Heute in den Feuilletons

Ist er plötzlich Johnny Depp

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
07.01.2010. Es ist schon bitter, wie sich deutsche Medien, wenn's um Meinungsfreiheit geht winden, klagt Necla Kelek gegenüber dpa. In seinem SZ-Blog versucht Andrian Kreye zu erklären, was er eigentlich über die Meinungsfreiheit sagen wollte. Die Freischreiber fragen, warum die Journalistengewerkschaften jetzt eigentlich die Total-Buyout-Verträge der Verlage akzeptieren. Die FR kompiliert einen Text Roberto Savianos über die 'Ndrangheta.In der Zeit plädiert Andreas Maier für die Entbreloerisierung Thomas Manns.

Aus den Blogs, 07.01.2010

Die Freischreiber wenden sich gegen die von Gewerkschaften und Zeitungsverlegern ausgehandelten neuen "gemeinsamen Vergütungsregeln" für freie Journalisten. Eines der Argumente: "Die von den Verlagen in den letzen Jahren schleichend zum Standard erhobenen sogenannten 'Buyout'-Regelungen werden von den Gewerkschaften faktisch akzeptiert: Mit einmaliger Zahlung sollen umfangreiche Nutzungsrechte und die Weiterverwertung in anderen Publikationen abgegolten sein." (Mehr auch im Perlentaucher: "Zementierung der Misere".)

Liu Xiaobo ist nicht mehr allein. Xeni Jardin meldet in BoingBoing: "Reports are circulating today that Tibetan filmmaker Dhondup Wangchen has been sentenced to six years in prison by the Chinese government for having produced "Leaving Fear Behind," a film about the plight of Tibetan refugees." Einen Auszug aus seinem Film kann man bei BoingBoing sehen.

Eine interesante Reflexion über den Medienwandel, angelehnt an Thomas Kuhns Begriff des Paradigmenwandels, legt Martin Oetting in Carta vor. Ähnliche Revolutionen gab es schon häufiger, schließt er: "Was uns bei dieser Revolution am ehesten beunruhigen sollte, ist die Art und Weise, mit der große Teile der deutschen Medienlandschaft diese zwingende ökonomische Logik verneinen und der Politik einzureden versuchen, das Problem ließe sich durch Verbote und Rezepte aus der alten Welt regeln."

Überall in der iranischen Diaspora wird über die Frage diskutiert, wie es weitergehen soll. Nasrin Amirsedghi hält in Thomas Eppingers Blog den Iran als Islamische Republik für nicht reformierbar, denn der Islam habe politische Implikationen, die nicht mit Menschenrechten vereinbar seien: "Die Scharia als einzige gesetzgebende Gewalt bedeutet das islamische Recht; dies ist im Koran als Wort Gottes vorgeschrieben. Es sind keine Gesetze, die durch demokratische Prozessdiskussionen (nämlich von Menschen) für ihre gesellschaftliche Ordnung vereinbart werden, sondern sie stammen von 'Allah', und sie sind 'eins' (im Sinne von unteilbar), 'ewig', unfehlbar und nicht veränderbar. Der Mensch ist in diesem Gesetz 'Sklave Gottes' (´Ab dul-Allah) und kein Individuum, das selbstverantwortlich handeln kann und darf." Auf diesen Artikel antwortet Bernd Dahlenburg in seinem Blog Castollux.

Der Umblätterer bereitet die ungeduldig harrende Öffentlichkeit und bibbernde Redakteure auf die alljährliche Hitliste der zehn angeblich besten Feuilletontexte des Vorjahrs vor, die am nächsten Dienstag bekannt gegeben wird: "Jeder Journalist muss täglich neu ein Problem lösen: einen Text abliefern und dabei so gut wie möglich aussehen. Dabei ist im Feuilleton wie in keinem anderen Ressort auch Platz für Neuansätze und Experimente, die, wenn sie gelungen sind, laut und nachhaltig in den Lesealltag hineinbrechen", glaubt Frank Fischer.

