Heute in den Feuilletons

Gras-Matsch-Pferd

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
01.07.2009. Der Tod Pina Bauschs bestürzt alle Feuilletons: Sie war die international einflussreichste Choreografin, schreibt die Welt. Sie bewegte, was die Menschen bewegt, meint die NZZ. Die FR erzählt, wie Ai Weiwei die automatische Porno-Detektion der chinesischen Internetzensoren außer Funktion setzt. Marcel Weiss äußert sich in Netzwertig recht skeptisch über die Idee einer Kulturflatrate. In Le Monde antwortet Google (sozusagen) auf Hubert Burda.

NZZ, 01.07.2009

Lilo Weber schreibt betrübt den Nachruf auf die so plötzlich verstorbene Choreografin Pina Bausch: "Sie sei weniger daran interessiert, wie die Menschen sich bewegten, als daran, was sie bewegt - das vielfach zitierte Credo der Choreografin zog sich durch ihr ganzes Werk. Ihre ersten Stücke, 'Iphigenie auf Tauris' (1974) oder 'Frühlingsopfer' (1975), waren noch dem Modern Dance verpflichtet. Doch dann begannen die Mitglieder des Tanztheaters Wuppertal auf der Bühne zu reden, zu singen, zu trällern - und immer auch wieder: zu schreien. In eine Tanzwelt, die sich von der Narration verabschiedet hatte und in der expressive Emotionen als unmodern galten, brachte Pina Bausch Erzählen und Gefühlsausbrüche zurück."

Weiteres: Urs Steiner schreibt zum Tod des Architekten Heinz Isler. Besprochen werden zum hundertsten Geburtstag des urugayischen Schriftstellers Juan Carlos Onetti sein erstmals auf Deutsch zu lesender Roman "Für diese Nacht" sowie ein Essay über ihn von Mario Vargas Llosa, ein Porträt Jacob Burckhardts und Kinderbücher (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau des Tages).

Aus den Blogs, 01.07.2009

Recht skeptische Gedanken macht sich Marcel Weiss auf Netzwertig zur Idee der Kulturflatrate, die seiner Meinung nach vor allem den Konzernen zugute käme: "Die einzige Hoffnung dieser gigantischen Industrie, so schein es, sind massive Lobby-Anstrengungen, um irgend einen Weg zu finden, die eigene Existenz aufrechtzuhalten, obwohl es für sie keinen Bedarf auf dem Markt mehr gibt: Die Hauptaufgabe von Majorlabels war, Musikaufnahmen zu kopieren und zu distribuieren. Das können die Konsumenten mittlerweile selbst übernehmen."

Angesichts der iranischen Ereignisse ist Sri Lanka völlig in die Vergessenheit geraten, klagt Martin Shaw in openDemocracy, aber es werden nach wie vor Hundertausende Tamilen in Lagern gehalten, und die Vorwürfe, dass die Bombardements der tamilischen Stellungen Zehntausende Opfer unter den Zivilisten nach sich zogen, wurden mit Deckung des UN-Menschenrechtsrats unterdrückt. Die Frage bleibt, "what kind of violence did the Sri Lankan state commit against its Tamil civilian population, on what scale and with what intentions? The continuing concentration of over 250,000 people in the camps both blocks the search for answers to these questions, and itself constitutes a most serious crime. If the doors are not opened quickly, this will raise questions of whether the government seriously intends a restoration of Tamil society in the conquered zone."

Eren Güvercin hat zwei Gespräche mit Teilnehmern der Islamkonferenz geführt: mit Lale Akgün, Islambeauftragte der SPD, deren Bilanz eher bitter ausfällt: "Mein Resümee für die Islamkonferenz fällt eigentlich sehr traurig aus. Die Islamkonferenz hatte keine Ziele, es war eine 'Blabla-Veranstaltung' und genau so geht sie auch aus." Und mit mit Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, der die Konferenz etwas positiver sieht: "Man kann abschließend resümieren, was die gefühlte Anerkennung des Islams in Deutschland angeht, da sind wir ein Stück weit weitergekommen. Bei der faktischen, formalen Anerkennung im Sinne von Gleichberechtigung gegenüber auch anderen Religionsgemeinschaften, da haben wir noch ein großes Stück zurückzulegen. Da hat die Islamkonferenz auch nichts gebracht."

