländern und dem Westen erwartet hatten, müssen nun erkennen, dass die Araber uns ziemlich ähnlich sind: Sie nutzen das Internet, sprechen Fremdsprachen und sind unzufrieden mit ihren Regierungen. Allmählich verliert auch jenes hartnäckige Interpretationsmuster an Glaubwürdigkeit, das die Ereignisse der arabischen Welt ausschließlich mit dem Islam erklären will, meint die Entwicklungsberaterin und außenpolitische Expertin Agnes Rajacic: "Auch wenn die alten Erklärungsmuster noch existieren, ist es doch unmöglich zu verkennen, dass es der Staat war, der in diesen Ländern blutige Auseinandersetzungen schürte und seine eigenen Bürger ermordete; und dass mehrere Millionen Frauen und Männer in ihrer Sehnsucht nach Freiheit Jahrzehnte alte Diktaturen stürzten. Die kulturellen Irrtümer des Westens bezüglich der arabischen Welt werden nach und nach widerlegt. Auch die Theorie Huntingtons können wir begraben: ein 'Krieg der Kulturen' wird nicht stattfinden."
Spectator (UK), 04.06.2011

Le Monde (Frankreich), 12.06.2011
Tahar Ben Jelloun verliert selten die Fassung. Sein Kommentar zum Foltertod des 13-jährigen syrischen Jungen Hamzah lässt allerdings an Drastik nichts zu wünschen übrig: "Diese Täter sind Ratten, nicht einmal Wölfe, einfach nur blutige bedröhnte Ratten. Ihre Nächte werden von Kindergespenstern bevölkert sein. Leicht wie Schmetterlinge werden sie an erleuchtete Fensterscheiben stoßen. Denn ich bin sicher, dass die Mörder gut schlafen werden. Ihre kriminelle Brutalität wird nur neue Foltersitzungen und Tote bringen. Sie wurden im stinkenden Sumpf der Baath-Partei gezüchtet, der totalitären Ideologie dieses Regimes."
Rolling Stone (USA), 09.06.2011

Polityka (Polen), 10.06.2011

Außerdem: In der letzten Woche resümierte Adam Krzeminski den Stand der deutsch-polnischen Beziehungen 20 Jahre nach Abschluss des deutsch-polnischen Vertrages.
Poetry (USA), 01.05.2011

London Review of Books (UK), 16.06.2011

Weitere Artikel: Mahmood Mamdani berichtet in einer kurzen Notiz, dass der Geist des Tahrir-Platzes auch in Uganda spürbar wird: Wegen des strikten Versammlungsverbots hat man dort die Protestform des politischen "Spaziergangs zur Arbeit" entwickelt und die Regierung damit mit der schwierigen Aufgabe konfroniert, zwischen politischem und anderem Gehen zu unterscheiden. Stephen Sedley verteidigt angesichts der Gewissenlosigkeit von Presse und Fernsehen die sogenannte Super-Injunction, jenes englischen Rechtsinsituts, das die öffentliche Nennung eines möglichen Moral- oder Rechtsbrechers strikt zu untersagen ermöglicht - und er kritisiert die rechtlich erlaubte Nennung des Namens im Parlament als Bruch der ungeschriebenen Verfassung. Zwei Bücher über die Russen in Afghanistan stellt Tariq Ali vor. Michael Wood hat Carlos Sauras Film "Cria cuervos" wiedergesehen.
Point (Frankreich), 09.06.2011

Elet es Irodalom (Ungarn), 10.06.2011

New York Times (USA), 12.06.2011
Der britische Autor James Campbell las einige französische Romane, die ihn in seiner Jugend in Übersetzungen prägten, heute im Original neu und ist entsetzt darüber, wie viele Freiheiten sich die Übersetzer damals nahmen und wie falsch sein Bild der Autoren häufig war. "Übersetzer nehmen sich heute weniger Freiheiten. Der Romancier und Kritiker Tim Parks hat jüngst über die Standardisierung und Verflachung fremdsprachlicher Texte geschrieben, die in einer Art internationalem 'Translatoresisch' zu ihm zu sprechen schienen. Holländische, italienische, albanische Autoren klingen heute alle gleich, behauptet Parks. Aber als ich die von mir vor langer Zeit geliebten Bücher wieder zu Hand nahm, war ich bestürzt, etwas zum ersten Mal zu lesen, von dem ich glaubte, es zu kennen, und ich hatte das Gefühl ein Stück von mir selbst zu verlieren."
Außerdem liest Lydia Davis mit großer Freude John Ashberys Neuübersetzung von Rimbauds "Illuminationen". (Hier ein Link zur Poetry Foundation, wo Ashbery einen kleinen Text zu seiner Rimbaud-Übersetzung veröffentlicht hat.) Und Cullen Murphy bespricht ein Buch von Christopher B. Krebs über die Bedeutung von Tacitus' "Germania" für Deutschland.
Im Sonntagsmagazin interviewt John Bowe den brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado, der einige beeindruckende Fotos in Nordalaska aufgenommen hat. Einige davon zeigt die Times hier.
Außerdem liest Lydia Davis mit großer Freude John Ashberys Neuübersetzung von Rimbauds "Illuminationen". (Hier ein Link zur Poetry Foundation, wo Ashbery einen kleinen Text zu seiner Rimbaud-Übersetzung veröffentlicht hat.) Und Cullen Murphy bespricht ein Buch von Christopher B. Krebs über die Bedeutung von Tacitus' "Germania" für Deutschland.

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