Magazinrundschau - Archiv

Smithsonian Magazine

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Magazinrundschau vom 25.07.2023 - Smithsonian Magazine

Vorhangstoff mit eingewebten Glühbirnchen für das Persische Zimmer, Plaza Hotel, New York  City, ca. 1960; entworfen von Dorothy Liebes (Amerikanerin, 1897-1972). Nationalmuseum für amerikanische Geschichte, Smithsonian Institution, Foto von Jaclyn Nash


Dorothy Liebes' erster Webstuhl war "in leuchtendem Karminrot" gestrichen, lernt Sonja Anderson in der Ausstellung "A dark, a light, a bright" im Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum, das sich dem Werk der "Mutter des modernen Webens" widmet. Farbe war das "magische Elixier" von Liebes, ihre Stoffe "Werke der Alchemie", in die sie die unterschiedlichsten Materialien verwebte: Federn, Schilf, Kork, Leder oder Tannennadeln, aber am allerliebsten Metallfäden. Für den Architekten Henry Dreyfuss entwarf sie 1950 tiefblaue und grüne Vorhänge, in die sie winzige elektrische Glühbirnen verwebte. Der prägnante "Liebes-Look" begeisterte bald die elitäre Welt der Mode und des Innendesigns, aber Dorothy Liebes "fühlte sich zu Unternehmungen berufen, die sie der breiten Öffentlichkeit näher bringen würden. Sie beklagte, dass hochwertige Stoffe und opulente Farben vor allem für die Reichen erhältlich waren. Liebes war der Meinung, dass schöne Designs auch für die Mittelschicht zugänglich sein sollten, und sie machte sich daran, diese Lücke zu schließen…1940 ging Liebes eine Partnerschaft mit der Goodall Worsted Company ein, einem Stoffhersteller in Sanford, Maine. Sie arbeitete als Designerin, Stylistin und Färberin und beriet das Unternehmen über die besten Möglichkeiten, ihre handgewebten Entwürfe auf einen Webstuhl zu übertragen, damit sie zu niedrigeren Preisen massenhaft produziert werden konnten. Einige Jahre später übernahm sie eine andere Rolle, die für den Rest ihrer Karriere prägend sein sollte. Sie trug dazu bei, eine neue Ära für Stoffe einzuläuten: den Aufstieg der Synthetik, also maschinell hergestellter Textilien wie Polyester oder Rayon."

Hier kann man sich in einen fünfminütigen Liebesfarbenrausch stürzen:

Magazinrundschau vom 01.08.2023 - Smithsonian Magazine

Wussten Sie, dass reiche Landbesitzer im England des 18. Jahrhunderts in ihren Gärten Eremiten zu Dekorationszwecken anstellten? Auch Shoshi Parks hat das erst aus dem Buch "English Garden Eccentrics: Three Hundred Years of Extraordinary Groves, Burrowings, Mountains and Menageries" des Landschaftsarchitekten Todd Longstaffe-Gowan erfahren, das diese kurzlebige Mode mit einem Beispiel illustriert, erzählt er: "Der Ehrenwerte Charles Hamilton, ein britischer Aristokrat und Parlamentsabgeordneter des 18. Jahrhunderts, war in seiner Anzeige eindeutig. Der ornamentale Einsiedler, den er für das Leben in den weitläufigen Gärten seines Anwesens Painshill in Cobham, England, einstellte, musste schweigsam sein und durfte niemals mit den Dienern sprechen, die ihm seine täglichen Mahlzeiten brachten. Er musste ein Gewand aus Ziegenhaar tragen und durfte sich weder die Haare noch die Nägel oder den Bart schneiden. Schuhe waren nicht erlaubt. Nur wenn der Einsiedler die Vertragsbedingungen erfüllte und sieben Jahre lang in Einsamkeit lebte, ohne einen Fuß außerhalb des Anwesens zu setzen, wurde er mit 500 bis 700 Pfund (heute etwa 95.000 bis 130.000 Dollar) belohnt. Mr. Remington (Vorname unbekannt), der Mann, der für diese Aufgabe eingestellt wurde, hielt nur einen Bruchteil dieser Zeit durch. Drei Wochen nach seiner Ankunft wurde er beim Trinken in einer örtlichen Kneipe entdeckt - so die Legende. Remington war einer der wenigen Männer, die von der im 18. Jahrhundert in England herrschenden Begeisterung für ornamentale Einsiedler profitierten - oder, wie in seinem Fall, nicht profitierten. Der kurzlebige Trend, der etwa zwischen 1727 und 1830 seinen Höhepunkt erreichte, war eine der denkwürdigsten Erscheinungen, die aus der Abkehr von perfekt beschnittenen, geometrisch ausgerichteten Gärten und der Hinwendung zu wilden, ungezähmten Gärten folgte".
Stichwörter: Englischer Garten

