Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Mai 2005

Heute in den Feuilletons

31.05.2005. Braucht Europa eine Trikolore, fragt die SZ. Ein Gespenst geht um in Frankreich, weiß die FR: le plombier polonais. In der FAZ rümpft Viktor Jerofejew die Nase nach dem französischen Furz. In der Welt erklärt Ayaan Hirsi Ali, warum sie gegen eine Gleichberechtigung der Kulturen ist. Welt, Tagesspiegel und taz erinnern an Rainer Werner Fassbinder.

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30.05.2005. Die Welt berichtet über den Billigbuchmarkt in der Türkei, der vor allem nationalistische Schinken verbreitet. Die SZ singt eine Hymne auf das Münchner Allianzstadion. Die NZZ beklagt die Praxis sakraler Prostitution in Indien. Die FAZ berichtet über eine Falschmeldung der Gazeta Wyborcza.

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28.05.2005. In der NZZ verliert Irena Brezna auf einer Reise nach Bratislava und Budapest ihren westlich-rationalen Überbau. Außerdem besucht die NZZ Peking. Die taz bescheinigt Rot-Grün ein gutes impression management. In der Welt gibt Burkhard Spinnen uns allen die Schuld für das Müntefering. Die SZ bietet Hollywood-Regisseuren billigere Arbeitskräfte in Europa an. Die FR begutachtet Münchens neue Allianz-Arena. Und alle gratulieren dem große Dietrich Fischer-Dieskau zum Achtzigsten.

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27.05.2005. Castorfs Inszenierung von "Schuld und Sühne" bei den Wiener Festwochen fällt in den Feuilletons durch. Die SZ gibt der französischen Regierung die Schuld am "non" zur europäischen Verfassung. Die FAZ interviewt den Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller und berichtet über einen heftigen Streit in Israel um Theodor Herzl.

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26.05.2005. Die Bayern und Hessen und begehen heute Fronleichnam. In der taz polemisiert Lars Henrik Gass gegen die deutsche Kulturförderung, die mithilfe von Leuchtturmförderern und Förderintendanten ein kulturelles Bollwerk Europa errichten wolle. Der Schriftsteller Richard Wagner plädiert in der NZZ für eine Reform des osteuropäischen Zwischenkriegskatholizismus. In der Welt spricht der Historiker Paul Preston über die Erinnerung in Spanien an den Franco-Faschismus.

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25.05.2005. Wir können beides sein: frei und versorgt, ruft Juri Andruchowytsch in der Zeit. Die SZ findet, Rot-Grün hat sich selbst abgewählt. In der taz verblasst der Charme der Poplinken. In der Welt beschreibt Frank Goosen die miese Stimmung in Bochum. Die FAZ entdeckt den polnischen Underground.

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24.05.2005. Endlich passiert was! ruft Heinz Bude in der SZ. Die Dinge treiben auf eine Lösung zu! verkündet Frank Schirrmacher in der FAZ. Die taz findet die Dramatisierung des politischen Lebens überflüssig. Die FR tröstet rot-grüne Wähler: Es gibt ja immer noch die EU. Der Tagesspiegel kritisiert die faulen Intellektuellen für ihre unterlassene Kritik an der Regierung. Außerdem: In der Welt erhebt der irakische Schriftsteller Hussain Al-Mozany schwere Vorwürfe gegen den syrischen Dichter Adonis. Die NZZ staunt über die romanische Kunst unter den Kapetingern.

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23.05.2005. In der SZ erklärt Michael Eberth, warum das Regietheater das beste ist. Die taz hat einem Verein von großer Beständigkeit bei der Arbeit zugesehen: dem Theatertreffen. In der Welt erklärt Faruk Sen, warum die Türken vielleicht doch nicht in die EU wollen. Alle sind zufrieden mit Cannes.

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21.05.2005. Alle kommentieren Günter Behnischs Neubau für die Berliner Akademie der Künste, der heute eingeweiht wird. Die FR findet ihn spektakulär. Die FAZ hofft, dass er die schläfrige Akademie anregt. Die SZ fragt, was die Akademie eigentlich will. Für die taz umreißt die ganze Neugestaltung rund um den Pariser Platz unsere neue Staatsräson: Shoppen, gedenken, bürgernah regieren. Der Tagesspiegel wundert sich über die Sozialpornos auf deutschen Bühnen. Die NZZ widmet sich dem Verhältnis zwischen christlichen und jüdischen Ungarn.

