Heute in den Feuilletons

Einfach eine Tür auftreten

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
11.02.2010. Im Freitag erzählen die Gregors, wo sie im Kino immer sitzen und wo man heute Filme von Hans Richter findet. Im Tagesspiegel erinnert sich Volker Schlöndorff an unvergessliche Berlinalemomente. In der SZ erklärt Werner Herzog wie man seine eigene Berlinale organisiert. In der FAZ sieht der Theologe Manfred Lütz keinen Zusammenhang zwischen Zölibat und Pädophilie. Die Zeit feiert Googles Street View als Glücksfall für den Verbraucherschutz.

Freitag, 11.02.2010

Es gibt ein wunderbares Interview mit Erika und Ulrich Gregor, die jahrzehntelang das kommunale Kino Berlins, das Arsenal, und von 1979 bis 2001 das Internationale Forum des Jungen Films geleitet haben. Interviewer Matthias Dell wirft ihnen als Fragen kurze Brocken hin und lässt die beiden dann machen. Zum Beispiel zur Frage: Schauen Sie Filme im Netz?
"UG: Youtube ist mitunter erstaunlich. Hans Richter. Ich habe einmal festgestellt, dass du seine kurzen Filme aus den zwanziger Jahren bei Youtube finden kannst. Die 'Diagonalsinfonie', das gibt's im Internet.
EG: Es reicht mir, wenn ich's hier sehe. Ich bin sowieso kein Computerfreund, ich glaube nicht an Computer, ich habe auch kein Handy. Ich brauche das alles nicht.
UG: Ja, nun, es ist aber eins vorhanden, ich bediene es ja für dich."

Gregors Kopf muss zum Platzen mit Filmwissen vollgestopft sein, da verkürzt er eben manchmal und bringt den Laien ins Schwitzen. Eine "Diagonalsinfonie" von Hans Richter haben wir nicht gefunden, aber laut Arte  und laut ZKM gibt es eine "Symphonie Diagonale" von Viking Eggeling, die wiederum Hans Richter, der zusammen mit Eggeling mit Filmen experimentiert hatte, zu "Rhythmus 21" und weiterem inspirierte. Beide Filme sind toll und beide gibt's bei Youtube:

Viking Eggeling: Symphonie Diagonale



Hans Richter: Rhythmus 21



Matthias Dell kommentiert auch die Plagiatsvorwürfe gegen Helene Hegemanns Roman "Axolotl Roadkill" mit besonderem Blick auf Maxim Biller, der Hegemann in der FAS (hier nachzulesen) mit Mamet, Kerouac und de Sade verglich: "Dieses hierarchische Denken (nach oben wird zitiert, nach unten abgeschrieben) ist in gewisser Weise genauso deutsch wie das Insistieren auf Individualität, das bei Biller fast parodistische Züge annimmt: Die großen Namen müssen her, um zu adeln, aber der Eindruck, dass hier nur jemand 'wie' alle anderen schreibt, darf irgendwie auch nicht zurückbleiben."

Außerdem: Aus dem Guardian übernommen wurde ein - gekürzter - Artikel von Fred Pearce, der den Finger in den wunden Punkt im Skandal um die manipulierten Peer-Reviews zur Klimaforschung bohrt: "Wie auch immer: diese Wissenschaftler waren bei der Beurteilung von Artikeln, die ihre eigene Arbeit direkt angriffen, in Interessenkonflikte verstrickt, die in den meisten anderen Berufen nicht zulässig wären." Hier geht's zum Original. Abgedruckt ist außerdem ein sehr schöner Text von Dominik Graf aus dem Essayband "Schläft ein Lied in allen Dingen" über eine Szene aus Melvilles "Die Millionen eines Gehetzten" und über Nicolas Roeg. Und Simon Rothöhler denkt über die Zukunft der Berlinale nach.

FR, 11.02.2010

Harald Jähner porträtiert den Regisseur und Vorsitzenden der Berlinale-Jury Werner Herzog. Daniel Kothenschulte stellt gut gelaunt Wettbewerbsfilme vor. In Times Mager behauptet Harry Nutt: "Der Winter zeigt die Kälte der Kontingenz. Und die Hilflosigkeit der Politik."

