Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
31.08.2002. Die NZZ bilanziert in zwei riesigen Essays die Documenta 11. In der FAZ warnt Hans-Ulrich Wehler die Amerikaner vor einem Krieg gegen den Irak. Die taz fragt, warum sich die Intellektuellen nicht für die Wahl interessieren. Die FR diagnostiziert ein Jahr nach dem 11. September Depression und Angsgefühle in New York. Die SZ denkt über Festivals an und für sich nach.

NZZ, 31.08.2002

Martin Meyer versucht in einer längeren Meditation zu erfassen, "was der kollektiven wie der individuellen Memoria von der Expo 02", also der Schweizer Landesausstellung, bleiben wird. Andrea Köhler deckt dubiose Verflechtungen zwischen der amerikanischen Pharmaindustrie und Film- und Fernsehgrößen auf, die in Interviews gern mal ein Produkt platzieren.

Besprochen werden eine Ausstellung mit Skulpturen und Fotografien der südafrikanischen Künstlerin Jane Alexander in Berlin, Konzerte mit Valery Gergiev und dem Marinsky-Orchester St. Petersburg und einige Bücher, darunter Liane Dirks' Roman "Vier Arten meinen Vater zu beerdigen" (mehr hier) und zwei leider nur auf frazösisch erschienene Biografien über Victor Hugo.

In Literatur und Kunst bilanzieren zwei Artikel die am 15. September schließende Documenta 11 (während ein dritter Bücher zum Ereignis vorstellt). Für Gregor Wedekind knüpft Okwui Enwezor auf vertrackte Weise an den "Aberglauben" der Gründerväter der Documenta an, "dass Kunst die Selbstanschauung des Absoluten sei". "Der Religion der Gründerväter errichtet er nun Plattformen für fliegende Konvente." Skeptisch klingt auch folgende Analyse: "Enwezor... versteht es als Lizenz, die Rolle des Kurators als die Rolle eines Generalsekretärs globaler kritischer Netzwerke, die sich mit Realität befassen, zu gestalten. Als Manager kultureller Praxis steht er auf seinen nichthierarchischen Documenta- Plattformen und verkündet seine Weltzuständigkeit. Enwezor kann seinen Job für wichtiger als den an der Spitze der Uno halten, weil er den Fortgang der Zivilisation nicht von Gesetzen und ihrem Ausgangspunkt, Macht, abhängig sehen möchte, sondern vom Ausgangspunkt einer höheren Geistigkeit. Sein Standort ist damit im Kern radikal unpolitisch." In einem zweiten langen Essay denkt Kurt Kladler allerdings gerade über die Rückkehr des Politischen in der Documenta nach.

Weitere Artikel: Maja Turowskaja liest den auf russisch erschienen Briefwechsel der Schwestern Lilja Brik und Elsa Triolet. Caroline Schramm blickt auf die "technischen Träume der russischen Revolution" zurück. György Konrad legt einen " Kleinen Versuch über die Kraft des Betörens" vor. Ulrich M. Schmid bespricht drei neue Bände der deutschsprachigen Janusz-Korczak-Ausgabe. Und Karl-Markus Gauß widmet sich Dragan Velikic' neuem Roman " Der Fall Bremen". (Siehe unsere Bücherschau morgen ab elf Uhr.)

FAZ, 31.08.2002

Der Historiker Hans-Ulrich Wehler (mehr hier) warnt vor einem amerikanischen Präventivkrieg gegen den Irak: " Ein völkerrechtlich valider Titel, um dieses Ziel mit militärischen Mitteln zu erreichen, mithin ein UN-Mandat, ist - anders als nach dem irakischen Überfall auf Kuweit als Auslöser des ersten Golfkriegs - derzeit nicht zu gewinnen. Die Vereinigten Staaten müßten mit Hilfe einer unglaubwürdigen Selbstmandatisierung den Konflikt in einen Interventionskrieg überführen. Ein amerikanisches Expeditionskorps reicht zwar für einen militärischen Erfolg aus, doch politisch wäre das Vorgehen ohne europäische und arabische Alliierte fatal. Sowohl in Europa als auch in allen arabischen Staaten überwiegt eine mehr oder minder schroffe Ablehnung wegen der erkennbar desaströsen Folgen."

