Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

November 2006

Heute in den Feuilletons

30.11.2006. In der Zeit ergründen Thomas Ostermeier und Mark Ravenhill den deutschen Kunsthass. Die FAZ begutachtet das schmucke Toilettenhäuschen, das David Chipperfield auf der Museumsinsel errichtet. Weiter für Unmut sorgt das Baugebaren der Deutschen Bahn: Die SZ sieht Deutschland von Hartmut Mehdorn zum Gespött der Bauwelt gemacht. Die FR sieht keine Bahnhöfe mehr, sondern nur noch aufgebrezelte Shoppingmeilen.

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29.11.2006. Der Berliner Hauptbahnhof muss nach den ursprünglichen Plänen des Architekten Meinhard von Gerkan umgebaut werden. Die FAZ jubelt, dass die deutsche Justiz dem Menschenrecht des Auges stattgegeben hat. In der SZ erzählt der Sieger, wie es ist, wenn aus dem eigenen Werk einfach Seiten herausgerissen werden. In der taz findet Thea Dorn Eva Herman nicht braun, aber grenzbraun. Viktor Jerofejew empfiehlt in der Welt, endlich den gammeligen russischen Kühlschrank zu schrubben. Der Tagesspiegel präsentiert Michael Schindhelms Rettungsplan für die Berliner Opern.

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28.11.2006. In der FAZ erklärt Viktor Jerofejew, warum er den Gifttod Alexander Litwinenkos für einen politischen Mord hält. Die SZ guckte in der Deutschen Oper "Tom und Jerry", findet aber nicht, dass Verdis Musik dazu passt. In der Berliner Zeitung bekennt der Anatom Andreas Winkelmann seine Bewunderung für seine thailändischen Kollegen. Die taz empfiehlt obszöne Stöhnsongs. In der Welt erzählt Diedrich Diederichsen, wie der Punk mithilfe dreier Akkorde die komplexesten strategischen Manöver ausfocht. Ist aber schon 30 Jahre her.

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27.11.2006. Im Tagesspiegel erklären die Kulturpolitiker Monika Griefahn (SPD) und Peter Gauweiler (CSU) die neue Devise für das Goethe-Institut: Schluss mit dem europäischen Mischmasch und Hauptsache Deutsch. Die NZZ klagt an: Vor den Augen der ganzen Menschheit wird in Darfur ein Völkermord verübt. Für die taz besucht Gabriele Goettle die Expertin Angelika Starke, die die Literatur des 20. Jahrhunderts vor dem Säurefraß retten will. FAZ und NZZ befassen sich weiterhin mit dem Kleinkrieg zwischen dem Suhrkamp Verlag und den neuen Miteignern.

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25.11.2006. In der FAZ beschreibt der Programmierer Charles Simonyi, wie er sich auf seinen Flug in den Weltraum mit der Sojus TMA-10 vorbereitet. In der SZ erzählt Orhan Pamuk, wie er die Dinglichkeit der Dinge findet. In der NZZ schreibt der Orientalist Tilman Nagel über Gewalt und Islam. Die taz findet heraus, dass die Globalisierung an Amokläufen schuld ist. Im Tagesspiegel träumt Klaus Wowereit von einer Berliner Kunsthalle. Und die FR begutachtet die in die Jahre gekommenen Matadoren der Berliner Schaubühne.

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24.11.2006. In der Welt beschreibt Michael Kleeberg das Ende der christlichen Dominanz im Libanon - mit seinen Folgen. Die taz hört Kinderrap aus Pyongyang. In der FAZ verteidigt Hans Neuenfels die charakterbildende Wirkung der Kunst gegen die charakterschädigende Wirkung von Computerspielen. Die SZ reist ins Kasachstan Deutschlands. Die Niederlage von SZ und FAZ im Prozess gegen den Perlentaucher hat zahlreiche Medienreaktionen ausgelöst. Der Perlentaucher bringt eine Presseschau.

