Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Januar 2006

Heute in den Feuilletons

31.01.2006. In der Welt warnt Geert Mak die Deutschen vor dem "holländischen Fieber". Nach dem Comicfestival von Angouleme empfiehlt die NZZ den Zeichner Kotobuki Shiriagari, der in dem Comic-Roman "Yaji-Kita in Deep" zwei schwule und drogensüchtige Samurais auf eine Odyssee durch Japan schickt. Die Berliner Zeitung staunt, wie spitz der Pianist Martin Stadtfeld manche Mozart-Noten nimmt. Die SZ wendet sich entschieden gegen das neue Bürgerlichkeitsgeschwätz, schon wegen des notorischen Mangels an gutem Personal. Ferner stellt sich angesichts verstärkten Schneefalls von neuem die Flachdachfrage: Konservative Zeitungen plädieren fürs Spitzdach.

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30.01.2006. Die FAZ findet die deutschen Theater theaterblutrünstig. Die FR mochte Roland Schimmelpfennigs Stück "Auf der Greifswalder Straße" dagegen sehr. Für die Welt scheitert Michael Hanekes Hyperrealismus im Pariser "Don Giovanni" an Mozarts Surrealismus. In der SZ schreiben ein israelischer und ein palästinensischer Autor über die neue Lage nach dem Wahlerfolg der Hamas. In der taz porträtiert Gabriele Goettle die Präparatorin Navena Widulin. Außerdem streiten hier Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, und die Frauenrechtlerin Seyran Ates über den baden-württembergischen Fragebogen für einwanderungswillige Muslime.

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28.01.2006. In der NZZ hält Dirigent Nikolaus Harnoncourt das Mozartjubiläum für einen Skandal und eine Schande. Die FR preist Martin Heckmanns Theater als den besten Espresso in der Latte-macchiato-Soße. In der Welt beschreibt die Schriftstellerin Zeruya Shalev die Macht des Todes in Israel. In der SZ vermisst Alexander Stille demokratisches Muskelgedächtnis in Italien. Die taz bringt ein Interview mit Salman Rushdie. Die FAZ beschreibt, wie türkische Vereine versuchen, Berliner Schüler um ihre Zukunft zu bringen.

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27.01.2006. Joannes Chrisost Wolfgangus Theophilus ist heute allpräsent, auch wenn die FAZ daran erinnert, dass dergleichen Historien Leopold Mozart vor genau 250 Jahren noch auf die Nerven gingen. In der Welt staunt der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann über die ausbleibende Durterz in der Bläserserenade KV 388. In der SZ versucht Wolfgang Rihm zu ergründen, warum die im Grunde gleichen Komponisten Vanhal, Cannabich, Kozeluch, Jommelli, Kraus heute vergessen sind. Die NZZ fragt, warum die Südkoreaner den Klonfälscher Hwang Woo Suk so lange verteidgten. Die taz entlarvt Papst Benedikts XVI. Taschenspielertricks.

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26.01.2006. Die NZZ staunt über deutsche Identitätsdiskurse, die SZ über dänische. In der taz trägt Michael Haneke ein Büßerhemd. Die Zeit bewundert den King of Afrorap, die FAZ den Bauch von Daniel Auteuil und die FR Karl Lagerfelds Lolitas.

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25.01.2006. Die taz widmet ihre Seite 1 dem Pinocchio-Preis für Silvio Berlusconi - mit einer Laudatio von Dario Fo. Die Welt spricht mit der Mao-Biografin Jung Chang über die Viererbande. Die Zeitungen bestaunen Steven Spielbergs "München"-Film, aber sie bewundern ihn nicht.

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24.01.2006. Die taz stellt das nächste große Ding vor: Türkisch-deutsche Arabesk-Musik. In der Welt erzählt Andrej Kurkow von seinem ersten Jahr mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko. In der SZ kritisiert der ägyptische Schriftsteller Ahmad al-Aidi die Angst der deutschen Verleger vor oppositionellen Autoren. Und der Figaro zeigt einen interkulturellen Dialog zwischen John Galliano und der katholischen Kirche.

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23.01.2006. In der NZZ beklagt der Philosoph Otfried Höffe das Fehlen einer europäischen Öffentlichkeit. Die FR staunt über die eindrucksvoll jähen Forte-Attacken der Edita Gruberova als "Norma". In der FAZ findet der kosovarische Schriftsteller Beqe Cufaj recht kritische Worte über Ibrahim Rugova.

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21.01.2006. Die NZZ staunt über die Mythomanie in der jüngsten amerikanischen Erinnerungliteratur. In der Welt identifiziert Emanuele Ottolenghi einen neuen europäischen Antisemitismus, und Hanns-Joseph Ortheil hört Mozart. In der taz analysiert Hanns Zischler Steven Spielberg. Die Berliner Zeitung rekonstruiert das palästinensische Attentat auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972. Spiegel Online interviewt Götz Aly zum neuen Bündnis des Irans mit europäischen Holocaustleugnern.