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20.05.2005. Ist der neue Wenders der beste Wenders seit Jahren? Manche Zeitungen meinen: ja, andere Zeitungen sagen: nein. Die Welt klagt: Leipzig schrumpft nicht nur, Leipzig schrumpft auch noch an den falschen Stellen. Die FR polemisiert gegen Jean Baudrillard, der gegen Europa polemisiert.

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19.05.2005. Der Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich erklärt in der Zeit, warum er die sogenannte Neoromantik in der Malerei eher neobehaglich findet. In der FAZ enthüllt der Philosophieprofessor Kurt Hübner, was er in die Präambel der Europäischen Verfassung geschrieben hätte, falls man ihn rechtzeitig gefragt hätte. Die FR folgt den Fieberkurven der französischen Debatte zur EU-Verfassung und macht sich ernste Sorgen um den Patienten. In der SZ schreibt Alain Touraine zur Debatte. Die NZZ berichtet über neueste Theorien zum Tathergang des Pasolini-Mordes.

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18.05.2005. Im Tagesspiegel kommentiert Viktor Jerofejew den Prozess gegen Michail Chodorkowski als Schlacht um Stalingrad. In der FAZ ruft der Historiker Wolfgang Burgdorf die türkische Regierung auf, den Völkermord an den Armeniern durch eine Historikerkommission untersuchen zu lassen. Die SZ hat Marc Bolan auf DVD wiedergesehen und fragt entsetzt: So sah Glamour aus? Außerdem obwalten in den Feuilletons ein allgemeines Philosophieren über die neuestes "Star Wars"-Episode und ein Zweifel an der Glaubwürdigkeit der amerikanischen Presse.

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17.05.2005. In der SZ bekennt der Historiker Wolfgang Benz, "nichts" gelernt zu haben aus Breloers Speer-Film. In der NZZ bekennt Yasmina Reza, die französische Kritik an ihrem neuen Stück sei ihr "zutiefst egal". Und Cannes: FR und FAZ sind sich einig: Lars von Triers "Manderley" ist antiamerikanisch. SZ und FAZ sind sich einig: Michael Hanekes neuer Film ist ein Meisterwerk.

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14.05.2005. Die FAZ geht unter die Verleger und kündigt auf Seite 1 an, dass sie künftig Hans Magnus Enzensbergers Andere Bibliothek herausbringt. Die FR kritisiert die FAZ. In der SZ legt Rüdiger Safranski dar: Wenn die FAZ Schiller gelesen hätte, dann hätte sie die Hirn-Debatte über die Willensfreiheit gar nicht zu führen brauchen. In der NZZ kritisiert Norbert Frei das gewandelte Geschichtsgefühl der Deutschen. In der Welt erklärt Rene Girard, warum der katholische Glauben wahrer ist als alle anderen.

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13.05.2005. Die Backenzahn-Debatte treibt Berliner Zeitung, FR, SZ und FAZ um: Darf Lea Rosh in das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals einen Backenzahn einsenken, den sie einst in einem ehemaligen Lager fand? Die SZ hört den deutschen HipHop nach rechts rücken. Woody Allens neuer Film "Matchpoint", der in Cannes lief, wird zumindest teilweise als Meisterwerk ausgelobt.

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12.05.2005. Cannes kann anfangen. In der Zeit schildert Wim Wenders seine schönsten Festivalerlebnisse. Außerdem stellt die Zeit Christoph Hochhäuslers Festivalbeitrag "Falscher Bekenner" vor. In der FAZ  sieht Peter Glotz eine neue Arbeiterbewegung heraufdämmern - und was dann? In der taz misst Norbert Frei am Beispiel Albert Speers die Differenz zwischen dem, was Historiker wissen, und dem, was ins allgemeine Bewusstsein dringt. In der SZ sagt Adolf Muschg kluge Dinge über Europa.

