Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
25.01.2007. In der Zeit ruft Birand Bingül die Deutschtürken auf, ihre Integration selbst in die Hand zu nehmen: "Almanya Türkleri, entegrasyonunuz icin kendiniz mücadele verin!" In der SZ findet Arianna Huffington das Internet-Kollektiv allemal klüger als die Premiumliga der Mainstreammedien. In der FR stellt Gert Loschütz fest, dass Berliner Stadtführer noch immer ein Biermann verhöhnendes Gedicht von Volker Braun von 1979 verbreiten. In der taz fordert Wolfgang Kraushaar, sich stärker mit den Taten der RAF auseinanderzustezen. Die FAZ meldet, dass Ayaan Hirsi Ali einen neuen Islam-Film fertiggestellt hat. In Spiegel online plädiert Gerd Koenen für eine Freilassung Brigitte Mohnhaupts und Christian Klars. Und alle trauern um den großen Reporter Ryszard Kapuscinski.

Zeit, 25.01.2007

"Almanya Türkleri, entegrasyonunuz icin kendiniz mücadele verin!", ruft der Fernsehjournalist Birand Bingül in einem in zwei Sprachen abgedruckten Artikel im Leben: "Kämpft Deutschtürken, kämpft selbst für eine bessere Integration - nicht um den Deutschen zu gefallen, sondern zu Eurem eigenen Wohl... Deutschland ist nicht perfekt. Aber wir Deutschtürken wären alle miteinander nicht hier, wenn in der Türkei alles perfekt wäre - oder auch nur besser. Was mich deshalb noch wütender macht als all die Ungerechtigkeiten, ist die Reaktion allzu vieler Deutschtürken darauf: Weite Teile der ersten Generation ziehen sich zurück und resignieren."

Das Feuilleton läutet schon mal das kommende Jahr der Geisteswissenschaften ein. Der Soziologe Harald Welzer fordert eine Abkehr vom Image der verwertungsfernen Reflexionsmandarine. "Dieses 'Wir sind an sich wichtig'-Argument wird immer eingesetzt, wenn man die Existenz von Geistes- und Kulturwissenschaften zu verteidigen meint, und es stimmt nie. Natürlich kann man das, was Geistes- und Kulturwissenschaftler tun, auch in Zahlen ausdrücken. Zum Beispiel erzeugt allein die Kulturwirtschaft - also Galerien, Agenturen, Verlage, Theater et cetera - in Deutschland jährlich eine Wertschöpfung von 35 Milliarden Euro, womit sich dieser volkswirtschaftliche Sektor knapp vor der Software-Industrie und knapp hinter Energiewirtschaft einreiht."

Zum Thema gibt es auch ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Rainer Forst über den Unterschied von deutschen und amerikanischen Universitäten. Vorgestellt werden einige in Deutschland wirkende Geistesgrößen, darunter der Afrikaforscher Andreas Eckert, die Wissenschaftshistorikerin Lorrain Daston, die Japanologin Gesine Foljanty-Jost und der Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke.

Weiteres: Anhand dreier Inszenierungen in Hamburg ahnt Peter Kümmel, was Regisseure in den Figuren alter Theaterstoffe sehen, von denen sie immer behaupten, sie seien so "ungeheuer heutig": es sind Sklaven ihrer Weltdeutung. Volker Hagedorn reist durch die vom Kahlschlag bedrohte Thüringer Kulturlandschaft. Jan Freitag preist die "unverständlichen, aber brillanten" Songs des britischen Musikers Jamie T. Claudia Herstatt stellt den britischen Antik-Waffenhändler Peter Finer vor.

Besprochen werden die Ausstellung "Wege ins Paradies" im Bremer Überseemuseum, Alex Gilbneys Dokumentarfilm über die Pleitiers "Enron", Edward Zwicks Politthriller "Blood Diamond", Monteverdis "Marienvesper" und "Combattimento di Tancredi e Clorinda" in der Berliner Staatsoper, die DVD-Edition zu Jacques Rivette, Laurna Skrides Klavieraufnahmen von Fanny Hensels "Das Jahr" und als moderner Klassiker Bob Dylans "The Basement Tapes".

