Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

April 2005

Heute in den Feuilletons

30.04.2005. Die FAZ möchte Russlands Sieg im Jahr 1945 nicht mit einer Befreiung verwechseln. Die NZZ bringt ein ganzes Dossier zum Jahrerstag des Kriegsendes - darunter Sonja Margolinas düsteres Panorama des heutigen Russland, das sich aus lauter Perspektivlosigkeit Trost bei Stalin holt. Die SZ erinnert an das Ende des Vietnamkrieges vor dreißig Jahren. In der Welt zeichnet Götz Aly ein Psychogramm Albert Speers. In der FR spricht Seymour Hersh über seine Recherchemethoden. Und in der Berliner Zeitung erklärt Nikolaus Harnoncourt, warum man nicht Bruckner dirigieren kann, wenn man nicht weiß, was es heißt, bergauf zu gehen.

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29.04.2005. Die SZ staunt über die überzarten Idyllen der neoromantischen Maler. In der NZZ rät Nasr Hamid Abu Zaid den Europäern, moslemische Werte anzunehmen. Im Tagesspiegel spricht Heinrich Breloer über seinen Film "Speer und er".  Die FR wundert sich über die etwas dünn besetzte Findungskommission für die Leitung der wichtigsten Frankfurter Museen. In der Welt erklärt Bertrand Tavernier, wie Schauspieler mit Erdbeeren Terror verbreiten.

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28.04.2005. In der Zeit kennt George Steiner nur ein Mittel gegen Schillers Rhetorik: auswendig lernen. Die taz und die Welt wissen, warum die Franzosen die Europäische Verfassung ablehnen werden. In der taz prangert Zafer Senocak die Haltung der türkischen Medien zum Völkermord an den Armeniern an. In der FR beklagt der russische Schriftsteller Anatolij Koroljow die "Verkitschung der Stalinzeit". Die SZ findet Franz Münteferings Antikapitalismus nicht echt.

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27.04.2005. Die SZ bewundert die kantige Rechte der estnischen Dirigentin Anu Tali. Die NZZ kommentiert die Schwierigkeiten der Italiener mit dem Faschismus - und mit der Resistenza. Die taz führte beim 76. Concorso d'Eleganza Villa d'Este in Como ein Vintage-Leben. In der FAZ erklären drei Museumschefs die deutsche Beutekunstpolitik für gescheitert.

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26.04.2005. In der SZ beschreibt die Soziologin Olga Kryschtanowskaja die stalinistischen Methoden im Prozess gegen Michail Chodorkowskij. Die taz hat die schönsten Aussagen von Joschka Fischer vor dem Untersuchungsausschuss gesammelt. Die NZZ träumt von einer überirdisch schönen Mondscheinsonate. In der FAZ warnt Zafer Senocak vor den Spähtrupps des türkischen Nationalismus in Deutschland. Alle besprechen die Aufführung von Andres Veiels Theaterstück "Der Kick" über den Mord an Marinus Schöberl im uckermärkischen Potzlow.

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25.04.2005. Die NZZ feiert den neuen Arthouse-Popstar Apichatpong Weerasethakul. Für die taz besuchte Gabriele Goettle das "Weglauf-Haus" in Berlin. Ansonsten alles Theater: Die FR bewundert Lars-Ole Walburgs boulevardesk gutgeölten "Hamlet", für die SZ kommt die Inszenierung allerdings zwei Jahre zu spät. Die FAZ staunt über das kleine Wunder der Saison: Michael Thalheimers Inszenierung von Eugene O'Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht".

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23.04.2005. In der SZ erklären Ukrainer, warum für sie Arbeit im Ausland eine Überlebensstrategie und kein Verbrechen. In der NZZ feiert der Philosoph Hermann Lübbe die Trivialität der Freiheit. Die FAZ erklärt asiatische Nationalismen. In der Welt ruft Norbert Bolz den Anhängern des päpstliches Absolutismus zu: "Werdet erwachsen!" Die taz genießt Rolf Dieter Brinkmanns kalkulierte Kaltherzigkeiten.

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22.04.2005. In der SZ wirft Ian Mc Ewan vom Flugzeug aus einen betrübten Blick auf die Erde. Die NZZ porträtiert den spanischen Schriftsteller Rafael Sanchez Ferlosio, einen erklärten Verächter der schönen Literatur. Spiegel Online lästert über die Unterwerfungsbereitschaft der Feuilleton-Katholiken. Die taz sieht die Zukunft im Religionskonsum. Die FR erzählt, wie Bernard-Henri Levy einen guten amerikanischen Gott traf. Die FAZ ist hetero - na und?