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11.05.2005. Alle Zeitungen suchen "Schutz vor der Zukunft" bei Christoph Marthaler, wo sie ihn aber zu ihrem Glück nicht finden. Sehr beeindruckt hat auch Wolfgang Rihms Requiem zur Eröffnung des Holocaust-Mahnmals. Die FR fand im Neubau des Umweltbundesamtes in Dessau ein Atoll der organischen Architektur vor. Die taz lobt drei deutsche Romane. Und Bayern begrüßt ganz aufgeregt den neuen Intendanten seiner Staatsoper, Klaus Bachler.

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10.05.2005. Für die taz ist Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal ein Skandal, der gefällt. Die Berliner Zeitung erklärt den Unterschied zwischen Peter Eisenman und Daniel Libeskind. Die FAZ bringt ein langes Gespräch mit Albert Speer junior und Heinrich Breloer. Die SZ berichtet über neue Dokumente, die Albert Speers direkte Beteiligung am Judenmord nachweisen.

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09.05.2005. Der Tagesspiegel bringt sämtliche aktuellen Gedenktage mit der Frage "Was hätte Schiller zu 'Speer und er' gesagt?" zur Kernschmelze. Die FAZ löst sich von der allgemein grassierenden Rückschau und sagt eine neue Revolution an: Aber wird Rolf Hochhuth sie noch erleben? Hans Magnus Enzensberger sieht das im Spiegel ganz anders. Die FR stellt nach eingehender Klassiker-Obduktion fest: Schiller ist tausendmal toter als Hitler. Die SZ hat das erste Hakenkreuz-Graffito am Holocaust-Mahnmal gesichtet.

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07.05.2005. Zwei Themen heute: 8. Mai und 9. Mai, Kriegsende und Schillers Todestag. In der SZ überlegt Claus Leggewie, ob ein europäisches Geschichtsbewusstsein möglich ist. In der taz beschwört Norman Birnbaum das Ende der amerikanischen Epoche. Die FAZ weist darauf hin, dass Deutschland bereits am 7. Mai kapituliert hat. In der Welt erklärt Rüdiger Safranski mit Schiller den heimlichen Kniefall der Intellektuellen vor den Tatmenschen. Ebenfalls in der SZ wünscht sich Martin Mosebach mehr Purpur und Filzpantoffeln bei Schiller-Aufführungen. Und die NZZ beobachtet eine Dostojewski-Renaissance im postsowjetischen Russland.

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06.05.2005. In der SZ beschreibt Götz Aly, wie die Deutschen von sich selbst befreit wurden - und es nicht merkten. In der taz stört sich Julius Schoeps an der Beliebigkeit des Holocaust-Mahnmals. Im Tagesspiegel entledigt sich das Theater von heute der Moden von gestern. Die FAZ verkündet das Ende des Pop. Außerdem begutachtet wird ein 28,8 Millionen teures Croissant.

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04.05.2005. In der Zeit kritisiert Günter Grass den Kapitalismus. Charles Taylor auch. In der Welt kritisiert Jürgen Habermas den Neoliberalismus. Den Kapitalismus auch. In der NZZ stellt Richard Rorty richtig: Der Liberalismus ist eine Sache des Herzens. In der FR fragt Andrea Breth, was Macht mit Menschen macht und antwortet mit Schiller. Die taz entsagt dem Konsumverzicht. Die FAZ findet das Berliner Holocaust-Mahnmal nicht monumental und sucht nach Alternativen zur Moskauer Siegesfeier.

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03.05.2005. In der SZ fragt Ulrich Beck, ob postnationale Demokratien möglich sind. Die SZ bringt auch einen Aufruf deutscher Intellektueller an das französische Volk. Die FR untersucht rätselhafte Biografien von Juden in der SS und SSlern, die sich als Juden ausgaben. Die taz stellt eine neue Generation israelischer Comedians vor, deren Witze nicht mal vorm Holocaust halt machen. In der FAZ interpretiert Hans Christoph Buch die Verwüstung des Goethe-Instituts von Togo als Symptom der "Somalisierung" Afrikas.

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02.05.2005. Ist Andrea Breths Inszenierung von Tschechows "Kirschgarten" nun zwanghaft munter, großartig missglückt oder fröhlich hoffnungslos? Die Zeitungen sind sich uneins. In der Welt bekennt Salman Rushdie seine Angst vor der Macht des Glaubens.