Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

August 2005

Heute in den Feuilletons

31.08.2005. In der Welt bekennt sich Mario Vargas-Llosa trotz allem irgendwie doch zu Sartre. Die taz versucht Slavoj Zizek zu verstehen, der Darth Vader zu verstehen versucht. Die NZZ fühlt sich durch unsere engagierten Literaten an Musterknaben aus der Staatsbürgerkunde erinnert. Die FAZ lauschte einem Scherz von Lech Walesa. In der FR träumt Marcia Pally von einem Weltjugendtag für aufgeklärte Jugendliche.

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30.08.2005. In der Süddeutschen analysiert Timothy Garton Ash messerscharf: Die Iraker sind die Buren der Amerikaner. Im Tagesspiegel untersucht Matthias Greffrath die drei Kategorien von "Arbeitern" in Deutschland. Die NZZ hat Ohrensausen vom Tanz im August. Auch die FR ist glücklich: In der Chansonsängerin Camille entsteht etwas Besonderes. Die taz schickt Impressionen vom Filmfestival in Sarajewo.

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29.08.2005. Die taz und die NZZ konstatieren, dass 25 Jahre nach der Gründung der Solidarnosc in Polen die Solidarität abhanden kam. In der taz taucht außerdem Gabriele Goettle in die Hölle der Arbeitsagenturen ein. Die SZ kommt nochmal auf die so fruchtbare wie furchtbare Zusammenarbeit zwischen Andrea Breth und Christian Boltanski bei der Ruhrtriennale zurück.

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27.08.2005. In der NZZ erklärt Kazuo Ishiguro die Psychologie der Gebildeten. In der FR erklärt Harald Welzer die Psychologie von Massenmördern. In der SZ erklärt Ayaan Hirsi Ali, warum die Tabus im Umgang mit dem Islam gebrochen werden müssen. Die Welt feiert den Maler Michael Burges. Und dann das Kreuz mit Houellebecq: Man will ihn nicht lesen, man muss ihn lesen, findet die FAZ.

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26.08.2005. In der FAZ fragt Monika Maron: Was hat man nur gegen Angela Merkel? Die FAZ ergründet auch die Höhen und Tiefen der Stimme von Anna Netrebko. Die Welt ergründet die Höhen und Tiefen der Zeitschrift Spex und bringt außerdem ein großes Porträt der Bechers. In der SZ bekennt Peter Zadek, dass er mit Konzepttheater nichts anfangen kann. Die taz spricht mit der meistgehörten Sängerin der Welt: Asha Bhosle.

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25.08.2005. In der Zeit klärt Amos Oz die Europäer auf: Mit den Mitteln der Gruppentherapie ist im Nahen Osten kein Frieden zu erreichen. Die FR findet den neuen Houellebecq antisemitisch, antiislamistisch, frauenfeindlich, kinderfeindlich, ja menschenfeindlich. In der NZZ beklagt der irakische Lyriker und Verleger Khalid al-Maaly die mangelnde Qualität der irakischen Feuilletons. In der FAZ freut sich Wim Wenders über seine Fortschritte bei Frauen. Die SZ hatte Gespür für den untergetauchten Schriftsteller Peter Hoeg.

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24.08.2005. George Tabori erzählt im Tagesspiegel, wie er Thomas Mann einst beim Gebrauch volkstümlicher Ausdrücke beobachtete. In der Welt erklärt Andrea Breth, wie sie das Theater gerne hätte, aber immer seltener vorfindet. Die NZZ streitet über Xiao Yus "Fötus-Objekt". Wim Wenders' neuer Film "Don't Come Knocking" bekommt laue bis freundliche Kritiken. Die SZ beklagt die herzlose Selbstgerechtigkeit der Künstler beim SPD-Kulturforum.

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23.08.2005. Die SZ feiert die "beeindruckendste Interpretation von Beethovens Fünfter, die jemals irgendwo stattfand". Die FR besucht schon mal den neuen Berliner Club "Goya". In der NZZ  beklagt der syrische Dichter Sadiq al-Azm den mangelnden Willen zur Demokratie in den arabischen Ländern. In der FAZ träumt Amos Oz von einem Israel ohne Besetzung und Siedlungen.

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22.08.2005. Die NZZ vermisst unkonventionelle Lebendigkeit in Schanghai. Die FAZ stellt apokalyptische Visionen über die Zukunft der französischen Tagespresse vor. Die SZ jubelt über hochdissonante Reibeflächen bis zur Emanation bei einer Aufführung von Bruckners Dritter. Die FR feiert Christoph Schlingensiefs Geschichtsrevue "Odins Parsipark". In der Welt untersucht der Kunsthistoriker Klaus Honnef die Folgen der Digitalisierung für die Fotografie. Die taz fordert eine interkulturell modifizierte Leitkultur.