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21.04.2005. In der FAZ fragt Michael Borgolte, ob sich Joseph Ratzinger in seiner Namenswahl nicht an Benedikt XII. inspirierte, der die Katharer sensibel verhörte und unsensibel verbrennen ließ. In der taz fragt Georg M. Oswald, ob den Jugendlichen nicht gerade die gegenaufklärerische Entrücktheit Benedikts gefällt. In der NZZ schreibt ein Protestant: Habent papam und warum er selber keinen will. In der SZ spürt Georg Klein das Saugen eines epochalen Vakuums. In der Zeit kritisiert Robert Menasse den Kapitalismus.

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20.04.2005. Benedikt XVI. kam zu spät für die deutschen Feuilletons. Darum mehr oder weniger die üblichen Themen. Die SZ meint: "Das Kapital wird darüber hinwegkommen, dass der Standort einmal so schlecht über die Unternehmer redet, wie Unternehmer über den Standort zu reden pflegen." Die FAZ staunt über neue Stalin-Denkmäler in Russland. In der FR fragt Richard Wagner: Wem nützt Gerhard Schröders Anbiederung bei den Chinesen?

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19.04.2005. In der Welt beschreibt Zafer Senocak einen neu erwachenden Nationalismus in der Türkei. In der Berliner Zeitung kritisiert die Autorin Tanja Dückers den Opferdiskurs der Kriegskindergeneration. Die taz freut sich über die Wiederentdeckung des Fotografen Martin Munkacsi. Die FAZ beklagt Europas "geteilte Erinnerung". Die SZ möchte den Jungkonservativen Uwe Tellkamp und Christian Kracht die Krawatten lockern.

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18.04.2005. Die NZZ würdigt Armin Petras als ernsthaftesten Spieler auf dem Gebiet des "intelligenten Stadttheaters". In der Welt wünscht sich der Biograf Gottes Jack Miles einen Chinesen als Papst. Die taz würdigt Grass, Enzensberger und Rühmkorf als Dichter der mittleren Gefühligkeit. In der FR und den anderen Zeitungen kommt Pina Bauschs neues Ballett nicht so gut weg.

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16.04.2005. In der NZZ beschwert sich Friedrich Dürrenmatt über das Scheiß-Siena, mit dem Varlin sein Bild einer Neapolitanerin grundiert hat. In der Berliner Zeitung bekennt Garbage-Sängerin Shirley Manson ihren Abscheu vor der Ausbeutung weiblicher Sexualität. In der taz kritisiert Claus Leggewie den Auftritt Joschka Fischers im Untersuchungsausschuss als Fernsehspektakel. Die SZ wundert sich, dass Mariah Carey immer schwärzer wird. Die FAZ erzählt, wie Jacques Chirac im Fernsehen von jungen Menschen vorgeführt wurde.

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15.04.2005. In der FAZ erklären zwei Jungforscher, warum sie am lieber am MIT forschen, obwohl sie lieber in Europa leben würden. Die taz bringt einen Nachruf auf den Tresor, Berlins berühmtesten Club. In der SZ erklärt Florian Coulmas, dass japanische Schulbücher, die die japanischen Verbrechen in China leugnen, nicht an Schamkultur, sondern an Rechtslastigkeit laborieren.

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14.04.2005. Die Zeit interviewt Orhan Pamuk zu einem unaussprechlichen Verbrechen. In der Welt spricht Ian Buruma über Chinas Hass auf Japan. Die NZZ berichtet über die Manipulation von Literaturpreisen in der spanischsprachigen Welt. Die FAZ notiert eine trockene Reaktion der Republik Genf auf den Tod des Papstes.

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13.04.2005. In der taz erklärt Ian Buruma am Beispiel Japans und Deutschlands den Unterschied zwischen Scham- und Schuldkultur, außerdem erklärt Joschka Fischer, warum er so vieles herunterschluckt und was das mit ihm macht. Spiegel Online analysiert die Krise der Zeitungen. In der FAZ erklärt Fareed Zakaria: Demokratie braucht Geduld. Der  Tagesspiegel interviewt Jorge Semprun. Die FR meint: Man sollte über der Diskriminierung der Weißen die Diskriminierung der Schwarzen nicht aus den Augen verlieren. Die Welt empfiehlt Kanada.

