Heute in den Feuilletons

"Sentimentale Massenliebesaffäre"

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
06.10.2007. Die Norweger fürchten sich vor Mädchen, die besser Mathe können als Jungs, berichtet die NZZ. In der Welt erklärt Opernregisseur Calixto Bieito den Unterschied zwischen einem Katalanen und einem Galizier. In der FAZ macht ein gewisser Ralph Martin den Antiamerikanismus verantwortlich für die Vorliebe der Deutschen zur amerikanischen Highbrow-Literatur. Alle Zeitungen würdigen den verstorbenen Walter Kempowski.

Welt, 06.10.2007

Zur Buchmesse wird Gastland Katalonien Thema. Im Interview mit Manuel Brug erklärt der Opernregisseur Calixto Bieito, warum Spanien seine Partikularismen nicht in den Griff bekommt: "Wir haben unterschiedliche Sprachen, Baskisch, Katalanisch, Kastilisch. Wir sind aber auch sehr unterschiedlich. Mein Vater kommt aus Galizien, der sieht anders aus, der isst anders als die Katalanen, der hat einen ganz anderen Lebensrhythmus. Die Unterschiede zwischen einem atlantischen Nordspanier und einem mediterranen Küstenbewohner sind viel ausgeprägter als zwischen einem Bayern und einem Friesen. Bereits zwischen den Berg-Katalanen und den Küsten-Katalanen gibt es nicht so viele Gemeinsamkeiten. Und wenn man dann noch nach Unabhängigkeit strebt, wie es auch ein paar Mitglieder in meiner Theatergruppe tun, dann wird es immer schwieriger." Immerhin: "Wir schlagen uns aber nicht mehr tot, die Erinnerung an den Bürgerkrieg ist wohl immer noch zu stark."

Weiteres: Zum Abschluss der großen Met-Ausstellung mit den Schönen Franzosen in Berlin stellt Uta Baier fest: "Mit der Finanznot kam der Einfallsreichtum in die Museen, der zwar nicht unbedingt die kunsthistorisch bedeutsamsten Ausstellungen hervor bringt, aber doch ziemlich erfolgreiche mit ungeahnten Besucherzahlen." Rainer Haubrich meldet, dass die Jury für den Berliner Schloss-Wettbewerb mit erstaunlich vielen Modernisten besetzt wurde. Michael Pilz freut sich über Devendra Banhart, mit dem es endlich wieder einen musizierenden Hippie gibt. Ulrike Simon wünscht der FAZ Standhaftigkeit gegenüber ihren Lesern, die sich in ihren Online-Kommentaren etwa beklagen, dass die FAZ nun gar nicht mehr die vornehme Dame sei, die erobert werden wolle, sondern eher ein sich anbiederndes Weib.

Zur Buchmesse vergibt die Welt ihren Literaturpreis. Er geht an den allseits geschätzten Daniel Kehlmann für sein Talent, "Größe und Komik in der deutschen Kultur" aufzuspüren, wie Tilman Krause in der Literarischen Welt erklärt.

Besprechungen widmen sich neben anderen aktuellen Erscheinungen auch Wassili Grossmans epochalem Roman über die totalitäre Sowjetunion, den Kampf um Stalingrad und die Freiheit "Leben und Schicksal" (Leseprobe), dessen Neuübersetzung Karl Schlögel als großes, nicht nur literarisches Großereignis feiert. "Grossman ist die literarische Bewältigung der totalitären Erfahrung im Europa des 20. Jahrhunderts zum Schicksal geworden. Er selbst ist daran zugrunde gegangen. Über seine Helden hatte er geschrieben. 'Was immer sie erwartete - Ruhm für ihre Leistungen oder Einsamkeit, Verzweiflung und Elend, Lager und Hinrichtung - , sie würden als Menschen leben und als Menschen sterben, und jene, die umgekommen waren, hatten es geschafft, als Menschen zu sterben. Darin bestand ihr ewiger, bitterer, menschlicher Sieg über alles Erhabene und Unmenschliche, das es auf dieser Welt gab und geben wird, das kommt und vergeht.'"

