Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Juli 2006

Heute in den Feuilletons

31.07.2006. Die NZZ ist fasziniert von den Antihelden des Mangaautors Yoshihiro Tatsumi. In der FAZ antwortet Wilhelm Genazino auf Veronica Ferres und beschuldigt sie eines für die plötzlich eintretende Wahrheit seines Theaters blinden Moralismus. In der taz spricht Gabriele Goettle mit Antje Simnack, die sich um die Opfer rechtsextremistischer Gewalttäter kümmert. Die SZ findet den Bayreuther Siegfried Stephen Gould ein wenig lyrisch.

Heute in den Feuilletons

29.07.2006. Die Welt druckt Bernard-Henri Levys Reisebericht aus dem fassungslosen Israel. In der FR schildert Abraham Jehoschua seinen Alltag mit Bombenalarm. In der FAZ sieht Ghassan Tueni schon die Nachfolgegeneration der Hisbollah heranwachsen. In der taz wirft Michael Kleeberg den Israelis eine kalte Verachtung der Araber vor. In der NZZ prangert Richard Wagner das laxe Verhältnis osteuropäischer Populisten zur Demokratie an. Nach der Bayreuther "Walküre" warnt Joachim Kaiser in der SZ Regisseure vor Einfällen. Und die Berliner Zeitung bringt ein episches Gespräch mit Arno Breker, das Andre Müller 1979 führte.

Heute in den Feuilletons

28.07.2006. Der Salzburger "Figaro" sticht das Bayreuther "Rheingold" aus. Die Netrebko ist eine Wucht, findet die Welt. Die FAZ verteidigt Nikolaus Harnoncourts langsame Tempi. Die SZ jagte von Interruptus zu Interruptus. Na gut, im vierten Akt zieht es sich dann ein bisschen, meint die NZZ. Beim "Rheingold" halten sich die Kritiker dagegen eher noch zurück und warten aufs Kommende. In der taz glaubt Micha Brumlik nicht, dass eine Lösung des Palästinaproblems ausreicht, um Frieden zu bringen. In der FAZ erklärt Veronica Ferres, warum sie Wilhelm Genazinos "Courage" lieber doch nicht spielt.

Heute in den Feuilletons

27.07.2006. In der Zeit wirft der libanesische Autor Abbas Beydoun Israel vor, das friedliche libanesische Projekt in seinen Grundfesten zu zerstören. In der FR schreibt der Historiker Doron Rabinovici: Wer das Dilemma Israels leugnet, lügt. In der taz macht der libanesische Autor Selim Nassab auf den gleichzeitig eskalierenden Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten aufmerksam. Die SZ würdigt noch einmal Hans Stimmann, den Wächter über die Berliner Traufhöhe, der jetzt pensioniert wird. Die SZ bringt auch allererste Reaktionen auf das "Rheingold" in Bayreuth und den "Figaro" in Salzburg. In der FAZ erklärt der Filmregisseur Mike Figgis im Gespräch mit Dominik Graf, warum sich Orson Welles lieber als Außenseiter stilisierte, statt Filme zu machen.

Heute in den Feuilletons

26.07.2006. Die Welt staunt über die vollendete Künstlichkeit der Christine Schäfer. In der NZZ erzählt der Islamwissenschaftler Maurus Reinkowski die Geschichte des Libanon. Der Tagesspiegel erklärt, warum ein Unternehmen, das täglich fünf Millionen Menschen transportiert, keine Ausstellung über vergangene Höchstleistungen möchte. FAZ und SZ liegen Johnny Depp zu Füßen. In der taz fordert Zafer Senocak keinen Dialog der Kulturen - sondern kritisches Selbstgespräch.

Heute in den Feuilletons

25.07.2006. Phantastische Feuilletons heute! In der FR erklärt der ägyptische Schriftsteller Alaa Al-Aswani, was eine "Als-ob-Gesellschaft" ist: wenn hunderte verschleierte Mädchen ihre Freunde küssen. In der Welt fordert Thomas von Osten-Sacken die Europäer auf, nicht von Frieden im Libanon zu sprechen, wenn sie eigentlich Appeasement meinen. In der taz diskutiert Bahman Nirumand mit sich über die Beziehung zwischen Hisbollah und Iran. Im Tagesspiegel sieht der Schriftsteller Abbas Beydoun den Angriff der Hisbollah auf Israel als Militärputsch. In der SZ beschreibt Andrzej Stasiuk die Kaczynskis als gealterte, müde Säuglinge. Und Najem Wali erzählt, wie die Islamisten den Kopfstoß Zidanes für ihre Zwecke ausbeuten. In der FAZ erklärt Sonja Margolina den Andrang von Studenten in die Geisteswissenschaften als Folge der schulischen Diskriminierung von Mädchen in den Naturwissenschaften.