Michael Althen berichtet aus Venedig und ist enttäuscht von Steven Soderberghs Filme "Full Frontal", mit dem der Regisseur "Urlaub von Erfolg" macht und unter Aufgebot von Video und Stars Hollywood aufs Korn nimmt: "Aber all seine Geschichten verlieren sich im Ungefähren - womöglich liegt genau darin schon die ganze Wahrheit, was Hollywood angeht."

Weitere Artikel: Paul Ingendaay gratuliert dem Autor Antonio Lobo Antunes (mehr hier) zum Sechzigsten. Für die Wahlkampfserie "Im Milieu" begleitet Eberhard Rathgeb Joschka Fischer nach Schwerin. Dieter Bartetzko unterrichtet uns, dass Hessens "Tag des offenen Denkmals" jüdischer Kultur gilt. "hd" stellt Peter Ruzickas Spielplan für die Salzburger Festspiele 2003 vor. Jürg Altwegg meldet neue Scheitelstände der Sexflut im französischen Literaturbetrieb, zwei Romane über Pädophilie, von denen der eine bereits zurückgezogen wurde. "vL" zitiert ein Interview des Regisseurs Ingmar Bergman in der britischen Filmzeitschrift Sight and Sound, der sich nach seinem allerletzten Film "Saraband" auf die Insel Farö zurückziehen will und nur noch schreiben und Filme schauen will. In ihrer Zeitschriftenschau liest Ingeborg Harms unter anderem das Akzente-Heft über Tradition (den Beitrag von Georg M. Oswald konnte man ja schon im Perlentaucher lesen).

In den Ruinen von Bilder und Zeiten hält Peter Häberle ein Plädoyer für einen europäischen Föderalismus. Abgedruckt wird ferner Marcel Reich-Ranickis Dankrede für den Goethe-Preis in Frankfurt.

In der Frankfurter Anthologie stellt Reinhard Lauer ein Gedicht von Werner Kraft vor - "Variation":

"'Weiß doch selbst nicht, was ich singe, In mir wächst und reift das Lied' - Also werden Silberlinge Goldnes Gold, das golden flieht.

'Weiß doch selbst nicht, was ich singe, In mir wächst und reift das Lied' - Also bin ich, wenn ich klinge, Leuchten unterm Augenlid..."

Auf der Medienseite berichtet Hannes Hintermeier über die wundersame Wiederauferstehung der vor kurzem noch krisengeschüttelten Zürcher Weltwoche. Wir erfahren, dass sich Springer-Redakteure gegen den drohenden Einstieg des WAZ-Konzerns in den Verlag wenden und dass das französische Nachrichtenmagazin L'Express von Vivendi an den Figaro verkauft wurde.

Besprochen werden Jerry Zuckers Film "Rat Race" (mehr hier), zwei Ausstellungen von Ulrich Rückriem in Bonn und Niele Toroni in Kleve, das Global Dance-Festival in Düsseldorf. Auf der Schallplatten-und-Phono-Seite geht's um eine CD des Reggae-Produzenten Lee Scratch Perry, um mittelalterliche Gesänge des Gautier de Coincy, vorgetragen durch das New London Consort, um Georg-Kreisler Lieder in der Interpretation von Barbara Peters und um eine CD der Band Coldplay.

TAZ, 31.08.2002

Dirk Knipphals bemängelt die fehlende politische Leidenschaft der Intellektuellen, wenige Wochen vor der Wahl. "Da mag Joschka Fischer noch so sehr trommeln, dass in diesem Herbst eine erneute gesellschaftliche Richtungsentscheidung anstehe, die Künstler, Soziologen und Essayisten dieser Republik bleiben seltsam reserviert. Bevor man jemanden findet, der wirklich freudig bereit ist, die rot-grüne Sache noch zu seiner eigenen Sache zu machen, muss man lange suchen." Aber das sei kein Wunder, meint Knipphals, denn "große Zukunftserwartungen an Rot-Grün hegt kaum noch jemand; da können noch so viele Flüsse über die Deiche schwappen und zumindest in Sachen Ökologie Rückenwind geben." Insgesamt habe sich die Interpretation durchgesetzt, die "umgesetzten gesellschaftspolitischen Reformen - etwa bei der Homoehe oder der Staatsbürgerschaft -" hätten "allein nachholenden Charakter" gehabt und die Politik an einen Stand angepasst, "der in der Bevölkerung schon längst erreicht war. Große intellektuelle Strahlkraft für die kommenden vier Jahre ergibt sich daraus keineswegs."

