Magazinrundschau
Wildheit und Vergeltung
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
07.11.2017. Im Guardian erklärt Jonathan Franzen, wie man seine Gedanken ordnet. Wired findet heraus: Wer weder links noch rechts ist, ist ein Bot. Die NYRB blickt auf das klägliche Ende, dem sich der Krieg in Syrien entgegenschleppt. n+1 zeigt, wie mit Uber der junge und potente Verbraucher dem Bürger davonfährt. Eurozine bricht eine Lanze für das Europäische Reich. Elet es Irodalom versucht Ungarn aus seiner demokratischen Müdigkeit zu rütteln. Und Osteuropa erkennt im Jubiläum die Revanche des Staates an der Revolution.
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New York Review of Books (USA), 09.11.2017


Kara Walker: Slaughter of the Innocents (They Might be Guilty of Something), 2017. Sikkema Jenkins & Co., New York
Bewundernswert, dass Kara Walker nie die Nerven verloren hat und allen Anfeidungen zum Trotz ihre verstörende Arbeit fortgesetzt hat, meint Darryl Pinckney, der vor ihrer Sphinx aus weißem Zucker am liebsten in die Knie gegangen wäre: "Von schwarzer Kunst oder schwarzen Künstler wird erwartet, dass sie die Würde und die Schönheit schwarzer Menschen wieder herstellen beziehungsweise anerkennen. Doch Walker bleibt bei den überzeichneten Gesichtern und den krausen Haaren. Sie sind nicht hübsch. Elizabeth Hardwick schrieb einmal, dass sie in ihrer Kindheit in den zwanziger Jahren in Kentucky Weiße sagen hörte, sie könnten nicht verstehen, warum sich Schwarze fotografieren ließen. Das Gemetzel in Walkers Arbeit fragt Weiße: Was ist an Euch denn so hübsch? Doch bei aller Gewalt sind Schwarze bei ihr keine Opfer. Sie werden verletzt und getötet, aber sie sind nicht machtlos, ihre Bilder fügen sich zu einer Armee der Seltsamen, es sind die Grotesken und Comicfiguren, die Weiße erfunden haben, um sich selbst - und auch Schwarze - zu überzeugen, dass Schwarze nur für niedere Dienste taugen, dass sie unfähig und unwillig zur Revolte sind. Walker richtet gegen Weiße, was Weiße erfunden haben: Die lustigen Gesichter kommen, um Massa zu töten. Jetzt sind sie nicht mehr so lustig, und tatsächlich haben Walkers Arbeiten in der Sikkema Jenkins Ausstellung einen Hauch von Wildheit und Vergeltung."
Guardian (UK), 06.11.2017

Andy Beckett erinnert daran, wie die labour-Linken Jeremy Corbyn, Diane Abbott und John McDonnell dreißig Jahre lang als verrückte Außenseiter verlacht und geschmäht wurden und noch im Jahr 2015 für die verlorene Sache vor einem Publikum von fünf Leuten stritten.
Osteuropa (Deutschland), 01.11.2017

Elet es Irodalom (Ungarn), 03.11.2017

Novinky.cz (Tschechien), 06.11.2017

Eurozine (Österreich), 03.11.2017

New Yorker (USA), 07.11.2017

Außerdem: Ken Armstrong wundert sich über absurde Vorgänge in einer Reihe von Mordprozessen. Ian Frazier bestaunt New Yorks aufgemotzte Bayonne Bridge. Larissa MacFarquhar besucht eine von holländischen Einwanderern geprägte Kleinstadt, die zwar erzkonservativ ist aber nicht stagniert. Und Jeffrey Toobin sieht in Tom Cotton die Zukunft des Trumpismus.
New York Times (USA), 05.11.2017

Außerdem: Robert Draper erkundet in einer langen Recherche des desolaten Zustand, in dem sich Amerikas Demokraten ohne Barack Obama befinden. Burt Helm erklärt, wie Facebooks Algorithmen das Schicksal von Start-Ups bestimmen. Und Christine Smallwood besucht die Schriftstellerin und Schauspielerin Greta Gerwig am Set ihres Regiedebüts über eine junge Frau, die sich selbst gut leiden kann.
n+1 (USA), 01.11.2017

Weiteres: Ebenfalls im n+1magazine erzählt Nikil Savals, wie Amazon die vor allem auf lebenswerte Nachbarschaften setzende Idee des Urbanismus, auf die es sich einst berufen hatte, in den Bankrott trieb.
Wired (USA), 01.11.2017

Robbie Gonzalez besucht die Fabrik in Chile, wo derzeit in jahrelanger Arbeit der gigantische Spiegel für das größte astronomische Teleskop der Welt angefertigt wird. Ein faszinierender Einblick in die Welt technologischer Feinst-Präzision: "'Das Teleskop soll in seinen Möglichkeiten ausschließlich von fundamentaler Physik eingeschränkt werden - von der Wellenlänge des Lichts und dem Durchmesser des Spiegels -, nicht aber von den Unregelmäßigkeiten des Spiegels selbst', sagt der Optikwissenschaftler Buddy Martin, der über die Mahl- und Polierarbeiten in dem Labor wacht. Wenn er von 'Unregelmäßigkeiten' spricht, dann meint er damit Defekte in der Größenordnung von 20 Nanometern. Das entspricht etwa der Größe eines kleinen Virus."
Außerdem: Brantley Hargrove beobachtet Wissenschaftler, die extremes Wetterverhalten erforschen wollen, bei der Arbeit. Und Laura Hudson schreibt über die HBO-Serie "The Deuce" über die Entstehung der Pornoindustrie im New York der frühen Siebziger: Die Serie "handle nicht vom Sex, sondern vom Kapitalismus."
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