Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
22.10.2005. In der Welt stellt Wolfgang Sofsky klar: Zwischen Freiheit und Demokratie besteht kein notwendiger Zusammenhang. Bei Spiegel Online erklärt Dan Diner, warum die arabische Welt Pluralismus mehr braucht als Demokratie. Die FAZ ist sehr stolz auf "unseren Mann in Beirut", den Staatsanwalt Detlev Mehlis. Die taz verteidigt Orhan Pamuk gegen seine Ankläger in Frankfurter Redaktionsstuben. Die FR fürchtet, dass unter einer Großen Koalition die die Kultur am Katzentisch platziert werden könnte. Die SZ prüft die Wirkung kultureller Schutzimpfungen in Dänemark.

Welt, 22.10.2005

Der Soziologe Wolfgang Sofsky lotet in der Literarischen Welt das prekäre Verhältnis von Freiheit und Sicherheit in Zeiten des Anti-Terror-Krieges aus: "Zu Unrecht wird Freiheit mit Demokratie in eins gesetzt. Aber Freiheit erschöpft sich mitnichten im regelmäßigen Wechsel der Eliten durch geheime Wahlen. Freiheit bedeutet auch nicht Herrschaft der Mehrheit oder Gleichheit der Lebenschancen. Die Freiheit einer politischen Ordnung bemisst sich zuerst an der Stärke der Barrieren, die den einzelnen vor den Maßnahmen der Obrigkeit, den Übergriffen der Nachbarn und den Attacken der Feinde schützen. Demokratie hingegen bedeutet Herrschaft der Mehrheit. Von einem Mehrheitsregime, das von den Leidenschaften der Sicherheit beseelt ist, hat die Freiheit nichts zu erwarten. Das Recht aller, über den einzelnen zu bestimmen, hat mit Freiheit nichts zu tun. Zwischen Freiheit und Demokratie besteht kein notwendiger Zusammenhang."

Hermann Kurzke schreibt zum zweihundersten Geburtstag des "grandios langweiligen" Adalbert Stifter: "Er möchte ein Naiver sein, aber er ist ein raffinierter Nostalgiker, der die Naivität zum Programm macht, ein moderner Intellektueller, der sich nach Naivität sehnt." Im Klartext freut sich Tilman Krause über einen seltenen Fall von literarischem Sachverstand: der Auszeichnung Arno Geigers mit dem Deutschen Buchpreis.

Im Feuilleton berichtet Eckhard Fuhr von der Frankfurter Buchmesse, dass weiterhin die Katastrophenberichte die Verlagsprogramme bestimmen: "Das Land muss völlig umgekrempelt werden, wenn es nicht untergehen soll. Es gehe um Sein oder Nichtsein, sagte der Bundespräsident, als er den Bundestag auflöste. Jedenfalls klang es so ähnlich. Reform oder Untergang. Ruck oder Tod. Deregulierung oder Dritte Welt. Und das alles natürlich subito."

Spiegel Online, 22.10.2005

Der Historiker Dan Diner spricht im Interview über den Prozess gegen Saddam Hussein, die Rechtsstaatlichkeit im Irak und die Demokratisierung der arabischen Welt. "In der arabischen Welt geht es eher um Pluralität als um Mehrheitsherrschaft, um Demokratie. Die Mehrheit würde sich eher ethnisch einfärben, als sozial oder politisch ausdifferenzieren. In diesen Ländern geht es neben Pluralismus vor allem auch um 'good Gouvernance', um politische Transparenz, um eine durchsichtige Verwaltungs- und Regierungsstruktur, um Rechtssicherheit. Gewaltenteilung ist wichtig, auch eine unabhängige Justiz. Der Weg zur säkularen, zivilen Gesellschaft wird in der arabischen Welt notwendig ein anderer sein müssen. Natürlich muss dort Demokratie das Ziel sein, aber - wie im Irak - keineswegs allein auf die Mehrheit einer Gruppe begründet, die nun einmal numerisch die Mehrheit stellt."