FR, 07.01.2010

Erschüttert berichtet Arno Widmann von einem Artikel Roberto Savianos aus La Repubblica, der die ganze geballte Macht der 'Ndrangheta darstellt: "Die mafiösen Clans Italiens erzielen allein mit ihrem Kokainumsatz Jahr für Jahr das 60-fache dessen, was der Autokonzern Fiat erreicht, so Saviano. Angesichts dieser Dimensionen beginnt man zu ahnen, dass die so genannte Realwirtschaft inzwischen die Schattenwirtschaft geworden ist. Für ein Kilo Kokain zahlen die Clans 2400 Euro. Das Gramm Kokain verkaufen sie dann in Italien für 60 Euro. Das sind Gewinnspannen, von denen auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann - wenigstens offiziell - nicht träumen kann."

Abgedruckt wird eine Rede Mely Kiyaks, in der die Kolumnistin aus eigener Erfahrung erzählt, was es bedeutet, als Kind türkischer Eltern in einer niedersächsischen Kleinstadt aufzuwachsen. Auf Integration war man da nicht gerade scharf. Aber auch in Berlin gebe es eigentlich kaum eine echte Vermischung der verschiedenen Volksgruppen. Und das betrifft gerade auch die kulturellen Institutionen: "Ich plädiere für einen öffentlichen Raum, der es schafft, aus Volksbühnen, die nur so heißen, wirkliche Volksbühnen zu machen. Die Nationaltheater sollen die verschiedenen Nationen zusammenführen, versammeln. Nicht nur das. Ich möchte in öffentlichen Räumen Geschichten erzählt bekommen, die etwas mit mir und meiner eigenen Geschichte zu tun haben. Sie sollen die heutige gesellschaftliche Realität widerspiegeln. So legitim dieser Anspruch ist, er ist nicht zu erfüllen, wenn die Zukunft der deutschen Kultureinrichtungen immer nur in den Händen deutschstämmiger Intendanten, Festspielleiter, Kulturpolitiker und Integrationsbeauftragter liegt."

Weiteres: In Times mager staunt Arno Widmann, dass auch der Jemen über das Prinzip der Diversifizierung zu Geld kommt: mit Terror und dem Kampf gegen ihn. Besprochen werden Terry Gilliams Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus" (den Daniel Kothenschulte very british, oft hinreißend, aber manchmal etwas unausgereift fand), Rune Denstad Langlos norwegisches Roadmovie "Nord", Michael Quasts Inszenierung der "Schönen Helena" in Frankfurt und Kerstin Deckers Biografie der Dichterin Else Lasker-Schüler (siehe auch unsere Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Welt, 07.01.2010

Obwohl Heath Ledger starb, als erst die Hälfte der Dreharbeiten zu "Dr. Parnassus" (mehr hier) abgeschlossen war, konnte Terry Gilliam den Film mit drei berühmten Ersatzschauspielern fertig drehen. Peter Zander erklärt, wie das funktioniert: "Die Rahmenhandlung in der tristen Realität wurde vollständig abgedreht. Immer wieder aber treten Menschen durch den Zauberspiegel in ihre Fantasiewelt; und all diese kreischend bunten, optisch überwältigenden Szenen standen noch aus, als Ledger starb. Wenn Ledger nun das erste Mal im Film durch den Spiegel geht, ist er plötzlich Johnny Depp. Und wundert sich über sein Aussehen nicht wenig. Zurück in der Realität, ist er wieder Ledger."

Weitere Artikel: Hanns Georg Rodek porträtiert James Cameron, dessen Film "Avatar" inzwischen eine Milliarde Dollar eingespielt hat. Dankwart Guratzsch besucht eine fränkische Brauerei, die neun Jahre nach dem Tod des Künstlers ein Haus von Hundertwasser bezieht. Berthold Seewald kommentiert einen Streit um die Finanzierung von Ausgrabungsarbeiten in Troja. Michael Pilz hat zum sechzigsten Geburtstag Rio Reisers dessen Geburtsort im Oderbruch besucht, wo eine fromme Gemeinde die Erinnerung an den Sänger wachhält.

Besprochen werden neben "Dr. Parnassuss" die deutsche Komödie "13 Semester" (mehr hier) und "Die Schachspielerin" (mehr hier) mit Sandrine Bonnaire.

