Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
22.02.2002. Das SZ-Feuilleton sieht sich mit der peinlichen Tatsache konfrontiert, dass das SZ-Magazin ausgerechnet Peter Handke als Berichterstatter zum Milosevic-Prozess geschickt hat. Die FAZ schildert die Geburt eines Theatermodelles aus der Not in Weimar und ein Modell in Not in Berlin. Die NZZ fragt: Wie sollten Agatha Christies "Zehn kleine Negerlein" korrekt heißen?

FAZ, 22.02.2002

Eine kleine Revolution vermeldet Gerhard Stadelmaier in Weimar und das Scheitern eines Modells in Berlin. In Weimar weigert sich die Stadt, das Dreispartenhaus, wie es die Landespolitiker wünschen, mit dem Theater von Erfurt zu fusionieren. Statt dessen reformiert man das Theater lieber und verabschiedet sich vom Tarifmodell des Öffentlichen Dinestes. In Berlin droht das aus Tanz und Schauspiel zusammengesetzte Modell der Schaubühne zu scheitern. Sasha Waltz, die Choreografin, und Thomas Ostermeier, der Schauspieldirektor bekämpfen sich. Und Stadelmaier findet die Formel: "Das Weimarer Beispiel zeigt, wie Not ein Modell gebiert. Das Berliner Beispiel zeigt, wie ein Modell auch in Not führen kann."

Tilman Spreckelsen berichtet über eine Fernsehdiskussion mit Sascha Anderson, der sich in seiner Autobiografie den vor zehn Jahren von Wolf Biermann erhobenen Stasi-Vorwrüfen stellt, aber nur so halb, wie es scheint. Spreckelsen zitiert ihn mit den Worten: "Zu Biermann habe ich nichts zu sagen - ich habe in meinem Leben schon genug über andere gesprochen."

Eva Menasse wirft den Gegnern der Wiener FPÖ/ÖVP-Regierung vor, museal geworden zu sein und stellt ein paar unangenehme Fragen: "Was passiert eigentlich wirklich gerade mit und in Österreich? Wo sind die Intellektuellen, wo die Wissenschafter, wo die politische Opposition geblieben? Wo ist auch nur der Ansatz einer Debatte über Vergangenheit, Zukunft, politische Kultur?"

Weitere Artikel: Die Wissenschaftshistorikerin Cathryn Carson (mehr hier) erklärt in einem längeren Artikel, wie Robert Jungk in seinem Buch "Heller als tausend Sonnen" die Aufklärung zwischen Werner Heisenberg und Niels Bohr erschwerte. Joachim Latacz kommt noch einmal auf das Tübinger Symposion über Troia zurück, wo sich die erbitterten Gegner Frank Kolb und Manfred Korfmann mit zum Teil unfairen Mitteln bekämpft hätten. Andreas Rossmann stellt einen Masterplan für den Zollverein Essen vor. Andreas Rosenfelder hat eine Kölner Veranstaltung der Antifa-Bewegung besucht, die sich mit der NPD und dem Verfassungsschutz befasste. Auf der letzten Seite meldet Hannes Hintermeier, das Klaus Wagenbach die Leitung seines Verlags an seine Frau abgegeben hat. Und Frank Pergande macht uns mit der traurigen Perspektive bekannt, dass die Potsdamer Schlössernacht, ein populäres Ereignis, nicht mehr stattfinden wird, weil die veranstaltende Agentur Pleite gemacht hat.

Auf der Medienseite erfahren wir durch Jörg Thomann von der Gründung des Boulevard-Wochenblattes X-News. Joseph Hanimann berichtet über eine Dokumentation über Valery Giscard d'Estaings Wahlkampf 1974, die erst jetzt freigegeben wurde. Und Heike Hupertz stellt uns das Office of Strategic Influence vor, mit dem die amerikanische Regierung die Kriegsberichterstattung - zum Teil durch Streuung falscher Informationen - beeinflussen will. Seine Existenz wurde jüngst durch die New York Times aufgedeckt.

