Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Februar 2005

Heute in den Feuilletons

28.02.2005. Die NZZ fragt, warum es dem laizistischen Frankreich nicht gelingt, vier Millionen Moslems zu integrieren. Die SZ versucht sich einen Reim auf die Jugendlichen zu machen, die konservativer auftreten als all ihre Vorfahren zusammen. Die FAZ deckt Kontinuitäten zwischen der Architektur der Nazis und der leicht schwebenden Moderne der Nachkriegszeit auf. In der taz porträtiert Gabriele Goettle die ehemalige Ballerina Marina Schubarth, die heute ehemaligen Zwangsarbeitern hilft.

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26.02.2005. In der Welt fordert die Autorin Necla Kelek einen Abschied von Multikulti und eine neue Politik der Integration. Die SZ erklärt, warum das deutsche Lesepublikum wesentlich kosmopolitischer ist als das amerikanische: Es liest Übersetzungen. In der NZZ erzählt der polnische Außenminister Adam Daniel Rotfeld, wie er in einem katholischen Waisenhaus den Holocaust überlebte. Die FAZ fürchtet ein zweites Kölner Loch.

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25.02.2005. In der taz polemisiert Michael Ignatieff gegen die europäische Linke, die nur auf die bourgeoise Gemütlichkeit der westlichen Metropole bedacht sei. Die NZZ gibt einen Überblick über Blawgs, Biz Blogs und War Blogs. Die FAZ geht als einzige Deutsche in Kreuzberger Eberhard-Klein-Schule. Im Tagesspiegel erklärt Lutz Hachmeister, warum er sein "Goebbels-Experiment" drehte. Die SZ staunt über den letzten Band von Walter Kempowskis "Echolot".

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24.02.2005. Die Zeit porträtiert die Pekinger Schriftstellerin Yin Lichuan auf der Suche nach einer neuen Alltagssprache. Die NZZ sieht einen Paradigmenwechsel in der Bewertung der RAF. Die taz vermisst die Nazis in dem Film "Sophie Scholl". In der SZ warnt Navid Kermani davor, die iranischen Mullahs zu hätscheln. Die FAZ fragt, ob der Bundestag der armenischen Opfer gedenken soll.  

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23.02.2005. Die FR findet: Seit Siegfried Unselds Tod hat kein Verleger mehr Charme als Alexander Fest. Die taz entdeckt mit Wolfgang Kraushaar, dass es Rudi Dutschke war, der das Konzept der Stadtguerilla theoretisch vorbereitet hat. Die NZZ schildert die Eheprobleme rüstiger Rentner in Japan. Die FAZ findet die Gerhard-Richter-Ausstellung in Düsseldorf etwas mutlos, den neuen Berliner Drei-Opern-Intendanten dagegen sehr mutig. Die SZ befasst sich mit den Auswirkungen der ukrainischen Revolution auf Weißrussland.

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22.02.2005. Die taz vermisst einen Aufstand der Anständigen nach dem "Ehrenmord" an einer türkischstämmigen Berlinerin. Die NZZ beklagt künstlerische Ermattung der Berliner Opernhäuser. Die Welt meldet, dass Imre Kertesz den Suhrkamp Verlag verlässt und wieder zu Rowohlt zurückkehrt. Die SZ beschreibt die Zuspitzung des Machtkampfs an der Mailänder Scala. Die FAZ fragt sich, warum die Polen plötzlich nach ihren Stasispitzeln suchen.

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21.02.2005. Die Nachrufe auf Harald Szeemann und die Berlinale dominieren heute die Feuilletons. Außerdem: Die NZZ staunt über die Plakate, mit denen die chinesische Regierung ihre Untertanen erzieht. Die New York Times trauert um Hunter S. Thompson. In der FAZ prophezeit Frank Schirrmacher, dass die Deutschen in Zukunft nicht nur weniger, sondern auch weniger deutsch sind.

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19.02.2005. Zur Berlinale gibt es bereits erste Resümees: Die Welt verspürte einen Hauch von Eiseskälte. Die FAZ hält das Festival trotzdem für den einzigen Lichtblick im deutschen Kinodorf. In der taz spricht Regisseur Tsai Ming-Liang über Pornografie, Körper und Kontrolle. In einem weiteren Gespraech denken Aleida Assmann und Harald Welzer darueber nach, wie der Nationalsozialismus Fantasien bindet. In der NZZ befasst sich Richard Wagner mit der Verstrickung der großen rumänischen Geister in den Faschismus. In der Berliner Zeitung gibt sich der verkannte Ballettweltstar Vladimir Malakhov bescheiden. Und die SZ mokiert sich über die klebrige Pastorenhaftigkeit, mit der alleinerziehende Mütter hierzulande verehrt werden.