Heute in den Feuilletons

24.07.2006. Der Fall Maxim Biller empört Literaturwelt und Feuilletons: Nachdem sein Roman "Esra" nach Klage von Billers Lebensgefährtin ratzekahl verboten wurde, soll der Autor nun auch noch 100.000 Euro Entschädigung zahlen. Außerdem: In der SZ erklärt Moshe Zimmermann die Struktur des Nahostkonflikts. Im Spiegel Online schreiben Charles Chahwan und Matthias Küntzel zur selben Frage. Die NZZ hat die kongeniale Antwort auf den kapitalistischen Geist der Studiengebühren gefunden: die Professorenhitliste meinprof.de. Die taz beteuert: Kathrin Passig meint es ernst. Und Arno Breker ist tot.

Heute in den Feuilletons

22.07.2006. In der NZZ schickt die Schriftstellerin Dubravka Ugresic Feriengrüße aus dem einstigen Gefangenenlager des Tito-Regimes Goli Otok. In der Welt erklärt der Historiker Benny Morris den Unterschied zwischen einer Befreiungsorganisation und der islamistischen Bewegung. Die taz besucht die "freie" Techno-Republik Kazantip auf der Krim. Die FAZ reist nach Alaska und erkundet das geheimnisvolle Haarp-Observatorium. Die SZ stellt das linke Washington vor: den Think Tank IPS. Die FR kommt nur bis Bonn, findet dort aber eine wunderbare Guggenheim-Ausstellung. FAZ und NZZ loben Martin Walsers neuen Roman "Angstblüte", die taz verreißt ihn.

Heute in den Feuilletons

21.07.2006. Die SZ zieht Erkenntnisgewinne aus der Arno-Breker-Ausstellung in Schwerin. Die NZZ setzt sich mit den Gefahren des Kriegsjournalismus auseinander. In der Welt kritisiert der israelische Schriftsteller Meir Shalev die Kriegsführung seines Landes. In der taz erklärt Bobby Gillespie, Sänger von Primal Scream, wie Drogenmusik klingen muss: Schmutzig. Schmierig. Gruselig. Und die FR erliegt einem Klavierkonzert von Thomas Larcher mit dem Titel "Böse Zellen". In der Berliner Zeitung rückt der iranische Filmemacher Mohsen Makhmalbaf die Machthaber seines Landes in die Nähe des Faschismus. Alle freuen sich mit Mathias Döpfner über seinen zweiprozentigen Aktienanteil am Springer-Verlag.

Heute in den Feuilletons

20.07.2006. In der taz bekennt sich Mario Vargas-Llosa als Freund Israels, besonders aber israelischer Kritiker Israels. In der SZ erklärt der syrische Dichter Adonis, warum nur der Libanon Impulse für die Entwicklung einer laizistischen Zivilgesellschaft im Nahen Osten geben kann. Die Welt weiß: der Libanon war nie eine Schweiz des Nahen Ostens. Die NZZ macht sich Sorgen über den polnischen Nationalismus. In der FAZ annonciert Andrzej Stasiuk den Austausch polnischer Klempner durch chinesische Klone.

Heute in den Feuilletons

19.07.2006. Im Tagesspiegel findet Michel Friedman die Antwort der Israelis auf die Angriffe der Hisbollah verhältnismäßig. In der FAZ stimmt Amos Oz ihm zu. In der FR fürchtet der Militärhistoriker Martin van Creveld, die Israelis könnten zu wenig Gewalt anwenden. Die taz beschreibt den lässigen Umgang chinesischer Filmemacher mit der Zensur. Die NZZ stellt uns ihre zirkadiane Uhr vor.   

Heute in den Feuilletons

18.07.2006. Die NZZ lässt drei Schriftsteller aus dem Nahen Osten zu Wort kommen: den Libanesen Hassan Dawud, die Palästinenserin Sahar Khalifa und den Israeli Natan Sznaider. In Spiegel Online erklärt Dan Diner, warum Israel verrückt spielt. In der SZ erklärt der libanesische Filmemacher Ghassan Salhab, dass Israel sogar am Entstehen der Hisbollah schuld ist. Und Volker Braun bedichtet Zidane, den Nischel senkend wie ein weidwunder Stier. Die FAZ stieß beim Besuch von Bob Wilsons "Watermill Center" auf rechte Winkel. Die FR beschreibt Ur-Frankfurt: Geld und Geist, das eine vom anderen zu scheiden wie im Marmorkuchen.