TAZ, 22.10.2005

Daniel Bax porträtiert den diesjährigen Friedenspreisträger Orhan Pamuk - und polemisiert gegen die "Salonjournalisten" der FAZ, die Pamuk vorwarfen (hier und hier), den Völkermord an den Armeniern nicht deutlich genug verurteilt zu haben (Hier und hier). "Will uns die FAZ damit sagen, Pamuk solle für seine Überzeugungen gefälligst in Gefängnis gehen? Und wenn ja: zu wessen Nutzen? Es ist schon erstaunlich, mit welcher Chuzpe manche Salonjournalisten von anderen einen Mut einfordern, den sie selbst nie unter Beweis stellen mussten. Orhan Pamuk wäre sehr gerne der erste türkische Schriftsteller von Rang, der nicht eine Haftstrafe antreten muss - und das nicht nur aus persönlichem Selbstschutz, sondern auch, weil dies ein Zeichen für den Fortschritt in der Türkei wäre. Ein Schriftsteller zu sein, für den 'Westen' und 'Islam', 'Orient' und 'Moderne' oder 'Meinungsfreiheit' und 'Türkei' keine unüberwindbaren Gegensatzpaare sind: Das ist offenbar mehr, als mancher nicht nur in der Türkei vertragen kann."

Weitere Artikel: Gerrit Bartels setzt seine Buchmessereien fort unter dem schönen Titel "Textsex im Halbstundentakt". Jan Hendrik Wulf stellt das neue Doppelheft der Zeitschrift "Ästhetik & Kommunikation" vor, das sich den verblichenen Mythen der alten Bundesrepublik widmet.

Besprochen werden Angelica Maccarones Film "Fremde Haut" und eine Ausstellung der Fotoagentur Ostkreuz im Berliner Pfefferberg.

In der zweiten taz berichtet Barbara Dribbusch, dass die Kult-Kolumnistin Candace Bushnell ("Sex & the City") mit ihrem jüngsten, noch nicht übersetzten Roman eine neue Runde im Geschlechterkampf eröffnet hat: "Denn das Buch ist vor allem eine Antisuggestion, gegen die tückischen Selbsteinflüsterungen vieler Frauen, mit denen sie sich selbst so oft in aussichtslose Kämpfe schicken. Statt nämlich um den Erhalt der sexuellen Attraktivität zu bangen und viel Zeit in Fitness-Studios und beim Shopping zu verschwenden, ist Karriere und Geldverdienen eindeutig das bessere Spaßkonzept für die mittleren Jahre." Arno Frank informiert über nicht nur ernst gemeinte Präventionsmaßnahmen gegen den Hurrikan "Wilma".

Auf den Literaturseiten porträtiert Michael Wildt den Lektor und Historiker Walter Pehle und die vor 30 Jahren von ihm begründete "Schwarze Reihe" des Fischer-Verlags. Rezensiert werden Franzobels Roman "Das Fest der Steine oder Die Wunderkammer der Exzentrik" (so "saftstrotzend" wie "kraftlos") und Zsuzsa Banks Erzählungen "Heißester Sommer" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Das taz mag widmet sich in einer Sonderausgabe ganz dem Wein. Unter anderem findet sich ein ausführliches Gespräch mit dem Soziologen Jan Dietrich Reinhardt, der versichert: "Und der Weindiskurs ist insofern sehr spannend, als er wesentlich komplexer ist als etwa der Bierdiskurs."

Schließlich Tom.

FAZ, 22.10.2005

"He kills you with his smile", schwärmt Souad Mekhennet in einem Porträt des Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis, der mit seinen Ermittlungen zum Mord am libanesischen Premier Hariri die Syrer ordentlich unter Druck setzt: "Mehlis' Stimme ist so ruhig wie sein Tonfall freundlich, alles an diesem Mann lädt dazu ein, ihn zu unterschätzen. Je lauter andere werden, desto besser für ihn. Dabei fixieren seine stahlblauen Augen jede Bewegung; er registriert alles, und seine Fragen verraten mit kleinen Nuancen, dass er viel mehr weiß, als er sagt, und viel mehr, als denen lieb sein kann, die er befragt."