Sehr neutral berichtet Martin Weigert auf Netzwertig über den doch recht ruhmlosen Verkauf der Pirate Bay an ein einen Medienkonzern. Ein Teil des Geldes aus dem Verkauf soll angeblich in eine Stiftung fließen, "welche sich für Projekte rund um Meinungsfreiheit und Offenheit des Netzes einsetzt".

Golem bringt einen Überblick über forderungen von Lobby-Organisationen zur Reformierung des Urheberrechts.

Im Ententeich, dem Perlentaucher-Blog, antwortet Anja Seeliger auf die Forderung Hubert Burdas nach Leistungsschutzrecht und vielen anderen Rechten: "Der Verleger Hubert Burda bezeichnete gestern in der FAZ die Presse als 'vierte Gewalt' und behauptete, sie sei unverzichtbar für die Demokratie. Das ist Unsinn. In Sachen Berichterstattung über das Internet ist die Presse weithin keine vierte Gewalt mehr, sondern ein Lobbyist, der sich unter dem Deckmantel des Journalismus dem Staat andient."

Was ist, wenn man Google News mit einem Kiosk vergleicht, fragt Felix Schwenzel in wirres.net als Antwort auf Hubert Burda: Der Kiosk "macht diese inhalte zugänglich und verkauft die medienerzeugnisse. die verleger gestehen dem kiosk sogar zu, einen teil des erlöses zu behalten. wenn ein kiosk nun ein besonders lukratives geschäftsmodell gefunden hat, zum beispiel indem neben den verlagserzeugnissen auch lotto-scheine, kaffee, belegte brötchen oder selbstgemachtes pesto verkauft werden."

TAZ, 01.07.2009

Zum hundersten Geburtstags des urugayischen Schriftstellers Juan Carlos Onetti widmen Gerhard Dilger und Karl-Ludolf Hübener dem bekennenden Nihilisten eine Hommage: "Im fiktiven Universum Onettis, so Vargas Llosa, seien 'die Menschen eine abscheuliche Horde nachtragender, kleinlicher, mittelmäßiger Kanaillen, unter denen nur die Niedrigsten sich hervortun und überleben'. Dagegen sprechen Onettis melancholische Liebesgeschichten und sein hintersinniger Humor. Ein Zyniker war er nie. Die letzten 14 Jahre vor seinem Tod verbrachte er vorzugsweise im Bett, mit Whisky und Zigaretten, schreibend oder Krimi lesend. Er ließ sich von seiner vierten Frau Dolly Muhr verwöhnen und gab lange Interviews."

Weiteres: Katrin Bettina Müller trauert um die so plötzlich gestorbene Tanzkünstlerin Pina Bausch: "So viel Sanftheit, so viel Zärtlichkeit, das traute sich sonst niemand." Besprochen werden Jan Timmes Einzelschau im Frankfurter Atelierhaus basis und Catherine O'Flynns Debütroman "Was mit Kate geschah".

Auf den vorderen Seiten wird das Journal einer iranischen Bloggerin abgedruckt: "Sonntag, 28. Juni, kurz nach Mitternacht, ich wache von einem Albtraum auf. Ich habe gerade erfahren, dass sich vor dem Evin-Gefängnis eine Menschenmenge angesammelt hat, um etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren. Offensichtlich kampieren sie vor dem Gefängnis. Ich will morgen dorthin, um mehr in Erfahrung zu bringen. Ein Freund meint, dass sie vermutlich viele Gefangene nach Karadsch gebracht haben, wo sich wahrscheinlich schon Tausende befinden. Er sagt, sie mischen sie mit brutalen Gefängnisinsassen, damit ihr Aufenthalt zum Horrortrip wird."

Und Tom.