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20.08.2005. Die FR wettert gegen kulturpolitische Querschüsse aus der Hauptstadt. In der Welt beklagt Anne-Sophie Mutter den geringen Stellenwert der Musik in Deutschland. Die taz ärgert sich über Hohlphrasen im katholischen Pop. In der NZZ warnen Claus Leggewie und Erik Meyer vor Erika Steinbachs Zentrum gegen Vertreibungen. Die SZ erklärt das Problem mit der Kultursubvention. In der FAZ will Hans Magnus Enzensberger nicht behaupten, dass er Opfer eines Berufsverbots sei. Und Ralph Dahrendorf fordert die Deutschen auf, nicht immer so schlecht gelaunt zu sein.

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19.08.2005. In der FR wendet sich der Systemtheologe Peter Fuchs angwidert vom "betäubenden Spektakel der Gefühlsduselei" beim Weltjugendtag ab. Die taz lädt die Internetfilmserie "The Scene" herunter. Die FAZ erzählt die tragische Geschichte der von Gerhard Richter porträtierten Tante Marianne. Die SZ richtet  mahnende Worte an die FAZ, deren groß angekündigte "Frankfurter Allgemeine Bücherei" nun nicht von Hans-Magnus Enzensberger herausgegeben werden darf.

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18.08.2005. In der Zeit weist Philip Roth nach: Die schlechtesten Rezensenten der Welt sind die der New York Times, denn sie verstehen seine Bücher nicht. Die SZ ist erschüttert: Streit in dieser Gesellschaft! Auch der Strandurlaub in Italien ist viel zu teuer geworden, kritisiert die FAZ. Außerdem herrscht Dissens über eine kulturpolitische Diskussion in Berlin: Wer ist inkompetenter - die Politiker oder die Kulturschaffenden? Im Spiegel warnt Gerhard Richter vor überteuerten Gerhard-Richter-Bildern.

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17.08.2005. In der FAZ fragt Wilhelm Hennis, ob die 'Verfassungsorgane' nur noch Attrappen für die Machtgier der Parteien seien. Die NZZ beklagt den braindrain in Russland. Im Tagesspiegel erinnert sich Bertrand Tavernier an seinen Klassenkameraden Volker Schlöndorff. Die Welt erinnert an Oskar Lafontaines spontanen Widerwillen gegen all die Ostdeutschen im Jahre 1989.

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16.08.2005. Die SZ erklärt, warum Benedikt XVI. mit den Deutschen nicht warm wird. In der FAZ hält Kurt Biedenkopf fest, wer das demografische Problem zuerst erkannte: er, und zwar 1977. Die NZZ hätte gern Wislawa Szymborska besucht, wurde aber nicht empfangen. Und die Welt erzählt Geschichten aus Danzig: "Fünf einfache Arbeiter planten einen Aufstand..."

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15.08.2005. In der Welt spricht Christoph Schlingensief über Karol Wojtyla und im Tagesspiegel über Ossis, die aua machen. Die taz outet den Weltjugendtag als leicht zynische Veranstaltung. Die NZZ sah die Schriftstellerin Fabrizia Ramondino wie eine bunte Fledermaus majestätisch gleiten. Die FAZ feiert aus Anlass des 50. Todestags von Thomas Mann den großen Kritiker Marcel Reich-Ranicki.

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13.08.2005. Wim Wenders erklärt in der Berliner Zeitung, warum Remmidemmi 5 nicht die Zukunft des Kinos sein kann. Die NZZ begutachtet kritisch den Versuch, die Schriftstellerei zu akademisieren. Die taz widmet sich dem Blogger-Phänomen. In der FAZ erzählt Josef Winkler, wie er in Neu Delhi Gedichte von Gerald Zschorsch falsch las, und Andrzej Stasiuk erklärt, warum Johnnes Paul II. auf keinen Fall ein Amtsheiliger werden darf. In der SZ erklärt der Schriftsteller Dag Solstad, warum die Norweger nicht so reich wie die Saudis sind.

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12.08.2005. Nun ist Thomas Mann fünfzig Jahre tot. Die taz äußert sich misstrauisch über das inszenierte Gedenken. Aber die FAZ entscheidet: Thomas Mann ist der Referenzpunkt. Uwe Tellkamp findet Mann dagegen in der Welt recht merkwürdig, während er in der SZ "Glockenschall, Glockenschwall" anstimmen lässt. In der SZ enthüllt Irshad Manji den "verborgenen Unterleib" des Islam. Im Tagesspiegel wendet sich Orhan Pamuk gegen ein konservatives Europa, das die Türkei ausschließen will.

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11.08.2005. In der Zeit schreibt eine begeisterte Patti Smith über die Symbolik des Hasen in Christoph Schlingensiefs Bayreuther "Parsifal"-Inszenierung. In der NZZ beklagt Hanif Kureishi die Unfähigkeit des Islam zum Multikulturalismus. Die Welt fühlt sich durch die Heuschrecken-Debatte an Gustav Freytags antisemitischen Roman "Soll und Haben" erinnert. In der taz fürchtet der Historiker Gabriel Kolko: In einem demokratischen China würden die Kommunisten die Wahlen gewinnen.