FR, 06.10.2007

Im politischen Teil schreibt Martin Lüdke zum Tod Walter Kempowskis: "Er wollte neben ihnen stehen, ebenbürtig neben Uwe Johnson und Günter Grass, neben Böll, Walser, Handke. Das Ressentiment, das er in seinen Tagebüchern offen ausstellt, zeigt, wie viele seiner Bücher, einen Kleinbürger, der sich für einen Bürger hält. Sein gesamtes Werk beschreibt eine Verlustgeschichte. Vielleicht war er wirklich nur der Buchhalter der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie ihm böse Spötter nachsagten, und nicht ihr Chronist. Wenn schon!" Ina Hartwig stellt in einem Times Mager außerdem fest: "Das Archiv als Ursubstanz der Geschichtsschreibung, diesem Foucault'schen Konzept folgte Kempowskis Werk offenbar intuitiv."

Weitere Artikel: Martina Meister berichtet von der Wiedereröffnung des Pariser Goethe-Instituts. Vor Beginn der Buchmesse stellt Martin Zähringer im Aufmacher einer Extra-Beilage katalanische Literatur vor. In ihrer Kolumne preist Marcia Pally die vielen kleinen und kleinsten Grünflächen in New York. Auf der Medienseite kommentiert Arno Widmann das erste Farbfoto auf der Titelseite der layout-reformierten FAZ: "Man wird lange suchen müssen, um etwas ähnlich Verwechselbares finden zu können."

Besprochen wird die Ausstellung "Turner Hugo Moreau. Entdeckung der Abstraktion" in der Frankfurter Schirn.

TAZ, 06.10.2007

Der Tod Walter Kempowskis ist der Aufmacher der Zeitung. Der Schriftsteller Gerhard Henschel erinnert sich an den seinem Publikum zugewandten Kempowski: "Kempowski führte mitunter ganze Busladungen neugieriger Rentner und Touristen durch sein Haus, lauter Volk, das ihm dann auch noch Erstausgaben der Bücher von Arno Schmidt klaute und so gut wie nie das Versprechen hielt, zum Dank Abzüge der beim Rundgang geschossenen Fotos zu schicken." Michael Ringel kommentiert auf der Titelseite: "Kempowski war der exakte Erzähler des deutschen Bürgertums, weil er genau hinhörte."

Weitere Artikel: Ursula Wöll berichtet vom "Fotofestival Mannheim Ludwigshafen Heidelberg". Dirk Knipphals setzt seine Spreebogen-Serie fort und trifft am Nationalfeiertag auf eine Vollversammlung der Spaßgesellschaft.

In der zweiten taz muss Klaus-Helge Donath feststellen, dass eine Gedenkfeier für die ermordete Anna Politkowskaja nicht nur wegen der strengen Auflagen wenig besucht war: "In der gleichgültigen und apathischen Öffentlichkeit überwiegt der Tenor: 'Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Warum musste sie ihre Nase auch in Dinge stecken, die sie nichts angehen.'" Im Interview fürchtet die kritische russische Journalistin Hera Sedatowa: "Die Regierung weiß, wer Anna Politkowskaja ermordet hat. Ich glaube nicht, dass jetzt die Mörder gefasst wurden oder dass der wirkliche Verantwortliche jemals verurteilt werden soll. Dieser ganze Prozess ist nur für die Weltöffentlichkeit, für das Protokoll."

Arno Frank glaubt, dass der aus den USA vermeldete Prozessgewinn gegen eine Raubkopiererin die Plattenindustrie auch nicht retten wird. "RAA" meldet, dass der IgNobel Preis für schändliche Erfindungen an die Entwickler der "gay bomb" geht, mit der Soldaten per Aphrodisiakum außer Gefecht gesetzt werden sollen.

