Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Juni 2004

Heute in den Feuilletons

30.06.2004. Die FAZ bringt das Kunststück fertig, gleichzeitig den Hermann L. Gremliza des 21. Jahrhunderts zu vermissen und die Ethik des Kapitalismus zu verteidigen. In der taz erklärt der Philosoph Klaus-Michael Kodalle, warum Verzeihen so schwierig ist. FR und SZ kritisieren die Entlassung Frank Castorfs als Leiter der Ruhrfestspiele. Der NZZ missfällt neue britische Kunst.

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29.06.2004. Die FAZ feiert eine herrlich wütend zischende Martha Argerich. In der FR stellt Bogdan Musial klar: Die Polen hatten keinerlei Einfluss auf die Vertreibung der Deutschen. In der SZ schimpft Hans Leyendecker auf seine Kollegen vom Presseclub. Die NZZ freut sich auf die arabische Literatur in Frankfurt. Und in der Welt erklärt Simon Rattle seine Liebe zu seinen Phillis.

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28.06.2004. Who the hell ist Uwe Tellkamp? Und was hat er nun geliefert, um den großen Preis im Klagenfurter Bachmann-Lesen zu bekommen? Einen "stockkonservativen Text aus der germanistischen Wundertüte" (so die FR), eine "Metro der Memoria" (FAZ), ein "alle anderen überstrahlendes Juwel" (taz), "bombastischen Rosenkavalier-Schwulst" (Berliner Zeitung)? In der taz schreibt Gabriele Goettle über den alltäglichen Skandal der Pflegeheime.

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26.06.2004. In der Welt stellt Martin Walser einige Fragen an die Medien. Im Tagesspiegel kritisiert Rafael Seligman das gestrige J'accuse von Michael Wolffsohn. Die NZZ hat einen wunderbaren Reporter ausgegraben: Albert Londres. Die taz meldet einen Aufschwung der russischen Filmproduktion. Die FR stellt schmutzige Bücher aus Frankreich vor. Die Berliner Zeitung vergleicht Nationbuilding im Irak und in Deutschland. In der SZ rühmt Ingo Schulze die subversive Kraft von Lexika. Die FAZ grübelt über die Fortpflanzungsfähigkeit eines Druckers

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25.06.2004. In der SZ erzählt Christoph Schlingensief, warum er in der namibischen Wüste 100.000 Robben mit Wagner beschallte. Die NZZ erklärt die Kunst pakistanischer Nautch Girls. Die taz führt uns in die Philosophie des liberalen Foucaultchen ein. In der FAZ gibt der Autor Richard Ford einen recht mutlosen Ausblick auf die anstehenden Wahlen in den USA. Die Welt will bei der EM mehr Blut sehen.

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24.06.2004. Xu Xing erklärt in der Zeit, warum ein Ferrari in China 4,2 Minuten braucht, um auf Hundert zu kommen. Die FAZ macht uns mit Gedächtnispillen fit fürs Methusalem-Komplott. In der Welt erklärt ein britischer Journalist, wie man links und Europafeind zugleich sein kann. In der taz schimpft ein linker amerikanischer Kritiker, dass Michael Moore in seinem jüngsten Film durch Schlamperei die Revolution vergeigt. Die FR isst mit Donald Judd den Kies in der Erbsensuppe.

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23.06.2004. In der SZ zeigt der Historiker Egon Flaig am Beispiel der Geschichte der Sklaverei einige Vorzüge des westlichen Univeralismus auf. In der FR porträtiert Matthias Hartmann den lettischen Theaterregisseur Alvis Hermanis. In der taz stellt Fatima Mernissi eine marokkanische Internetzeitschrift vor. In der Welt bekennt Herta Müller: "Ich glaube, Sprache gibt es nicht." In der FAZ unterhalten sich vier Intellektuelle über den Westen, die Intellektuellen und den Islam.

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22.06.2004. In der taz erklärt Jan Philipp Reemtsma , warum die Ablehnung der Folter keine Frage der Moral, sondern vielmehr der Sittlichkeit sei. In der FAZ ruft Frank Schirrmacher eine epochale Wende aus: Schauspieler, die Nazis spielen, werden immer jünger. In der Welt zeigt sich Erika Steinbach festlich erregt über Horst Köhlers Liebe zu Deutschland und fordert eine Reparatur unserer "massiven Selbstwertdefekte". In der FR äußert Richard Wagner Zweifel an der Agora-Fähigkeit unserer Fußgängerzonen.