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10.08.2005. In der Welt stellt Rolf Schneider richtig: Die DDR war nicht proletarisch, sondern kleinbürgerlich. Die FAZ wirft einen Blick auf die kommende Theatersaison: Sie wird links und fromm. In der SZ fragt Alfred Grosser nach den Gründen für die soziale Unzufriedenheit in Europa.

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09.08.2005. Die knuffig-knusprige Anna Netrebko versetzt die Feuilletons in Schwingung. Die FAZ ruft "Danke, Anna!" Die NZZ seufzt: "Mon Dieu, welche Aufregung". Die SZ gesteht "Überraschung und Glück" beim Hören und Betrachten der "Traviata" in Salzburg. Die NZZ betrachtet außerdem ein Kunstwerk von Xiao Yu in Bern und fragt: Ist der Kopf eines Fötus auf dem Körper einer Möwe echt?

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08.08.2005. In der FAZ porträtiert Mario Vargas-Llosa den wahrscheinlich letzten französisch gesinnten Ästheten dieser Welt. Die SZ beschreibt, wie die Mafia respektabel wird. In der NZZ behauptet der Japanologe Florian Coulmas, dass die Amerikaner die Atombombe niemals auf die Deutschen abgeworfen hätten. In der taz erklärt Gretchen Dutschke, warum Rudi Dutschke kurzfristig mit der Gewalt kokettierte: Das Establishment war schuld.

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06.08.2005. "Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört." Alle kommentieren die Übernahme von ProSieben Sat. 1 durch Springer, wenn auch nicht alle so eindeutig wie die SZ, die außerdem die Verwandtschaft von Politik und Frischkäse herausstreicht. Die FAZ befragt vier Schriftsteller nach ihren Lieblingsrandfiguren bei Thomas Mann, während die Welt über dessen Mut staunt. Die NZZ reanimiert die klassische Musik, zumindest in der Wochenendbeilage. Und alle äußern sich zu Hiroshima und der wieder anwachsenden atomaren Bedrohung.

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05.08.2005. In der NZZ will der Autor David Lodge den Irak-Krieg nicht als Grund für die Londoner Attentate ansehen. Die FAZ kritisiert die Museen für zeitgenössische Kunst, die sich zu Geiseln der Sammler machen. In der Welt fürchtet Ralf Dahrendorf, dass die Sozialmodelle in Deutschland und Frankreich mehr Traum als Wirklichkeit seien. Die taz entdeckt eine ganz neue Zwillingsschwester der Freiheit: die Gleichheit. Die SZ bringt eine ganze Seite über Hiroshima. Im Guardian fordert Hanif Kureishi einen Multikulturalismus des Konflikts.

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04.08.2005. In der Zeit erklärt Heinrich August Winkler, warum es die Iraker gar nicht verdient haben, von den Amerikanern besetzt zu werden. Der Tagesspiegel diagnostiziert: Brandenburg mental verwahrlost. Die NZZ stellt die letzte jemals von der EMI herausgebrachte "Tristan"-Aufnahme vor. In der taz schildert Navid Kermani bedrückende Erlebnisse von einer Palästina-Reise. Die SZ begutachtet die Museumsinsel in Berlin.

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03.08.2005. Die Welt schlägt die bench mark der Kathederprophetie: Giorgio Agamben. Die NZZ besucht Christian Diors Geburtshaus in Granville. Die FR besichtigt die Bauten von Alvaro Siza in Porto. In der SZ fragt der Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler: Wer hat meinen Daimler Chrysler so zerstört? In der FAZ erklärt der irische Schriftsteller John Banville, warum sich die IRA nicht auflöst.

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02.08.2005. Die NZZ reist durch Böhmen und spürt Tendenzen zur deutsch-tschechischen Versöhnung auf. Die SZ entdeckt in den aktuellen Wahlprogrammen kein ehrliches Rezept für die Neuen Länder. In der taz beklagt Zafer Senocak die emotionale Kälte der Deutschen, die ihr Problem mit der Integration durch Statistiken kaschieren. Die FR fragt: Ist Al Qaida eine Erfindung der westlichen Geheimdienste? Der FAZ fehlen 90 bis 150 Millionen Frauen.

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01.08.2005. In der SZ erklärt Juri Andruchowytsch, warum die Russen, anders als die Ukrainer, am Brot nur riechen. In der FAZ wendet sich Ernst Jandl an die verehrten lederriemen und leser. In der taz fordert Herfried Münkler: Die Europäer müssen eine imperiale, zumindest aber sub-imperiale Aufgabe übernehmen. In der Berliner Zeitung sagt Rita Kuczynski eine Wiedervereinigung von SPD und Linkspartei an.