Im Literaturteil spricht Georg Diez mit dem amerikanischen Autor David Foster Wallace über MapQuest, innere Monologe und andere Kräfte der Literatur.

FR, 25.01.2007

"Ich glaube, dass eine vorzeitige Freilassung auch diesen Prozess der persönlichen Auseinandersetzung, das Bekenntnis zur persönlichen Verantwortung, zumindest unterstützen kann", sagt der Dokumentarfilmer Andres Veiel und befürwortet eine Begnadigung der ehemaligen RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. "Meine Erfahrung bei meinem Film 'Black Box BRD' war, dass die jüngere Generation zu Recht Fragen hat. Und das steht denen ja auch zu, so wie wir unsere Eltern und Großväter zum Zweiten Weltkrieg befragt haben. Da stießen wir auf kollektive Abwehrstrukturen wie: 'Das könnt ihr nicht verstehen, ihr wart ja nicht dabei.' Merkwürdigerweise wurden diese kollektiven Abwehrstrukturen von der RAF kopiert. Mit anderen Formulierungen, aber es gab dann auch ein Wir und ein Ihr. Ich glaube, dass das Zeichen der vorzeitigen Entlassung auch das durchbricht. Und der jüngeren Generation die Gelegenheit gibt, die Fragen direkt zu stellen."

Der Schriftsteller Gert Loschütz hat mit einigem Entsetzen festgestellt, dass ein mauerverteidigendes und Biermann-verhöhnendes Gedicht von Volker Braun aus dem Jahr 1979 immer noch in einem aktuellen literarischen Stadtführer steht und dass man Braun jüngst zum Chef der Sektion Literatur der Akademie der Künste wählte, während Biermann zunächst die Berlin Ehrenbürgerschaft verweigert wurde. "Wurde Braun in der Sache Biermann um Rat gefragt? Wenn ja: was mag er gesagt haben? Und was wäre sein Rat wert gewesen? Nichts. Nicht mehr als das Votum jener Partei, die sich als Nachfolgeorganisation der Biermann-Ausbürgerungspartei SED versteht und jetzt als Regierungskoalitionär die Macht hat, über Dinge zu entscheiden, über die ihr keine Entscheidung zusteht. Das Furchtbare ist, dass diese Leute für sich reden: Als Gefangene ihrer Irrtümer verteidigen sie, alt geworden, noch das Schändliche an ihren Lebensläufen und verlängern das Unrecht, von dem wir 1989 hofften, es sei zu Ende, in die Gegenwart."

Andere Themen: Harry Nutt verneigt sich noch einmal vor dem polnischen Schriftsteller, Afrikaliebhaber und großen Reisereporter Ryszard Kapuscinski, der jetzt 74-jährig in Warschau gestorben ist. Hermann Bohlen schreibt zum Tode des Schriftstellers, früheren Gerichtsreporters, Musikproduzenten und Filmkritikers Uwe Nettelbeck. In der Kolumne Times Mager weiht uns Christian Thomas in die Kunst des U-Bahn-Lesens ein, die man allerdings auf keinen Fall mit dem Lesen in der U-Bahn verwechseln sollte.

Besprochen werden Edward Zwicks Politthriller "Blood Diamond", (für Michael Kohler "etwas wirklich Rares im Kino der Gegenwart: Seine politische Botschaft fasst ein filmisches Schmuckstück ein"), Andrea Stakas Film "Das Fräulein", Alex Gibneys Dokumentarfilm "Enron - The Smartest Guys in the Room", Richard Jones Inszenierung von Sergeij Prokofjews "Der Feurige Engel" an der Oper La Monnaie in Brüssel.

NZZ, 25.01.2007

In seinem Nachruf auf Ryszard Kapuscinski erinnert Ulrich M. Schmid an das Buch "König der Könige" von 1979, mit dem der Reporter berühmt wurde. Es schildert das Ende Haile Selassies: "'König der Könige' war aber noch unter einem anderen Gesichtspunkt interessant: Die Selbstbeweihräucherung des äthiopischen Machthabers glich in vielen Punkten der Arroganz der kommunistischen Regierung Polens in den siebziger Jahren - für viele Leser war unschwer erkennbar, dass Kapuscinski hier nicht nur über ein exotisches afrikanisches Land, sondern auch pro domo schrieb. Die Amtsführung eines Regimes, dessen höchstes Ziel in der Erhaltung der eigenen Herrschaft lag, führte sowohl in Äthiopien als auch in Polen zu absurden Ergebnissen: Loyalität von Untergebenen war wichtiger als Kompetenz, Krisen wurden verschwiegen oder ausgesessen, wichtige Sozialreformen fielen der aufwendigen Finanzierung von Prestigeprojekten zum Opfer.

