
Wie ist eigentlich der Stand der Dinge in Sachen "
KI,
die Literatur schreibt"? Josh Dzieza
klärt in einer großen (und übrigens sehr witzig gelayouteten) Reportage auf: Ein Tool namens
Sudowrite erfreut sich insbesondere unter den
streng auf Deadline schreibenden Vielschreibern, die aufs
Kindle-Publikum zielen, zunehmender Beliebtheit, erfahren wir. Komplette Bücher darf man noch nicht erwarten, aber die Software hilft - je nachdem, mit welchem Ausgangsmaterial sie gefüttert wurde - offenbar schon erstaunlich präzise, wenn es darum geht, generische Passagen schneller zu füllen als man tippen kann. "Für die Entwicklung von Sudowrite sammelten Amit Gupta und James Yu
Plottwists aus Kurzgeschichten und Inhaltszusammenfassungen von Romanen, um sie dem Sprachlernmodul GPT-3 zu verfüttern. Für die Beschreibungen nutzten sie Sätze über Gerüche, Klänge und andere Sinneswahrnehmungen, damit GPT-3 Bescheid weiß, um was es geht, wenn ein Autor auf 'Beschreiben' klickt. Und im Großen und Ganzen scheint es das auch zu verstehen, auch wenn es manchmal in unerwartete Richtungen davon galoppiert. Die Autorin Jennifer Lepp etwa bemerkte, dass das Programm dazu neigt, ihren Charakteren
Schwerter unterzujubeln. Auch wenn in ihrer Version eines magischen Floridas im Grunde keine Schwerter auftauchen, zückten ihre Figuren oft mitten in Gespräch die Klinge oder nestelten am Schwertgriff herum, während sie auf der Veranda hockten. Irgendwann dämmerte es ihr, dass das Modul wahrscheinlich mit viel mehr Beispielen aus der High Fantasy gefüttert wurde als mit Beispielen des viel kleineren Genres der
paranormalen Knobelkrimis, die sie schreibt. Wenn sie also über Magie schreibt, dann nimmt das Modul an, dass irgendwann auch ein Schwert gezückt wird. ... Es gab aber auch sonderbarere Fehlschüsse. Etwa, wenn das Modul immer wieder schrieb, dass der griechische
Gott Apollo mit 'Augen, so groß wie die eines Erdhörnchens' ausgestattet ist oder dass der Mond 'wirklich Perlmutt war, das Weiße des Meers, angeschmiegt an den
Schoß ertrunkener Bräute'. Oder wenn es viel zu belastete Metaphern exzessiv auswalzte: 'Alice schloss ihre Augen und seufzte, als sie den Moment auskostete bevor die Realität auf sie wieder hereinbrechen würde wie das Gewicht eines Elefants, der auf beiden von ihnen saß, während sie von einem Hai gefressen wurden,
inmitten eines Flugzeugs voll Ninjas, die sich Augen und Blut aus keinem naheliegenden Grund auskotzten, außer jenem, dass sie nun einmal Ninjas waren, die Kotzen einfach so sehr mochten, dass sie sich einfach nicht zu helfen wussten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus all ihren Öffnung kotzten.' Ein Maschinenlern-Ingenieur würde sowas 'Halluzinationen' nennen, aber Lepp, die angefangen hat, Sudowrite liebevoll Skynet zu nennen, (...) sind das Momente,
wenn Skynet besoffen ist."