Magazinrundschau vom 06.08.2019 - Smithsonian Magazine

Der Schriftsteller William T. Vollmann ist auf den Spuren Herman Melvilles nach Französisch-Polynesien gereist, um mit eigenen Augen die Welt zu sehen, die Melville zu "Moby Dick" inspiriert hatte. Hier der Anfang seines langen Reiseberichts: "Dies ist die Geschichte eines Mannes, der aus verzweifelter Enge floh, auf einer Planke in polynesische Traumländer gewirbelt wurde, zurück in die 'Zivilisation' segelte und dann - da sein Genie vorhersehbar unentschädigt blieb - das Universum in einem kleinen Raum bereisen musste. Sein Biograf nennt ihn 'einen unglücklichen Kerl, der mittellos und schlecht ausgebildet zur Reife gekommen ist'. Leider endete er auch so. Wer hätte die Größe voraussehen können, die vor Herman Melville lag? 1841 schlich sich der ernsthafte junge Mann an seiner unbezahlten Vermieterin vorbei und heuerte bei dem New Bedford Walfänger 'Acushnet' an, der in Richtung Südsee segeln wollte. Er war 21 Jahre alt, eifrig und schockierend aufgeschlossen und sehnte sich nicht nur danach zu sehen, sondern zu leben. In 'Typee' (1846) und 'Omoo' (1847) und den anderen Seefahrerromanen, die von seinen Heldentaten in den nächsten drei Jahren inspiriert und in der halben Dekade geschrieben worden waren, bevor er 'Moby-Dick' begann, schrieb Melville mit großer Neugierde über furchterregende 'Wilde' und kulturelle Andersartigkeit. Um diesen Propheten der Empathie zu ehren, machte ich mich in diesem Frühjahr auf den Weg nach Französisch-Polynesien, um einen Teil des wässrigen Teils der Welt zu erkunden und um so viel wie möglich von diesem Ort und seinen Bewohnern zu sehen, die das moralische Gewissen unseres Romanautors formten und seiner Sprache und seinen Metaphern unendliche Segel aufsetzten. Zurück in Amerika musste er lernen, diese Gaben zu genießen, denn nach einer kurzen Erfolgsphase würde er nicht viel mehr haben, von dem er zehren konnte."

Magazinrundschau vom 04.09.2018 - Smithsonian Magazine

In der neuen Ausgabe des Magazins berichtet Liza Mundy über die Frauen, die von den USA als Abwehrspezialistinnen im Kampf gegen die kryptografischen Künste der Sowjets eingesetzt wurden: "Ihre Ausdauer und ihr Talent sorgten für einen der größten Triumphe der Spionageabwehr im Kalten Krieg: Venona, das strenggeheime US-Projekt zur Entzifferung sowjetischer Geheimdienstkommunikation. 40 Jahre lang halfen diese Frauen, diejenigen zu identifizieren, die während des Zweiten Weltkriegs US-Geheimnisse an die Sowjets verrieten. Sie halfen den britischen Geheimdienstmitarbeiter Kim Philby, den britischen Diplomaten Donald Maclean, den deutschstämmigen Wissenschaftler Klaus Fuchs und viele andere zu enttarnen. Sie legten sowjetische Spionagepraxis offen. Ihre Arbeit war derart geheim, dass Präsident Truman davon nichts wusste … Die Venona Nachrichten waren so komplex kodiert, so schwierig nachzuverfolgen, dass die Frauen sie manchmal jahrzehntelang bearbeiteten, in endlosen Arbeitsgängen Code-Gruppen entschlüsselten und Namen eruierten, immer wieder von vorn beginnend, sobald neue Informationen auftauchten. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, zugleich der Höhepunkt der Babyboomer-Ära, als die amerikanische Frau vor allem den Haushalt führte, waren es Frauen, die dieses Arbeit machten."