Berliner Zeitung, 01.07.2009

Die taz-Redaktion hat zwar kaum früher als ihre Leser von der Absetzung ihrer langjährigen Chefredakteurin Bascha Mika erfahren, und sie kennt Mikas Nachfolgerin Ines Pohl, die sich zuerst im Spiegel äußerte, auch gar nicht, aber sie scheint die Sache so weit okay zu finden, berichtet Ralf Mielke: "Dass die Personalie noch einmal in Zweifel gezogen wird, damit rechnet kaum jemand bei der taz. Der Redaktionsrat werde nicht gegen Pohl stimmen, heißt es. Den hat die Neue in einem Gespräch in der vergangenen Woche offenbar von sich überzeugt." Kleine Stänkereien gab es aber schon (mehr hier.

Auf den Kulturseiten schreibt Theaterkritiker Dirk Pilz über Neuerscheinungen zum Begriff des Tragischen.

FR, 01.07.2009

Der chinesische Künstler Ai Weiwei protestiert mit großen Sprüngen gegen die Einführung einer Zensur- und Spionagesoftware, die Chinas Zensoren auf allen Computern installiert haben möchten, berichtet Bernhard Bartsch. "Ais nackter Sprung bedeutet für die Zensoren gleich doppelten Spott: Zum einen mokiert sich Ai damit über die Schwächen der automatischen Porno-Erkennung des 'Grünen Damms'. Blogger hatten bei Tests der Software festgestellt, dass sie viele Nacktaufnahmen durchgehen ließ, dafür aber Bilder von Schwimmern oder Garfield-Comics blockierte. Zum anderen ist das Plüschtier, das Ai als Ahornblatt dient, selbst eine Ikone des chinesischen Bloggeraufstands. Denn was aussieht wie ein liebes Pony, ist in Wahrheit ein fiktives Geschöpf namens 'Cao Ni Ma', was wörtlich 'Gras-Matsch-Pferd' heißt, in der Aussprache aber wie ein böses Schimpfwort klingt, das zum Sex mit der eigenen Mutter auffordert." Weitere Fotos auf Ai Weiweis Blog. Und hier zwei Fotos aus dem von Ai Weiwei organisierten Wettbewerb mit Bildern, auf dem Chinesen ihrem Land den Stinkefinger zeigen.

Sylvia Staude schreibt zum Tod Pina Bauschs: "Pina Bausch vermählte keineswegs nur das Theater mit dem Tanz und machte beide dadurch reicher, sie war immer auch eine große Malerin der Bewegung. Einer feinen, verästelten, expressiv anrührenden Bewegung, in der die kleinste Geste die größte Geschichte erzählen konnte".

Weitere Artikel: Man kann nur staunen über die Besessenheit, mit der in den Feuilletons der Quelle-Katalog verabschiedet wird, in der FR tut es Oliver Herwig. Christian Schlüter glaubt in Times mager, dass "wir" uns nur für Michael Jackson interessieren, nicht für den Iran, aber wir haben uns für den Iran interessiert. Ina Harwig sendet dem Schriftsteller Hans Bender, der heute 90 wird, einen "herzlichen Glückwünsch zum Ehrentage".

Besprochen werden der Film "Ice Age 3", eine Aufführung des "Käthchens von Heilbronn" bei den Bad Hersfelder Festspielen und Rüdiger Lohlkers Buch "Dschihadismus" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Spiegel Online, 01.07.2009

Mehr als 80.000 Musiker, Konzertveranstalter und andere Kulturschaffende haben eine Petition unterschrieben, die eine Überprüfung der Gema fordert, berichtet Thomas Winkler. "Selbst Rechtsanwälte, die sich mit der Materie befassen, geben unumwunden zu, dass das komplexe Gema-System aus Abgaben und Ausschüttungen nicht zu durchschauen ist. Es gibt Kulturarbeiter, die der Gema unterstellen, ihre Abrechnungen absichtlich so kompliziert zu halten, um Fehler und falsche Forderungen zu verschleiern. Oder sie vermuten gleich, nicht einmal die Gema durchschaue ihr eigenes System. Ja, sogar die Musiker, die eigentlich von der Gema profitieren und zumeist ihre Mitglieder sind, zeigen sich oft unzufrieden, weil sie meist nicht verstehen, warum sie für welche Leistung wie viel Geld bekommen."
Stichwörter: Geld, Gema, Konzertveranstalter