Freitag, 07.01.2010

Michael Angele unterhält sich mit Maxim Biller über sein neuestes Buch "Der gebrauchte Jude". Auf die etwas selbstzufriedene Behauptung des Interviewers, Deutschland sei doch ein weltoffenes Land, antwortet Biller: "Wirklich? Dann nehmen Sie Amerika zum Vergleich. In Teilen ist das eine Gesellschaft, die das Andere, Aufregende sieht. Schauen Sie sich den New Yorker an, die Zeitschrift. Wie voll die ist mit Erzählungen von Immigranten aus China, Russland, der Ukraine, woher auch immer. Wo haben Sie das in Deutschland? Und wir haben hier eine Menge Leute, die aus anderen Ländern stammen und schreiben. Sie haben hier als Einwanderer nur eine Chance, wenn sie wie Feridun Zaimoglu zum Ärmelschonerschriftsteller mutieren."

Außerdem im Freitag dieser Woche: Sabine Kebir über ihre lange Geschichte mit Nofretete. Wochenthema ist die Fußball-WM in Südafrika. Und die Unterzeile eines Städteportäts über Dessau gibt Auskunft über die Seelenlage der fortschrittlich denkenden Fraktion in Deutschland: "Dessau ist eine sterbende Stadt. Aber das ist kein Grund zum Verzweifeln. Denn es ist auch eine Chance."

NZZ, 07.01.2010

Im Interview mit Marc Zitzmann möchte der französische Historiker Vincent Duclert gegen Sarkozys Idee einer nationalen Identität eine demokratische Identität setzen: "Die 'demokratische Identität' ist im Gegensatz zur 'nationalen Identität' kein Konstrukt, sondern eine - freilich komplexe und vielschichtige - Realität. Bilden die Franzosen eine Nation, so sicher keine ethnisch-religiös fundierte. Vielmehr ist der Zement, der sie zusammenhält, ein politisches Projekt: das Bestreben, die genannten liberalen Prinzipien immer weitgehender umzusetzen."

Besprochen werden eine Ausstellung des Präraffaeliten Edward Burne-Jones in der Staatsgalerie Stuttgart, Jane Campions Liebesgeschichte "Bright Star" (für Susanne Ostwald eine sehr gelungene Adaption der Lyrik John Keats'), Riccardo Signorells Schweizer Film "Champions" und Alais Roman "Ferne Quellen".

TAZ, 07.01.2010

Im Kulturteil porträtiert Esther Boldt die belgische Kuratorin Frie Leysen, die das Festival Theater der Welt in Essen und Mülheim leiten wird. Alexander Haas berichtet über den Protest von Kölns Schauspielchefin Karin Beier gegen den beschlossenen Neubau ihres Theaters und drohende Kürzungen aus dem Kulturetat. Auf der Meinungsseite schreibt Rudolf Walther über die nächste Runde, in der die Schweizer SVP das populäre Ressentiment schürt.

Besprochen werden Terry Gilliams neuer Film "Das Kabinett des Dr. Parnassus", der Film "Das Fischkind" von Lucia Puenzo über das Verhältnis zwischen Dienstbote und Familie und Ivan Panteleevs Inszenierung der Reportage von David Foster Wallace über ein Hummer-Festival in Maine mit dem Schauspieler Samuel Finzi im Prater der Volksbühne Berlin.

Und Tom.

Zeit, 07.01.2010

Der Schriftsteller Andreas Maier widerspricht Julia Schoch vehement, die in der vorigen Woche behauptet hatte, große Schriftsteller bräuchten mächtige, wenn möglich repressive Gegner. Mit Blick auf Thomas Mann meint Maier, worauf es ankäme, sei vielmehr, dass ein Autor ein Leben und ein Werk habe: "Damit meine ich nicht all die Eckdaten und öffentlich erzählbaren Motive seiner Lebensgeschichte, die Flucht, das Exil mit Adorno und so weiter, die Künstlertreffen in Pacific Palisades, nicht die Patrizierfamilie. Das ist kein Leben. Das klingt nur gut. Das sind öffentliche Zusammenstellungen von öffentlichkeitstauglichen Vignetten, die man an ein Leben dranheften kann. Daraus wird dann höchstens ein Breloer-Film. Ich meine vielmehr die innere Lebensbewegung, die Schreibbewegung Thomas Manns, an die man aber nur herankommt, wenn man den Mann seiner Vignetten erst einmal entkleidet, ihn entbreloerisiert."