Besprochen werden die Gerhard-Richter-Retro in New York, der Film "Mademoiselle" mit Sandrine Bonnaire, Prokofjews "Krieg und Frieden" an der Met, die Ausstellung "Malerei ohne Malerei" in Leipzig, Marguerite Donlons Balletteinstand in Saarbrücken und eine Ausstellung der Bühnenbildentwürfe Jean-Pierre Ponnelles in Berlin.

Auf der Schallplatten-und-Phonoseite geht's um eine neue Einspielung mit George Antheils neuem Klavierkonzert, eine CD der Eletronikgruppe Console und eine CD von Josh Rouse.

TAZ, 22.02.2002

Die Berliner Schaubühne schwankt in ihren Festen. Seit Sasha Waltz mit einer möglichen Abspaltung der Tanzsektion am Haus gedroht hat, scheint auch die immer nach Angriffsflächen Ausschau haltende Kulturpolitik aufmerksam zu werden. Gegen die im Haus des Kultursenators womöglich bereits ausgebrütete Idee, Tanz und Sprechtheater gegeneinander auszuspielen, erhebt Katrin Bettina Müller Einspruch: "Die Produktionen sind sich oft näher, als den Produzenten vielleicht bewusst ist. Was an der Basis des Lebens mit dem Körper heute geschieht, verhandeln die Textpartituren von Sarah Kane ebenso wie die Stücke von Sasha Waltz. Lars Norens Stück 'Personenkreis' in der Regie von Ostermeier oder der 'Macbeth' von Christina Paulhofer zeigten nicht zuletzt choreografisch aufgebrochenes Theater, das in der Bewegung und dem Umgang mit dem Raum seine Figuren fast mehr als in der Sprache verortet. Insofern ist hier bisher weit mehr entstanden als lediglich ein Zweispartenhaus."

Weiteres: Thomas Winkler stellt deutschen HipHop von Chima ("Reine Glaubenssache") und Die Firma ("Das dritte Auge") vor, und Ulrich Gutmair führte ein "Outerview" mit Lee Perry, dem Hohepriester des Dub-Reggae, über die vielen Ringe an seinen Fingern und seine neue Platte "Jamaican E.T.".

Und für die Tagesthemen hat Jan Feddersen die schrecklich nette Kelly-Family getroffen, die sich gerade um die Teilnahme am Grand Prix Eurovision bewirbt, und staunt über die Normalität der Truppe: Keine Altkleider mehr, keine Zottelmähnen, auch kein Hausboot, "sie sind sesshaft geworden, und das war schon für viele Fahrensleute der Beginn ihres seelischen Niedergangs".

Schließlich Tom.

SZ, 22.02.2002

Eine geniale Idee, ein Höhepunkt der journalistischen Popironie! Das SZ-Magazin hat Peter Handke als Beobachter des Prozesses gegen Milosevic nach Den Haag geschickt (sein Bericht steht noch aus). Unterdessen veröfentlichte die Berliner Tageszeitung Junge Welt gestern ein angebliches Interview mit Handke, in dem dieser Milosevics Verteidigungsrede lobte. Gustav Seibt stellt nun klar, dass Handke nie ein Interview gegeben hat: "Die Äußerungen, die die Junge Welt weiterträgt, sind lückenhaft aufgeschnappte Gesprächsfetzen aus einer größeren Runde." Obwohl Seibt bei der Vorstellung von Handke in Den Haag auch nicht ganz wohl ist, verteidigt er den Dichter, dessen Serbien-Buch aus dem vorletzten Jahr ("Unter Tränen fragend") ein "Stück Landschaftspoesie (ist), das unter literarischen Gesichtspunkten zum besten gehört, was Handke geschrieben hat". Unter historiographisch-methodischen Gesichtspunkten, stehen die Texte nicht ganz so gut da: "So wahr sie sein mögen, so wenig sind sie einschlägig. Handke spricht rein subjektive, selektive Wahrheiten, ohne jede Beweiskraft." (Also Unwahrheiten?) Seibt schlägt vor, sich noch nicht aufzuregen, sondern erst einmal abzuwarten, ob der Prozess bei Handke eine "Annäherung an die Wirklichkeit" bewirkt. Die Redaktion der Jungen Welt hat sich übrigens inzwischen entschuldigt und das Interview zurückgezogen,

Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche meldet sich der Germanist Theodor Ickler mit Anmerkungen (verfasst in alter Rechtschreibung versteht sich) zu den Berichten der Rechtschreibkommission zu Wort. "Warum wird die Diskussion um die Rechtschreibung, die doch jeden angeht, nicht öffentlich geführt?" fragt Ickler und vermutet: "Seit die Reform tatsächlich in Kraft ist, stellt die Korrekturbedürftigkeit eine tödliche Gefahr dar und muß daher mit allen Mitteln geleugnet werden." Außerdem sei der Kommisison klar, "daß sie sich mit den bereits vorgenommen Änderungen und den neuen Vorschlägen immer weiter vom Wortlaut des amtlichen Regelwerks entfernt, ganz zu schweigen von den eindeutigen Einträgen im dazugehörigen Wörterverzeichnis".

Weitere Artikel: Michael Ott kommentiert den zur Farce verkommenen Philologenstreit um den seligen Georg Büchner. Alexander Hosch berichtet von den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des großen dänischen Architekten und Designers Arne Jacobsen, Franziska Augstein sagt, wie Europa sein Bedürfnis nach mehr Militär begründet (charmant und alteuropäisch). Claus Koch denkt in seinen Noten und Notizen über das Verhältnis der katholischen Kirche zum Internet nach und fordert "Kommunikationsaskese". Und Ira Mazzoni stellt uns Rem Koolhaas' zurückhaltenden Masterplan für das Weltkulturerbe "Zeche Zollverein" in Essen vor.

Besprochen werden das erstaunliche Comeback-Album von Prince "The Rainbow Children", ein risikofreudiges Alban-Berg-Quartett (mehr hier) mit Janaceks zweitem Streichquartett im Münchner Herkulessaal, Verdis "Don Carlo" an der Leipziger Oper, Salvatore Sciarrinos Gesualdo-Oper "Luci mie traditrici" in Wuppertal, Mika Kaurismäkis Musikfilm "Moro no Brasil" sowie Lesefutter: Ein anatomischer Atlas der deutschen Bildung und Kultur nebst einer kleinen (zweisprachigen) Kulturgeschichte der Schweizer Petersinsel (siehe auch unsere Bücherschau um 14 Uhr).

NZZ, 22.02.2002

Im Englischen wurde der politisch inkorrekte Titel von Agatha Christies Stück "Zehn kleine Negerlein" bereits geändert. Das soll nun auch im Deutschen geschehen, meldet Joachim Güntner: "Handelt es sich bei der Umbenennung um einen begrüßenswerten Akt des Minderheitenschutzes oder um einen beflissenen Kotau vor der Sprachpolizei? Die taz höhnte, das Stück könne ja künftig als 'Zehn kleine Afroamerikanerchen' firmieren. Besser noch wäre: 'Zehn durchschnittlich gewachsene Personen, deren Hautfarbe überhaupt keine Rolle spielt'. Die sarkastische Aufforderung eines Hannoveraner Bürgers, auch den 'Zigeunerbaron' von Johann Strauss einer Titelwäsche zu unterziehen, da die Oper alle Sinti und Roma diskriminiere, erhellte trefflich die Absurdität, in welche die Logik einer konsequenten Sprachbereinigung führt."

Weitere Artikel: In einem "Schauplatz Russland" schildert Thomas Veser, wie der Europarat in einem Modellprojekt die Bausubstanz der Kleinstadt Rostow-Weliki retten will. Hanno Helbling kommentiert die nicht ganz vollständige Freigabe von Vatikan-Archiven aus der Nazizeit. Und Kristina Bergmann berichtet aus Ägypten über eine vorbildliche Edition der Hadithe, der überlieferten Worte und Handlungen des Propheten Mohammed durch die Thesaurus-Islamicus-Stiftung. In einer Meldung erfahren wir, dass ein großer Teil des Hamsun-Archivs, den man verloren oder verbrannt glaubte, sensationeller Weise wieder aufgefunden wurde. Besprochen werden eine Christoph-Büchel-Ausstellung im Münchner Haus der Kunst und Shakespeares "Romeo und Julia" in Genf.

