Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Juni 2003

Heute in den Feuilletons

30.06.2003. Alle sind mehr oder weniger entsetzt über die schlechte Qualität der Texte bei den Klagenfurter Literaturtagen. Die SZ fand nur eine "Regelpoetik der Pathologie, ein Dogma der Negativität". Die FR vermisst das "große Ding". Die taz fand's "langweilig, öde, spannungslos". Aber lag's an den Autoren, die nur um die eigene Befindlichkeit kreisen, wie die FAZ meint, oder an den Juroren, die kein Händchen hatten, wie die NZZ fragt?

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28.06.2003. In der taz unterzieht Emmanuel Todd die USA einer Psychoanalyse. Die NZZ fragt: Gibt es überhaupt indische Literatur? Die FAZ freut sich, dass jetzt auch in Texas Schwule legalen Sex haben dürfen. In der FR findet sich der Filmregisseur Paul Schrader originell. Die SZ fährt Rad mit den Windhunden der Tour de France.

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27.06.2003. Der "Kerneuropa"-Streit wird fortgesetzt. In der FAZ wirft Hans-Ulrich Wehler seinem Kollegen Jürgen Habermas arge Verharmlosungen vor. In der Welt fragt Ulrike Ackermann, ob Habermas und Derrida schon mal was von Osteuropa gehört haben. Die NZZ bewundert die Karriere der chinesischstämmigen Amerikaner. Die FR porträtiert Neapel. Die taz hört Schmerzmusik. In der SZ warnt Gianni Vattimo vor EU-Präsident Berlusconi.

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26.06.2003. In der Zeit gibt Leon de Winter der "Roadmap" für den Frieden in Israel kaum Chancen. Die FAZ veröffentlicht eine bisher unbekannte Erzählung Isaak Babels über Odessa. Die FR zeichnet Berlin mit dem Preis für die katastrophalste Kulturpolitik aus. Die taz stellt sich dem Rätsel des britischen Familienfilms (warum wird er nie kitschig?) Die SZ fragt, ob sich die Kultur aus Sparzwang zähmen lässt.

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25.06.2003. Den bösen Zaun der Israelis verdammt Joseph Croitoru in der FAZ. Die SZ freut sich über die Abrechnung der New Republic mit der Kriegspropaganda der Bush-Regierung. "Orwell Matters!", ruft die taz, und die FR stimmt ein. Die NZZ begutachtet Wissenschaft in Budapest und Kultur in Madrid.  

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24.06.2003. In der SZ stellt Wolf Lepenies fest, dass George Orwell kein Engel war. Die FR konstatiert: "Wo sich der Deutsche heimatlich fühlt, denkt er an Bayern." Die NZZ betont, dass keineswegs alle irakischen Kulturschätze gerettet worden sind. Die FAZ verliebt sich in den pubertierenden Harry Potter.

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23.06.2003. In der SZ bezweifelt der Historiker Paul Kennedy, dass ein "Kerneuropa" realisierbar sei. Die taz verabschiedet die provinziellen Spießer von "Modern Talking". Die NZZ stellt das Tagebucharchiv in Emmendingen vor. Die FAZ geht der "Kunstraublüge von Bagdad" nach.

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21.06.2003. In der FAZ schildert der amerikanische Schriftsteller Dirk Wittenborn die Freuden des Kokaingenusses. In der NZZ hält Claudio Abbado ein Plädoyer für das Moderne. Die SZ feiert den erotischen Enthusiasten Wilhelm Heinse. In der FR erklärt der amerikanische Soziologe Mark Lilla, wie die Europäer die politische Entwicklung der amerikanischen Rechten verschlafen haben. Die taz porträtiert die 33-jährige Torwächterin der amerikanischen Literatur: Deborah Treisman.

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20.06.2003. Nach dem Eintritt osteuropäischer Länder in die EU prophezeit Andrzej Stasiuk in der SZ eine fröhliche Balkanisierung Westeuropas. In der taz erzählt der US-Hardliner Richard Perle, was die USA als nächstes vorhaben: "Regime change" im Iran. In der FAZ erfahren wir, wie Friedenswahrung im UNO-Auftrag funktioniert.

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19.06.2003. Hessen und Bayern feiern heute Fronleichnam. Nur die tazler und NZZler mussten arbeiten. Vielleicht deshalb meditiert die NZZ heute über die Farbe Grau. Die taz untersucht die Auswirkung des 11. Septembers auf die Fiktionalisierung der Stadt New York.

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18.06.2003. Die Zeit wirft den Staatsanwälten, die gegen Michel Friedman ermitteln, Antisemitismus vor. Die SZ bringt einen Gegenartikel zur Diskussion um die "Bundeslöschtage" - da wird an einer Legende gewoben. Die taz fragt: Sind die Neocons verdeckte Trotzkisten? Die NZZ beschreibt den Siegeszug der englischen Sprache in Asien. Die Reaktionen auf die Kür Susan Sontags zur Friedenspreisträgerin sind gemischt.

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17.06.2003. In der NZZ erinnert sich Günter Kunert an die gramvolle Miene Bert Brechts am 17. Juni. In der FAZ schreiben Andre Kubiczek und Reinhard Jirgl über das Datum. In der FR fragt Richard Wagner, warum sich die Intellektuellen nicht mit den Arbeitern der Stalinallee solidarisierten. Die SZ kritisiert die Einstellung des Untersuchungsverfahrens wegen der Löschung von Akten im Bundeskanzleramt.