Peter Richter stöhnt über die "brachialkatholische Überzeugung" der Verlage, dass ein Bild mehr sagt "und bringt" als tausend Worte und wir deshalb auf jedem zweiten Buchcover eine in sich versunkene Frau zu sehen bekommen. Buchgestalter Rainer Groothuis erklärt den dahinter stehenden Entscheidungsfindungsprozess so: "Das Prinzip lautet: Bitte, lieber Gott, gib mir einen Arbeitskreis, damit ich nicht allein die Verantwortung tragen muss... Je größer solche Kreise sind, desto mittelmäßiger und konsensbehafteter muss das Ergebnis sein. Es ist alles extrem durchsozialdemokratisiert: Wir gehen vom schwächsten Hirn aus."

Weiteres: "kil" nutzt die Leitglosse, um von der pessimistischer Sicht des Politikwissenschaftlers David Calleo auf Europa zu berichten. In seiner Geschmackssachenkolumne blickt Jürgen Dollase in Sachen Esskultultur neidisch nach Frankreich, wo gerade die "Semaine du gout" zu Ende gegangen ist. Dirk Schümer berichtet von einem Konzert, das Christian Thielemann mit den Münchner Philharmonikern und den Regensburger Domspatzen im Vatikan gab. Tilman Spreckelsen schreibt zum zweihundersten Geburtstag von Adalbert Stifter. Andreas Platthaus preist Burne Hogarth' und Joe Kuberts "Tarzan", der in dieser Woche in der hauseigene Comic-Reihe erscheint. Joseph Croitoru blättert durch Zeitschriften, die sich mit der politischen Bildung in Osteuropa beschäftigen. Rüdiger Klein würdigt ein neues von den Grazer Architekten Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski erbautes Bürohaus in Nürnberg.

Auf den Seiten der ehemaligen Tiefdruckbeilage erinnert Eckhardt Köhn an Loheland, den Amazonenstaat in der Rhön. Thomas Wagner schreibt zum achtzigsten Geburtstag des Malers Robert Rauschenberg.

Auf der Medienseite meldet Michael Hanfeld den Rückzug der britischen Investmentgruppe 3i aus den Verhandlungen um den Berliner Verlag, bleiben noch Mecom-Chef David Montgomery und die amerikanische Firma Veronis Suhler Stevenson.

Besprochen werden David LaChapelles Film "Rize" über Krumping den neuen Tanzstil aus Los Angeles ("Das sind aggressive, hochakrobatische Derivate des Break Dance, kombiniert mit teilweise rasenden Schüttelwürfen und Stampfgebärden, die an afrikanische Stammestänze erinnern", erklärt Verena Lueken), eine "Sol-LeWitt-Ausstellung im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop, eine Schau der Stundebuchblätter "Belles Heures du Duc de Berry" in Nimwegen, das neue Album "Playing the Angel" von Depeche Mode, eine Thelonius-Monk-Hommage, Westernmusik "für übermorgen" und Bücher, darunter Daniel Kehlmanns Roman "Die Vermessung der Welt" (hier eine Leseprobe) und Martin Mosebachs "Das Beben" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

In der Frankfurter Anthologie stellt Hans Dieter Zimmermann Stefan Georges Gedicht "Der Freund der Fluren" vor:

"Kurz vor dem frührot sieht man in den fähren
Ihn schreiten. in der hand die blanke hippe
Und wägend greifen in die vollen ähren
Die gelben körner prüfend mit der lippe..."

FR, 22.10.2005

Harry Nutt schlägt Alarm. Jüngste Gerüchte besagen, dass die Stelle des Kulturstaatsministers gestrichen und das Ressort der Bildung zugeschlagen werden soll: "Tatsächlich ist es das verheerendste Signal, das bisher von der künftigen Großen Koalition ausgeht. Im Haushalt spielt die Kultur eher eine untergeordnete Rolle, im Falle der Anbindung ans Bildungsressort werden kulturelle Belange nicht nur symbolisch abgeschoben, die Platzierung am Katzentisch des Kabinetts dürfte auch sachpolitische Folgen haben. Dabei gäbe es in den kommenden Jahren für einen Kulturstaatsminister genügend zu ordnen."