Im taz mag werden Auszüge aus einem Interviewband mit dem Holocaust-Forscher Saul Friedländer abgedruckt. Hier erläutert Friedländer, was ihn von der täterzentrierten Forschung Raul Hilbergs unterscheidet: "Ich habe versucht, eine Gesamtdarstellung des Holocaust zu schreiben, in der nicht nur die Perspektive auf ganz Europa ausgeweitet wird, sondern auch die Stimmen der Opfer stärker zu Gehör gebracht werden, als dies bislang der Fall war."

Außerdem: Veit Medick denkt über die RAF und ihren verhängnisvollen Antizionismus nach. Heike Haarhoff porträtiert eine Frau, die durch eine anonyme Samenspende gezeugt wurde und jetzt auf Schadenersatz klagt.

Zu den besprochenen Büchern gehören Richard Evans' Darstellung des Dritten Reichs in der Vorkriegszeit, Michal Zamirs Roman "Das Mädchenschiff" und Michael Lentz' Roman "Pazifik Exil" (mehr dazu in der Bücherschau ab 14 Uhr).

Und Tom.

NZZ, 06.10.2007

Die Norweger machen sich inzwischen Sorgen darüber, dass die Jungen immer schlechter und die Mädchen immer besser in der Schule abschneiden, berichtet Aldo Keel in einem Artikel über neueste Episoden des Geschlechterkamps in Skandinavien. Sogar in Mathe sind die Mädchen besser. Im Fach Norwegisch erzielen die Norwegerinnen gar "doppelt so viele Bestnoten wie die Vertreter des einstmals starken Geschlechts. Statt sich über die Leistungen der Mädchen zu freuen, stimmen besorgte Pädagogen ein lautes Lamento an. Für Knaben sei die Schule zu theorielastig. Zu viel Zeit werde darauf verwendet, stillzusitzen. Die Schule favorisiere Disziplin, Fleiß, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein, die als 'weibliche Werte' gelten. 'Die Schule ist zu feminin', verkündete auch der linkssozialistische Bildungsminister. 'Wir müssen eine maskulinere Arena schaffen.' Sein Rezept: 'Mehr Action, mehr Computer.'"

Der ehemalige Verleger Rainer Moritz erinnert an Walter Kempowski und besonders an sein "Echolot": "Diese von Historikern liebend gern konsultierte Collage verschiedener Stimmen zählt fraglos zu den kühnsten schriftstellerischen Taten des 20. Jahrhunderts."

Weitere Artikel: Jochaim Güntner verfolgte eine Leipziger Tagung über das Lesen in der DDR. Andreas Breitenstein und Uwe Justus Wenzel machen Appetit auf die Buchmessenbeilage am Montag. Im belletristischen Teil scheinen Martin Amis' und Ismail Kadares Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Vordergrund zu stehen, im Sachbuchteil werden die Religionskritiker Richard Dawkins, Christopher Hitchens und Sam Harris präsentiert.

Besprochen werden eine große Felix Vallotton-Ausstellung in Zürich, Wajdi Mouawads Stück "Verbrennungen" am Wiener Akademietheater, Konzerte des Festival Musica in Straßburg und Daniel Glaus' Kammeroper "Die hellen Nächte" in Chur und Bücher, darunter Katja Lange-Müllers Roman "Böse Schafe".

Literatur und Kunst widmet sich anlässlich des Buchmessenschwerpunkts der katalanischen Kultur. Barbara Villiger Heilig schreibt das Editorial. Kersten Knipp erzählt eine kurze Geschichte des katalanischen Nationalismus ("es braucht schon einiges verbales Geschick, um die Frage, wodurch sich die katalanische Nation definiere, auch nur halbwegs befriedigend zu beantworten. Im Grunde steht eine überzeugende Antwort bis heute aus", meint er). Kurt Flasch erinnert an den Missionar, Philosoph und Logiker Ramon Llull, alias Raimundus Lullus (1232 bis 1315/16), nach dem auch das katalanische Kulturinstitut benannt ist. Markus Jakob unternimmt einen Streifzug durch die Verlagsszene in Barcelona.