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21.06.2004. Die  NZZ macht eine jüngste Tendenz deutscher Vergangenheitspolitik aus: Mäkeln an den Befreiern. In der Welt erklärt der israelische Historiker Gadi Taub, warum die Siedler Anti-Zionisten sind. Die FAZ weiß, dass Bill Clintons Memoiren chaotisch sind. Die SZ berichtet über polnische Schmerzen bei der Vergangenheitsbewältigung.

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19.06.2004. Die NZZ präsentiert ein Dossier zur Kultur der Chicanos in den USA und zu Samuel Huntingtons umstrittenenen Thesen über die Latino-Einwanderung. In der FR kritisiert der Jurist Horst Meier scharf das neue Zuwanderungsgesetz. In der SZ weit Mahmoud Mamdani nach, dass die Amerikaner am Terror komplett selber schuld sind. In der FAZ freut sich der lettische Schriftsteller Pauls Bakovskis: Seit der EM fragt ihn niemand mehr, ob Lettland jenseits des Polarkreises liegt.

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18.06.2004. In der NZZ mag Ulrich Beck anders als Frank Schirrmacher nicht glauben, dass die Deutschen zugleich mit ihrem Problem des Alterns auch noch das Problem der Welt lösen können. In der FR gratuliert Jacques Derrida seinem Kollegen Jürgen Habermas zum Fünfundsiebzigsten. Und dieser wiederum kritisiert in der SZ die europäischen Medien, die keine europäische Öffentlichkeit herstellen. Die FAZ benennt die Folterpraxis in Israel. Die taz stellt uns den brasilianischen Songschreiber Vinicius Catuaria vor.

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17.06.2004. Die Berliner Zeitung stößt eine neue Hauptstadtdebatte an: Berlin soll sich an die Länder übergeben. In der Welt macht Hans Christoph Buch die afrikanischen Eliten für das Elend Afrikas mit verantwortlich. In der SZ begrüßt Navid Kermani das Bekenntnis der irakischen Eliten zum Säkularismus. Die Zeit feiert Ariane Mnouchkine, die den Zuschauerraum zum Gelobten Land macht.

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16.06.2004. Heute ist Bloomsday. Die taz wurde darüber blau. Und dichtet James Joyce nach. In der FR erzählt Marlene Streeruwitz, wie ihr Ulysses zum Fluchthelfer wurde. Die FAZ trägt Zeitungsmeldungen vom 16. Juni 1904 zusammen. Die SZ verarbeitet den Monumentalroman zu Miniaturen. Außerdem: In der Welt behauptet Peter Glotz, dass die SPD noch zu retten ist. Die NZZ findet die Jungen zu dick, um die Alten zu bekämpfen.

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15.06.2004. In der FR versucht der Philologe Helmut Müller-Sievers zu erklären, warum wir die Amerikaner lieben müssen. In der NZZ warnt Sonja Margolina vor Kulturtheoretikern, die sich über den Sozialismus und seine sterblichen Überreste hermachen. Die taz erklärt, warum Scheitern sinnvoll und das Schrumpfen der Stadt Dessau schön ist. In der FAZ enthüllt Amir Hassan Cheheltan: Das ganze iranische Volk ist gefälscht.

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14.06.2004. Die NZZ erklärt den Anti-Europäismus der Amerikaner - als Folge narzisstischer Kränkung. In der Welt bietet Richard Falk die Menschenrechte in mehreren Geschmacksrichtungen an. Die taz beschwört das Wunder des Gitarrenhalses. Die SZ findet Kardinal Ratzinger etwas luftig. Die FAZ schlendert über die Book Expo in Chicago.

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12.06.2004. In der Welt schimpft der Stardirigent Daniel Harding auf den Starfußballer David Beckham, denn beide kommen aus Manchester. Die SZ betrachtet die Patientenverfügung als literarisches Genre. Die taz philosophiert mit Klaus Theweleit über den Fußball. Die NZZ (und übrigens auch die Welt) begeht den hundertsten Bloomsday. In der FAZ schreibt Hans-Ulrich Treichel über Truman Capote. In der Berliner Zeitung erklärt der Thatcher-Biograf John Campbell den Sinn des Wortes "to handbag".

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11.06.2004. In der FAZ dekonstruiert der Kardinal die Koryphäe, der Ratzinger den Derrida.  In der SZ drückt Wilhem Genazino das Richtige im Falschen aus. In der taz beklagt Frank Castorf die "Dekadenz, in der wir im Theater wohl versorgt leben". Die NZZ stellt israelische Autoren vor, die die einst blühende irakisch-jüdische Kultur besingen.