Heute in den Feuilletons

17.07.2006. In der FAZ erklärt der israelische Schriftsteller David Grossman, warum die Israelis ihr Vertrauen in die gemäßigten Kräfte der arabischen Welt verloren haben. In der SZ erzählt der kongolesische Regisseur und Tänzer Faustin Linyekula, warum es für ihn unmöglich ist, mit seinen Tänzern einen Kreis zu bilden. In der NZZ verrät der Verleger Egon Ammann sein Erfolgsgeheimnis: Er liest unverlangt eingesandte Manuskripte. Die Welt kann überhaupt nichts anfangen mit den wirtschaftskritischen Werken zweier "Haudegen der bürgerlichen Entzauberung", Martin Walsers Roman "Angstblüte" und Claude Chabrols Film "Geheime Staatsaffäre". In der Berliner Zeitung erklärt der Soziologe Shmuel Eisenstadt, warum Fundamentalismus und Traditionalismus scharfe Gegensätze sind. Im Spiegel fragt Henryk M. Broder, was eigentlich eine verhältnismäßige Reaktion der Israelis auf den Beschuss mit Katjuscha-Raketen gewesen wäre?

Heute in den Feuilletons

15.07.2006. In der Berliner Zeitung unterhält sich Arno Widmann mit der Autorin Elif Shafak über ihren Roman "Vater und Bastard", der in der Türkei schon den Staatsanwalt auf den Plan gerufen hat. Die SZ verlässt alptraumatisiert vom völligen Desinteresse am Werden die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Die taz ängstigt sich vor dem neuen Roman Martin Walsers sowie dem aufziehenden Bücherherbst überhaupt. Die FAZ glaubt an keine schnelle Lösung der festgefahrenen Debatte über den Terror der Eta in Spanien. Und Welt und NZZ gedenken des vor 400 Jahren geborenen Rembrandts.

Heute in den Feuilletons

14.07.2006. Die FAZ fühlt sich durch die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums an die Große Koalition erinnert: Man will nicht viel, und man kann noch weniger. Die NZZ verabschiedet die good old fashioned Künstliche Intelligenz. In der Welt analysiert der Schriftsteller Michael Kleeberg die Lage im Libanon und die Rolle der Hisbollah.

Heute in den Feuilletons

13.07.2006. Für die Zeit blickt Cees Nooteboom in ein Selbstporträt des alternden Rembrandt und erschauert. Außerdem räumt die Zeit auf - mit der deutschen Hausfrau. In der NZZ beschreibt Sonja Margolina das russische Öl als Jungbrunnen alter Großmachtträume. In der SZ schreibt der aus Bombay stammende Schriftsteller Kiran Nagarkar über den Extremismus in Indien. Die taz warnt die Straße davor, die Radikalität des Feuilletons zu übernehmen. Und die FAZ fragt: Warum wollen die Chinesen, dass wir chinesisch lernen?

Heute in den Feuilletons

12.07.2006. Die NZZ stellt die Kämpferinnen des Gender Jihad vor, die Islam und Emanzipation unter einen Hut, aber nicht unter ein Kopftuch bringen wollen. In der taz bedauert Hans-Ulrich Wehler 20 Jahre nach dem Historikerstreit, dass die Osteuropa-Historiker seinerzeit nicht auf die Opferzahlen des Stalinismus aufmerksam machten. Die SZ zieht eine doch recht positive Bilanz von Berlins umstrittenem Kultursenator Thomas Flierl. Die FAZ weist nach: Es zählt eben doch für die Chinesen, wenn in Europa ein Blatt vom Baume fällt.

Heute in den Feuilletons

11.07.2006. Zidane: Dunkler Gott, gefallener Engel, Mensch. Hat er gedacht, als er die Stirn in die Brust seines Gegners rammte? Georg Klein antwortet in der SZ mit ja und würdigt, dass Zidane Materazzis Nase schonte. Die FR denkt ähnlich: Das Denkmal demontierte sich bewusst. Und wird erst dadurch unsterblich, sekundiert die taz. Die FAZ staunt über die Italiener, die Regeln erst respektieren, nachdem sie sie manipuliert haben. Außerdem: Bahman Nirumand porträtiert in der NZZ den iranischen Intellektuellen Akbar Ganji. Und die Welt rollt den Historikerstreit noch mal auf.

Heute in den Feuilletons

10.07.2006. Zidanes titanische Verweigerung der prästabilierten Finalharmonie kann von den Feuilletons aus Aktualitätsgründen noch nicht reflektiert werden. Begnügen wir uns mit dem Vorhandenen: In der SZ erklärt der Urbanist Mike Davis, warum es auf der Welt nicht zu viel sondern zu wenig Migration gibt. Die taz stellt den jüdischen Comiczeichner Joann Sfar vor, der in Frankreich riesige Erfolge feiert. Die FR will deutschen Fußballfans den Friedensnobelpreis verleihen. Die NZZ fragt anlässlich von Lauren Weisbergers Bestseller "The Devil Wears Prada" und seiner Verfilmung, wie ein Chef ohne Y-Chromosom sein muss.