Weitere Artikel: Christoph Egger berichtet von den Solothurner Filmtagen. Besprochen werden Alban Bergs "Wozzeck" und die gleichnamige Oper Manfred Gurlitts in Madrid sowie Pop- und Jazzplatten, darunter ein neues Album der New Yorker Band Brazilian Girls und CDs mit haitianischer Popmusik.

TAZ, 25.01.2007

Der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar plädiert auf der Brennpunktseite gegen einen Sonderstatus ehemaliger RAF-Terroristen, und dafür, endlich auch die Opfer ernstzunehmen. "Mich stört außerdem das pseudorationale Argument von Antje Vollmer und Friedrich Küppersbusch, dass RAF-Häftlinge länger als NS-Täter im Knast waren. Denn das würde bedeuten, sich an einem tendenziellen Versagen der Justiz orientieren zu wollen. In den 70er und 80er Jahren gab es das ewige Mantra 'Freiheit für alle RAF-Gefangenen'. Das heute weiter zu praktizieren, wäre ein falsches Signal, ganz nach dem Motto: Bloß keine Auseinandersetzung mit den Taten." Hier werden Stimmen zur Diskussion um die Begnadigung von RAF-Häftlingen dokumentiert.

Andere Themen: Gabrielle Lesser verabschiedet auf der Tagesthemenseite Ryszard Kapuscinski, den "Reportes des Jahrhundets". Auf der Meinungsseite stellt Marcia Pally klar, dass die amerikanische Israel-Lobby hauptsächlich aus fundamentalistischen Christen besteht, während die amerikanischen Juden mehrheitlich sehr israelkritisch seien. Auf der Kulturseite spricht Wilfried Hippen mit dem Londoner Filmwissenschaftler Richard Dyer über Hautfarbe und ihre Repräsentation im Kino.

Besprochen werden Edward Zwicks blutiger Thriller "Blood Diamond", Andrea Stakas Spielfilm "Das Fräulein", Luc Bessons Animationsfilm "Arthur und die Minimoys" (dem Martin Zeyn "fade Mittelmäßigkeit" bescheinigt), das Stadterkundungsprojekt "Seancen - Versuche zur Aufhebung der Schwerkraft" des Regieduos Hofmann & Lindholm, am Theater Essen. Ekkehard Knörer sucht sich aus den DVDs dieser Erde heute "The Cineseizure" mit den Arbeiten des Found-Footage-Künstlers Martin Arnold aus.

Und Tom.

SZ, 25.01.2007

"Generell glaube ich an die Weisheit des Kollektivs", sagt die einflussreiche Internetkolumnistin Arianna Huffington (huffingtonpost) auf der Medienseite im Interview mit Claudia Tieschky. "Und ich weiß nicht, was gefährlicher sein könnte als jene Mainstream-Medien, die unfähig waren, die Bush-Administration davon abzuhalten, ihre Lügen über Massenvernichtungswaffen im Irak zu verkaufen. Das waren keine Blogger, die sich als unfähig erwiesen haben, das war die New York Times oder Reporter wie Bob Woodward - die ganze Premiumliga des Journalismus."

Der Leipziger Philosophieprofessor Christoph Türcke blickt noch einmal zurück auf die RAF und ihren asymetrischen Kampf gegen den Staat, um dann für die Begnadigung der ehemaligen RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar zu plädieren. "Denn ganz mit reinen Händen steht der Staat nicht vor der RAF. Er hat Recht gegen sie gesprochen, ist ihr aber nicht gerecht geworden. Nachdem die meisten RAF-Überlebenden längst eingesehen haben, dass es ein Wahn war, den Kapitalismus als das Böse schlechthin zu erachten, gegen das jedes Mittel recht sei, ist es am Staat, einzugestehen, dass er auch keineswegs das Gute schlechthin ist."

