Magazinrundschau
Die Regierung war tot
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
04.09.2018. Der New Yorker betrachtet mit Wolfgang Tillmans, was neu ist. Im Merkur diagnostiziert die Soziologin Cornelia Koppetsch eine Ära der gesellschaftlichen Schließung. Im Guardian erklärt Kwame Anthony Appiah das Problem mit der lupenreinen Identität am Beispiel seines Verhältnisses zu Taxifahrern. Das Smithsonian Magazine stellt Codeknackerinnen im Kalten Krieg vor. The Atlantic erzählt, wie russische Neonazis versuchten, Montenegro aufzumischen. Wired erzählt, wie russische Hacker die Ukraine lahm legten. Die New York Times feiert die Fluidität des Comme-des-Garcons-Mannes.
New Yorker (USA), 10.09.2018

Außerdem: Jill Lepore überlegt, ob Bildung ein Grundrecht für wirklich alle ist. Jeffrey Toobin vergleicht den poltischen (Un-)stil von Rudy Giuliani und Donald Trump. Anna Russell stellt die New Yorker Designerin Batsheva Hay, deren körperverhüllende Mode von religiösen Hardlinern wie Viktorianern, Hasiden und Amish inspiriert ist. Anthony Lane sah im Kino Ethan Hawkes "The Blaze", ein Film über den 1989 gestorbenen Countrysänger Blaze Foley.
Merkur (Deutschland), 03.09.2018

Weiteres: In seiner Architekturkolumne geißelt der Architekt Philipp Oswalt die baupolitische Schizophrenie Baupolitiker in der Frankfurter Altstadt: "Es ist eine Medienarchitektur, die aus technischen Bildern generiert nun vor allem der Erzeugung neuer medialer Bilder dient."
Guardian (UK), 03.09.2018

"Im Handumdrehen haben die Internet-Konzernen weltweites Informationschaos entfesselt und sich zu den mächtigsten Organisationen entwickelt, die die Welt je gesehen hat", schreibt der frühere Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger in einem Auszug aus seinem Buch mit dem genialen "Breaking News". Darin gibt er dem Journalismus selbst auch eine Mitschuld an seinem Niedergang und erinnert etwa an die großen Abhörskandale der Murdoch-Blätter, mit denen der Boulevard bewies, dass auch er aus Überwachung Profit schlagen konnte.
Smithsonian Magazine (USA), 01.09.2018

The Atlantic (USA), 29.08.2018
Angesichts dieses Artikels fühlt man sich versucht, sich die Chemnitzer Ereignisse nochmal aus ganz anderer Perspektive anzusehen. Michael Carpenter, Politologe an der University of Pennsylvania, legt einige krasse Fälle der Instrumentalisierung von Neonazis, Rockern und Kampfsportgruppen durch russische Geheimdienste dar. Schauplätze sind vor allem Osteuropa, aber auch Schweden und sogar die USA. Der krasseste Fall war Montenegro, "wo der russische Militärgeheimdienst GRU versuchte, einen Staatsstreich zu organisieren, um den Premierminister des Landes zu ermorden und Chaos bei der jüngsten Parlamentswahl im Land im Oktober 2016 zu verbreiten. Der Plan der GRU, so Montenegros Chef-Sonderstaatsanwalt bei der Untersuchung des versuchten Coups, beinhaltete die Verwendung von Cyberattacken, um sich in populäre Messaging-Apps wie Viber und WhatsApp zu hacken und falsche Gerüchte zu verbreiten, dass die Stimmenauszählung von der regierenden Partei manipuliert worden sei. Mit diesen Falschinformationen, so die Staatsanwälte wollte die GRU Demonstranten auf der Straße mobilisieren. Dann sollte eine Gruppe gemieteter Söldner in gestohlenen montenegrischen Polizeiuniformen das Parlamentsgebäude stürmen und auf Demonstranten schießen, um Panik und Aufruhr zu schaffen. Im anschließenden Chaos sollte der Premierminister ermordet werden, um das Land führungslos zu machen." Carpenter verweist auf eine Rekonstruktion der Ereignisse von Montenegro im Telegraph vor einem Jahr."
Republik (Schweiz), 03.09.2018

Wired (USA), 22.08.2018

Magyar Narancs (Ungarn), 04.09.2018

New York Times (USA), 04.09.2018

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