Heute in den Feuilletons

08.07.2006. In der Welt ruft Tariq Ramadan Muslime und den Westen zur Versöhnung auf. Außerdem definiert Hans Ulrich Gumbrecht den globalisierten Fußball. In der SZ sucht Hassan Khader nach einem Ort für die palästinensische Kunst. In der taz feiert Diedrich Diederichsen den guten alten Feind "Druck". Die FAZ liest Erich Kästners Kriegstagebuch. Die Berliner Zeitung bringt ein ausführliches Porträt über den in Berlin lebenden Künstler Olafur Eliasson.

Heute in den Feuilletons

07.07.2006. Die taz outet einige schwule Hiphopper wie zum Beispiel Puff Daddy und lobt sich den offen schwulen Gangsta-Rapper Deadlee. Ein Jahr nach den Londoner Anschlägen konstatiert die NZZ wachsende Entfremdung zwischen Muslimen und Mehrheitsgesellschaft in Großbritannien. Allgemein wird des seit fünfzig Jahren toten Gottfried Benns gedacht. In der FR erklärt der Benn-Übersetzer Natias Neutert Parallelen zwischen Benn und Shakespeare. In der SZ gibt Alexander Kluge Auskunft über sein Verhältnis zum Dichter.

Heute in den Feuilletons

06.07.2006. Die Berliner Zeitung will keine Türken in der EU, die Romanautoren wegen Erfindung missliebiger innerer Monologe verfolgen. Die Welt fragt sich, ob die westliche Welt angesichts äußerster Stufen der Guerilla abwehrbereit ist. Die NZZ macht sich Sorgen über das Schrumpfen des japanischen Volks. Die FAZ will kein Frosch mehr sein.

Heute in den Feuilletons

05.07.2006. In der NZZ stellt Navid Kermani ein intellektuelles Gebot auf: Du sollst eine Religion nicht mit Hinweis auf die Verbrechen der anderen verteidigen. In der taz warnt Ilija Trojanow: Die Mafia in Bulgarien ist nicht Teil des Staates, sondern der Staat Teil der Mafia. Außerdem erklärt die taz, warum es wegen eines Artikels auf der Wahrheitsseite zu Verstimmungen zwischen Polen, Deutschland und Frankreich kam. Die FAZ zieht aus dem Film "Grbavica" Lehren über Peter Handke. Im Tagesspiegel erzählt die Regisseurin Jasmila Zbanic, dass der Film nun auch im serbischen Teil der bosnischen Republik gesehen werden kann - aber nur auf Raubkopien.

Heute in den Feuilletons

04.07.2006. In der FAZ entlarvt Alice Schwarzer das Kopftuch als Flagge des Islamismus. Die NZZ porträtiert den albanischen Schriftsteller Agron Tufa. Die SZ erklärt, warum sich Deutsche, Franzosen und Polen gar nicht verstehen können. Die taz erlebte Thomas Ostermeier in einem dionysischen Rausch. Die FR fürchtet, dass die Italiener heute vendetta per l'orso nehmen. Die Welt weiß jedenfalls jetzt schon. Der Fußball hat einen  karolingisch-römisch-deutschen Kern.

Heute in den Feuilletons

03.07.2006. In der SZ wundert sich Sonja Margolina darüber, wie die Deutschen einwanderungswillige Ausländer behandeln. In der taz spricht Bahman Nirumand mit dem iranischen Dissidenten Akbar Gandschi über seine Zeit im Gefängnis und die Chancen für die Demokratie im Iran. Die Welt fragt, wie lange Suhrkamp diesen literarischen Aderlass und die fortdauernde Erfolglosigkeit überstehen kann. In der FR blickt Doron Rabinovici frustriert auf den neuen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.

Heute in den Feuilletons

01.07.2006. Robert Gernhardt ist tot. Die FAZ bringt eines seiner letzten Gedichte: "Rückblick, Einsicht, Ausblick". In der SZ erklärt Martin Mosebach, warum die deutschen Feuilletons ihn so spät entdeckten - er hatte Form und Witz. Die FR kommentiert die Meldung vom Abgang des Suhrkamp-Lektors Rainer Weiss als "Bombe". In der Berliner Zeitung erklärt Jean Nouvel, wie er es schaffte, ein derart sakrales und geheimnisvolles Museum an den Pariser Quai Branly zu setzen.