Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

September 2007

Heute in den Feuilletons

29.09.2007. Es hagelt Glückwünsche in den Feuilletons. In der FR zum 800. Geburtstag des persischen Dichters Rumi, der Eselsschwänze an Engelsflügel heftete. Erst siebzig Jahre zählt Johannes Grützke, der unmodernste Maler Nachkriegsdeutschlands, wie die FAZ lobend erwähnt. Im taz-Interview fröstelt es Seymour Hersh vor dem wahrhaftigen Revolutionär George Bush. Die SZ erinnert daran, dass der Orient nicht nur ein Problemfall ist. In der NZZ betonen Übersetzer die Bedeutung ihres Berufsstands. In der Berliner Zeitung kommt Tokio Hotel zu Wort, die erste deutsche Band an der Spitze der israelischen Charts. Robert Wilsons Berliner Dreigroschenoper wird lauwarm bis begeistert aufgenommen.

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28.09.2007. In der FAZ fragt der Romanist Jürgen Trabant, warum die Deutschen lieber Englisch sprechen, statt Deutsch zu bellen. Und Andrzej Wajda erinnert an das unrühmliche Verhalten des Westens nach dem Massaker von Katyn. Im Tagesspiegel kritisiert Seymour Hersh die heutige Journalistenschaft, die zugleich smarter und dümmer geworden sei. In der NZZ erinnert Stefan Weidner an den heute wieder stark gelesenen mystischen Dichter Maulana Dschelaleddin Rumi.

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27.09.2007. Pardon, dass wir heute zu spät waren. Einer unserer Server war verschnupft und brauchte eine Vivisektion. Und hier die Feuilletons: Der Iran meint es ernst mit der Bombe, mahnt Andre Glucksmann in der Welt. Die taz meint: Zu sagen, dass Jugendliche mit islamischen Hintergrund homophob sind, ist nicht islamophob. In der FR erklärt Pierre Boulez, wie das Orchester der Zukunft aussieht. Die FAZ beobachtet Hans Magnus Enzensbergers Äußerungen über seine Rolle im Jahr 1968 teilnehmend. In der Zeit gibt Ingo Metzmacher Hans Pfitzner eine Chance. Die SZ zieht Lehren aus Andrzej Wajdas neuem Film "Katyn".

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26.09.2007. Die SZ staunt über Hans Magnus Enzensberger, der einen ganz neuen Begriff der "teilnehmenden Beobachtung" prägte. Die taz beklagt die Verrohung der Medien, die die Berichterstattung über Uwe Barschel stets mit dem Badewannen-Foto garnieren. Die Welt sieht Hanna Schygulla als die Brigitte Mira des neuen deutschen Films. Die FAZ beobachtete Mahmud Ahmadineschad bei seinem Auftritt an der Columbia Unveristät in New York. Der Freitod Andre Gorz' und seiner Frau Dorine bewegt alle Feuilletons.

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25.09.2007. Die FR fragt mit der italienischen Anästhesie-Ärztin Lina Pavanelli: Hat sich Papst Johannes Paul II. einen sanften Tod gesucht, den er selbst als "Euthanasie" verurteilt hätte? Die NZZ hat schon Andrzej Wajdas Film über das Massaker von Katyn gesehen und berichtet über zwiespältige Reaktionen. In der Welt beklagt der libanesische Autor Jacques Naoum den immer tieferen Graben zwischen den Konfessionen in seinem Land. Die SZ begeht die Drehorte von Tom Cruises Stauffenberg-Film in Brandenburg und findet eine vom Krieg gezeichnete Landschaft.

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24.09.2007. Manche Feuilletons finden die Stammheim-Spektakel in Stuttgart großartig, andere ein bisschen narzisstisch. Die NZZ fragt: gibt es eine Opferpflicht des Staatsbürgers? Die FAZ porträtiert die Mafia-Fotografin Letizia Battaglia. Für die taz trifft Gabriele Goettle eine Zaubereiexpertin.