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23.11.2006. Die Welt staunt über die Franzosen, die in ihrem neuen Nachrichtenkanal France 24 erstmals vormachen, wie man auf Englisch französisch spricht. Der Tagesspiegel fragt nach dem tieferen Sinn der Klage von FAZ und SZ gegen den Perlentaucher, über die heute am Landgericht Frankfurt entschieden wird. Die FAZ und die anderen würdigen das einzigartige Talent Robert Altmans. In der NZZ erklärt Judith Kuckart, warum die Alten in der Bahn nach Banane riechen. In der taz spricht Michail Ryklin über die Wiederkehr des Antisemitismus in Russland. Es wird auch über Gewaltspiele im Internet diskutiert und festgestellt, dass sie wirken.

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22.11.2006. In der Berliner Zeitung skizziert Andrej Nekrassow den Unterschied im Leben der russischen Dissidenten einst und jetzt: Vor dem Fall des sowjetischen Imperiums genossen sie noch die Sympathien des Westens. In der taz empfindet Ilija Trojanow Deutschland nach der Rückkehr aus China als schmerzhaft unterbevölkert und friedhöflich sediert. In der NZZ erklärt Hans Maarten van den Brink, wie sich die Niederländer mit dem Mittel der Ironie gegen das Fremde wehren. In der Welt erzählt Tom Waits, was er auf Reisen in den Koffer packt.

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21.11.2006. In der SZ erklärt der russische Regisseur Andrej Nekrassow, weshalb in Russland ein extremer Nationalismus sowohl von rechts wie von links derzeit "cool, sogar modern" ist. Die taz greift die Spezifizierung der Küchengeräte kritisch auf. Die Welt schildert Reaktionen auf Thomas Pynchons neuen Roman "Against the Day", der offensichtlich einem Toaster ähnelt, nur dass unklar ist, was rauskommt. In der FR schreibt Najem Wali eine Hymne auf Orhan Pamuks neuen Roman "Istanbul". In der FAZ weist der Religionswissenschaftler Karl-Heinz Ohlig anhand von Münzfunden nach, dass der Islam ursprünglich eine Art christliche Sekte war.

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20.11.2006. In der NZZ erklärt Milos Forman, warum die Spanier die Ketten der Inquisition liebten. Die taz stellt den Internetdienst Eurotopics vor. In der FR solidarisiert sich Marcia Pally mit Tony Judt, obwohl sie findet, dass er völlig unrecht hat. In der Welt verteidigt der Kunstdetektiv Clemens Toussaint die Restitutionsansprüche jüdischer Erben. Die FAZ sieht in den kommenden Auseinandersetzungen um die Werke auch einen Geschäftszweig für Kunsthistoriker. Die SZ stellt die prominentesten Werke vor, die zurückgefordert werden.

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18.11.2006. In der taz beschreibt Thea Dorn den neuen Feminismus. In der Welt erinnert sich Arno Geiger an seine frühen Jahre in Wien. In der NZZ feiert Durs Grünbein den Dante der Einbildungskraft. In der FAZ überlegt Chimamanda Ngozi Adichie, was Madonna für Malawi hätte tun können. Die SZ stellt Fragen über Suhrkamp. In fast allen Zeitungen trauert die ungarische Schriftstellerelite mit bewegenden Worten um die Fußballlegende Ferenc Puskas.

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17.11.2006. Die taz staunt über den abgrundtiefen Sadismus der "Peanuts". Die NZZ vermutet nach al-Dschasira, al-Arabiya, al-Hurra und al-Alam, dass auch France 24 politischen Zwecken dienen wird. Die Welt berichtet über neuen Ärger im Hause Suhrkamp. Die SZ findet den Dresdner Bahnhof etwas putzig.

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16.11.2006. In der NZZ zeigt sich Ralf Dahrendorf angeödet von der ewigen Nazizeit in deutschen Autobiografien. In der Zeit erklärt Hans Haacke, warum er sich nicht traut, den Islam zu kritisieren, es aber zum Glück auch für inopportun hält. Die Berliner Zeitung ist ein Ort exaltierter Schmerzartikulation über die Berliner Opernpolitik. Die SZ fragt: Kann einer, der Berlin regieren kann, auch drei Opern regieren? Der Tagesspiegel köpft die Ausweicheier der Berliner Kulturszene. Die FAZ verzehrt Döner, wird aber weder krank noch suchtkrank. Der FR kommen die neuen Suhrkamp-Investoren auch irgendwie komisch vor.