Auf der Filmseite setzt die "Gruppe Autoren Regisseure Produzenten" die Diskussion über Qualität und Perspektiven des Schweizer Filmschaffens fort. Der Publizist Alex Bänninger plädiert für ein neues Schweizer Fördersystem. Und Andreas Iten, Präsident der Eidgenössischen Filmkommission, antwortet auf die Provokationen Beat Glurs, die die ganze Diskussion auslösten. Ferner wird David Mamet wird zu seinem Film "Heist" interviewt. Und im Gespräch mit Marion Löhndorf resümiert Dieter Kosslick seine erste Berlinale und kündigt an, auch weiterhin politische Filme in seinen Wettbewerben vorstellen zu wollen.

FR, 22.02.2002

Mit einem bedenkenswerten Einwand schaltet sich Thomas Medicus in die Grass-Debatte ein. Tabubruch hin oder her, meint Medicus, "sowohl Grass' Novelle als auch die Diskussion darüber führen ein ausschließlich deutsches Selbstgespräch. Dass die vertriebenen Deutschen nicht die Einzigen und Ersten waren, die im Verlauf des Zweiten Weltkrieges unter Heimatverlust zu leiden hatten, ist hier zu Lande bislang gar nicht erst in den Blick geraten." Anders beim Nachbar Polen. Medicus besucht das Deutsche Historische Institut in Warschau ("Eine zentrale Schaltstelle im Dialog der nationalen Gedächtniskulturen beider Länder") und staunt: "Das Eigene, so scheint es, ist in der fortgeschrittenen polnischen Diskussion um die Flucht- und Vertreibungsvorgänge des Jahres 1945 ohne das Andere nicht denkbar. Dahinter fallen die Debatten, die in Deutschland um Grass' belletristisches Großereignis geführt werden, deutlich zurück."

In Neapel atmet derweil Gabriella Vitiello auf: Gegen Berlusconi und seine Drohgebärden in Richtung einer unabhängigen Justiz, so glaubt sie, formiert sich verstärkt Widerstand. Vitiello denkt nicht nur an den beherzten Ausruf "Resistere, resistere, resistere!", mit dem der Mailänder Generalstaatsanwalt Francesco Saverio Borrelli Mitte Januar unter großem Beifall das juristische Jahr eröffnete, sondern verweist auch auf eine Sondernummer der kulturpolitischen Zeitschrift "MicroMega", in der Schriftsteller mit Krimi-Erfahrung (!), wie Antonio Tabucchi und Andrea Camilleri, und Staatsanwälte eine Art intellektuelle Talkrunde des Widerstandes inszenieren. "Schriftsteller interessieren sich für Wörter. Staatsanwälte nicht weniger", kommentiert Tabucchi die ungewöhnliche Notgemeinschaft.

Außerdem: Harry Nutt führt die Schwermut der Deutschen auf ihre mannigfachen Institutionenskandale zurück. Gerwin Klinger berichtet von einem Abend mit dem Publizisten Uri Avnery, der politischen und intellektuellen Führungsfigur der israelischen Friedenbewegung, im Potsdamer Einstein Forum. Im Gespräch signalisiert die Direktorin des Deutschen Architektur Museums (DAM) in Frankfurt am Main, Ingeborg Flagge, vorsichtig Entwarnung, was die finanzielle Situation ihres Hauses angeht. Und Thomas Stillbauer kommentiert eine kuriose Bundestagsdebatte über den Wert populärer Musik (noch kurioser: die CDU/CSU outet sich als Rockergemeinde).

Besprechungen widmen sich Philippe Loirets neuem Film "Mademoiselle", einer subversiven "Tosca" an der Rheinoper Duisburg sowie einer Retrospektive des Malers Mario Schifano in der Galleria d'arte Moderna e Contemporanea in Rom.