Welt, 01.07.2009

Jochen Schmidt, Tanzkritiker der Welt, kann es noch kaum fassen. Und um Pina Bausch wird auf der ganzen Welt getrauert werden: "Selbst dorthin, wo sie nie gastiert hat, ist sie über heimlich mitgeschnittene und unter der Hand weitergereichte Videos vorgedrungen. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts hat Pina Bausch die Welt des Tanzes verändert wie kaum ein Choreograf vor ihr."

Gerhard Gnauck vernimmt aus Russland kurz vor dem 70. Jahrestag des Kriegsbeginns widersprüchliche Signale zur Einordnung der Rolle Stalins: "In Russland scheint das Bedürfnis aufzukommen, den in jüngster Zeit auch als 'Modernisierer' verklärten Stalin vor allem als Strategen und Heerführer dem Andenken der Nachwelt ungeschmälert zu erhalten. Zugleich werden vorsichtige Signale an die Nachbarn ausgesandt: Über das eine oder andere Schlimme könne man reden."

Weitere Artikel: In der Leitglosse fühlt sich Wolf Lepenies durch den Fall Madoff an einschlägige Romane Balzacs erinnert. Rüdiger Sturm unterhält sich mit dem Hollywood-Produzenten Mike Medavoy und den Autor Nathan Gardels, die ein Buch über die Rolle Hollywoods in einer multipolaren Welt veröffentlicht haben. Bettina Gabbe besucht neue Museen in Süditalien. Und Uta Baier berichtet von einer internationalen Tagung in Terezin (Theresienstadt) über die Restitution geraubten jüdischen Besitzes.

Besprochen werden zwei "Carmen"-Aufführungen in Amsterdam und Paris.

Weitere Medien, 01.07.2009

(Via turi2 und via dnv). Wir haben's etwas zu spät gesehen: Le Monde bringt ein Interview mit dem Google-Vizechef David C. Drummond, das sich wie eine Antwort auf Hubert Burda (mehr hier) liest: "Für Google", sagt Drummond, "ist es frustrierend als Verantwortlicher für die Schwierigkeiten der Zeitungen angesehen zu werden. Wir waren im Gegenteil sehr nützlich. Wir generieren für die Verleger Milliarden von Dollar im Web. Wir schicken ihnen kostenlos Millarden von Klicks. Wenn Sie eine Information auf Google oder Google News suchen, werden Sie zu Zeitungsartikleln geführt. Dafür bekommen wir keine Entlohnung. Das ist kostenlos. Diese Milliarden von Klicks werden auf 6 Milliarden (4,3 Milliarden Euro) jährlich beziffert, während unser Nettogewinn bei 4,5 Milliarden Dollar liegt."

FAZ, 01.07.2009

Wiebke Hüster unternimmt einen ersten Versuch, zu ermessen, was die Welt des Tanzes mit dem Tod Pina Bauschs verloren hat: "Immer ging es ihr um die Grundfragen menschlicher Existenz: Wie können wir leben mit denen, die wir lieben, wieso sind Frauen und Männer so verschieden, ist es eigentlich erlaubt, so unverschämt mit dem Publikum zu flirten?"

Weitere Artikel: Niklas Maak berichtet über rechtliche Probleme mit Franco Stellas Siegerentwurf für das Berliner Schloss - und hofft, dass jetzt noch einmal über die Gestaltung des Projekts nachgedacht wird. In der Glosse schildert Paul Ingendaay, wie auf Kuba im Schatten des Kommunismus gewirtschaftet wird. Oliver Jungen bringt Anekdoten und Buchmarktinformationen von einer Pressereise ins diesjährige Buchmessengastland China mit. Hansgeorg Hermann war auf einer Tagung in Thessaloniki, auf der es um das lange beschwiegene Schicksal aus Griechenland deportierter Juden ging. Für die Medienseite war Hannes Hintermeier dabei, als die Deutsche Journalistenschule mit Angela Merkel ihren 60. Geburtstag feierte.