Magazinrundschau vom 01.10.2013 - Smithsonian Magazine

Algerien hat immer noch nicht seinen Groll gegen Albert Camus überwunden, stellt Joshua Hammer fest, der fünfzig Jahre nach dessen Tod nicht die geringste Erinnerung an den größten Schriftsteller des Landes findet: "'Camus wird als Kolonialist betrachtet und das wird auch in den Schulen gelehrt, sagt Catherine Camus, die Tochter des Schriftstellers, die in Frankreich lebt und zum letzten Mal 1960 mit vierzehn Jahren in Algerien war, sechs Monate nach dem Tod ihres Vaters, und jetzt seinen literarischen Nachlass verwaltet. Doch sie beharrt darauf, dass ihr Vater zwar seinen letzten zehn Lebensjahre in Frankreich verbrachte, 'aber durch und durch Algerier war'. 'Es stimmt, dass Camus sich auf die Seite seiner kolonialistischen Familie gestellt hatte', sagt Yazid Ait Mahieddine, der gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten eine Dokumentation über Camus' Leben in Algerien für das Staatsfernsehen gedreht hat. 'Aber trotzdem kann man doch nicht sein Talent leugnen, seine Größe als Schriftsteller, seinen Nobelpreis und seinen Beitrag zu dem Bild, das die Welt heute von Algerien hat.'"
Stichwörter: Algerien, Camus, Albert

Magazinrundschau vom 05.02.2013 - Smithsonian Magazine

Mike Dash erzählt die filmreife Geschichte der Familie Lykov, auf die Wissenschaftler 1978 rund 240 Kilometer tief in der sibirischen Taiga stießen, wo sie bis dahin 40 Jahre abgeschnitten von der Außenwelt verbracht und dabei unter anderem auch vom Zweiten Weltkrieg keinerlei Notiz genommen hatte. Allen Entbehrungen und langen Hungerjahren zum Trotz wirkte insbesondere der alte Familienvater Karp Lykov recht aufgeschlossen: So reagierte er "für gewöhnlich entzückt auf die neuesten Erfindungen, die die Wissenschaftler von ihrem Camp mitbrachten, und auch wenn er sich standhaft weigerte zu glauben, dass der Mensch auf dem Mond war, ließ er sich rasch auf die Vorstellung von Satelliten ein. Schon in den frühen 50ern hatten die Lykovs sie bemerkt, als 'die Sterne damit begannen, sich rasch über den Himmel zu bewegen'. Karp selbst hatte sich zur Erklärung eine Theorie dafür zurechtgelegt: 'Die Leute haben sich da was ausgedacht und entsenden jetzt Feuer, das Sternen ziemlich ähnlich ist'. 'Was ihn aber am meisten begeisterte', erinnert sich Wissenschaftler Peskov, 'war transparente Zellophanverpackung.' 'Oh Herr, was haben sie sich da nur ausgedacht - Glas, das verkrümpfelt.'" Eine dreiteilige, russische Dokumentation über die Familie gibt es auf Youtube: Hier, hier und hier.

Außerdem schildert Will Ellsworth-Jones, wie Banksy zu einer kapitalismuskritischen Kunstikone wurde, die der Markt freudig umarmt: "Eine Ironie, die dem Künstler nicht entgangen ist: 'Ich liebe die Art und Weise, wie der Kapitalismus für jeden einen Platz findet - selbst für seine Feinde. Es ist definitiv eine Boomzeit für die Unzufriedenheitsindustrie. Ich meine, mit wievielen Kuchen kommt Michael Moore durch?"
Stichwörter: Banksy, Moore, Michael, Youtube, Camp

Magazinrundschau vom 15.01.2013 - Smithsonian Magazine

Jaron Lanier war ein Internet-Pionier, bevor er vor 12 Jahren in einem "halben Manifest" dem Glauben an das Internet als Raum von freier Information und Schwarmintelligenz abschwor. In seinen Augen "gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem File-Sharing-Service und einem Hedge Fund. In beiden Fällen gibt es die Vorstellung, dass, wer immer den größten Computer hat, alle anderen zu seinem Vorteil analysieren und Macht und Reichtum anhäufen kann. Gleichzeitig schrumpft die Gesamtwirtschaft. Ich glaube, das ist der große Fehler unseres Zeitalters", erklärt er Ron Rosenbaum. "Der Aufstieg des Networkings geht mit einem Niedergang der Mittelklasse einher, anstatt, wie es eigentlich sein sollte, allgemeines Wachstum zu bringen. Aber wenn wir eine Informationsökonomie schaffen wollen, in der Informationen kostenlos sind, dann zerstören wir die Wirtschaft." (Leser Tony Wilson ist das zu amerikazentriert. Er schreibt in einem Kommentar: "From where I'm standing, about half of China became middle-class overnight.")

