Magazinrundschau
Das geht nicht im Geschirrspüler
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
08.09.2009. Der New Yorker bestellt deckenhohe Schuhschachteltürme bei Zappos. In Literaturen erklärt Terezia Mora, warum die IT-Gemeinde nicht Oberschicht sein will. In HVG möchte Agata Gordon lieber homosozial statt homosexuell genannt werden. Der Guardian geht ins Bett mit J.M. Coetzee. NZZ-Folio singt ein Loblied auf den Lehrling. Der Chronicle of Higher Education staunt über ein literarisches annus mirabilis bei Google.
New Yorker | New York Review of Books | Literaturen | HVG | Guardian | Folio | Espresso | Chronicle | El Pais Semanal
New Yorker (USA), 14.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A25126/ny.jpg)
Weitere Artikel: Judith Thurman schreibt über Bücher zu der amerikanischen Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart, die 1937 im Pazifischen Ozean verschwand. Sasha Frere-Jones porträtiert die Band Nine Inch Nails. Anthony Lane führt durch die Foto-Ausstellung "The Americans" von Robert Frank im Metropolitan Museum of Art. Außerdem sah er im Kino Shane Ackers Animationsfilm "9" und Neill Blomkamps Science-Fiction-Thriller "District 9". Zu lesen ist die Erzählung "The Low River" von Paul Theroux und Lyrik von Justin Quinn, Tom Sleigh und James Schuyler.
Literaturen (Deutschland), 01.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q21/A25129/literaturen.jpg)
Im Schwerpunkt von Literaturen geht's um China, das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Jörg Magenau war zusammen mit den Schriftstellern Marcel Beyer und Rolf Lappert und dem Übersetzer Ulrich Kautz eingeladen worden, an Germanistischen Instituten in Schanghai und Nanjing zu lesen und Seminare abzuhalten. Einer ihrer Gesprächspartner ist der Schriftsteller Bi Feiyu: "Deutsche und Chinesen, sagt er, haben ein ähnliches Problem. Die deutsche Sprache sei durch die Faschisten verschmutzt worden, die chinesische durch die Kulturrevolution. Chinesische Autoren müssten deshalb 'die Reinheit der Sprache' wiederherstellen: 'Das geht nicht im Geschirrspüler. Man muss die Teller von Hand abspülen.' Große Hoffnungen setzt Bi Feiyu auf die Jüngeren, die in den achtziger Jahren geboren wurden, denn seine eigene Generation sei verdorben worden. Und er rühmt Bernhard Schlinks Roman 'Der Vorleser', weil Schlink sich der Geschichte stelle. 'Du musst dich erinnern', sagt er, 'ist der Imperativ des Erzählens.'"
Weiter gibt es im Schwerpunkt Besprechungen neuer Bücher von Li Yiyun, Ma Jian, Liao Yiwu, ZhuWen und anderen. Der Sinologe Ulrich Kautz erklärt, wie man chinesische Literatur übersetzt. Und es gibt einen Text von Bi Feiyu. Besprochen werden außerdem David Foster Wallaces Roman "Unendlicher Spaß", Roberto Bolanos "2666", politische Bücher zum Wahlkampf und der neue Vargas-Krimi "Der verbotene Ort".
HVG (Ungarn), 04.09.2009
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Guardian (UK), 05.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q75/A25127/guardian.jpg)
Folio (Schweiz), 07.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q8/A25123/folio.jpg)
Etwas Prestige muss aber offenbar doch sein, denn die Lehrlinge, die im Heft vorgestellt werden, lernen alle bei ersten Adressen: Der Schneiderlehrling Martha Staub im Haute-Couture-Atelier "a ma chere", der Uhrmacherlehrling Nicolas Huguenin bei Audemars Piguet in Le Locle, die angehende Confiseurin Rahel Blank bei Vollenweider in Winterthur, der Bootsbauerlehrling Jan Lüscher bei Pedrazzini in Bäch. Und der Automechatronikerlehrling Kevin Greb bei Foitek in Urdorf. In der Duftkolumne trifft Luca Turin ein "serpent de mer".
Espresso (Italien), 04.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q17/A25124/espresso.jpg)
Chronicle (USA), 31.08.2009
Geoffrey Nunberg, Linguist aus Berkeley, legt einen sehr instruktiven Artikel über Google Book Search vor - diesmal geht es nicht um das Google Book Settlement und seine Konsequenzen, sondern um die bisher äußerst dürftige Aufbereitung von bibliografischen Metadaten zu den Büchern, die angesichts des kommenden und bereits teilweise realisierten Monopols von Google bei "verwaisten Büchern" dringend verbessert werden müssen. Eines der vielen Beispiele aus seinem Artikel sind falsch angegebene Publikationsjahre: "Um es mit einem Google-Wort zu sagen - 1899 war ein literarisches annus mirabilis, in dem Raymond Chandlers 'Mörder im Regen', eine Taschenbuchausgabe von Dorothy Parker, Andre Malraux' 'La Condition Humaine', Stephen Kings 'Christine', die gesammelten Erzählungen Virginia Woolfs, Raymond Williams' 'Culture and Society 1780-1950' und Robert Sheltons Biografie über Bob Dylan erschienen."