Andere Themen: Kia Vahland hat in Hamburg den Berliner Hauptbahnhofarchitekten Meinhard von Gerkan noch einmal seine Urheberrechtsklage gegen die Deutsche Bahn erläutern gehört. Ebenfalls in Hamburg hat Willi Winkler ein Chuck-Berry-Revivalkonzert erlebt ("Achtzig ist der Mann und spielt wie der Henker"). Alfred Dorfer gratuliert Werner Schneyder zum siebzigsten Geburtstag. Anke Sterneborg spricht mit Tim Robbins über seinem Film "Catch a Fire". Andrian Kreye verabschiedet den großen polnischen Schriftsteller und Reporter Ryszard Kapuscinski, der jetzt 74-jährig in Warschau einem Herzinfakt erlag.

Besprochen werden Luc Bessons Film "Arthur und die Minimoys" (unter dessen computeranimierter amerikanischer Oberfläche Rainer Gansera "die alte, europäische Märchentraumfabrik" rumoren spürt), Alex Gibneys Dokumentarfilm "Enron - The Smatest Guys In The Room", die Ausstellung "Zehn Tonnen Hellas. Carl Rottmanns Griechenlandzyklus" in der Münchner Pinakothek der Moderne, die Ausstellung "Kunst und Propaganda im Streit der Nationen. 1930 - 1945" im Deutschen Historischen Museum Berlin und Bücher, darunter T Coopers Roman "Lipshitz" (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau des Tages).

Welt, 25.01.2007

Gerhard Gnauck schreibt zum Tod des Reporters Ryszard Kapuscinski: "Wo er hinkam, tauchte er ein." Dazu gibt es einen Vorabdruck aus dem demnächst erscheinenden "Notizen eines Weltbürgers". Kai Luehr-Kaiser findet die Placido Domingos, künftig als Bariton unter anderem an der Deutschen Staatsoper in Berlin zu singen, gar nicht mal schlecht: "Hauptsache, Domingo dirigiert nicht mehr." Johanna Schmeller stellt den Modedesigner Bernhard Willhelm vor, der jetzt für Philipp Preuss' Fassbinder-Inszenierung "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" am Deutschen Theater Berlin Kostüme entworfen hat. Derzeit tourt der Sozialarbeiter Tommy the Clown durch Deutschland, Michael Pilz glaubt nicht, dass sein Crumping hier funktioniert: "Zwischen Rütli-Schule und South Central liegt noch immer mehr als eine Flugreise."

Besprochen werden eine Aufführung von Prokofjews "Feuriger Engel" (laut Manuel Brug zündelnd dirigiert von Kazushi Ono), Edward Zwicks Politthriller "Blood Diamond", die Kurzfilmsammlung "Paris, je t'aime" und der Pleitenfilm "Enron - The Smartest Guys in the Room".

Spiegel Online, 25.01.2007

Gerd Koenen, Historiker der linken Geschichte, plädiert für eine Freilassung Brigitte Mohnhaupts und Christian Klars: "Der einzige Grund, irgendjemanden über mehr als ein Vierteljahrhundert hinaus in Haft zu halten, kann allein die Gefahr eines Rückfalls sein. Diese Gefahr kann gerade bei ideologischen Tätern wie den ehemaligen RAF-Kadern heute ausgeschlossen werden - und das mit sehr viel größerer Zuverlässigkeit als im Fall des zitierten 'gemeinen Mörders', der eher schon in einen blinden Wiederholungszwang geraten kann."

Außerdem schreibt Claus-Christian Malzahn einen Nachruf auf den "besten Reporter der Welt" Ryszard Kapuscinski.

FAZ, 25.01.2007

Der interessanteste Text des Tages ist eine ganz kurze Meldung: Ayaan Hirsi Ali hat nach Submission einen zweiten Film fertiggestellt, der sich mit dem Islam und Homosexualität befasst: "Juristische und polizeiliche Vorbereitungen für die Präsentation des Werkes, in dem Hirsi Ali bewusst Koranstellen über Homosexualität herausgreift, laufen auf vollen Touren", informiert uns dsch. (Mehr dazu hier und hier.)