Weiteres: Den Aufmacher des Kulturteils teilen sich die beiden diesjährigen Kulturhauptstädte Europas, Istanbul und Essen. Michael Thumann erzählt, wie sich türkische Intellektuelle darum bemühen, die großen Feiern mit einer Erinnerung an die Militärputsche zu verbinden. Claus Leggewie vermisst bei den anstehenden Kulturevents in Essen eine nachhaltige Klimapolitik. Bartholomäus Grill beobachtet die steigende Fußballfieberkurve in südafrikanischen Städten. Christian Welzbacher, Biograf des FU-Gründers Edwin Redslob, wirft Claude Lanzmann vor, in seiner Autobiografie "Le lievre de Patagonie" die Umstände von Redslobs Sturz 1950 falsch darzustellen (und stellt unter anderem richtig, dass Redslob ein Gedicht auf Emmy Göring nicht für sie direkt verfasst hat, sondern für eine ihr gewidmete Porzellanreihe). In der Reihe "Klassenkampf von oben" schreibt der in Zürich Philosophie lehrende Lutz Wingert. Hanno Rauterberg begutachtet Dubais gigantomanischen Burdsch Kalifa. Klaus Harpprecht schreibt zum Tod der Freya von Moltke.

Besprochen werden das Album "Contra" der Band Vampire Weekend, Terry Gilliams Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus", Neapels Barockausstellungen und auf den Literaturseiten unter anderem Thomas Heckens Geschichte des "Pop" und die Jörg-Fauser-Werkausgabe.

Im politischen Teil rät der Historiker Tony Judt den Sozialdemokraten zu mehr Konservatismus, wenn sie den Sozialstaat erhalten wollen: "Die politische Linke hat, um es ganz deutlich zu sagen, etwas zu bewahren. Es ist die politische Rechte, die den ehrgeizigen, modernen Drang geerbt, im Namen eines universellen Projekts Zerstörung und Erneuerung zu betreiben. Sozialdemokraten müssen entschiedener über die Errungenschaften der Vergangenheit sprechen." (Hier das englische Original aus der NY Review of Books)

Jörg Lau konstatiert trotz des versuchten Attentats von Detroit und des Anschlags auf den Karikaturisten Kurt Westergaard: "Der Islamismus, vor wenigen Jahren noch als dritte große totalitäre Herausforderung nach Kommunismus und Nationalsozialismus beschworen, steht vielerorts am Rande des Scheiterns.

SZ, 07.01.2010

Feuilletonchef Andrian Kreye, der am Montag geschrieben hatte, dass Kurt Westergaards Zeichnung anders als Rushdies "Satanische Verse" nicht verteidigenswert sei, versucht heute, sich in seinem Blog genauer zu fassen:

"-Die judeo-christlichen/säkularen Grundwerte sind nicht verhandelbar. Dazu gehört auch die Meinungsfreiheit, die immerhin die Grundlage meines Berufes ist.
- In der islamischen Welt sind religiöse Gefühle und Respekt wichtiger als die freiheitlichen Grundwerte des Westens. Westliche Werte sind nicht für alle Menschen auf diesem Planeten erstrebenswert." (Ja, was denn jetzt?)

Der in Köln lebende chinesische Journalist Shi Ming schildert, wie ein chinesischer Politiker in der Provinz mit der Mafia aufräumen will. Sein Auftreten und sein Vorgehen gegen einen Anwalt haben, so Shi Ming, einen "Lagerkampf" entfacht, der viel über die neue Mittelschicht erzählt: Dieser Lagerkampf "bietet seltene Einblicke in die Welt der urbanen Mittelschicht. Verunsichert durch die Wirtschaftskrise und nicht selten tyrannisiert durch ein Bündnis zwischen Geld und Macht, nimmt die Mittelschicht schmerzhaft wahr, wie einflusslos sie trotz angehäuften Vermögens bleibt." Vierzig Prozent des Mittelstands, so Shi Ming, sind in der Krise Pleite gegangen.