El Pais Semanal (Spanien), 06.09.2009
"Höllisches Paradies." Zutiefst verstört ist der spanische Schriftsteller Juan Jose Millas von einer Reise mit den 'Ärzten ohne Grenzen' durch Kaschmir zurückgekehrt, wo beinahe die Hälfte des indischen Heeres stationiert sein soll (500 000 Soldaten): "Nach Angaben von Khurram Parvez, einem Koordinator verschiedener Bürgerrechtsorganisationen, sind der Anwesenheit dieser Militärs in letzten zwei Jahrzehnten etwa 70.000 Todesopfer und 8.000 Vermisste zuzuschreiben. Außerdem seien mindestens 18.000 Personen verhaftet worden." Millas hört die schlimmsten Berichte über Folterungen, Misshandlungen, Tötungen, Verschleppungen und fragt sich und Parvez nach den Gründen für das internationale Desinteresse an der Situation. Parvez hat mehrere Erklärungen: "Erstens: Kaum ein Konflikt auf der Welt dauert bereits so lange. Zweitens: Im Westen gilt Indien als ein Land voller Gandhis - wie soll es da Gewalt geben? Drittens: Nach drei Kaschmir-Kriegen zwischen Indien und Pakistan wird dieser Konflikt nur noch als ein wenig attraktives Problem mit Muslimen betrachtet. Viertens: Dabei haben alle fünf Nachbarländer hier ihre jeweiligen Interessen. Fünftens: Indien hat ein demokratisches Image, was für die Lösung des Konfliktes wenig hilfreich ist: Tibet erregt soviel Interesse bei den Medien, weil es mit China Schwierigkeiten hat, das nicht als demokratisches Land wahrgenommen wird."
New York Review of Books (USA), 24.09.2009
Lorrie Moore stellt die brasilianische Autorin Clarice Lispector (1920-1977) vor, die von Fachleuten als göttlich und größte Autorin des Landes verehrt wird, vom Rest der Welt dagegen kaum wahrgenommen wird. "Für die Öffentlichkeit blieb sie ebenso charismatisch wie obskur, eine Hexe, eine Einsiedlerin, ein Rätsel: die brasilianische Sphinx. Ihr seltsamer Name ließ die Menschen denken, sie sei ein Mann oder schreibe unter einem nom de plume (was sie manchmal tat, aber sie hieß tatsächlich Lispector). Sie war eine Art Feministin, aber eine, die in ihrer Zeitungskolumne Schönheitstipps gab und den Schrank voller Designer-Kleider hatte; sie war keine feministische Feministin. Als später ihre Arbeit hermetisch und sie selbst ein 'heiliges Monster' genannt wurde, fand sie das schrecklich."
In einem ausführlichen Report über die Zukunft der Zeitungen sieht Michael Messing das Zeitalter kommerzieller Medien zu Ende gehen; für vielversprechender hält er nonprofit-Ansätze, wofür er einen Beitrag in der New York Times von Yales Investmentdirektor David Swensen und dem Finanzanalysten Michael Schmidt zitiert: "'Stiftungen', schrieben sie, 'würden die Autonomie der Zeitungen gewähren und sie zugleich vor den wirtschaftlichen Kräften abschirmen, die sie gerade herunterziehen.' Bei der Times zum Beispiel schätzten sie, dass die Redaktion ungefähr 200 Millionen Dollar im Jahr kosten würde. Mit zusätzlichen Ausgaben für die Verwaltung würde die Zeitung eine Stiftung mit dem Vermögen von fünf Milliarden Dollar brauchen. 'Aufgeklärte Philanthropen müssen jetzt handeln oder sie werden mitansehen, wie eine entscheidende Komponente der amerikanischen Demokratie in die Bedeutungslosigkeit versinkt."
Weitere Artikel: Philippe Sands fragt, warum sich General Richard B. Myers in seiner Autobiografie nicht auch an seine Folterbefehle erinnert. Howard W. French bespricht neue Bücher über den Krieg im Kongo. Ronald Dworkin widmet sich der schwierigen Berufung der Richterin Sonia Sotomayor an den Obersten Gerichtshof der USA.
In einem ausführlichen Report über die Zukunft der Zeitungen sieht Michael Messing das Zeitalter kommerzieller Medien zu Ende gehen; für vielversprechender hält er nonprofit-Ansätze, wofür er einen Beitrag in der New York Times von Yales Investmentdirektor David Swensen und dem Finanzanalysten Michael Schmidt zitiert: "'Stiftungen', schrieben sie, 'würden die Autonomie der Zeitungen gewähren und sie zugleich vor den wirtschaftlichen Kräften abschirmen, die sie gerade herunterziehen.' Bei der Times zum Beispiel schätzten sie, dass die Redaktion ungefähr 200 Millionen Dollar im Jahr kosten würde. Mit zusätzlichen Ausgaben für die Verwaltung würde die Zeitung eine Stiftung mit dem Vermögen von fünf Milliarden Dollar brauchen. 'Aufgeklärte Philanthropen müssen jetzt handeln oder sie werden mitansehen, wie eine entscheidende Komponente der amerikanischen Demokratie in die Bedeutungslosigkeit versinkt."
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