Auf der Kinoseite spricht Ernest Borgnine über Hollywood, Sean Penn und die lächerliche Diskriminierung 90-jähriger Schauspieler: "Bette Davis hat im hohen Alter mal eine Anzeige aufgegeben, in der sinngemäß stand: 'Ich habe zwar zwei Oscars, aber keine Arbeit. Verdammt, es muss doch eine Rolle für mich geben!' Bei ihr hat es damals funktioniert. Ich glaube, ich werde das demnächst auch mal versuchen!"

Weitere Artikel: Joseph Hanimann berichtet mit griesgrämigem Unterton von der neuesten Jelinekrezeption in Frankreich. Gerade wurde dort ein Interviewband mit ihr veröffentlicht (der auf Wunsch der Autorin nicht auf Deutsch erscheinen darf) und "Die "Kinder der Toten" in der Übersetzung des dreißigjährigen Germanisten und Rockmusikers Olivier Le Lay, der seinen Job eigentlich ganz gut gemacht zu haben scheint: "'So eine Sprachjongleurin verbarg sich hinter der österreichischen Querulantin?', scheint es der französischen Kritik zu entfahren." Holger R. Stunz verkündet stolz, dass "auf Initiative dieser Zeitung" Ruprecht Bauriedl, der Inhaber des Münchner Musikverlags Johannes Oertel, endlich seinen Giftschrank geöffnet und die Partitur von Pfitzners "Krakauer Begrüßung", ein Stück von 1944, komponiert zu Ehren von Hans Frank, auch bekannt als "Schlächter von Polen" zur Besichtigung freigegeben hat. Marta Kijowska schreibt eine liebevolle Hommage an den polnischen Reporter Ryszard Kapuscinski, der am Dienstag gestorben ist. In der Glosse versucht Edo Reents die Tatsache zu verkraften, dass Blumfeld sich aufgelöst haben. Regina Mönch meldet, dass heute darüber entschieden wird, ob die Sammlung Sachs ein Fall von Raubkunst ist oder nicht.

Auf der Medienseite informiert uns eine Meldung, dass die FAZ in erster Instanz einen Rechtsstreit mit Günter Grass verloren hat: Sie darf Briefe des Schriftstellers an den ehemaligen Bundeswirtschaftminister Karl Schiller nicht mehr veröffentlichen. Niklas Maak liefert einen unterhaltsamen Bericht vom Abschiedsfest der Spiegel-Autoren Jürgen Leinemann und Hartmut Palmer: "Angela Merkel ließ die Schröder-Flamboyance wie eine letzte Heimsuchung über sich ergehen und verschwand, während Blüm in unnachahmlicher Mundart und Metaphorik seine Laudatio auf Hartmut Palmer begann..." Michael Hanfeld berichtet - leider recht kurz - von einem Skandal bei der Münsterschen Zeitung: Dort wurde von einem Tag auf den anderen eine ganze Redaktion mit 19 Mitarbeitern gefeuert (in der Meldung heißt es vornehm: freigestellt).

Auf der letzten Seite schildert Martin Lhotzky die Aktivitäten des hohen Paars der österreichischen Party-Gesellschaft, Karl-Heinz Grasser und Fiona Swarovski: "Für das am kommenden Samstag stattfindende Hahnenkammrennen sollen sich die hippen Partypeople bereits angekündigt haben, wie auch zu einer Weißwurst-Party in einem Bio-Hotel, und am Wiener Opernball werden sie wohl ebensowenig fehlen. Dann kann sich die Hotelerbin Paris Hilton, heuer auf dieser illustren Veranstaltung Stargast des Bauunternehmers und selbsternannten Societylöwen Richard Lugner, eventuell endlich mal auf ihrem Niveau unterhalten." Heinrich Wefing porträtiert die neue Senatsbaudirektorin von Berlin, Regula Lüscher Gmür (mehr hier). Und Heidi Strobel fragt sich, warum der Leipziger Verlag Faber und Faber Kinderbücher herausgibt, die "rückwärtsgewandt das Tor zur Enge der DDR" öffnen.

Besprochen werden die Aufführung von Prokofjews "Der feurige Engel" in Brüssel, ein Konzert der "beunruhigend langweiligen Band" Juli in Köln und Andrea Stakas Film "Das Fräulein".