Weitere Artikel: Cristina Nord schreibt über Peter Mullens Film "The Magdalene Sisters" bei den Filmfestspielen in Venedig. Und Jutta Voorhoeve reflektiert die geheime Obsession des Plüschs.

Auf der Medienseite berichtet Roland Hofwiler, dass die Internettauschbörse Napster bald zu Bertelsmann gehören wird - "weil sie sonst keiner haben will."

Im tazmag geht Ralf Bollmann der Frage noch, ob Amerika das neue Rom ist. Dazu vergleicht er zwei Imperien, "die konkurrenzlos in der Weltgeschichte sind." Beide Weltmächte hätten besonders unter den Barbaren zu leiden gehabt, so Bollmann, wobei allerdings der CIA von vor rund 2400 Jahren bessere Noten auszustellen seien als der heutigen: "Was für die Amerikaner der 11. September, war für die Römer das Jahr 387 vor Christus: Die Verwüstung der Stadt durch marodierende Gallier hinterließ ein Trauma. Anders als dem US-Geheimdienst war es den Gänsen auf dem Kapitolshügel allerdings gelungen, die Stadtbevölkerung durch lautes Schnattern vor dem Anschlag zu warnen." Und noch ein besonders gewichtiger Unterschied: Während das Römische Reich wahlweise durch die "Versumpfung einer untergehenden Zivilisation" (Friedrich Engels) oder durch das Aufkommen des Christentums (Edward Gibbon) unterging, droht den USA die "Gefahr einer strategischen 'Überdehnung' durch Militäreinsätze in aller Welt, die irgendwann die finanziellen Möglichkeiten auch der reichsten Nation übersteigen".

Passend gibt es das "Imperium im Überblick": von A(usdehnung) bis W(irtschaftspolitik). Dabei offenbaren sich wirklich nachdenklich machende Parallelen zwischen unserer und der vergangenen Kultur: "Die zunehmende Bedeutung öffentlicher Spiele führte zum Entstehen einer regelrechten Unterhaltungsindustrie. Vor allem Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Spiele wurden immer größer und brutaler, bis zu 45.000 Zuschauer steigerten sich dabei in den kollektiven Blutrausch hinein." Aber nicht nur die Fußballligen antizipierten die Römer; sie kannten offenbar auch schon Künstleragenturen: "Es gab auch Unternehmer, die sich auf Vermietung und Verpachtung von Gladiatoren spezialisiert hatten."

Schließlich Tom.

FR, 31.08.2002

Martin Altmeyer besichtigt New York vor dem ersten Jahrestag der Anschläge, die die Welt verändert zu haben schienen. Dabei stieß er in Lower Manhattan auf ein Kriegsgebiet: "Ganze Häuser stehen leer, überall Schilder: Retail-store for rent, offices for sale, apartments to let - Residuen einer Fluchtbewegung. Wie ausgestorben wirkt die Gegend um den unteren Broadway." Friedhofsruhe auch in der Wallstreet, "diesem einst pulsierenden Zentrum des internationalen Finanzkapitals, entleert von Menschen und Autos, dafür patrouillieren Security-guards durch die gespenstische Stille." Der Terror hat demnach böse Früchte getragen: "Mit der Diagnose einer schweren Depression mit Angstsymptomen und paranoiden Zügen lässt sich - am Vorabend des Jahrestages der Katastrophe - der kollektive Zustand von Ökonomie und Psychologie gleichermaßen kennzeichnen, auch wenn viele Symptome laviert sind. ... Jedes Alarmsignal, jede Feuerwehrsirene, jedes laute Geräusch lässt den Blick sofort zum Himmel wandern - in Erwartung der nächsten Attacke."

Peter Michalzik blickt zurück auf vier Jahre mit Gerhard Schröder: "In der langen Zeit von Helmut Kohl waren wir zu braven Bürgern und guten Konsumenten geworden - in der Zeit mit Schröder lernten wir das zuzugeben."

Weitere Artikel: Oliver Fink stellt den Comic-Zeichner Jason Lutes vor, der das Berlin zwischen den Weltkriegen als monumentalen Comic wiederauferstehen lässt. Adam Olschewski fasst neue Hoffnung angesichts des Jazz-Rankings von "Down Beat", denn was er sieht, ist "lächelnde Coolness". Dirk Stroschein hat das Provincetown Playhouse besucht, die Geburtsstätte des Off-Broadway-Theaters. Christian Thomas denkt anlässlich von Goethes Geburtstag über das Frankfurter Kulturleben nach. Hans-Klaus Jungheinrich sieht in der documenta ein Wimmelbild und zoomt auf die Details. Und Navid Kermani widmet sich in der Kolumne "Vierzig Leben" der Lust.