Besprochen werden Garry Marshalls Film "Valentinstag" mit Julia Roberts, Joe Johnstons Horrorfilm "Wolfman" mit Benicio del Toro, das norwegische Widerstandsdrama "Max Manus" und Burkhard C. Kosminskis Inszenierung von Zuckmayers "Des Teufels General" in Dresden.

Tagesspiegel, 11.02.2010

Volker Schlöndorff erzählt von einigen unvergesslichen Berlinalemomenten: "Auch ein anderer Anarchist der ersten Stunde, der fast schon vergessene Pionier des Jungen Deutschen Films, Vlado Kristl, hat 1983 die Berlinale noch mal zu einem Auftritt genutzt und uns Altgewordenen ans Schienbein getreten. 'DIE VERRÄTER DES DEUTSCHEN FILMS SCHLAFEN NICHT!' So hieß das Pamphlet mit dem er uns vorwarf, die Ideale der Jugend verraten und uns im Komfort des Filmfördersystems eingerichtet zu haben. Kein Widerspruch - ehrlicherweise."

Nach zehn Jahren Dieter Kosslick wirkt der Wettbewerb "mittlerweile wie das Stiefkind der Großfamilie Berlinale", klagt Jan Schulz-Ojala. "Bei der jüngsten Pressekonferenz fiel Dieter Kosslick einmal mehr durch sein geringes Interesse an der genuin durch ihn verantworteten Hauptsektion auf - wie er überhaupt selten mit cineastischer Verve für seine Auswahl eintritt. Stattdessen verkündete er stolz, dass ein erstes Kartenkontingent der Programmsektion Kulinarischen Kino, in der Spitzenköche nach gehabter Filmvorführung zum Menü bitten, ratzeputz ausverkauft gewesen sei. Dabei sei da noch kein einziger Filmtitel der Reihe bekannt gewesen." Und mit Michael Winterbottom sei nur ein einziger Regisseur der ersten Garde dabei: "Damit bewegt sich der Wettbewerb etwa auf dem Niveau, das dem honorigen Festival von Locarno entspricht, in nationalem Maßstab erinnert es an das Nachwuchsfestival Saarbrücken."

TAZ, 11.02.2010

Cristina Nord stimmt auf die heute beginnende Berlinale ein und sieht im jüngsten Dokumentarfilm des Jurypräsidenten Werner Herzog "Encounters at the End of the World" eine Art Kompass: "So sehr sich die Berlinale zwischen Kunst und Event spreizt, so unübersichtlich sie in ihrer programmatischen Vielfalt ist: Sie hat doch einen entscheidenden Vorteil, eine Menge Begegnungen mit dem Unbekannten zu ermöglichen, nicht nur am Ende der Welt, sondern auch ein paar Straßenzüge weiter."

Außerdem: In taz zwei ängstigt sich Ben Schwan von Googles Facebook-Konkurrenz Buzz. Wir haben abgeschrieben, behaupten 16 Medienschaffende, von denen zu viele schon tot sind.

Besprochen werden die Ausstellung "Einen Ort herstellen" im Neuen Sächsischen Kunstverein in Hellerau, die Ausstellung "George Grosz. Korrekt und anarchisch" in der Berliner Akademie der Künste, James Greys Film "Two Lovers" mit Joaquin Phoenix, die CD "Crack The Skye" der "Progressive-Sludge-Metal-Band", yep, Mastodon (Kostprobe?).

Und Tom.

NZZ, 11.02.2010

Zur Eröffnung der Berlinale stellt Christoph Egger das Festivalprogramm vor. Der Schriftsteller Navid Kermani spürt im Park der Villa Torlonia Roms Vergangenheit nach. Besprochen werden die Ausstellung "Van Gogh, Cezanne, Monet" aus der Sammlung Bührle im Kunsthaus Zürich, der neue Roman "Alix, Anton und die anderen" von Katharina Hacker und der Debütfilm "A Single Man" des Modedesigners Tom Ford sowie der Dokumentarfilm "The Marsdreamers" von Richard Dindo.

