Magazinrundschau
Spezialisten fürs Denken
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
08.02.2011. Die LRB untersucht die Strukturen des Mubarak-Regimes. In World Affairs erklärt Vaclav Havel das Absurde. In ResetDoc überlegt Tariq Ramadan, welche Rolle die Muslimbrüder in einem demokratisch regierten Ägpten oder Tunesien spielen würden. Himal widmet sich der klassischen indischen Musik. Vanity Fair reist nach Irland und findet Hanoi, ungefähr 1950.
London Review of Books (UK), 17.02.2011

World Affairs (USA), 01.03.2011

ResetDoc (Italien), 25.01.2011
Welche Rolle werden die Muslimbrüder in Tunesien und Ägypten spielen, wird Tariq Ramadan gefragt. In Tunesien haben die Islamisten beim Aufstand gar keine Rolle gespielt, meint er. In Ägypten sei das zwar etwas anders, aber dabei "geht es nicht um Trends, es ist eine Generationenfrage. Bei den ägyptischen Muslimbrüdern heißt 'jünger sein' sechzig sein! In den vierziger Jahren war das anders. Es gibt einen internen Kampf zwischen den Generationen. Ich glaube nicht, dass es eine monolithische Realität des heutigen Islamismus gibt. Wenn man die zwei Länder vergleicht, stellt man fest, dass Tunesien viel fortschrittlicher ist was Demokratie und die Gleichberechtigung der Frauen angeht. Das ist sehr wichtig. Eine Bewegung wie Kefaya wäre vor zwanzig Jahren in Ägypten undenkbar gewesen. Die Muslimbrüder hätten sich geweigert, mit anderen politischen Gruppen - Kommunisten, Linke, Atheisten - zusammenzuarbeiten. Aber sie haben sich verändert, weil sie verstanden haben, dass sie die Diktatur Mubaraks nicht allein stürzen können."
Financial Times (UK), 04.02.2011
Nach der Plünderung des Ägyptischen Museums denkt der Kunsthistoriker Simon Schama über die Bedeutung des Kulturerbes in Zeiten der Revolution nach. "Paradoxerweise sind die Altertümer - überflüssig oder unentbehrlich für die Zukunft? - in Zeiten revolutionären Aufruhrs am heftigsten umkämpft. Zum einen liegt das daran, dass mit der Auflösung ziviler Autoritäten die Versuchung zu plündern unwiderstehlich ist. Zum anderen haben fast alle Revolutionen einen Hang zur Bilderstümerei. Die Freude an der Schändung, am Zerschmettern der Tabus ist Teil des Adrenalinstoßes, den andere Arten der Befreiungen auslösen. Die einzige Frage ist dann, ob nur die Bilder zerstört werden, die Symbole des verhassten Herrschers sind, oder ob das ganze Repertoire der Erinnerungsfetische, die vor den Paroxysmen der Freiheit noch Ehrfurcht geboten - Grabsteine und Porträts, Throne und Statuen -, ebenfalls im Namen der Säuberung zerstört werden."
Outlook India (Indien), 14.02.2011

n+1 (USA), 26.01.2011
Das interessanteste an Gabriel Josipovicis Buch "What Ever Happened to Modernism?" ist die Tatsache, dass er die Moderne nicht als vergangene Periode beschreibt, sondern als lebendiges, nie abgeschlossenes Projekt, meint Amelia Atlas. Der Absolutheitsanspruch Josipovicis, nur im Geist der Moderne könne wahre Kunst geschaffen werden, erscheint ihr allerdings etwas steril: "Kierkegaard erkennt, dass die Autorität des Künstlers keine andere Quelle hat als den Künstler selbst und dass dieser Verlust einer objektiven Realität, einmal erkannt, niemals rückgängig gemacht werden kann. 'Dieser dialektische Moment', schreibt Josipovici zustimmend, 'ist typisch für Kierkegaard und die Moderne.' In einem Zeitalter der Ernüchterung 'können sich nur die, die nicht verstanden haben, was passiert ist, vorstellen, dass sie ihrem Leben (und ihrer Arbeit) eine Form und damit eine Bedeutung vom Ende her geben können.' Es gibt eine Spannung in Josipovicis zeitlicher Logik, die er niemals löst. Er scheint - paradoxerweise - auf beidem zu bestehen: der Notwendigkeit der Dialektik und der Realität ihres Endes in Form des Modernismus'. Ist das alles, was Romanen bleibt: das Alarmglöckchen ihrer eigenen Fabriziertheit zu schlagen?"
Wenn man auf Amelia Atlas' verlinkten Namen klickt, findet man noch einen zweiten lesenswerten Artikel über drei Berlin-Romane: Chloe Aridjis' "Book of Clouds", Anna Wingers' "This Must Be the Place" und Iris Hanikas "Treffen sich zwei". Und hier noch ihr Blog, in dem sie u.a. auf David Mendelsohns"Mad Man"-Kritik in der NYRB antwortet.
Wenn man auf Amelia Atlas' verlinkten Namen klickt, findet man noch einen zweiten lesenswerten Artikel über drei Berlin-Romane: Chloe Aridjis' "Book of Clouds", Anna Wingers' "This Must Be the Place" und Iris Hanikas "Treffen sich zwei". Und hier noch ihr Blog, in dem sie u.a. auf David Mendelsohns"Mad Man"-Kritik in der NYRB antwortet.
Himal (Nepal), 08.02.2011

Vanity Fair (USA), 01.03.2011

Bryan Burrough kann aus eigenem Erleben die Rückkehr eines großen Produzenten nach Hollywood annocieren. "Er wirft mir einen Blick zu, ein Grinsen, das alles sagt: Nach all den schlechten Filmen, den schlechten Entscheidung und dem ganzen schlechten Rest der vergangenen fünf Jahre, ist Harvey Weinstein zurück."
Eurozine (Österreich), 03.02.2011

New York Review of Books (USA), 24.02.2011

Außerdem stellt Diane Johnson T.C. Boyles neuen Roman "When the Killing's Done" vor, der von ökologischen Verheerungen auf den kalifornischen Kanalinseln erzählt. In einem Parforceritt betrachtet William Pfaff die Revolutionen von Tunis bis Cairo, ohne dabei den Machtkampf an der Elfenbeinküste zu vergessern. David Shulman bespricht neue Bücher zum Nahost-Konflikt von Sari Nusseibeh ("What is a Palastinian State Worth?") und der Initiative Breaking the Silence ("Israeli Soldier Testimonies").
Kommentieren