Magazinrundschau
Der Narzissmus der kleinen Unterschiede
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
New Yorker (USA), 20.01.2020

Außerdem: Elizabeth Flock denkt über die Grenzen der Selbstverteidigung von Opfern sexueller Gewalt nach. Alex Ross stattet den ältesten Bäumen der Erde einen Besuch ab. Kelefa Sanneh nimmt das Comeback von Pinegrove unter die Lupe. Carrie Battan hört Musik des avantgardistischen Elektronikduos 100 gecs. Und Adam Gopnik liest Briefe von und Bücher über Cole Porter.
Magyar Narancs (Ungarn), 12.12.2019

The Nation (USA), 13.01.2020

Respekt (Tschechien), 10.01.2020

Bloomberg Businessweek (USA), 13.01.2020

The Atlantic (USA), 14.01.2020

London Review of Books (UK), 14.01.2020
Könnte es sein, dass Donald Trump dem Iran mit der Tötung von General Soleimani einen Gefallen getan hat? Patrick Cockburn glaubt, dass die USA eine alte Militärregel - Halte Deinen Gegner niemals auf, wenn er dabei ist, einen Fehler zu begehen - missachtet und die Ayatollas im Iran vor der wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung bewahrt haben. Und zwar nicht nur im Iran selbst, sondern auch im Irak: "Ohne Frage macht Soleimanis Tod es jetzt für den Iran wieder einfacher, seinen Einfluss im Irak durchzusetzen. Soleimanis Auftreten, seine Attitüde eines Vizekönigs, seine Arroganz und die ungebremste Gewalt gegenüber Demonstranten haben der iranischen Reputation schweren Schaden zugefügt, besonders auch bei den irakischen Schiiten, die im Iran ihren Retter vor dem IS sahen. 2015 hatten noch 90 Prozent der Iraker eine proiranische Sicht, 2018 waren es nur noch fünfzig Prozent. Dagegen stieg der Anteil derjenigen, die den Iran für eine Gefahr hielten, von 25 auf 58 Prozent. Ende vorigen Jahres wurde ein irakischer Beobachter mit den Worten zitiert, Ayatollah Khamenei sollte Soleimani ins Gefängnis stecken für den Schaden, den er der irakischen Reputation im Irak zugefügt hat." (Dass die Proteste gegen die Regierung im Iran wieder aufgenommen wurden, konnte Cockburn noch nicht wissen, als er den Artikel schrieb.)
Für Charles Hope ist die Sache mit dem Salvator Mundi noch nicht ausgestanden, der recht voreilig Leonardo da Vinci zugeschrieben und mit viel Pomp in der National Gallery in London als solcher ausgestellt worden war: "Es fällt schwer, nicht von dem Geschick beeindruckt zu sein, mit dem der Kunsthändler Robert Simon sein Bild bewarb. Es fällt aber auch nicht schwer, entsetzt zu sein von der Art, wie die National Gallery da hineingezogen und benutzt wurde. Wenn eine öffentlich finanzierte Institution eine bis dahin unbekannte Arbeit mit unqualifizierter Zuschreibung zu Leonardo ausstellt, hat die Öffentlichkeit das Recht zu wissen, worauf diese Zuschreibung beruht. Sonst dient sie nur dem Marketing, nicht dem Wissen."
New York Times (USA), 12.01.2020

In einem anderen Artikel fragt Robert F. Worth, wer der derzeitige Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammed bin Zayid eigentlich ist und welches Ziel er verfolgt: "M.B.Z. sieht wenig Unterschiede zwischen islamistischen Gruppierungen. Für ihn haben sie alle das gleiche Ziel: ein Kalifat mit dem Koran anstelle einer Verfassung. Er scheint zu glauben, dass der Nahe Osten die Wahl hat zwischen mehr Repression oder totaler Katastrophe. Eine Hobbe'sche Vision und eine eigennützige dazu. Aber die Erfahrung der letzten Jahre haben Langzeitbeobachter dazu bewogen, M.B.Zs Intuitionen über die Gefahren des politischen Islam zu respektieren … Er ist eine seltene Erscheinung in Nahost: ein kluger, weltlich zugewandter Anführer mit einer Vision für die Zukunft der Region und die dafür erforderlichen Mittel. Bei all seinen Fehlern, die Alternativen sehen zunehmend schlecht aus. Teherans Reaktionen auf die Ermordung von Suleimani sind noch nicht absehbar, aber M.B.Z. wird wahrscheinlich eine Schlüsselrolle in den kommenden Szenarien spielen. Trotz seines Rufs als Falke, ist er jüngst durch besonnene Diplomatie aufgefallen, und er hat einen besonderen Zugang zu Irans Führung."