FAZ, 22.02.2002

Eine kleine Revolution vermeldet Gerhard Stadelmaier in Weimar und das Scheitern eines Modells in Berlin. In Weimar weigert sich die Stadt, das Dreispartenhaus, wie es die Landespolitiker wünschen, mit dem Theater von Erfurt zu fusionieren. Statt dessen reformiert man das Theater lieber und verabschiedet sich vom Tarifmodell des Öffentlichen Dienstes. In Berlin droht das aus Tanz und Schauspiel zusammengesetzte Modell der Schaubühne zu scheitern. Sasha Waltz, die Choreografin, und Thomas Ostermeier, der Schauspieldirektor bekämpfen sich. Und Stadelmaier findet die Formel: "Das Weimarer Beispiel zeigt, wie Not ein Modell gebiert. Das Berliner Beispiel zeigt, wie ein Modell auch in Not führen kann."

Tilman Spreckelsen berichtet über eine Fernsehdiskussion mit Sascha Anderson, der sich in seiner Autobiografie den vor zehn Jahren von Wolf Biermann erhobenen Stasi-Vorwürfen stellt, aber nur so halb, wie es scheint. Spreckelsen zitiert ihn mit den Worten: "Zu Biermann habe ich nichts zu sagen - ich habe in meinem Leben schon genug über andere gesprochen."

Eva Menasse wirft den Gegnern der Wiener FPÖ/ÖVP-Regierung vor, museal geworden zu sein und stellt ein paar unangenehme Fragen: "Was passiert eigentlich wirklich gerade mit und in Österreich? Wo sind die Intellektuellen, wo die Wissenschafter, wo die politische Opposition geblieben? Wo ist auch nur der Ansatz einer Debatte über Vergangenheit, Zukunft, politische Kultur?"

Weitere Artikel: Die Wissenschaftshistorikerin Cathryn Carson (mehr hier) erklärt in einem längeren Artikel, wie Robert Jungk in seinem Buch "Heller als tausend Sonnen" die Aufklärung zwischen Werner Heisenberg und Niels Bohr erschwerte. Joachim Latacz kommt noch einmal auf das Tübinger Symposion über Troia zurück, wo sich die erbitterten Gegner Frank Kolb und Manfred Korfmann mit zum Teil unfairen Mitteln bekämpft hätten. Andreas Rossmann stellt einen Masterplan für den Zollverein Essen vor. Andreas Rosenfelder hat eine Kölner Veranstaltung der Antifa-Bewegung besucht, die sich mit der NPD und dem Verfassungsschutz befasste. Auf der letzten Seite meldet Hannes Hintermeier, das Klaus Wagenbach die Leitung seines Verlags an seine Frau abgegeben hat. Und Frank Pergande macht uns mit der traurigen Perspektive bekannt, dass die Potsdamer Schlössernacht, ein populäres Ereignis, nicht mehr stattfinden wird, weil die veranstaltende Agentur Pleite gemacht hat.

Auf der Medienseite erfahren wir durch Jörg Thomann von der Gründung des Boulevard-Wochenblattes X-News. Joseph Hanimann berichtet über eine Dokumentation über Valery Giscard d'Estaings Wahlkampf 1974, die erst jetzt freigegeben wurde. Und Heike Hupertz stellt uns das Office of Strategic Influence vor, mit dem die amerikanische Regierung die Kriegsberichterstattung - zum Teil durch Streuung falscher Informationen - beeinflussen will. Seine Existenz wurde jüngst durch die New York Times aufgedeckt.

Besprochen werden die Gerhard-Richter-Retro in New York, der Film "Mademoiselle" mit Sandrine Bonnaire, Prokofjews "Krieg und Frieden" an der Met, die Ausstellung "Malerei ohne Malerei" in Leipzig, Marguerite Donlons Balletteinstand in Saarbrücken und eine Ausstellung der Bühnenbildentwürfe Jean-Pierre Ponnelles in Berlin.

Auf der Schallplatten-und-Phonoseite geht's um eine neue Einspielung mit George Antheils neuem Klavierkonzert, eine CD der Elektronikgruppe Console und eine CD von Josh Rouse.
Und übrigens: In der FAZ darf man noch ein paar Zitate aus dem Handke-Interview (oder wie man es nennen soll) lesen. "Darin sagt der Schriftsteller unter anderem, Serbien habe niemals einen Angriffskrieg geführt und sei dazu auch nicht fähig: 'Sie haben keine Erfahrung, wie man einen aggressiven Krieg führt." Ihre Bomben haben Marktplatz von Sarajewo trotzdem ganz genau getroffen.