Weitere Artikel: Silke Hohmann berichtet von der schon nach kurzer Zeit höchst erfolgreichen Kunstmesse Frieze Art (Website) in London. Roman Arens informiert über die Proteste italienischer Kulturschaffender gegen geplante Mittelkürzungen. Impressionen von der Buchmesse liefert Jamal Tuschik. Karin Ceballos Betancur war dabei, als der portugiesische Autor Antonio Lobo Antunes in der Deutschen Bibliothek seinen neuen Roman vorstellte. Kurze Eindrücke gibt es von der "Literatur am Römer"-Veranstaltung, an der unter anderem Ingo Schulze und Arno Geiger beteiligt waren. In ihrer Paris-Kolumne "plat du jour" wendet Martina Meister ihren Blick von den Augen zu den Füßen.

Besprochen werden eine Kölner Ausstellung zum Thema Einwanderung, eine Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs Stück "Die arabische Nacht" im Frankfurter Gallus-Theater und das Eröffnungskonzert der Wiesbadener Bachwochen.

NZZ, 22.10.2005

Der Medizinhistoriker Robert Jütte gibt einen kleinen seuchengeschichtlichen Überblick zur Vogelgrippe und erklärt die grassierenden Ängste zwar für übertrieben, aber nicht ganz unbegründet: "Die panischen Reaktionen, die wir zurzeit erleben, rekurrieren nicht zuletzt auf epidemiologische Erkenntnisse, die Bakteriologen aus dem Studium der Seuchengeschichte gewonnen haben. Es gibt Vermutungen, dass auch die Spanische Grippe von 1918, die weltweit zwischen 15 und 25 Millionen Tote forderte, vom Geflügel auf den Menschen überging. Amerikanische Forscher, die im Herbst 2005 ihrem Erreger auf die Spur kommen wollten, fanden heraus, dass das von ihnen rekonstruierte Virus H1N1 von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Menschen zu befallen."

Marc Zitzmann begrüßt die von der Unesco verabschiedete Konvention zur kulturellen Vielfalt, die den Staaten die Förderung ihrer eigenen Kultur garantiert. Uwe Justus Wenzel macht auf der Frankfurter Buchmesse Bekanntschaft mit Verlagen von denen er bisher noch nie gehört hatte: zum Beispiel Menschenkinder, Rubricastellamus, Sinnverlag.

Die Beilage Literatur und Kunst ist Adalbert Stifter gewidmet, der morgen zweihundert Jahre alt geworden wäre. Hannelore Schlaffer hält es mit Thomas Mann und preist an Stifter das "Sensationellwerden der Langeweile": "Eine scheinbar nichtssagende Sprache, die gleichwohl die höchste Ausdruckskraft besitzt, macht das Faszinosum aus, zu dem Stifter für die Gegenwartsliteratur geworden ist." Karl Wagner würdigt ihn als modernen Autor, der die Reflexion über das Erzählen vorangetrieben habe. Ebenefalls vor zweihundert Jahren schlug die britische Flotte unter Admiral Horatio Nelson in der Schlacht bei Trafalgar die spanischen Armada, wie Robert Schneebeli erinnert. Und Heinz Hofmann blickt auf Enea Silvio Piccolomini zurück, der als Papst Pius II. in die Kirchengeschichte eingangen ist.

Besprochen werden Yasmine Kassaris Film über das Warten "L'enfant endormi" und Bücher, darunter eine Studie zum Zufall in der Geschichte (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

Berliner Zeitung, 22.10.2005

Wolfgang Kunath erzählt die Geschichte der Kautschuk-Barone, die sich zur vorigen Jahrhundertwende im brasilianischen Urwald eines der absurdesten Paradiese geschaffen hatten - inklusive Oper: Es gibt kaum ein Bauprojekt auf der Welt - vielleicht vom Turmbau von Babel abgesehen - das wie die Oper von Manaus für die Irrungen und Wirrungen, die Absurditäten und Grausamkeiten, den Hochmut und den tiefen Fall einer ganzen Epoche steht. Mit seiner byzantinischen Prunksucht, seinen horrenden Kosten und seiner grotesken Deplatziertheit ist der heute in feinem Altrosa und Weiß strahlende Musentempel das Wahrzeichen des Kautschuk-Zeitalters.
Stichwörter: Oper