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15.11.2006. Im Titel-Forum geißelt Wolfram Schütte die Tchiboisierung der SZ. In der FAZ erblickt Peter Zilahy auf einer deutschen Autobahn die Zukunft Europas. In der Welt kritisiert Ronald S. Lauder die deutschen Museen, die sich zu lange nicht um die Herkunft ihrer Werke scherten. In der FR sieht Thomas Hettche die "Flossen jener Haie", die den Suhrkamp Verlag einkreisen. Außerdem wird Wolf Biermann siebzig und bekommt ehrliche und giftige Hommagen.

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14.11.2006. Die SZ beobachtet das große Architektenwettrennen um die Ehre, dem Gasprom-Konzern ein schaurigschönes Denkmal zu setzen. In der FR löst Cora Stephan die FrauenMutterKindfrage. Außerdem plädiert sie für eine Versöhnung der alten und der neuen Suhrkamp-Eigner. Die taz beendet die Kritik der Kritik mit milden Tönen. Die FAZ ist bestürzt: Der Bayerische Rundfunk will sein Klassikradio abschaffen. In Spiegel Online erklärt Wolf Biermann, warum die Stasi so viele Spitzel hatte.

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13.11.2006. In der Welt erinnert sich Rolf Schneider an die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR. Die taz fürchtet Überproduktion bei Neo Rauch: "Die sozialistischen Abziehbildhelden mutieren ins Altdeutsche, die Muttis changieren zu Trümmerfrauen." Die SZ bringt ein Porträt des ALS-kranken Jörg Immendorff und seines Arztes Thomas Meyer, der einer der wenigen Spezialisten für die Krankheit ist. In der NZZ schreibt Mark Lilla über den Konflikt zwischen religiöser Orthodoxie und modernem Liberalismus.

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11.11.2006. Die NZZ vermisst den Islamismus in der arabischen Literatur. In der Welt schwelgt Woody Allen im Nihilismus. Der taz sind die kulturellen Ambitionen der neuen Suhrkamp-Anteilseigner unheimlich. Die SZ stört es nicht, dass Neo Rauch manchmal an den Fernsehmaler Bob Ross erinnert. Die FAZ legt ihre Wochenendbeilage "Bilder und Zeiten" wieder auf und echauffiert sich ansonsten über Günter Grass.

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10.11.2006. Die Feuilletons spekulieren: Was wollen die neuen Minderheitseigner des Suhrkamp Verlags? Sind sie überhaupt Minderheitseigner? Die taz fragt, ob wirklich beide Körper Saddam Husseins hingerichtet werden können. Außerdem bekennt Wolfgang Templin seine anhaltende Verachtung für Markus Wolf. Die NZZ liest die auflagenstärkste Zeitschrift der Welt - die Zeitschrift des amerikanischen Seniorenverbands

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09.11.2006. Der Kölner Stadtanzeiger bringt Jürgen Habermas' Petersberger Rede mit einer flammenden Verteidigung Europas gegen einen gemütlichen Neonationalismus und eine sozialdarwinistisch enthemmte Weltpolitik. Die Welt findet das neue Jüdische Zentrum in München abstrakt und unnahbar. In der NZZ kommentiert der irakische Autor Najem Wali das Todesurteil gegen Saddam Hussein. Im Tagesspiegel meint Elmar Weingarten: Für die Berliner Opern wird's sauschwer. Die Berliner Zeitung spekuliert über die Rolle der neuen Minderheitseigner im Suhrkamp Verlag. Die Zeit porträtiert den Beniner Künstler Romuald Hazoume.

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08.11.2006. Die NZZ findet Klaus Wowereits Berliner Kulturmachtergreifung verheerend. Die Welt fragt: Würde so einer, wie einst der CDU-Kultursenator Peter Radunski, eine unbekannte Choreografin wie Sasha Waltz fördern? In der Berliner Zeitung und im Tagesspiegel sieht sich Opernstiftungschef Michael Schindhelm schon als nächstes Opfer der Kulturpersonalabschaffung. Die SZ sieht es ähnlich. In der taz fordert Emel Abidin-Algan das Kopftuch für Männer. Der Kölner Stadtanzeiger bringt eine ziemlich explosive Europa-Rede von Jürgen Habermas. Die FAZ kritisiert Auswüchse des Aufklärungsfundamentalismus in Nepal.