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12.04.2005. In der FAZ enthüllt Giorgio Agamben die Nackten der Vanessa Beecroft als angezogen. In der FR geht Peter Fuchs das Problem der Leidenschaft mit Verve an. In der SZ fürchtet die Autorin Vera Tokombajewa einen Krieg der Clans in Kirgisien.

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11.04.2005. Die Welt fragt sich, warum die Anstöße in der historischen Forschung fast nur noch von Außenseitern der Zunft kommen. Die NZZ hilft Flamen und Wallonen beim Auffinden von Gemeinsamkeiten. Die SZ sieht sich im Museum zu den Atombombenversuchen in Los Angeles um.

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09.04.2005. In der Welt prangert Christopher Hitchens die systematische Grausamkeit der Moskauer Tschetschenien-Politik an. In der taz schreibt Joseph von Westphalen den "Fischer"-Schlüsselroman. Die FAZ erkennt die Erhabenheit in der Rechtlosigkeit. Die NZZ bilanziert die religiöse Entspannungspolitik von Johannes Paul II. In der FR beobachtet Ruth Klüger besorgniserregende Hirnzunahme bei Rechtsextremisten. Die SZ fordert: mehr Punk!

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08.04.2005. In der taz streiten Helga Hirsch und Norbert Frei über das Thema der Vertreibung, und der polnische Autor Stefan Chwin erinnert an die Vertreibung von Polen. Die NZZ führt ein in die forensische Mathematik. Die SZ übersetzt die deutsche Wendung "Alle Jubeljahre" mit "Ogni morte di papa".

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07.04.2005. In der Welt verteidigt Herfried Münkler den "stilistischen Extremisten" Carl Schmitt. In der FAZ schreibt Dominik Graf eine Hommage auf Jean Eustache. Spiegel Online eröffnet eine Serie über die Politik der Zeitungen im Internet. Die SZ denkt über die "Peinlichkeit" des älteren Mannes in der Rockmusik nach. Und natürlich viele Nachrufe auf Saul Bellow.

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06.04.2005. In der Zeit antwortet Götz Aly auf seine Kritiker. Die NZZ bringt ein Manifest von 565 iranischen Dissidenten. Die taz besucht die Leipziger Baumwollspinnerei. Die FAZ portärtiert den britischen Theatermann Mark Rosenblatt, der sich auf deutsches Repertoire spezialisiert. Die FR versucht, den Börsenverein zu verstehen. Die SZ stellt richtig: Johannes Paul II. war nicht der erste Medienpapst.

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05.04.2005. Die SZ feiert die beunruhigende Architektur von Rem Koolhaas. In der NZZ würdigt der Theologe Eberhard Jüngel Karol Wojtyla als polnischen Papst, wie er römischer nicht gedacht werden kann. Im Tagesspiegel konstruiert Jochen Hörisch das mediale Dreigestirn Papst, Khomeni, Reagan. In der FAZ begibt sich Tobias Hülswitt auf Pilgerfahrt nach Dukla. Und die Welt erinnert an die klingende Badeanstalt des Herbert von Karajan.

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04.04.2005. Nachrufe! In der FAZ erinnert Harald Hartung daran, wie Thomas Kling aus der Zertrümmerung der Worte Poesie schlug. Und natürlich Johannes Paul II. In der NZZ beschreibt der polnische Historiker Wlodzimierz Borodziej, wie der Papst das Weltsystem ins Wanken brachte. In der FAZ schreibt Dorota Maslowska über die Wehrlosigkeit der Popkultur gegenüber diesem Tod. In der SZ beschreibt Adam Krzeminski einen Richtungskampf in der Kirche. Die taz würdigt den Papst als Repräsentationsgenie.

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02.04.2005. In der NZZ erklärt Florian Coulmas, warum Korea einen Streit mit Japan auf keinen Fall mit den Mitteln des Völkerrechts lösen will. Die FAZ macht sich Sorgen über den dramatischen braindrain des wissenschaftlichen Nachwuchses in China. Alle schreiben liebevolle Nachrufe auf Harald Juhnke, das "Gegenteil von einem anonymen Alkoholiker". Und alle schreiben zum 200. Geburstag Hans Christian Andersens: So war das also mit dem hässlichen Entlein.

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01.04.2005. Die SZ wundert sich über die erstaunliche Dummheit der Franzosen, die gegen die europäische Verfassung stimmen. Die FAZ liest die neuen Romane von Ian McEwan und Kazuo Ishiguro. Die NZZ ruft: "Egkarteräso bioton!" Die FR hat herausgefunden: "Germanness sells".