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16.06.2003. In der SZ verteidigt Dan Diner den ortlosen Hegemon USA. Die taz fragt nach der Bedeutung von Kokain in der Medienlandschaft. In der NZZ fragt Thomas Macho, ob es überhaupt nationale Literaturen gibt. In der FAZ erklärt Dieter Grimm, warum er keine Verfassung für Europa will. 

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14.06.2003. Die Biennale von Venedig kommt allgemein schlecht weg: Die SZ rettet sich in die "Zone of Urgency". Die FAZ diagnostiziert Hysterie. Die NZZ findet nur noch Rinnsale, wo eines der Canale Grande war. Die taz löst in einem sehr lesenswerten Dossier die Rätsel des 17. Juni. Die FR findet, dass Hillary Clinton mit den Jahren immer schöner wird.

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13.06.2003. Martin Mosebach betrachtet in der SZ das Grenztheater zwischen Nord- und Südkorea. Die FAZ freut sich über die Breite der Auseinandersetzung mit dem 17. Juni. Die NZZ schildert die Bemühungen Polens um sein jüdisches Erbe. In der taz analysiert Bahman Nirumand die jüngsten Proteste im Iran. Und die FR staunt über Berlusconis Toleranz - mit der Mafia.

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12.06.2003. Die Zeit erklärt, warum die USA am 17. Juni 1953 die DDR opferten. Die NZZ meditiert über den sagenhaften Erfolg von Elke Heidenreichs Büchersendung "Lesen". Die FAZ schildert den israelisch-palästinensischen Kampf ums Wasser. Und alle bereiten uns auf die Biennale in Venedig vor.

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11.06.2003. In der SZ fragt Peter Esterhazy: Wie groß ist der europäische Zwerg? In der taz fragt sich Schlagzeuger Lars Ulrich, warum Metallica-Songs als Foltermittel eingesetzt werden (wo es doch grausame deutsche Bands wie Kreator gibt). In der NZZ klagt die Zürcher Archäologin Cornelia Isler-Kerenyi über deutsche Hobbyarchäologen. In der FR wettert Elmar Altvater gegen das internationale Kapital.

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10.06.2003. In der SZ plädieren Navid Kermani und Wolf Lepenies für die Einrichtung einer Akademie islamischer und jüdischer Kulturen. Die taz bekommt Schleimhautzucken bei der Lektüre Hillary Clintons. In der FR erklärt Herfried Münkler den USA, warum sie im Irak scheitern. Die NZZ meditiert über die Rolle des Mopeds beim Aufstieg Vietnams. Die FAZ erinnert an den 17. Juni in Jena und Bitterfeld.

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07.06.2003. Die FR stellt fest: Niemand schafft es hierzulande, die Literatur angemessen ins Fernsehen zu bringen, auch Elke Heidenreich nicht. Außerdem erklärt Richard Wagner, warum sich die Osteuropäer lieber Amerika anschließen würden. In der SZ beklagt Timothy Garton Ash eine durch Medien hysterisierte Politik. In der NZZ porträtiert Laszlo Földenyi dieKünstlerin Sophie Calle. Der FAZ erschien eine "Zauberkönigin Courage".

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06.06.2003. In der SZ will Richard Chaim Schneider dem Frieden von Akaba nicht recht trauen. In der taz feiert Diedrich Diederichsen das hochintelligente und stumpfsinnig groteske Werk von Martin Kippenberger. In der FR erklärt Robert Menasse, warum die österreichische Provinz morgen voller Hass gegenüber dem Urbanen sein wird. Die NZZ porträtiert Lei Feng, einen mythischen Helden der chinesischen Arbeiterklasse. In der FAZ plädiert der Europaabgeordnete Armin Laschet für eine schwarz-grüne Koalition.

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05.06.2003. Die Zeit rügt Habermas' rüden Umgang mit Osteuropa. In der SZ zerpflückt Ludwig Ammann neueste Lesarten des Korans. In der FR spricht Kulturministerin Christina Weiss über ihre Pläne zur Filmförderung. In der FAZ finden wir eine für Pazifisten erschütternde Meldung: Die Iraner wären dankbar für eine Befreiung von ihrer Regierung.

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04.06.2003. In der FAZ schildert Hubertus Knabe die hässliche Rolle der Intellektuellen am 17. Juni 1953. Die NZZ resümiert kritische Reaktionen auf Jürgen Habermas' "Kerneuropa"-Initiative. In der FR vermisst der Politologe Wolfgang Merkel eine "genuin sozialdemokratische Philosophie der Gerechtigkeit". In der SZ bezweifelt Salomon Korn, dass es so etwas wie eine deutsch-jüdische Kultur jemals gegeben hat.

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03.06.2003. Jürgen Habermas' Rückzug auf  "Kerneuropa" scheint fehlzuschlagen: "Zutiefst engstirnig" nennt der Historiker Harold James in der SZ Habermas' Europa-Vision. Die FR stellt fest: "Rumsfelds Wort vom 'alten Europa' hat gesessen." Die FAZ fragt sich, was für ein Europa Habermas eigentlich meint. Aber es gibt auch andere Themen: Die taz interviewt den kurdischen Regisseur Bahman Ghobadi. Die NZZ resümiert den Kirchentag.

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02.06.2003. Die SZ macht uns mit der Wirkung nicht tödlicher Waffen vertraut: Man fühlt sich insgesamt wie ein einziger Musikantenknochen. Die FR muss zugeben: Christian Thielemann lässt sich als Wagner-Dirigent nicht toppen. In der NZZ analysiert Richard Herzinger den transatlantischen Streit. Die taz nimmt die von Habermas initiierte "Kerneuropa"-Debatte auf, fühlt sich von dem Philosophen allerdings im Stich gelassen: "armseliges Europa-Bild".