Weitere Artikel: Ramon Schack unterhält sich mit dem Politologen und Obama-Berater Vali Nasr über die Entwicklungen im Nahen Osten - Nasr setzt dabei viel Hoffnung in das durch wirtschaftlichen Aufschwung begründete Erstarken der Mittelschichten. Skeptisch zeigt sich Julia Amalia Heyer angesichts der Pläne von Nicolas Sarkozy für mehr Gleichheit im französischen Hochschulsystem. Im Interview spricht der Regisseur Terry Gilliam über seinen neuen Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus" (mehr), über den Mangel an Fantasie und das Ausbleiben der Revolution trotz Finanzkrise. Von "Turbulenzen" im Pariser Kulturleben berichtet Johannes Willms. Johan Schloemann besucht die neu eröffnete Zweigstelle des Stockholmer "Moderna Museet" in Malmö. Peter Burghardt beschreibt, wie drei spanische Großverlage sich beim E-Book-Vertrieb zusammenschließen. Lothar Müller schreibt zum Tod der Autorin und Übersetzerin Gisela Kraft. Auf der Medienseite schildert Stefan Ulrich, wie Nicholas Sarkozys Pläne zur Staatsknete für Onlinemedien eben diese unter Rechtfertigungsdruck setzen.

Besprochen werden ein David-Foster-Wallace-Abend mit Samuel Finzi im Berliner Prater, neue Filme, darunter Frieder Wittichs Studentenkomödie "13 Semester" und die Komödie "Haben Sie das von den Morgans gehört?" mit Hugh Grant und Sarah Jessica Parker, eine Ausstellung zur Geschichte der "Manieren" im Focke-Museum in Bremen und Bücher, darunter A.L. Kennedys neue Erzählungen "Was wird" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Weitere Medien, 07.01.2010

Necla Kelek sagt zu dpa (hier in den Nürnberger Nachichten) zum Artikel von SZ-Feuilletonchef Andrian Kreye: "Es ist schon bitter, wie sich manche Medien selbst dann - und natürlich höchst differenziert - winden, wenn es schlicht darum geht, das Recht auf Meinungsfreiheit und das Leben eines Mannes zu verteidigen."

FAZ, 07.01.2010

Richard Kämmerlings studiert zunächst ganz erfreut das Suhrkamp-Programm zum sechzigsten Verlagsjubiläum. Jüngste Äußerungen von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz irritieren ihn dann freilich sehr. Andreas Kilb schaut unterdessen beim Suhrkampsübergangsdomizil in der Berliner Pappelallee vorbei.

Weitere Artikel: Jürgen Kaube kann wissenschaftlich erklären, warum uns das Herausgreifen ethnischer Gruppen bei Kontrollen trotz statistisch fraglosen erhöhten Gefahrenpotenzials so problematisch vorkommt. Hubert Spiegel besucht die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, beobachtet sie beim Dichterkinderstubenbauen und weist darauf hin, dass ihre "Papiertheaterobjekte" in einer Marbacher Ausstellung zu bewundern sind. In der Glosse berichtet Jürg Altwegg, dass die rechtspopulistische SVP im Zürich-Wahlkampf weiter deutschfeindliche Stimmung macht und vor der "Berlinisierung" der Stadt warnt. Niklas Maak schreibt zum Tod des Künstlers Kenneth Noland. Auf der Kinoseite berichtet Marco Schmidt vom Filmfest in Marrakesch und den dort veranstalteten Meisterkursen der Regisseure Alfonos Cuaron, Emir Kusturica und Jim Jarmusch.

Besprochen werden die Architekturausstellung "Cerda i la Barcelona del Futur" in Barcelona, CDs und 1 DVD mit historischen Aufnahmen der Dresdner Staatskapelle unter Fritz Busch, eine Einspielung von vier Händel-Klaviersuiten durch die Pianistin Dina Ugorskaja, Terry Gilliams Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus" (mehr) und Bücher, darunter Ludwig Harigs Leitfaden "Wie die Wörter tanzen lernten" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).