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18.02.2005. Die FAZ hat einen Radiokommentar Golo Manns zur Bombardierung Dresdens ausgegraben. In der taz behauptet der chinesische Filmregisseur Lu Chuan, dass ihm die Zensur keine Kopfschmerzen bereitet. Die SZ feiert Tsai Ming-Liang als den womöglich "erotischsten Filmemacher unserer Zeit", während die FAZ den neuen Film von Jacques Audiard als Berlinale-Höhepunkt empfindet. Die NZZ stellt den Rupert Murdoch des Nahen Ostens vor: Al-Walid bin Talal.

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17.02.2005. Die NZZ freut sich über den ersten bulgarischen Wenderoman: Vladimir Zarevs "Verfall". Die FAZ fürchtet eine Restalinisierung Russlands. Die SZ auch, und außerdem, nach Lektüre der New Left Review, die "feral city". In der Zeit spricht der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad über die Mentalität von Selbstmordattentätern. Und in der Berliner Zeitung verkündet George Michael unbescheiden das Ende des Pops.

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16.02.2005. Die FR meint: Das größte Hindernis für einen europäischen Verfassungspatriotismus ist die europäische Verfassung. In der Berliner Zeitung erklärt Svetlana Geier, warum die russische Poesie eine Kugel ist - zumindest bei Puschkin. In der FAZ zieht Khalid Al-Maaly eine Bilanz der Buchmesse in Kairo. Die NZZ fürchtet den Trend zum individuellen Opfergedenken in Deutschland. Und Berlinale: Die Verfilmung von Imre Kertesz' "Roman eines Schicksallosen" stößt auf distanzierte Reaktionen.

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15.02.2005. In der FR bedauert der Funeralhistoriker Philip Zitzlsperger, dass die Komplettvergrabung aus der Mode gekommen ist. In der taz erzählt Christian Petzold, wie ihm das Berlinale-Publikum einen Drehort schenkte. In der SZ fordert Petzold: "Filme sollten so ähnlich sein wie Kosslick". In der NZZ beschuldigt der Arabist Arnold Hottinger Briten, Russen, Amerikaner und Israelis für den Islamismus verantwortlich zu sein. Die FAZ beobachtet eine Polonaise befrackter Pinguine in Luzern.

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14.02.2005. Die FAZ jubelt: "Sophie Scholl - Die letzten Tage" ist der Film der Julia Jentsch. Andere Zeitungen sind weniger begeistert von dem Film. Die NZZ trauert um Kulturgüter, die im Tsunami verloren gingen. Die Ansichten zu Christos Installation "The Gates" sind gespalten: Manche finden sie diskret, andere zu diskret und dritte gerade aufdringlich.

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12.02.2005. Die NZZ erklärt, wie der Satz "mitt ansikte blir alltid otydligare som / i en dimma och försvinnar sakta som en fuktig profil / i sanden" Michel Foucault inspirierte. In der Welt publiziert Uwe Tellkamp eine Erzählung, in der es auch um die Bombardierung Dresdens geht. In der FAZ bringt Durs Grünbein sieben Gedichte zum gleichen Thema. Die taz interviewt den Historiker Frederick Taylor, der die Bombardierung verwerflich, aber nicht ungerechtfertigt findet. In der SZ mokiert sich Gustav Seibt über die politische Moral unser gar nicht mehr so jungen Jungen.

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11.02.2005. Die FR porträtiert Matthias von Hartz, den Globalisierungskritiker unter den Theaterregisseuren. Die NZZ bewundert die zeitgenössische Formensprache der arabischen Architektur. Die taz stellt türkische Film auf der Berlinale vor. Die SZ freut sich über eine neue Internet-Datenbank zum deutschen Film. In der FAZ erzählt Enno Patalas, wie man in Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" ins Meer fallen musste.

