
Joseph Bernstein
erzählt die
Geschichte der Nachrichten. Es war einmal, da knippste der amerikanische Mann nach Feierabend die Glotze an, und er wusste, wo sein Platz war zwischen Frau und Kindern und den Nachbarn, in seiner Stadt, seinem Land, in der Welt: "Heute sind wir verloren. Die Medien begreifen wir mit Hilfe einer Metapher ('Informations-Ökosystem'), die dem US-Bürger suggeriert, in einem
hoffnungslos denaturierten Habitat zu leben. Immer wenn er sich bei Facebook oder Twitter einloggt, begegnet er den toxischen Nebenprodukten der Moderne: Hassrede, Trollen, Interventionen fremder Nationen. Es gibt Lügen über die Größe von Inaugurationsfeiern, über den Ursprung von Pandemien und über Wahlergebnisse … Was anfangen mit
all dem miesen Content? Im März kündigte das
Aspen Institute an, unter dem Vorsitz von Katie Couric eine unparteiische Kommission für Informationsstörungen einzuberufen, die 'Empfehlungen liefern soll, wie auf den Verlust des Vertrauens in wichtige Institutionen reagiert werden soll'. Zu den fünfzehn Kommissaren gehören Yasmin Green, die Direktorin für Forschung und Entwicklung bei
Jigsaw, einem Technologie-Inkubator von
Google, der 'Bedrohungen für offene Gesellschaften erforscht'; Garry Kasparov, Schachgroßmeister und Kreml-Kritiker; Alex Stamos, Ex-Sicherheitschef von
Facebook und jetzt Direktor des Stanford Internet Observatory; Kathryn Murdoch, Rupert Murdochs entfremdete Schwiegertochter, sowie Prinz Harry, entfremdeter Sohn von Prinz Charles. Zu den Zielen der Kommission gehört es zu bestimmen, 'wie Regierung, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten können, um eine
Gesellschaft der Unzufriedenen anzusprechen, die den Glauben an die evidenzbasierte Realität verloren hat'." Seit der Pandemie aber scheint genau das noch schwieriger geworden zu sein, wie Bernstein im weiteren festhält: "Mit dem Virus bot sich eine epidemiologische Metapher für schlechte Informationen an. Des- und Fehlinformationen waren keine exogenen Toxine mehr, sondern
ansteckende Organismen, die bei Exposition so unweigerlich Überzeugungskraft entfalteten wie Husten oder Fieber. In perfekter Umkehrung der Sprache des Digital-Media-Hypes war 'going viral' plötzlich eine schlechte Sache. Im Oktober verkündete Anne Applebaum in
The Atlantic, Trump sei ein Superspreader von Desinformation'. Eine Studie von Cornell-Forschern von Anfang des Monats ergab, dass 38 Prozent der englischsprachigen 'Desinformations-Narrative' über COVID-19 Trump erwähnten, was ihn laut
New York Times zum 'größten Treiber der Infodemie' macht." Trump war damit so erfolgreich, dass ihn jetzt seine Fans in Alabama ausbuhten, als er sie zum Impfen aufforderte,
berichtete vor zwei Tagen der
Guardian.