Besprochen werden der Film "Samsara" und Bücher, darunter ein Fotoband von Heinrich Riebesehl, den "verlässlichsten Chronisten der norddeutschen Landschaft", wie Ulf Erdmann Ziegler schreibt, Antonio Lobo Antunes' Roman "Fado Alexandrino" und ein Band zur Koevolution von Experiment und Paranoia 1850-1910 (siehe auch unsere Bücherschau Sonntag ab 11 Uhr.

Im "Magazin" appelliert der englische Schriftsteller Ian McEwan ("Der Zementgarten", "Abbitte") an die Angst des Lesers (und des FR-Mitarbeiters Jörn Jacob Rohwer), indem er über Schläge in der Kindheit, seine Zeit als Müllmann und das Schreiben als Therapie Auskunft gibt. "Bis zu meinem 21. Lebensjahr hatte ich große Schwierigkeiten, mich überhaupt zu artikulieren, obwohl ich die Universität besuchte und fröhliche Zeiten erlebte. Das änderte sich erst, als ich zu schreiben begann. Ich gestattete mir eine Form von wildem Ausbruch, schrieb über Teenager, die krank, verrückt, gewalttätig geworden waren. Nicht, um eigene Erfahrungen zu verarbeiten, sondern um dadurch meinem Schreiben zu einer gewissen Wucht zu verhelfen."

Stefan Behr ist immer noch damit beschäftigt, sich vom "Fernseh-Ereignis des Jahres - ach was, des Jahrzehnts - zu erholen". Trost bietet ihm vor allem die Statistik: "95 Prozent der Leser erwarten an dieser Stelle eine neue Hintergrundstatistik zum Kanzler-Duell vom Sonntag, und 67 Prozent davon sollen nicht enttäuscht werden. Die Zahl der Wechselleser, die noch schwanken, ob sie diese Statistiken überhaupt wissen wollen, hat sich im Lauf der ersten Wörter dieses Textes von 31 auf 47 Prozent erhöht."

SZ, 31.08.2002

Hat die Kultur eine Zukunft auch ohne Festivals und Konzerthäuser? Nein, glaubt Reinhard J. Brembeck. Immerhin habe das Ruhrgebiet mit der Ruhrtriennale (und Gerard Mortier) den Berliner Ambitionen die Schau gestohlen. Festivals könnten unkonventionelle Aufführungen ermöglichen, "die im gängigen Kunstbetrieb undenkbar wären. Wie etwa die legendäre, achtzehnstündige Gesamtaufführung der 55 Szenen des 'Päonienpavillon', des berühmtesten aller chinesischen Musiktheaterstücke, verfasst von dem Shakespeare-Zeitgenossen Tang Xianzu." Wo bleibt da aber die Aufgabe der heimischen Kulturszene? "Sie muss Kultur jenseits der Events anbieten. Schließlich ist der ganze Wanderzirkus der Kunstspektakel letztlich undenkbar ohne eine geerdet regelmäßige Kunstproduktion in den großen Städten, die erst das nötige Publikum für Kunst heranzieht und (aus-) bildet."

Weitere Artikel: Stewart O'Nan ist - wie andere Fans der "muscle cars" - geschockt von der Einstellung der Produktion des Chevrolet Camaro und des Pontiac Firebird. Tost hat einen Essay von Salman Rushdie in der Washington Post gelesen, in dem der Schriftsteller einen klaren Blick für die Widersprüche der amerikanischen Politik in Asien beweise. Bernd Graff setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Internet schon das von Netz-Visionären erträumte globale Paralleluniversum geworden ist. Sonja Zekri berichtet von einem ersten Erfolg des russischen Schriftstellers Wladimir Sorokin und seinem Verlag vor Gericht im Streit um den Pornografie-Vorwurf. Alex Rühle hat sich Touhami Ennadres dramatische Bilderreihe "New York City, 11. September 2001" angesehen.