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22.09.2007. In der FAZ macht Katharina Wagner - ohne uncharmant werden zu wollen - zwingende Gründe für ihren Bayreuther Machtanspruch geltend: Sie ist noch jung genug. Die NZZ wirft einen kritischen Blick auf die politische Lage der Frauen in Pakistan. Die FR berichtet mit Erstaunen von der auf der Popkomm artikulierten Sehnsucht der Popmusik nach Fördergeld. Die Berliner Zeitung bedauert das Verschwinden der Kindheit. Die SZ feiert die Fotografin Taryn Simon.

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21.09.2007. In der taz fürchtet der Rapper Textor, dass das Downloaden von Musik schlechte Auswirkungen auf den musikalischen Geschmack hat. In der FAZ erklärt Romuald Karmakar, warum der Westen über den Islamismus gar nicht so viel wissen will. Die SZ stellt Meinhard von Gerkans Projekt einer Architektur-Akademie vor. Die Welt hat sich die monumentale Dokumentation von Ken Burns über den Zweiten Weltkrieg angesehen. Die NZZ schildert das schwierige Verhältnis der Schweizer Zeitungsverleger zu Google.

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20.09.2007. In Spiegel Online erklärt Bernhard Schlink, wo ihm der Verteidigungsminister weh tut. In der Zeit beschreibt der serbische Schriftsteller Vladimir Arsenijevic den Hass seiner Landsleute auf die Kosovo-Albaner. In der Welt erklärt Fatih Akin, wie es kommt, dass seine Filme Weltkino sind. SZ und taz sind nicht zufrieden mit Kardinal Meisners Entschuldigung. Die FR nutzt die Bilanz der Documenta XII zu einer Klage über die Auswüchse des Kuratorentums. In der taz zieht Romuald Karmakar Parallelen zwischen Imam Fazazi und Heinrich Himmler.

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19.09.2007. Die Feuilletons lauschen gebannt den Hassreden eines islamischen Predigers, die in Romuald Karmakars neuem Film "Hamburger Lektionen" verlesen werden. In der taz versichert die marokkanische Soziologin Fatima Mernissi, dass die islamischen Länder dank Internet demokratisch werden. Spiegel Online berichtet, dass die New York Times ihr gesamtes Archiv und fast alle bisher kostenpflichtigen Bereiche freistellt. In der FAZ erklärt Kardinal Meisner, was er meinte, und die NZZ fasst die Reaktionen auf Meisner "schiefe Predigt" zusammen und erkennt einen neuen radical chic unter deutschen Intellektuellen. Die SZ begutachtet den Entwurf für das neue Spiegel-Hochhaus in Hamburg.

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18.09.2007. In der FR erklärt Rüdiger Safranski, warum 68 für ihn eine romantische Bewegung war. In der Welt sieht Petros Markaris nach Waldbrand und Neuwahlen schwarz für Griechenland.  In der FAZ reibt sich Werner Spies dankbar die Augen über die nun wieder ehrlich artikulierte Kunstfeindlichkeit der katholischen Kirche. Das Berliner Literaturfestival wird allenthalben wohlwollend resümiert.

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17.09.2007. Die SZ verteidigt den Katholizismus der Kunst gegen den kunstunkundigen Kardinal. Auch die taz findet recht kritische Worte für Taliban Meisner. Im Tagesspiegel schildert Kathrin Röggla mit Naomi Klein die Krisenszenarien des Kapitalismus. Die Welt findet: Das 'Rrrrrrrrrrrataplan' gelingt der Cecilia Bartoli doch besser als belcanteske Schlankheit. Die FR meint dagegen: Vergesst Netrebko.Die FAZ stellt ein neues amerikanisches Filmgenre vor: den Irak-Film.

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15.09.2007. In der FAZ deckt Otto von Habsburg einen historischen Skandal auf: die Österreicher wurden 1938 gezwungen, auf dem Heldenplatz zu jubeln. In der Berliner Zeitung stellt Sonja Margolina ein von der russisch-orthodoxen Kirche unterstütztes Pamphlet vor, das Russland eine klerikalfaschistische Zukunft wünscht. Die taz bringt eine Sondernummer zur Zukunft der Zeitung, die aber nicht im Internet stattfindet. Die SZ zieht eine unzufriedene Schlussbilanz der Documenta. In der NZZ denkt der Dramaturg Bruno Hitz über den Schrei des Ödipus nach. Die Entscheidung, Tom Cruise im Bendlerblock drehen zu lassen, wird vielfach kommentiert.

