Magazinrundschau
Eine Art Bauchrednerei
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
17.08.2010. Dawn beklagt die Unfähigkeit der politischen Klasse in Pakistan. In der LRB erklärt Colm Toibin, wie man gleichzeitig wissen und nicht wissen kann, dass man schwul ist. In Eurozine erklärt der Historiker Faisal Devji, warum Osama bin Laden nie über die Rolle des Nachahmers westlicher Kritiker hinausgekommen ist. Der Figaro wartet auf den neuen Roman von Michel Houellebecq.
Dawn (Pakistan), 15.08.2010
"Mitten in der zweiten Woche nach der Flutkatastrophe bleiben die Spenden, die in die Hilfskasse des Premierministers geflossen sind, ein Almosen. Unter den wenigen großzügigen Spendengebern befindet sich ein vom Tellerwächser zum Millionär aufgestiegener Politiker, der eine Woche früher wahrscheinlich genauso viel für ein Hochzeitsfest in einem vornehmen Hotel in Dubai ausgegeben hat", schreibt Kunwar Idris. Das beweist ihm vor allem eins: Wie heruntergekommen die politische Klasse Pakistans ist. "Die Nation scheint ihre Seele verloren zu haben. Ihre gewählten Repräsentanten haben jetzt keinen Diktator mehr, den sie verfluchen können, und sie können auch keinen 'blockierenden' Richter verantwortlich machen. Sie halten lange Predigten, haben aber nicht das moralische Rückrat, eine Nation in der Krise zu inspirieren. Nur die Soldaten und einige Dschihadisten helfen den Menschen in Not. Die linken und die Mainstream-Parteien sind nirgends zu sehen."
London Review of Books (UK), 19.08.2010

Weitere Artikel: Andrew O'Hagan kommentiert die Veröffentlichung der geheimen Afghanistan-Papiere durch WikiLeaks. Neal Ascherson bespricht Adam Sismans Biografie (Verlagsseite) des eminent öffentlichkeitswirksamen britischen Historikers Hugh Trevor-Roper und Melissa Danes hat mit einigem Missvergnügen Christos Tsiolkas' viel gefeierten Roman "The Slap" gelesen. Peter Campbell besucht die Alice-Neel-Ausstellung "Painted Truths" in der Whitechapel Gallery.
Nepszabadsag (Ungarn), 14.08.2010

Eurozine (Österreich), 09.08.2010

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 13.08.2010

Außerdem klärt Misha Glenny über die generelle Tendenz in diversen nationalen Verteidigungsstrategien auf, den Cyberspace als "fünften Schauplatz des Krieges" zu betrachten. Er berichtet, dass nach dem Konflikt zwischen Google und der chinesischen Regierung im Januar diesen Jahres die USA sowie die NATO nun verstärkt die Cybersysteme und Abwehrprogramme ihrer "wichtigsten Rivalen" (seien sie staatlich oder nicht) ausforschten. Es gelte, ein "Cybergeddon" zu verhindern.
Spectator (UK), 14.08.2010

Figaro (Frankreich), 13.08.2010
Frankreich wartet auf den Bücherherbst und vor allem auf eine Neuerscheinung, die der Verlag - Flammarion - trotz des großen Namens ihres Autors nicht ankündigte. Den Redaktionen wurden die Fahnen erst jetzt statt wie gewöhnlich Mitte Juni zugeschickt und das Buch wird auch erst am 8. September, drei Wochen nach Auslieferung des Herbstprogramms der anderen Verlage, in die Läden kommen: Diese verdächtig nach Hype-Produktion riechende Taktik gilt dem neuen Buch von Michel Houellebecq mit dem Titel "La Carte et le Territoire". Dominique Guiou schreibt: "Hier und da tauchen bereits ein paar Echos auf. Eine Art Appetithäppchen, in Erwartung der Houellebecq-Welle... Denn seit dem Erfolg seines ersten Romans 'Ausweitung der Kampfzone' 1994, hat Michel Houellebecq polarisiert. Man vergöttert ihn, oder man kann ihn nicht ausstehen. Manchmal aus denselben Gründen."
Elet es Irodalom (Ungarn), 13.08.2010

La vie des idees (Frankreich), 23.07.2010
Muss man sich zwischen Gandhi und Lenin entscheiden, wenn man die Befreiung eines unterdrückten Volkes oder einer Bevölkerungsgruppe erreichen will? Mit dieser Fragestellung, der eine Unterscheidung von legitimer und illegitimer Gewalt zugrunde liegt, eröffnet Sylvie Laurent ihren ausführlichen Essay über die Frage, ob Gewaltlosigkeit überhaupt möglich ist, und entwickelt ihre Untersuchung entlang der Vorstellungen von Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela. Am Ende lässt sie resümierend die Anthropologin Francoise Heritier zu Wort kommen: "Ohne Ideale gibt es weder Befreiung noch Widerstand gegen die schlimmsten Formen von Gewalt, vor allem aber keinen kollektiven Widerstand; und dennoch kann es keine Garantie bezüglich eines 'guten' oder 'schlechten Gebrauchs' von Idealen geben. Besser gesagt gibt es sicherlich Abstufungen in der Gewalt, mit der Ideale formuliert und umgesetzt werden, aber keinen Grad null. Deshalb gibt es keine Gewaltlosigkeit."
The Atlantic (USA), 01.09.2010

Auf die Titelgeschichte des Atlantic - Jeffrey Goldbergs große Recherche über die Gefahr eines Kriges zwischen Israel und den Iran haben wir bereits am Freitag hingewiesen.
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