Magazinrundschau
Verbannt das Grün!
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
19.07.2022. Der New Yorker schippert auf einer Superjacht über die Untiefen des faustischen Kapitalismus. In Lidove noviny blickt Miloš Urban auf das von der russischen Highsociety verlassene Karlsbad. Republik erzählt die Geschichte der russischen Suchmaschine Yandex. In Elet es Irodalom fragt sich Gáspár Miklós Tamás, von welcher Plattform wir heute noch auf Kapitalismus blicken können. Die LRB erzählt, wie der Lockdown an den Nerven der Shanghaier zehrte. Und Filmdienst würdigt den Filmemacher Shinji Aoyama, der sich konsequent Japans Schönheit verweigerte.
New Yorker (USA), 25.07.2022

Alice Gregory stellt das Kunstkollektiv Congolese Plantation Workers Art League vor, das mit Schokoladenskulpturen daran arbeitet, die Stadt Lusanga vom ausbeuterischen Erbe der Palmöl-Plantagen zu emanzipieren.
Lidove noviny (Tschechien), 15.07.2022

London Review of Books (UK), 21.07.2022

Außerdem versammelt die LRB eine Reihe von Autorinnen, die zur Abschaffung des Rechts auf Abtreibung in den USA Stellung beziehen, von Elif Batuman über Anne Enright bis Rebecca Solnit, die etwa die Konsequenz der neuen Rechtslage so umreißt: " Sie wollen, dass Frauen leiden, sie wollen sie in Gefahr, Angst und Machtlosigkeit leben lassen und gelegentlich sterben."
Eurozine (Österreich), 18.07.2022

Republik (Schweiz), 14.07.2022

Elet es Irodalom (Ungarn), 18.07.2022

Magyar Narancs (Ungarn), 19.07.2022

Film-Dienst (Deutschland), 08.07.2022

Als der japanische Autorenfilmer Shinji Aoyama im März dieses Jahres starb, nahmen die hiesigen Feuilletons kaum Notiz davon. Überhaupt blieb er hierzulande trotz vieler beeindruckender Filme wenig beachtet, immerhin lief sein Vierstünder "Eureka" aus dem Jahr 2000 auch in den deutschen Kinos. Lucas Barwenczik reicht die verdiente Würdigung in Form eines großes Essays über die Filme des Japaners nach, der in seinem Werk explizit einen Anschluss an das französische Autorenkino suchte. "Sein Kino ist eines der Latenz, der Echos und der Nachbeben. Es wächst aus den Trümmern der 'Bubble Economy' der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre hervor. Aoyama blickt zurück auf die Katastrophen der Jahrhundertmitte und antizipiert so auch die des frühen 21. Jahrhunderts." Sein "Kino ist oft ein Gegen-Kino. Er schreibt von sich, dass er genug habe 'vom Natürlichen, Schönen und Interessanten'. Seine Verweigerung gegenüber der natürlichen Schönheit Japans muss fast zwangsläufig politisch gelesen werden; die Faszination für die einzigartige Landschaft Japans wurde immer als wichtige Grundlage von Patriotismus und Expansion des Kaiserreichs analysiert. Etwa von der Medienwissenschaftlerin Sharon Hayashi oder dem Filmemacher Nagisa Oshima, der in seinem Aufsatz 'Verbannt das Grün' über die Japaner erklärte: 'Sie haben noch keine Landschaft hervorgebracht, die genügend Kraft hätte, der Realität die Stirn zu bieten.' Während er den kitschigen Naturbildern des alten Japans Betonwände, scharfe Kanten und aufleuchtenden Quecksilberdampf entgegenstellen wollte, also eine neue Künstlichkeit, machte es sich Aoyama zur Aufgabe, die Landschaften zwar direkt zu filmen, sie aber ihrer verführerischen Schönheit zu berauben. Er entsättigt ihr Grün, setzt sie zwischen ärmliche Hütten und Wohncontainer, begreift sie nicht mehr als Ressource für Haikus und andere Poesie, sondern als leere Leinwand. Als Bühne einer No-Future-Generation."
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