Welt, 11.02.2010

Als einen der "fantasievollsten Kritiker" stellt Gerhard Midding den Filmkritiker David Thomson vor, der die Retrospektive zu sechzig Jahren Berlinale kuratiert. Hanns-Georg Rodek versucht die Tatsache zu verkraften, dass die Berlinale mit einem chinesischen Beitrag, nämlich Wang Quanans Film "Tuan Yuan", eröffnet. In einem weiteren Text verzeichnet Rodek für die Kinobranche die bemerkenswerte Wachstumsrate von 13,1 Prozent im letzten Jahr. Sven Felix Kellerhoff würdigt zu Victor Klemperers fünfzigstem Todestag noch einmal dessen große Sprachstudie "LTI".

Besprochen werden die Ausstellung Pop Life" in der Hamburger Kunsthalle und der Widerstandsfilm "Max Manus" des norwegischen Regieduos Joachim Ronning und Espen Sandberg.

FAZ, 11.02.2010

Der Psychiater und Theologe Manfred Lütz erklärt, warum der Kindesmissbrauch durch katholische Priester nichts mit dem Zölibat zu tun hat. "Auch in der derzeitigen Debatte wird gewöhnlich der gesellschaftliche Kontext ausgeblendet und die katholische Kirche isoliert als Sündenbock für all die abseitigen und skandalösen Träume vom Kindersex gebrandmarkt, die in alternativen Kreisen vor vierzig Jahren geträumt wurden." Die Wahrheit sei, "dass alle Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, Menschen anziehen, die missbräuchlichen Kontakt mit Minderjährigen suchen. Das gilt für Sportvereine, Einrichtungen der Jugendhilfe, und natürlich auch für die Kirchen. Einer der führenden Experten in Deutschland, Hans-Ludwig Kröber, sieht keinerlei Hinweis darauf, dass zölibatäre Lehrer häufiger pädophil seien als andere."

Weitere Artikel: Ohne jeden Enthusiasmus blickt Michael Althen voraus auf eine Berlinale, die mit den anderen Großfestivals ästhetisch jedenfalls nicht mithalten kann. In der Glosse entrüstet sich Andreas Kilb, dass der Berliner Senat zum Bau der Schinkelschen Bauakademie in Berlins Mitte finanziell nicht das Seine tun will. Andreas Platthaus trinkt mit Roland Koch Wein auf hessischen Staatsweingütern. Martin Halter besucht das Theaterfestival "Safari - Jagt den weißen Kontinent" in Freiburg. Von einem Abend mit Bürgerrechtlern im Weißen Haus berichtet Jordan Mejias. Er meldet außerdem, dass Google seine schon länger gehegten Pläne, in den E-Buchhandel einzusteigen, nun in die Tat umsetzen will. Auf der Kinoseite stellt Hans-Jörg Rother die Filme der Berlinale-Reihe "Perspektive Deutsches Kino" vor. Auf der Medienseite ruft Friederike Haupt dem neuen Google-Dienst "Buzz" vorsorglich schon mal ein herzhaftes "Buzz off!" ("Hau ab!") zu.

Besprochen werden Karsten Wiegands Inszenierung von Ernst Kreneks Oper "Orpheus und Eurydike" im Konzerthaus Berlin, ein Konzert des Jazz-Saxophonisten Joshua Redman in Rüsselsheim, ein quasi-dramatisierter Vortrag von Auszügen aus Golo Manns "Wallenstein"-Biografie durch den Schauspieler Rolf Boysen, das neue Spoon-Album "Transference", die Platte "Tarpan Seasons" von Solveig Slettahjell & The Slow Motion Orchestra, und Bücher, darunter Hans Christoph Buchs Roman "Reise um die Welt in acht Nächten" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

