Magazinrundschau
Frauen an der Front
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
28.02.2012. In Guernica beschreibt Aleksandar Hemon den Wahnsinn an bosnischen Schulen, ethnische Identität mit dem Lehrplan zu festigen. In Eurozine erklärt Klaus-Michael Bogdal, warum die Rom-Völker Verachtung und Faszination auslösen. Elet es Irodalom lobt die Hygiene-Besessenheit deutscher Journalisten. Der Economist erklärt, warum man Iran besser nicht bombardiert. Vanity Fair würdigt Kriegsreporterinnen. Die New York Times beschreibt die Carl Laemmles von Nigeria.
Guernica (USA), 31.01.2012

Rue89 (Frankreich), 26.02.2012

Vanity Fair (USA), 27.02.2012





Nach dem Tod von Marie Colvin in Homs hat Vanity Fair dankenswerter Weise Evgenia Peretz Geschichte von 2002 über "The Girls at the Front" online gestellt, in der sie große Kriegsreporterinnen porträtiert: Christiane Amanpour, Maggie O'Kane, Jacky Rowland, Janine di Giovanni und eben Marie Colvin: "Abgesehen von ihrer Feuerfestigkeit geben sie zu, dass die Erfahrungen von Reporterinnen im Krieg sich von denen der Reporter unterscheidet. In traditionellen Gesellschaften, die noch dem Glauben anhängen, dass Frauen im Grunde harmlos sind, kommen sie unbehelligt oder sogar unbemerkt durch die Checkpoints. Unter muslimischen Extremisten, wie in Afghanistan, haben sie als einzige Zugang zu einer Hälfte der Bevölkerung, während die andere Hälfte diese westliche Frauen als andersartige Wesen betrachtet - ein drittes Geschlecht, wie Rowlands sagt -, das sowohl gemieden wie respektiert wird. Es gibt, meinen einige, einen wesentlichen, geradezu biologischen Unterschied in der Art, wie sie und ihre männlichen Gegenparts den Krieg wahrnehmen. 'Jungs sind von ihrem zweiten Lebensjahr an fasziniert von Spielzeug, das ändert sich nicht mehr' sagt Colvin. 'Das interessiert mich nicht, wenn ich aus einem Krieg berichte. Ich finde, die Geschichte sind die Menschen.'"
William D. Cohan erzählt, wie die Online-Videothek Netflix versucht, vom Versandverleih auf Streaming-Dienst umzustellen, und dabei so viele Fehler machte, dass ihm die Kunden in Scharen davonliefen.
Eurozine (Österreich), 24.02.2012

Elet es Irodalom (Ungarn), 24.02.2012

Times Literary Supplement (UK), 25.02.2012
Das TLS bringt noch einmal einen Bericht seiner getöteten Reporterin Marie Colvin aus dem Kosovo-Krieg von 1999, der sehr schön zeigt, wie sie gearbeitet hat: "Dass die Nato (irrtümlich) die UCK-Baracken in Kosare bombardiert hatte, hörte ich in einer jener Unterhaltungen, die man spät nachts führt und die nie als Unterhaltungen über den Krieg beginnen. Einer kommt aus Schlafräumen, in denen die Feldbetten aneinandergereiht sind und Kalaschnikows über den Bettstangen hängen, gießt etwas Öl in den Zinntopf oder was immer er findet, tränkt ein Stück Stoff darin und zündet erst den Fetzen an und dann eine Zigarette. Das lockt auch die anderen Nicht-Schlafenden an und wir stehen herum, bieten uns Zigaretten an und rauchen. Immer hörte man im Hintergrund die Einschläge der Artillerie, aber niemand erwähnte sie - sie waren nicht nah genug, um Besorgnis zu erregen. Wir hatten gelernt, dass man sich nur sorgen musste, wenn man ein Pfeifen hörte, das eine Granate nah herankam, und dann konnte man nichts anderes tun als sich auf den Boden zu werfen."
Ari Kelman liest eine Reihe von Neuerscheinungen zum amerikanischen Bürgerkrieg, der vor 150 Jahren begann. Thea Lenarduzzi stellt Gedichte der Lyrikerin Antonia Pozzi vor.
Ari Kelman liest eine Reihe von Neuerscheinungen zum amerikanischen Bürgerkrieg, der vor 150 Jahren begann. Thea Lenarduzzi stellt Gedichte der Lyrikerin Antonia Pozzi vor.
La vie des idees (Frankreich), 23.02.2012

Economist (UK), 25.02.2012

Besprochen werden außerdem ein neues Buch, das die ägyptische Revolution von der ägyptischen Geschichte her in den Blick nimmt, der postum veröffentliche Gesprächsband mit dem Historiker Tony Judt (hier eine Artikelauswahl) und die große Ausstellung mit Fotografien von Cindy Sherman im Museum of Modern Art in New York.
Polityka (Polen), 24.02.2012

New York Times (USA), 26.02.2012

Außerdem: Cathy Horyn beschreibt die Erfolgsgeschichte der britischen Modedesignerin Stella McCartney. In der Sunday Book Review geht es u.a. um eine Geschichte der einflussreichsten schwulen Autoren Amerikas, Tom McCarthys Roman "Men in Space", die Briefe Joseph Roths und einen Band über den Streit zwischen John D'Agata und Jim Finegal, einem Fact-Checker des Believer Magazine über Fakten in einem Essay D'Agatas (mehr über Streit von Gideon Lewis-Kraus im Magazine. Empfohlen sei in dem Zusammenhang auch auf Ron Rosenbaums Artikel im Smithsonian über den Dokumentarfilmer Errol Morris, dem der Philosoph und Postmodernist Thomas Kuhn einen Aschenbecher an den Kopf geworfen haben soll, weil Morris darauf bestand, dass es "Wahrheit" gibt.)
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