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20.01.2006. Im Spiegel ruft Götz Aly die EU zur Organisation einer Gegenveranstaltung zu einer im Iran geplanten Konferenz von Holocaustleugnern auf. In der Welt warnt Mario Vargas Llosa vor umgekehrtem Rassismus in Lateinamerika. Die NZZ hofft auf die Effekte der in Japan eingeführten weiblichen Thronfolge. In der Berliner Zeitung meditiert der Historiker Moshe Zimmermann über das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft im Jahr 1972. In der SZ schildert Ibrahim Al-Hariri, wie die Angst vor Al Sarkawi im Irak zur Obsession wird.

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19.01.2006. In der Zeit spricht Michael Haneke über das schlechte Gewissen Frankreichs. Die NZZ schildert das arabische Verhältnis zum Holocaust. Die Welt porträtiert die Jungdramatikerin Anja Hilling. Die FAZ verteidigt Suhrkamp und begibt sich auf die Spur des "Stanislauer Phänomens".

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18.01.2006. Im Tagesspiegel verteidigt Tony Kushner sein Drehbuch zu Steven Spielbergs umstrittenem "Munich"-Film. Die FAZ schildert Exzesse des katalanischen "Nationalismus". Die FR macht uns mit der "Jesus-hat-uns-alle-lieb-Architektur" vertraut. Laut SZ gefährdet die CDU gerade ihr traditionelles Bild der Normalfamilie. Die Welt stellt die neue Dauerausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz vor.

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17.01.2006. In der Welt schreibt Niall Ferguson über den kommenden Krieg zwischen Israel und dem Iran. Und Peter Schneider wendet sich keineswegs gegen einen Wissenstest für muslimische Einwanderer, wohl aber gegen einen Gesinnungscheck. In der SZ erzählt Zhang Ziyi, wie sie alle zum Heulen brachte ohne zu weinen. In der taz erklärt Norbert Bolz, wie man zugleich links sein und sich mit Relativismus abfinden kann.

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16.01.2006. In der NZZ besingt Bahman Nirumand die befreiende Wirkung des Internets im Iran. Außerdem wird der Film "Grounding" über das Ende des Symbols Swissair vorgestellt. Die Welt sagt ade Palast, hallo Stadtschloss. Und der Zoologe Josef H. Reichholf äußert seine Bewunderung für die europäische Bauernschaft, den einzigen Stand, der es schafft, sich fürs Nichtstun bezahlen zu lassen. In der taz verteidigt die Migrationsforscherin Necla Kelek den "Muslim-Test".

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14.01.2006. Paul Berman staunt in der Welt über den französischen Antiamerikanismus von fast schon nordkoreanischen Ausmaßen. Der Politikwissenschaftler Franz Walter rügt seine Kollegen für ihre Arroganz gegenüber dem Volk. Die NZZ reist ins chinesische Pingfang, um die Greueltaten der japanischen Besatzer zu erleben. Kinder sind Mitläufer, erkennt Irene Dische in der Berliner Zeitung. Die SZ attestiert dem Suhrkamp Verlag heroischen Wahnsinn, die taz seziert das sich selbst reproduzierende System Marcel Reich-Ranicki. Und in der FR hofft Meir Shalev auf das Ende der Generäle in der israelischen Politik.

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13.01.2006. Die FAZ stellt fest, dass die besten Schweizer Bücher derzeit von eingewanderten Autorinnen kommen. In der SZ warnt Timothy Garton Ash vor Chinas leninistischen Kapitalismus. Die NZZ schildert, wie Adam Michnik ins Kreuzfeuer der polnischen Kritik geriet, und surft über arabische Websites. Die Welt erliegt der Sinnlichkeit der chinesischen Stummfilm-Diva Ruan Lingyu.

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12.01.2006. "Europa hat keine Seele, kein Herz, keine feste Form" verraten Richard Swartz und Rolf Gustavsson in der SZ. Die taz analysiert den neuen intuitiven Schuldaffekt im amerikanischen Politkino. Die FR besingt die kulturhistorische Leistung von Filmpiraten. Leon de Winter pocht in der Welt auf das Recht der Juden, sich als Antisemiten zu beschimpfen. Und in der Zeit stellt Robert Rauschenberg die einzige Kunstkritikerin vor, von der er sich was sagen lässt.