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10.06.2004. Die NZZ stellt das israelische Comic-Kollektiv Actus tragicus vor. In der Welt fordet Martin Mosebach ein Loch im Luftballon der europäischen Verfassung. Und in der taz bekennt Klaus Theweleit seine Fähigkeit, ein Frühstücksbrötchen zu verdauen.

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09.06.2004. Die SZ plädiert gegen Elite-Universitäten in Deutschland. Die FR empfiehlt den Perlentaucher. In der taz meint Richard Clarke: Bin Laden lebt symbolisch. Die FAZ fragt: Wird der Stierkampf in Spanien verboten. In der Welt erklärt Wibke Buhns, dass und warum sie Deutschland liebt. Die Zeit zieht eine vernichtende Bilanz des Irak-Kriegs.

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08.06.2004. Die taz stellt eine aberwitzige Wiener Nachkriegsinstitution vor, die kommunistischen Wien-Film Studios am Rosenhügel, die das Publikum mit Arbeitersynchronschwimmen beglückten. Die SZ fordert mehr Freiheit und weniger Lehrpläne an deutschen Schulen. Die FR regt eine String-Debatte an.

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07.06.2004. Die NZZ begeistert sich für den australischen Autor Tim Winton. In der FAZ macht sich der Ökonom Joachim Starbatty Sorgen: Unsere Bevölkerungspyramide wird zur Urne. In der FR beklagt der israelische Historiker Reuven Moskovitz, dass die israelische Regierung den Holocaust für gegenwärtige Zwecke missbrauche. Die taz will keinen Intellektuellen fürs große Ganze mehr. Die SZ druckt Jorge Sempruns Preisrede auf Daniela Dahn, die auch eine auf Ludwig Börne war.

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05.06.2004. Morgen vor sechzig Jahren war D-Day, und die Zeitungen fahren große Geschütze auf. Die SZ zieht Parallelen zur Gegenwart. In der Welt erinnert sich der Journalist Ernst Cramer, der aus Deutschland emigrierte und als amerikanischer Soldat zurückkehrte. Die FR beschreibt das Fernsehspektakel in Frankreich. In der taz spricht Ryszard Kapuscinski über aktuellere Probleme: den Limes zwischen reichen und armen Ländern.

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04.06.2004. In der FR erinnert der chinesische Arzt Jiang Yanyong an das Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens und warnt: Zu viel Stabilität führt ins Chaos. Auch die taz erinnert an das Jahr 1989 in China. In der SZ prophezeit Mario Vargas Llosa die Niederlage George Bushs im November. Die NZZ kennt Marlene Dietrichs Rezept für einen idealen Eintopf: Verzichten Sie auf weiße Rüben!

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03.06.2004. Warum soll man sich über die Flick-Sammlung aufregen, wenn ganz Deutschland in erschütternder Kontinuität zum Dritten Reich steht, fragt die Zeit. Die NZZ hört das Musikleben in Bagdad erwachen. In der taz polemisiert Adam Michnik sehr scharf gegen ein "Zentrum gegen Vertreibungen". In der FAZ meint Susan Neiman: Deutschland sollte stolz auf Schröder sein. Die SZ findet die heutige Avantgarde von einem panisch anmutenden Drang zum vermeintlichen Kanon angetrieben.

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02.06.2004. Die Franzosen fürchten wegen deutscher Gifte um ihr Überleben, setzen sich dann aber doch wieder an die Spitze der Zivilisation, meldet die FAZ. Die Welt ist erleichtert: über Horst Köhlers Satz "Ich liebe dieses Land". Endlich traut sich einer! Die NZZ fragt sich, wie man neun Jahre brauchen kann um festzustellen, dass ein Gebäude nicht realisierbar ist. Die FR bekämpft einen kulturellen Neoliberalismus, der zu Wochenendarbeit führt. Die taz ist böse: Guido Knopp relativiert die Schuldfrage.

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01.06.2004. In der Welt erinnert Wolfgang Sofsky daran, dass in Deutschland vor zwanzig Jahren auch noch gefoltert wurde. Die Berliner Zeitung sah, wie Haydn den Pianisten Lang Lang aufs Äußerste verblüffte. In der taz erklärt Schwester Johanna, wie man den Schleier bindet. Die FAZ schlägt ein Gebetsfrühstück mit Islamisten im Weißen Haus vor. Die NZZ und die SZ stellen neue Bauten von Rem Kohlhaas und der Architekten Schmidt, Hammer und Lassen vor.