SZ, 11.02.2010

Nun haben wir doch noch ein reguläres SZ-Feuilleton entdeckt, es hatte sich im Epaper hinter der Sektion Panorama versteckt. Auf der Aufmacherseite geht es gleich zweimal um den Fall Hegemann und darum, was man aus ihm lernen kann. Thomas Steinfeld findet zum Beispiel, dass man für Literatur gefälligst die Erfahrungen, über die man schreibt, auch gemacht haben sollte: "Der Umstand, dass Teile dieses Werks aus vielen ungenannten Quellen kompiliert wurden, ist dabei das kleinere Problem. Das größere ist, dass es so offensichtlich ist, dass die Autorin weder über die Erfahrung noch über die Sprache verfügt, um überhaupt einen Roman schreiben zu können." Stattdessen ist nach Steinfelds Ansicht nur von einem "monströsen Autoren-Ich zu sprechen, von einer ebenso scheußlichen wie hohlen Larve, hinter der, literarisch und psychologisch, ein Einzelwesen nicht zu erkennen ist." Bernd Graff gibt eine Einführung in die Probleme neuerer Kulturtechniken von Mashup bis Sampling.

Weitere Artikel: Burkhard Müller besucht in München die Tagung "Muslimischer Aufbruch - Die Gülen-Bewegung als neuer Partner im Dialog?" und macht dabei, von Kopftuch tragenden Frauen umgeben, eine recht interessante Erfahrung: "Wenn man einen ganzen Tag lang viele dieser Kopftücher sieht, beginnt sich auch die Wahrnehmung zu verändern; plötzlich sieht man in ihnen nicht mehr die uniforme Fessel, sondern man unterscheidet Typen und Trage-Stile, sie verwandeln sich in Kleidungsstücke, die der Mode unterworfen sind so wie Rock und Bluse". Patrick Roth unterhält sich mit Morgan Freeman, der im nächste Woche anlaufenden Clint-Eastwood-Film "Invictus" Nelson Mandela spielt, Johannes Boie erklärt, warum der neue Netz-Standard HTML5 - unter anderem - Flash als Bewegtbildtechnik ablösen wird. Bernd Brehmer berichtet vom Filmfestival in Rotterdam. Paul-Philipp Hanske stellt die südafrikanische Band "Die Antwoord" vor.

Besprochen werden Krzysztof Warlikowskis Pariser Inszenierung von "Endstation Sehnsucht" mit Isabelle Huppert, neue Filme, darunter Giu Xiaolus "She, a Chinese" und Gary Marshalls "Valentinstag", und Bücher, darunter Philipp Theisons Literaturgeschichte "Plagiat" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Daneben noch eine ganze Sondersektion "Berlinale". Am spannendsten die Seite, auf der sich Berlinale-Teilnehmer, von Götz George bis Dominik Graf, an Ereignisse von 1960 bis 2002 erinnern. Der diesjährige Jury-Präsident Werner Herzog etwa reiste 1968 mit seinem in den Wettbewerb eingeladenen Erstling "Lebenszeichen" hoffnungsvoll an, war dann aber sehr enttäuscht und machte einfach sein eigenes Ding: "Doch als ich nach Berlin kam, fand ich das Festival ziemlich verstaubt. Es steckte noch ganz in den fünfziger Jahren. Filmfunktionäre führten abgehalfterte Stars aus der Nazizeit vor.... Deshalb habe ich einfach ein paar Filme genommen, ein Kino in Neukölln gemietet und dort selber Filme vorgeführt. Ich wollte einfach eine Tür auftreten. Ich weiß gar nicht mehr, was ich da genau gezeigt habe. Ein Film von Alexander Kluge war dabei, das weiß ich noch... Aber richtig gute, lebendige Sachen, die alle nicht im Festival gezeigt wurden, aber eigentlich Teil davon hätten sein sollen. Ich hatte vier oder fünf Filme, das Kino war immer voll.