SZ, 22.10.2005

Christoph Bartmann informiert über die derzeit in Dänemark von konservativer Seite geführte Leitkultur-Debatte. Anders als bei uns werden im Nachbarland bereits Nägel mit Köpfen gemacht: "Als eine Art kultureller Schutzimpfung hat Mikkelsen den Dänen und allen, die es werden sollen, einen Kanon verordnet. Nicht im Scherz, sondern im Ernst. Alle Dänen, die eingesessenen wie die eingewanderten, sollen die nationale Kultur in exakt 84 ihrer markantesten Hervorbringungen zu sich nehmen und als Rüstzeug ihrer Identität dauerhaft bei sich behalten. Derzeit wählen insgesamt sieben Ausschüsse (bildende Kunst, Film, Literatur usw.) mit jeweils fünf Experten pro Kunstsparte zwölf Werke aus, die Anfang 2006 als offizieller, fortan in den Schulen verbindlicher dänischer Kulturkanon gelehrt werden sollen."

Weitere Artikel: Martin Scorsese hat eine jetzt auf DVD erhältliche Doku über Bob Dylan gedreht, die viel interessantes Material kompiliert. Für Willi Winkler der gegebene Anlass, Dylan doch noch den Literaturnobelpreis zu verleihen - irgendwie: "'Harold Pinter', sagte Nick Hornby auf der Buchmesse, 'ist wie Bob Dylan.'" Till Briegleb informiert über die verfahrene Lage im Bremer Streit ums Theaterdefizit. Kurz vor der Einweihung feiert Stefan Laube die Dresdener Frauenkirche und die Hofkirche als "komplementäre Bauwerke". Auf den neuesten Stand der Rätsel und Enträtselungen um die Neudatierung der Kultstätte in den Externsteinen bei Detmold bringt uns Matthias Hennies. Ralf Dombrowski berichtet von den Leipziger Jazztagen (Website), die in diesem Jahr Polen feiern. Jutta Göricke gratuliert dem Künstler Robert Rauschenberg (Wikipedia) zum 80. Geburtstag.

Besprochen werden Rene Polleschs die Saison an den Münchner Kammerspielen eröffnendes Stück "Schändet eure neoliberalen Biographien!", Willem van de Sande Bakhuyzens Film "Lepel", Shane Blacks Film-Noir-Hommage "Kiss Kiss Bang Bang" und das Konzert der Münchner Philharmoniker und der Regensburger Domspatzen zu Ehren des Papstes in Rom.

Einsam ragt unter mehreren Buchmessenotizen die Besprechung der erstmals versammelten Erzählungen von Adalbert Stifter in der Fassung der Erstdrucke heraus (mehr in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende liefert Rebecca Casati einen spannenden Bericht über die sozialen Hintergründe des Drogenskandals um Kate Moss. Es wird daraus ein Porträt Londons im Jahr 2005: "Die Verbindung Moss-Doherty bedient zur Freude der Fleet Street viele Instinkte. Die beiden verknüpfen die unterschiedlichen Lebenssituationen der Londoner. Den kleinbürgerlichen Süden, aus dem Kate Moss urprünglich stammt, mit dem bürgerlichen Norden, den Moss heute bewohnt. Die Hochglanzszene des West Ends mit der bröckelnden Bastion der Armen, Einwanderer und Künstler, dem Londoner East End. In dem sind Doherty und seine Freunde unterwegs."

Weiteres: Der Schriftsteller Jochen Missfeldt erzählt von den Auen des Elbtals. Über die Fotografin Elizabeth Heyert und ihre Aufnahmen aus dem Studio eines Leichenkosmetikers berichtet Tanja Schwarzenbach. Birk Meinhardt rekapituliert die Geschichte des grünen Ex-Bundestagsabgeordneten Werner Schulz, bekannt als Bürgerrechtler und lautstarker Kritiker der Neuwahl. Johannes Willms entdeckt Amerika mit den Augen des niederländischen Landschaftsmalers Frans Post. In der Reihe "Es war einmal" erinnert Willi Winkler an den Skandal um die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den ehemaligen I.G. Farben-Funktionär Heinrich Bütefisch. Im Interview zum Thema Liebe spricht Juliette Greco unter anderem über ihre Liebesgeschichte mit einem Fuchs: "Er war wunderschön. Und er liebte mich wirklich. Er hatte ein beiges Fell, grüne Augen, war zutraulich und fraß mir aus der Hand. Eines Tages kam er mit einer verletzten Pfote, wenig später starb er."