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07.11.2006. Die Berliner Regierung hat den Kultursenator abgeschafft. Kultur untersteht jetzt direkt Klaus Wowereit. Für die Berliner Zeitung ist das schlicht Größenwahn. Die SZ beklagt die Einfallslosigkeit. Für die Welt ist die Entscheidung reine Parteipolitik. Die FR sieht all ihre Befürchtungen bestätigt. Der Tagesspiegel hört erste Drohungen Richtung Kultur. Für die FAZ wurde die Kultur glatt enthauptet. Außerdem: Die taz überlegt, wer heute die Definitionsmacht über den Pop hat. Die FAZ hört Orhan Pamuk über Literatur und Liebe sprechen.

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06.11.2006. Die taz sieht Kirchners "Berliner Straßenszene" schon im Anwesen eines Putin genehmen Oligarchen verschwinden. Ökonomisches Elend ist Bedingung für die intellektuelle Ausstrahlungskraft Berlins, behauptet die Welt. In der NZZ erinnert sich die Journalistin Lidija Klasic an erste Anzeichen für den Zerfall Jugoslawiens. In der FR befürwortet der Historiker Klaus Naumann hegende Regeln im Krieg. Die FAZ erwartet sich nicht viel von der Klimaschutzkonferenz. Die SZ lockt mit "Green Glamour".

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04.11.2006. In der Welt verteidigt Mario Vargas Llosa die Fundamentalisten der Aufklärung gegen Ian Buruma. In der taz beschimpft Karl Heinz Bohrer die 68er als potentielle brave Nazis. In der FR kritisiert György Dalos die ungarische Rechte, die den Aufstand von 1956 für sich reklamiert. In der NZZ weiß Ulrich Beck, wie die Europäer die neue Armut bekämpfen können. Die SZ randaliert bei Wikipedia. Die FAZ begreift den afrikanisch-chinesischen Gipfel als geschichtliche Umwälzung.

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03.11.2006. Für die Berliner Zeitung suchte Georg Klein in den Memoiren des Altkanzlers Gerhard Schröder nach Sprache, und fand nur wasserdichtes Vermeidungssprechen. In der taz erklärt Jon Fosse: "Für mich ist ohnehin das Nicht-Gesagte das Wichtigste." Die FAZ schildert die Neapel-Sehnsucht der Chinesen - sie hat mit einer gewissen Lässigkeit der Hafenbehörden zu tun. Die NZZ meldet, dass Microsoft den Kampf um die Wohnzimmer fast gewonnen hat. In der SZ erzählt Christian Thielemann, warum er die Münchner Kulturpolitiker ihren Berliner Kollegen vorzieht. Der Tagesspiegel spekuliert unterdes über die Abschaffung des Berliner Kultursenators.

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02.11.2006. In der Zeit erklärt Tony Judt die Psychologie der amerikanischen Juden und ihres Verhältnisses zu Israel. In der taz hält Ian Buruma die Angst der westlichen Gesellschaft vor ihren muslimischen Einwanderern für gnadenlos übertrieben. Die NZZ setzt sich mit Burumas Buch über die Ermordung Theo van Goghs auseinander. Die Welt kritisiert die Grünen, die sich dem Aufruf ihrer Parteigenossin Ekin Deligöz an die Musliminnen, das Kopftuch abzulegen, nicht anschließen. Außerdem findet die Welt die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle grell, ruppig, spitz. Die FAZ staunt nicht schlecht über Günther Oettinger, der das Haus Baden schon wieder durch den Verkauf von Staatseigentum sanieren will.

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01.11.2006. Das taz-Feuilleton schnüffelt sich in Ausübung seiner kulturkritischen Pflicht durch den büffelhäutigen Schimmer kunstvoll getünchter Kabinette in der Frankfurter Ausstellung "I Like America". Die Berliner Zeitung will sich beim Total Music Meeting in Berlin von heilig heilender Musik zum Denken anregen lassen. Die FAZ macht anlässlich des Films "Borat" darauf aufmerksam, dass Vorurteile keine amerikanische Spezialität sind. Die NZZ resümiert französische Debatten über den Kolonialismus.