Weitere Artikel: Im nicht gerade weltbewegenden Aufmacher-Interview erklärt Leonardo Di Caprio, was ihn an seinem Mentor Martin Scorsese so fasziniert, aber auch, dass er Liebesfilme nicht mag und sich ganz gewiss nicht als Komödiendarsteller sieht. Fritz Göttler empfiehlt den Blick auf die Nebenreihen Panorama und Forum, in denen sich viel eher "Familiengefühle" einstellten als beim "kühlen" Wettbewerb. Hans-Helmut Prinzler blickt auf die vom Filmkritker David Thomson ausgewählte Jubiläums-Retrospektive. Susan Vahabzadeh kennt aus der Romanvorlage von Robert Harris schon den Inhalt von Roman Polanskis Wettbewerbsbeitrag "Der Ghost Writer". Tobias Kniebe hat schon Oskar Roehlers "Jud Süß - Film ohne Gewissen" gesehen und verkündet, dass Veit Harlans noch immer verbotener Film in Teilen dafür eins zu eins nachgedreht wurde. Von taiwanesischen Filmen in Panorama und Forum berichtet Anke Sterneborg. Und zu guter letzt porträtiert Christian Meyer noch Brigitte Helm, den Star des nun wiederhergestellten Fritz-Lang-Klassikers "Metropolis".

Zeit, 11.02.2010

Als einen "Glückfall für den Verbraucherschutz" preist Gero von Randow aufgrund seiner französischen Erfahrungen Google Street View: "Niemand ist mehr auf das angewiesen, was die Verfasser von Reiseprospekten und Annoncen behaupten." Und er zerstreut Bedenken: "Ernster zu nehmen ist die Sorge um das Persönlichkeitsrecht. Nur sollte die Argumentation bitte genau bleiben. Wenn in der deutschen Debatte beispielsweise rhetorisch gefragt wird, wieso der Firma Google erlaubt sein soll, was dem Staat verwehrt ist, dann lautet die Antwort: Weil der Staat der Staat ist. Er hat Waffen, Polizisten, Gefängnisse. Er kann gefährlicher werden als jedes Unternehmen, und deshalb gelten für ihn stets schärfere Regeln."

Zum Start der Berlinale erinnert sich Regisseur Michael Verhoeven an das Jahr 1970, als sein Vietnam-Film "o.k." das Festival sprengte ("Die Journalisten üben Druck auf Bauer und Schmiding aus. Aber die beiden leugnen und lügen weiter"). Andreas Dresen huldigt dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase. Und der amerikanische Autor Jerome Charyn berichtet von einer kurzen Audienz bei Martin Scorsese.

Weiteres: Im Aufmacher des Feuilletons widmet sich der Kunsthistoriker Beat Wyss dem Umstand, dass ausgerechnet jetzt die deutsche Commerzbank die "Schreitenden"-Skulptur des Schweizers Alberto Giacometti zu einem Rekordpreis versteigerte: "Bank und Kunstsammlung sind Wertspeicher, die sich gegenseitig stützen." Ijoma Mangold bewundert die Remix-Künstlerin Helene Hegemann sogar noch mehr als die originäre Schriftstellerin: "Die schlafwandlerische Sicherheit, mit der die 17-jährige Autorin über fremde Quellen verfügt, weist ihr künstlerisch ein besseres Zeugnis aus, als wenn sie jede Droge, über die sie schreibt, auch selbst genommen hätte." Der Schriftsteller Lukas Hammerstein berichtet vom zweiten Prozesstag gegen den mutmaßlichen SS-Handlanger John Demjanjuk. Claus Spahn stellt den neuen Stern am Dirigentenhimmel, Yannick Nezet-Seguin, vor. Und Alexander Cammann steht daneben, als die ersten Kisten des in Marbach angekommenen Suhrkamp-Archivs geöffnet werden.

Besprochen werden der Bushido-Film "Zeiten ändern dich" ("Bushido mag ein Sohn der Straße sein, der es zum Spießer gebracht hat", meint Thomas Groß, "aber er hat sich sein Spießersein wenigstens redlich verdient"), Andrea Breths Inszenierung von Bernard-Marie Koltes' "Quai West", eine El-Greco-Ausstellung in Brüssel und im Aufmacher der Literaturseiten Martin Walsers Novelle "Jenseits".