Weiterhin wird in Literatur und Kunst eine originelle Zusammenarbeit zwischen der Lyrikerin Barbara Köhler und dem Maler Thomas Huber präsentiert, der die Laudatio für den Spycher-Literaturpreis nach Vorgaben der Dichterin malte. Die Autorin Evelyn Polt-Heinzl liest einige Bücher, die die Buchmesse literarisieren. Besprochen wird außerdem Russell H. Greenans Roman "In Boston?"

SZ, 06.10.2007

Jörg Drews würdigt den deutschen Chronisten Walter Kempowski: "Kempowski bewirtschaftete erfolgreich seine eigenen Deformationen, aber von Anfang an stellt er sich eben untrennbar davon den deutschen nationalen Deformationen, der Selbstentstellung Deutschlands und vor allem des deutschen Bürgertums durch das dritte Reich, welches wahrscheinlich unseren Selbstrespekt noch viel tiefer zerstört hat, als wir sogar bis heute ahnen. Aber es gehört zur Größe von Kempowskis Werk, dass es von persönlichen wie nationalen Schuldverstrickungen nicht wegblickt, sondern sie auf sich nimmt, sie reflektiert, sie als eingesenkt in unserer aller Leben versteht und konstruktiv umsetzt." Ijoma Mangold erinnert sich, wie er - und seine Generation - Kempowski lasen, nämlich "unter größtmöglich zustimmendem Schmunzeln".

Weitere Artikel: Jens Bisky unternimmt einen Rundgang durch die neu eröffnete Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek. Claudio Gutteck denkt über die Oktoberfestmode nach. Johannes Willms berichtet von der Feier zur Neueröffnung des Pariser Goethe-Instituts. Dorion Weickmann porträtiert den deutschen Anwalt Wolfgang Kaleck, der wegen Verletzung des Völkerrechts gegen Donald Rumsfeld klagt. Stefan Koldehoff freut sich, dass Leonardos "Madonna mit der Spindel" wieder aufgetaucht ist. Tobias Moorstedt hat sich mit Kevin Drew, Gründer des Indierock-Kollektivs "Broken Social Scene", unterhalten. Auf der Literaturseite Thomas Urban informiert über das Geburtstagsfestival für Günter Grass in Danzig..

Besprochen werden ein Münchner Konzert des Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti, die große Richard-Prince-Retrospektive im New Yorker Guggenheim-Museum und Bücher, nämlich Volker Barthas Studie "Mensch versus Welt" über die Pariser Weltausstellung von 1867 und Helmut Kraussers Gedichtband "Plasma" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende berichtet Else Buschheuer von einem Sterbebegleitungskurs. Arne Perras schreibt über die Begegnung mit einer jungen Straßenprostituierten in Harare. Dirk Peitz fragt zum Erscheinen neuer CDs von Rob Thomas und Bruce Springsteen: "Wo bleibt der weiße Mann?" Jina Khayyer hat Karla Otto getroffen, "die mächtigste Deutsche in der Modewelt". Vorabgedruckt wird eine Auswahl aus Brooklyn-Geschichten von Jonathan Lethem (mehr), die im nächsten Heft der Neuen Rundschau veröffentlicht werden. Im Interview gesteht Bayerns designierter Ministerpräsident Günter Beckstein: "Ich war ursprünglich mal Linker, für CSU-Verhältnisse."

FAZ, 06.10.2007

In Bilder und Zeiten findet Ralph Martin (die FAZ verschweigt uns, wer das ist) wenig schmeichelhafte Gründe für die deutsche Liebe zur amerikanischen Highbrow-Literatur: Es handelt sich dabei wohl oft "um Personenkult, um eine sentimentale Massenliebesaffäre mit einem Schriftsteller, der ein europafreundliches Produkt verkauft, das von seinen inbrünstigen Anhängern als die wirkliche amerikanische Literatur verstanden wird. Viele dieser Leser sind ansonsten leidenschaftliche Antiamerikaner, die sich bestens auskennen mit unserem Mangel an Kultur und unserer politischen Unkorrektheit."