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14.09.2007. In der NZZ beklagt Sonja Margolina die politische Abstinenz in Osteuropa. In der taz berichtet Ivaylo Ditchev vom Trend unter Bulgariens Unternehmern, eigene Parteien gründen, um Schmiergeld zu sparen. In der FR analysiert Ulrike Ackermann das Unbehagen des Bürgers an der Freiheit. In der Welt stellt Michael Ondaatje fest, dass zu den besten englischen Autoren Inder, Iren oder Polen gehören. In der FAZ schildert Roberto Saviano, wie Ostdeutschland für die Mafia zum Einfallstor nach Osteuropa wurde. Im Tagesspiegel warnt Cecilia Bartoli vor dem Kollaps des italienischen Kultursystems. Und die SZ widmet sich dem konservativen Kulturkampf am Obersten Gerichtshof der USA.

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13.09.2007. In der taz erklärt es Tariq Ramadan für unislamisch, nicht die deutsche Verfassung anzuerkennen. Die FAZ berichtet über die recht rabiat geführte Diskussion in Bulgarien um das Massaker von Batak. Die NZZ fragt, was eine Kulturpolitik bringt, die nur darauf setzt, dass sich die Leute vor der Mona Lisa die Füße blau trampeln. In der SZ erklärt Christian Petzold, dass filmische Wahrheit nicht im Schneideraum entsteht. Die Zeit erklärt, was heutige Möchtegern-Diven von einer Maria Callas unterscheidet: Ihnen fehlt die Willenskraft. Und die Welt fordert mehr Respekt vor Robotern.

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12.09.2007. Im Tagesspiegel stellt Regisseur Christian Petzold klar, dass das deutsche Kino durchaus Sterne hat, nur keinen Himmel. Die FAZ schreibt zudem eine Hymne auf Petzold und seinen Film "Yella". Die FR bekennt sich zur inneren Unsicherheit. In der Welt erklärt Peter Stein, warum Demokratie Autoritäten braucht, das Theater aber keine Frauen. Die NZZ hat auf der Biennale von Istanbul einen Klumpen Hackfleisch genossen. Und die SZ hat Gedichte tanzen gesehen.

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11.09.2007. Die SZ sieht sich an, wie internationale Architekten die in Öl, Gas und Geld schwimmenden Städte Russlands umbauen. Die NZZ besichtigt Essen, ewige Kulturhauptstadt mit leichtem Hang zur Megalomanie. In der Welt nimmt sich der iranische Schriftsteller Said den zu Katholizismus, Kommunismus und Islam konvertierten Peter Schütt vor. In der FAZ pocht der Biomediziner Max Schöler auf den Unterschied zwischen Embryonen und Föten. Die taz besucht die Biennale von Istanbul. Der Tagesspiegel beschreibt, wie sich die Superhelden des amerikanischen Comic-Mainstream im Kampf gegen den Terror verstricken.

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10.09.2007. Mit verhaltener Begeisterung nehmen die Feuilletons den Goldenen Löwen für Ang Lees "Lust, Caution" auf und sorgen sich ein wenig um die Zukunft der Biennale von Venedig. Die SZ verabschiedet sich von der Privatsphäre und schlägt das offene Existenzbuch des PC-Inhabers auf. Die NZZ durchquert mit dem Rad die Alpen. In der Berliner Zeitung beschreibt der zum Islam konvertierte Christian Hoffmann, wie er sich aus der Mehrheitsgesellschaft herauskatapultiert hat.Und in Spiegel Online rätselt Thea Dorn, welche Teufel in schwache Frauenleiber und Intendantenköpfe gefahren sein können.