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11.01.2006. Bei Spiegel Online beschreibt Gerd Koenen, wie uns der internationale Terror in die Falle der moralischen Indifferenz geführt hat. Die taz analysiert den Unterschied zwischen Bundesrepublik und Deutschland. Der NZZ fehlten im Kosovo Strom, Jobs und Identität. In der FR erfahren wir, dass die Documenta 2007 irgendwie ein Spannungsfeld zwischen Lokal und Global aufbauen wird. Die FAZ fürchtet angesichts der Honorarforderungen der Übersetzer um das deutsche Verlagswesen. In der Berliner Zeitung erklärt Patrice Chereau, warum er Joseph Conrad verfilmte - wegen seines Satzes: "Wenn ich gewusst hätte, dass Sie mich lieben, wäre ich nie zurückgekehrt."

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10.01.2006. In der SZ begutachtet der Architekt Eyal Weizman Ariel Sharons Architektur der Ruinen. Hassan Khader dagegen versucht Sharons Masterplan für die Rekonstruktion der Wirklichkeit zu verstehen. In der FAZ erklärt Lars Henrik Gass, was Wissenschaft und Kunst niemals am Kino verstehen werden. Die FR prophezeit japanische Verhältnisse in Deutschland. Und die taz beteuert, dass in Berlin entgegen anderslautender Vermutungen doch Geld verdient wird.

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09.01.2006. Abschied von einem Titan: Die Figur Ariel Scharons beschäftigt Tom Segev in der Welt, Natan Sznaider in der NZZ und Moshe Zimmermann in der SZ. In der FR rät Peter Fuchs von der Folter in der Demokratie ab. Die FAZ hört unter Schmerzen das Kulturradio in Berlin. Die taz sieht die Pornografisierung gelassen.

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07.01.2006. In der Welt empfiehlt Daniel Goldhagen den Türken, sich die Deutschen zum Vorbild zu nehmen. In der FAZ kommentieren Amos Oz und David Grossman die Lage in Israel. In der NZZ erklärt Laszlo Földenyi, wie sich die Ungarn erinnern, indem sie vergessen. Die SZ bringt einen Schwerpunkt zum Thema Überwachen und Strafen.

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06.01.2006. Die Welt erzählt, wie Jung Changs Mao-Biografie unter Chinas Dissidenten diskutiert wird. In der FAZ werfen zwei ehemalige Mossad-Agenten Steven Spielbergs "Munich"-Film eklatante Ungenauigkeiten vor. In der taz erklärt der Dokumentarfilmer Wilfried Huismann seine These, dass Fidel Castro den Kennedy-Mord in Auftrag gegeben habe. Die Berliner Zeitung feiert die Heimkehr der verlorenen Tochter Fritzi Haberlandt. Die NZZ freut sich auf den dreihunderttausendsten Isländer.

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05.01.2006. Die Zeit bringt einen Schwerpunkt über den Kind-Gott-Engel-Mensch und Witz-Ernst-Sonnen-Nacht-Künstler Mozart. Die FAZ macht sich Sorgen um Europa nach dem Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. Die Welt hofft, dass Angela Merkel uns aus der von Gerhard Schröder verursachten Schopenhauerschen Willenlosigkeit herausholt. Und in der SZ spricht Daniel Barenboim über sein israelisch-palästinensisches Orchester.

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04.01.2006. Die NZZ will die Kultur Asiens in unseren Bildungshorizont aufnehmen. In der FR fordert Heinz Bude ein Engagement der Linken für die Mitte der Gesellschaft. Die FAZ analysiert den Umbruch in der deutschen Fernsehlandschaft. Im Tagesspiegel kommentieren die ukrainischen Autoren Oksana Sabuschko und Mykola Riabtschuk den Streit zwischen der Ukraine und Russland. Die Welt porträtiert den Choreografen Marco Goecke. Und Andreas Dresens Film "Sommer vorm Balkon" stößt nicht nur in der Berliner Zeitung auf Begeisterung.

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03.01.2006. In der SZ kritisiert Wolfgang Benz, die Konzeption für das geplante Berliner Zentrum gegen Vertreibungen. Die taz kritisiert die französischen Geschichtsgesetze, die ein bestimmtes Bild von der Kolonialgeschichte oder vom Holocaust dekretieren wollen. In der Welt geißelt John Le Carre die Mitverantwortung des Westens für die Entstehung des Islamismus. Die FAZ fragt sich, welche Auswirkungen der Streit zwischen Russland under Ukraine für die EU haben wird. Die NZZ stellt neue Museumsbauten von Ieoh Ming Pei vor.

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02.01.2006. Die FR stellt ein virtuelles Museum über den sowjetischen Gulag vor. In der Welt beschreibt Hans Josef Ortheil das "Wunder" von Mozarts Musik. Die SZ bringt einen Abgesang auf den Palast der Republik. Und wir wünschen ein Frohes Neues Jahr!