Magazinrundschau
Wie eine riesige Ouvertüre
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
08.09.2015. Im New Yorker erklärt John McPhee, wie man einen inspirierten Sachtext schreibt. In der London Review guckt John Lanchester auf die Sachbuch-Bestenliste der Amerikaner und stellt fest: Die glauben an neue Sachen. In Nepszabadsag fordert Gáspár Miklós Tamás vollkommene Gerechtigkeit für Flüchtlingen und Roma. Im Guardian erklärt Salman Rushdie, warum ihm der Begriff "Islamophobie" falsch erscheint. Michel Houellebecq meint dagegen: Angst kann man haben. Der Espresso beugt sich über die Katastrophe des Mezzogiorno. In Guernica erklärt Filmregisseur Hubert Sauper: Nur der Dokumentarfilmer ist frei.
New Yorker (USA), 14.09.2015

Außerdem: Patrick Radden Keefe porträtiert die Richterin Judy Clarke, die einen der Urheber des Anschlags auf den Boston Marathon verteidigt. Und Alexander Stille berichtet, wie Papst Franziskus die Kurie reformiert.
London Review of Books (UK), 10.09.2015

(Zum Vergleich: Auf der Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher stehen ganz oben "Der Appell des Dalai Lama an die Welt", aufgezeichnet von Franz Alt, und "Inside IS. 10 Tage im "Islamischen Staat"" von Jürgen Todenhöfer. Man möchte gar nicht darüber nachdenken, was das über Deutschland aussagt.)
Außerdem bespricht Fredric Jameson eine philosophische Studie von David Wittenberg über Zeitreisen-Narrative. Joanna Biggs stellt Elena Ferrantes ins Englische übersetzten neuen Roman "Storia della bambina perduta" vor, der in der englischsprachigen Welt einiges Aufsehen erregt hat. Gary Indiana liest Masha Gessens Porträt der Attentäter von Boston.
Nepszabadsag (Ungarn), 05.09.2015

Espresso (Italien), 03.09.2015

Guardian (UK), 07.09.2015

Daneben gibt"s großes Lob von SF-Autorin Ursula K Le Guin für Rushdies neuen Roman "Two Years Eight Months and Twenty-Eight Nights": "Dieses Buch ist eine Fantasiegeschichte, ein Märchen - und eine brillante Reflexion der und ernsthafte Meditation über die Wahlmöglichkeiten und Agonien in unserem Leben auf dieser Welt. Die Wahlmöglichkeiten werden vereinfacht dargestellt, wie im Comic, als Wahl zwischen absolut gut und absolut böse. Die Agonien werden wie Katastrophenfilme gezeichnet, so schrecklich, dass der Leser sie leicht abschütteln kann, wenn es ihm zuviel wird. Rushdie ist ein großzügiger und gutmütiger Autor, der seine Leser lieber umwirbt und verführt, als ihnen die gallige Wahrheit in den Rachen zu stopfen."
Auch in Angelique Chrisafis" Houellebecq-Porträt gibt"s einen Dialog über das Wort "Islamophobie": "Er nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Mit ihm zu sprechen ist oft, wie eine Muschel aus der Schale zu holen, die langen Pausen, die zum Schutz verschränkten Arme. Anders als bei den meisten anderen Autoren, gibt es hier keinerlei vorbereitetes Spiel. Ist er islamophob? "Ja, wahrscheinlich. Angst kann man haben", erwidert er. Ich frage nochmal: Sie sind wahrscheinlich islamophob? "Wahrscheinlich, ja, aber das Wort Phobie bedeutet eher Furcht als Hass." Wovor hat er Angst? "Dass es im Westen schief geht." Meint er Terrorismus? Er nickt. Manche sagen, es handelt sich um eine kleine Minderheit... "Ja, aber sehr wenige Leute können eine sehr große Wirkung haben. Oft sind es die entschlossensten Minderheiten, die Geschichte machen.""
Außerdem im Guardian: ein Auszug aus einem Buch des Historikers Simon Schama über Porträts großer Briten in Geschichte und Gegenwart.
La regle du jeu (Frankreich), 03.09.2015

Außerdem findet Bernard Schalscha bei den Äußerungen einiger französischer Intellektueller und Politiker, darunter Michel Onfray, Tariq Ramadan und Marine Le Pen, zur Flüchtlingskatstrophe und der angeblichen europäischen Verantwortung erstaunliche Ähnlichkeiten.
MicroMega (Italien), 24.08.2015

Guernica (USA), 01.09.2015

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