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10.02.2005. Die Zeit nimmt den deutschen Film gegen Lokal-Lobbyisten, Gala-Schwätzer und Gremienschläfer in Schutz. In der Welt sucht Jörg Friedrich die Gründe für die militärisch sinnlosen Bombariderungen Dresdens und Hiroshimas. In der FAZ erfahren wir von deutschen Filmregisseuren, wie die Filmförderung wirklich funktioniert: wie Tiertransporte. In der SZ feiert der irakische Schrifsteller Ibrahim al Hariri die Wahlen in seinem Land als eine Sache des Stolzes und der Würde.

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09.02.2005. Die taz stellt den Starkommentator von al-Dschasira vor: den islamischen Geistlichen Yusuf al-Qaradawi. Die FR entlarvt den muslimischen Intellektuellen Tariq Ramadan als konservativ. Die NZZ reist in die sowjetische Stadt Donezk in der Ostukraine. Die SZ sieht ein neues deutsches Subproletariat aufziehen. Die FAZ trifft ganz normale britische Außenseiter. Und die Berliner Zeitung tanzt auf dem aufregendesten Festival der Stadt Laptop-Speed-Metal und zu Bildern strippender Soldaten.

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08.02.2005. Der taz offenbart sich in der Ausstellung "Gegenwelten" das deutsche Nationalgefühl. Die SZ fragt auf ihrer Titelseite: "Ist der Zionismus heute der wahre Feind der Juden?" Die NZZ besucht den kolumbianischen Theaterregisseur Omar Porras. Die FR bewundert die heimtückische Freundlichkeit der Chapman-Brüder. Die FAZ stellt ein Computerspiel für Akademiker vor, die gefahrlos das Leben mit Nachwuchs proben wollen.

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07.02.2005. In der Welt spricht der britsche Historiker Frederick Taylor über die Bombardierung Dresdens. Die NZZ sucht das Grauen in "Stalin World". In der taz freut sich Berlinale-Chef Dieter Kosslick über Fördergelder für Afrika.

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05.02.2005. "Liberez la musique!", rufen die französischen Musikpiraten in der FAZ. In der NZZ lotet Marcel Beyer aus, wie weit es vom schtschegol zum chardonneret ist. Die taz erzählt Journalistenwitze. Die SZ beobachtet Rechtsradikale in Che-Guevara-Shirts. Und alle Zeitungen trauern um Max Schmeling.

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04.02.2005. In der NZZ schildert der irakische Schriftsteller Najem Wali die Freuden des ersten Mals. In der taz erklärt Simon Reynolds die asymmetrischen Zahnlückengrooves des Grime. Die FR kündigt die berückende Verwandlung von Oberschweineöde an. In der Welt ermahnt Mario Vargas Llosa den Papst: Das Überleben der katholischen Kirche ist ein Kondom wert. Die SZ feiert Orhan Pamuks neuen Roman "Schnee". Die FAZ lernt in Spanien den Unterschied zwischen richtigen und falschen Terrorismusopfern.

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03.02.2005. Einst hat Günter Grass Kalkutta als "Scheißhaufen Gottes" bezeichnet. Bei seinem jüngsten Indienbesuch hat er nicht widerrufen, meldet die Zeit. Sehr glücklich und sehr betrunken taumelt die FR aus Alexander Paynes Weintrinkerkomödie "Sideways". Die NZZ begutachtet den letzten Seufzer akademischer Protzsucht in Barcelona. In der SZ erklärt Ulrich Beck fünf Millionen Arbeitslose zur Gefahr für die Freiheit. Die FAZ amüsiert sich in Paris.

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02.02.2005. Die FR freut sich, dass Charles Saatchi nun auch die deutsche Malerei entdeckt. Die NZZ meditiert über den den revolutionären Chic in der Ukraine. In der SZ zeigt sich Joachim Kaiser begeistert: Bei Lang Lang sind die Rubati lang lang. In der Welt spricht Georg Baselitz über seine Bilder und seine Halbschuhe. Und Stephan Wackwitz verteidigt die Sexualität des erwachsenen Mannes gegen die Feier leonardodicaprioider Niedlichkeit.

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01.02.2005. Die FAZ feiert die "atemraubend asynchron verhäkelten, kastagnettenbewaffneten Pausenclown-Ballette" in Sasha Waltz' erster Operninszenierung. Sie weigert sich zudem, kinderlose Frauen den Geiern zum Fraß vorzuwerfen. Die FR empfiehlt die erste Rapsdieselkomödie der Theatergeschichte, Lukas Bärfuss' Religionsdrama "Der Bus" am Hamburger Thalia Theater.