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08.09.2007. Die SZ veranschaulicht die Versuchungen des Islam mit dem Heiratsantrag eines vielversprechenden, aber etwas autoritären Typen. Zum morgigen Anti-Mugabe-Tag weist der simbabwische Dichter Chenjerai Hove den Diktator seines Landes darauf hin, dass das Volk ungern Paviane wählt. In der Welt seufzt Mario Vargas Llosa über die Kollateralopfer der Meinungsfreiheit, Anstand und Privatsphäre. Hans Werner Henzes Vertonung der "Phaedra" wird uneinheitlich bewertet, FAZ und Tagesspiegel aber bewundern belcantistischen Glanz und zwölftönige Wohllaute.

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07.09.2007. Die Feuilletons verabschieden den großen Luciano Pavarotti: Für die Welt überflügelte er den Titan Caruso und konnte doch nicht einmal richtig Noten lesen. Die SZ erinnert sich seufzend an seine Höhenbrillanz und Durchschlagskraft. Für die NZZ hat er die Oper zu einer kulinarischen Gattung gemacht. Die FAZ vermisste bei ihm allerdings das Existentielle. Außerdem erklärt der Schriftsteller Christoph Peters in der Welt, warum Konvertiten keine halbe Sachen machen. In der taz konstatiert Benjamin Biolay, dass Frankreichs Konservative einfach keinen Geschmack haben.

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06.09.2007. Die Zeit fragt sich, wie man gegen den neuen Sexismus angeht, der seinen Frauenhass nicht ernst meint, sondern nur verkaufen will. Die Welt fragt, was Konvertiten am Islam reizt. Die taz setzt auf ein ostdeutsches 68. Die FAZ war auf dem Theaterfestival von Kabul. Die SZ entdeckt Deutschlands Herz zwischen Wittenberg und Weimar. Und die FR bewundert Santiago Calatravas Chicago Spine, der sich wie Rauch aus einem Lagerfeuer in den Himmel windet. 

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05.09.2007. Dreißig Jahre nach Beginn des Deutschen Herbstes erinnert die FR an den Kult der Gewalt der Siebziger. Andres Veiel beschreibt im Tagesspiegel, wie die RAF eine ganze Generation an den Angelhaken bekam. Die NZZ kann aber feststellen: Der revolutionäre Gestus hat ausgedient. In der FAZ verteidigen sich die Klimaskeptiker gegen die Apokalyptiker. Die taz staunt über die Familienseligkeit der neuen Männerliteratur. Und in der Welt schreibt David Grossman: "Das gute Buch macht den Leser einzigartig."

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04.09.2007. Die taz fragt sich nach John J. Mearsheimers und Stephen Walts "Israel-Lobby", was eigentlich die nationalen Interessen sind, von denen die USA durch jene Lobby abgebracht werden. In der Welt warnt Walter Laqueur vor der Zerstörung des Erdballs durch religiöse Fanatiker. Die SZ fühlt sich bei Manu Chao wie im feuerroten Spielmobil.

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03.09.2007. In der Gazeta Wyborcza analysiert Heinrich August Winkler die antideutschen Ressentiments in Polen und die Ich-Schwäche der Rechten. In der SZ beschreibt Sonja Margolina, wie Russlands orthodoxe Kirche auf Glauben, Moral und Vaterland statt individuelle Menschenrechte setzt. In der NZZ beobachtet Zafer Senocak den Aufbruch aus dem anatolischen Hinterland. Und in der Welt erklärt Gerhard Schulze rechts und links für überholt.

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01.09.2007. In der SZ preist Sibylle Lewitscharoff den großen Karl May und die ihm gewidmete Ausstellung in Berlin. Die FR erklärt, wie und warum Wolfgang Schäuble das dreifaltige Böse bekämpft. In der taz erläutert Herfried Münkler den Unterschied zwischen nationalrevolutionär-ethnoseparatistischem und sozialrevolutionärem Terrorismus. Die Welt stellt klar, dass die Romantik keine allein deutsche Angelegenheit war. Die FAZ preist Brian De Palmas bösartige Abrechnung mit dem Irakkrieg "Redacted". Und die NZZ liest Joseph Conrad.