Besprochen werden eine von Nicolas Harnoncourt dirigierte "halbszenische Aufführung" von George Gerswhins "Porgy and Bess" in Graz, Peter Dörflers Dokumentarfilm "Achterbahn" und Bücher, darunter Juan-Carlos Onettis jetzt erstmals ins Deutsche übersetzter Roman "Für diese Nacht" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

SZ, 01.07.2009

Susan Vahabzadeh hört fasziniert zu, als John Malkovich ihr erzählt, warum er den Frauenmörder Jack Unterweger in "The Infernal Comedy" im Wiener Ronacher spielt: "Was ihn lockte, obwohl er für fünf Drehtage in Los Angeles natürlich viel, viel mehr Geld bekommen würde? Die Musik, das Stück, diese seltsame Geschichte vom schreibenden Mörder, dem die Intellektuellen in den Achtzigern eine zweite Chance erstritten - Unterweger bedankte sich mit einer Serie von Prostituiertenmorden. 'Ich habe ihn im Fernsehen gesehen', erinnert sich Malkovich kopfschüttelnd, 'und was Unterweger da sagte, war offensichtlich eine Lüge, dabei hat er nicht mal eine Sprache gesprochen, die ich verstehe. Das fand ich spannend, dass Leute tatsächlich auf ihn hereingefallen sind.'"

Im Nachruf auf Pina Bausch überlegt Eva-Elisabeth Fischer, wie Bausch wohl 1973 auf das Angebot reagiert hat, das Wuppertaler Tanztheater zu übernehmen: "'Noch ein Weinchen, noch ein Zigarettchen', brachte es Mechthild Grossmann, ihre Protagonistin in 'Walzer', viel später, 1982, auf den Punkt."

Weitere Artikel: Ein "großes Versprechen" hat Martina Knoben in den chilenische Filmen beim Münchner Filmfest gesehen. Peter Lampe, Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg, erzählt sehr anschaulich die Geschichte des Paulusgrabs und hat eine Bitte an den Papst: "Der Vatikan kündigt eine Grabung an. Wir wüssten gern, ob auch ein Schädel in dem Sarkophag lag." Ein Goldgefäß aus dem Irak sorgt für diplomatische Verwicklungen des Germanischen Zentralmuseums in Mainz mit irakischen Behörden, meldet Laura Weissmüller. Pirate Bay soll an die Firma Global Gaming Factory (GGF) verkauft und auf legale Füße gestellt werden, meldet Gunnar Herrmann. Einfach paradox findet es Gerhard Matzig, dass zwar immer mehr Menschen in Städten leben, diese Städte aber immer weniger geplant werden. Mit, ähm, gebremster Sympathie verabschiedet Helmut Mauro Lorin Maazel als Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker. Braucht Berlin wirklich eine Kunsthalle?, fragt Jens Bisky und scheint zu denken: Nicht Wowereits Berlin. Lothar Müller schreibt zum 90. Geburtstag des Schriftstellers Hans Bender.

Für die Medienseite lauschte Marc Felix Serrao den aufmunternden Worten, die Angela Merkel allen Journalisten beim Festakt zum 60. Geburtstag der Deutschen Journalistenschule im Münchner Prinzregententheater zurief.

Besprochen werden der dritte "Ice Age"-Film ("Vollmundig, fruchtig ... ein Mutterschaftsabenteuer", schreibt ein gut gelaunt Fritz Göttler), Michael Manns Film "Public Enemies" über den Gangster John Dillinger, Krzysztof Warlikowskis Inszenierung von Karol Szymanowskis Oper "König Roger", mit der sich Gerald Mortier als Intendant der Pariser Nationaloper verabschiedet, und Bücher, darunter Johnny Sharps bisher nur auf Englisch erschienene Analyse von Songtexten "Crap Lyrics" und Paul Veynes Buch "Foucault. Der Philosoph als Samurai" (Leseprobe, mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).