Magazinrundschau vom 27.11.2012 - Smithsonian Magazine

Als eine Mischung aus Steve Jobs und Leonardo da Vinci beschreibt sich Yoshiro Nakamatsu, der behauptet, unter anderem die Floppy Disk und die CD, das Faxgerät und die Karaokemaschine, die Digitaluhr und sogar ein Perpetuum Mobile erfunden zu haben. Franz Lidz hat den exzentrischen Erfinder, der sich Dr. NakaMats nennt und dreimal so viele Patente wie Thomas Edison hält, in Tokio getroffen und stellt ihn in einem amüsanten Porträt vor: "Dr. NakaMats hält strikt seine tägliche Routine ein. Jede Nacht zieht er sich in seinem Naka-Penthouse in den Ruheraum, eine mit 24-Karat Gold gekachtelte Toilette, zurück. 'Das Gold hält die Radio- und Fernsehwellen ab, die die Vorstellungskraft schädigen', sagt er. Der Ruheraum wurde ohne Nägel erbaut, denn 'Nägel lenken das Denken um'."

Magazinrundschau vom 22.05.2012 - Smithsonian Magazine

Die Gastrokritikerin Mimi Sheraton ist eine Salzspezialistin. Sie hat Salz gekostet in den Minen von Avery Island, in Sizilien und in Israel. "Wie eindrucksvoll auch immer diese Orte waren, keiner reicht an Boliviens Salar de Uyuni heran, den größten Salzsee der Welt. Die Fotos hier können das Drama der von einem Horizont zum anderen reichenden salzverkrusteten Landschaft aus Hügeln, Abbaustrecken und -feldern, die als die reinsten des Planeten gelten, nur andeuten. Das Salz ist feinkörnig, von einer fast mehligen Weichheit. Der Salar bedeckt etwas 6.575 Quadratkilometer auf einem virtuellen Ozean von Lake, der zwischen 50 und 70 Prozent des gesamten Weltaufkommens an Lithium enthält. Diese endlose Ausdehnung spiegelt den Himmel wieder, als liege ein Schleier aus Blau darüber. Von den zehn Milliarden Tonnen Salz im Salar werden jährlich 25.000 Tonnen geerntet, was harte Arbeit und unterbrochenes Spiel für Erwachsene und Kinder in nachgelegenen Dörfern wie Colchani bedeutet. Nach der Schule verdienen die Kinder sehr wenig Geld, indem sie Salz in die 1 Kilogramm umfassenden Beutel schaufeln. Fünf Dollar ist der Lohn für die Ernte von 2.500 Kilogramm."

Außerdem: Ayaan Hirsi Ali erklärt Sinn und Zweck ihrer Stiftung für muslimische Frauen in Amerika.

Magazinrundschau vom 24.04.2012 - Smithsonian Magazine

In Tasmanien, noch hinter Australien, hat David Walsh, ein Spieler-Millionär, ein Kunstmuseum eröffnet, das der Knaller der Saison für Kunstliebhaber aus der ganzen Welt ist. Tony Perrottet hat sich zu einer Besichtigungstour der besonderen Art aufgemacht: alle Besucher sind nackt. "wenn man sich schon mit Sex und Tod konfrontiert - oder wenigstens mit der jüngsten künstlerischen Beschreibung davon - dann kann man es genauso gut nackt tun. Diese Ansicht wurde mir fröhlich von einer jungen, frischen Mitarbeiterin verkündet, als ich im MONA ankam und feststellte, dass nachmittags eine 'Nudistentour' angeboten wurde. Offenbar sollten die Teilnehmer in einem Zustand, den die Natur vorgesehen hat, durch die unterirdisch gelegenen Ausstellungen eskortiert werden. Der Führer würde auch nackt sein, natürlich. Sogar die Wächter würden nackt sein. Da viele Kunstwerke im MONA sich mit den intimen Arbeiten des menschlichen Körpers auseinandersetzen, würde die Beteilung nackter Besucher ganz sicher auf einem erhöhten Level stattfinden, sagte die Mitarbeiterin. 'Natürlich ist die Tour seit Wochen ausgebucht', meinte die Mitarbeiterin schulterzuckend, 'aber ich kann Ihren Namen auf die Warteliste setzen.'" Es klappte...

Außerdem: Reiseschriftsteller Paul Theroux überlegt, warum ausgerechnet die Menschen auf Hawaii, wo er seit über 20 Jahren lebt, keine Lust haben, mit einem Fremden zu reden.
Stichwörter: Australien, Theroux, Paul