Der Romanist Joan Ramon Resina verteidigt die Entscheidung der Frankfurter Buchmesse, die Region Katalonien zum Gastland zu ernennen und bereitet uns auf die zu entdeckende Literatur vor: "Die katalanische Literatur ist keine Schule, weder künstlerisch noch ideologisch. Wie von einer eigenständigen Literatur zu erwarten, hat jeder Schriftsteller seine eigene Sichtweise, seine eigenen Obsessionen, seinen eigenen Stil. Die Besten von ihnen stützen sich nicht nur auf große Kenntnisse der Weltliteratur, sie offenbaren auch jenes Bewusstsein multikultureller Räume, das den Kern der katalanischen Identität ausmacht, ohne dabei zu vergessen, dass sich das Leben immer an einem bestimmten Ort abspielt. Wer eine provinzielle Gemeinschaft erwartet, wird enttäuscht sein."

Weitere Artikel: Im Aufmacher erklärt der ungarische Autor Peter Zilahy: "Nach Frankfurt muss man pilgern, und sei es nur einmal im Leben, wie ein Muslim nach Mekka." Julia Voss sucht nach Übereinstimmungen in Leben und Werk Charles Darwins. Gerhard R. Koch besucht eine Probe des Bolschoi-Theaters zu Schostakowitschs Ballett "Der helle Bach". Der Musiker Robert Wyatt spricht im Interview über sein neues Album "Comicopera" und seine Arbeitsweise: "ich arbeite wie ein Trüffelschwein".

Die erste Seite des Feuilletons füllt Edo Reents mit dem Nachruf auf Walter Kempowski. In der Leitglosse hofft malt., auf eine "zügige" Genehmigung für den Nachdreh zum Stauffenberg-Film "Valkyrie" im Bendler-Block (das schon gedrehte Material hat sich als unbrauchbar erwiesen). Eleonore Büning verteidigt Ingo Metzmachers Aufführung der Pfitzner-Kantate "Von deutscher Seele" am Tag der deutschen Einheit gegen Kritiker wie Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der sah in dem Konzert einen "gemeingefährlichen Versuch, durch Provokation einen unbelehrbaren Antisemiten salonfähig zu machen", zitiert Büning. Jordan Mejias wirft einen Blick in amerikanische Zeitschriften, die sich mit dem Umweltschutz beschäftigen. Christina Hoffmann stellt die kanadische Band New Pornographers vor. Joseph Hanimann berichtet über die Wiedereröffnung des Goethe-Instituts in Paris. Wolfgang Pehnt erinnert an den vor 100 Jahren gegründeten Deutschen Werkbund.

Auf der Medienseite informiert uns Michael Hanfeld, dass die Familie Quandt so "bewegt" war von dem Fernsehfilm zu ihrer NS-Vergangenheit, dass die "ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte ins Leben" rufen will. Vera Politkowskaja, die Tochter der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja, spricht im Interview über ihre Mutter und die lieben Kollegen: "Ihre Art zu arbeiten verursachte bei den meisten ihrer Kollegen Nichtbeachtung. Viele waren neidisch auf sie."

Besprochen werden Brad Birds Zeichentrickfilm "Ratatouille", eine Paul-Klee-Ausstellung im Berner Zentrum Paul Klee und Bücher, darunter Thomas Manns "Doktor Faustus" und Katja Oskamps Roman "Die Staubfängerin" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phonoseite geht's um Cecilia Bartolis Hommage an Maria Malibran, eine Aufnahme mit Klavierkonzerten von Beethoven, eingespielt von Olli Mustonen swoei CDs von Jens Friebe, Kevin Drew und Go-Team.

In der Frankfurter Anthologie stellt Michael Braun ein Gedicht von Sarah Kirsch vor:

"Salome
Das Riesenrad dreht sich nicht, es ist Nacht.
Der Wind bewegt die Gondeln, in der obersten
Auf einer Holzbank die Tänzerin, die Schuhe
Zertanzt. Sie ist achtzehn mit allen Diplomen
..."