Sonja Zekri zieht eine Zwischenbilanz der Schäden, die die Flut bei Kultureinrichtungen verursacht hat. Eva-Elisabeth Fischer erklärt, warum William Forsythe Frankfurt längst nicht mehr braucht. Jens Bisky stellt das Weimarer Modell für ein Stadttheater vor. Oliver Fuchs beschreibt einen total irrealen Michael Jackson bei der Verleihung der MTV-Awards (er bekam einen Preis, den es gar nicht gibt.) Reinhard J. Brembeck hat keine Zweifel, dass die Münchner Philharmoniker vor schmerzlichen Einschnitten stehen. Sehr unschottisch ungeizig wünscht sich auch Edinburgh ein Guggenheim-Museum, berichtet jhl. Wer sich schon immer die Frage gestellt hat: "Wer spricht, wenn Jörg Haider spricht?", erhält von Karl-Markus Gauß die Antwort. Wolfgang Schreiber berichtet über die Abschluss-Pressekonferenz der Salzburger Festspiele.

Besprochen werden Filme von Steven Soderbergh und Peter Mullan und das Erscheinen von Gwyneth Paltrow bei den Filmfestspielen in Venedig, "Auf Herz und Nieren", der neue Film von Til Schweiger und Thomas Jahn, und Bücher, darunter Frederic Beigbeders Pariser Szene-Roman "Ferien im Koma" und eine Neuauflage der "Subversiven Aktion" von Frank Böckelmann und Herbert Nagel (siehe auch unsere Bücherschau Sonntag ab 11 Uhr).

Auf der Medien-Seite findet eine Begegnung zwischen Darren Star, dem Produzenten der Serie "Sex and the City" und Christopher Keil statt. Hans-Jürgen Jakobs ist sich sicher, dass Universal Geld von Sat 1 und Leo Kirch persönlich will. Und Martin E. Süskind arbeitet sich an der Medienkandidatur ab.

In der SZ am Wochenende widmet sich Roger Willemsen noch einmal dem Abgesang auf den Pop-Journalismus des "jetzt"-Magazins und der "Berliner Seiten" (das Präfix "Pop" sehr treffend als "Geschmacksverstärker" bezeichnend) und gräbt die Wurzeln der Debatte aus: "Schon die großen Feuilletonisten der letzten Jahrhundertwende, Speidel, Spitzer, Polgar, Altenberg, haben getan, was der Popjournalismus vermeintlich erfand: Statt des Theaterstücks rezensierten sie den fetten Zuschauer zur Rechten." Im Namen dieser Tradition nimmt Willemsen denn den experimentierfreudigen Journalismus in Schutz, immerhin gehe es "nun um Relevanz und ihre Selbstbehauptung gegen eine zeittypische, von kommerziellen Interessen wie von Ressentiment geleitete Geist-Feindlichkeit."

Evelyn Roll beschreibt ein höchst makaberes Deja-vu: "Schon flog vor den Kameras der Welt und vor Prantners Augen das zweite Flugzeug in den anderen Turm des World Trade Center. Und das war nun plötzlich eine Szene und auch eine Kameraeinstellung, die Harald Prantner sehr bekannt vorkam. 'Ich fing an, am ganzen Körper zu zittern, saß da bibbernd in meinem Bett, wollte nichts mehr hören und sehen, zog mir die Decke über den Kopf und dachte: Bitte, bitte nicht. Bitte nicht jetzt unseren Film. Nur das nicht.'" Man kann Prantners Reaktion allerdings verstehen, wenn man weiß, dass er der Macher eines Werbefilmes ist, in dem ein Flugzeug durch ein Hochhaus rast. TV-Premiere: 9. September 2001.

Juan Moreno hat sich mit Carlos Santana unterhalten, unter anderem über Nationalismus. Er sei mexikanischer als die meisten, sagt der Topgitarrist. "Ich bin seit Jahren mit derselben Frau verheiratet, ich bin öffentlich nie betrunken, und ich kann alle mexikanischen Volkslieder auf der Gitarre." Gleichwohl habe Nationalismus Grenzen: "Aber ich stelle mich doch nicht mit einem einem Poncho auf die Bühne und trinke Tequila, damit jeder erkennt, woher ich stamme. Meine Herkunft ist nur ein kleiner Teil von mir, ein sehr kleiner Teil."

Weitere Artikel: Rebecca Casati sorgt sich um britische Adlige, die bald in den Knast einfahren könnten, wenn Tony Blair tatsächlich die Fuchsjagd verbietet. Reiner Stephan behauptet, dass die "Bosse" bald von ihren Sekretärinnen ersetzt würden. Robin Detje hat ein Drama über ein "puschliges Ding" verfasst. Und Olov Enquist liefert eine Reportage über den missglückten Befreiungsversuch israelischer Geiseln in München am 5. September 1972.