Efeu - Die Kulturrundschau

Diesen Ort gibt es nirgendwo sonst

Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
04.02.2023. Die gute Nachricht des Tages: Jafar Panahi wurde gegen Kaution freigelassen. In der FAZ erklärt Karl Ove Knausgård, warum der Roman wichtig ist: Er betrachtet die Welt von innen. Die Welt hat erst einmal genug von Schamexzessen in der Literatur. In der FAS wünscht sich Virginie Despentes mehr Sanftheit und Zärtlichkeit. Der Tagesspiegel trifft in München auf Killertulpen. Und die NZZ lernt auf der Fotobiennale in Bamako, wie sich Mali selbst dekolonialisiert.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 04.02.2023 finden Sie hier

Film

Was für eine Erleichterung: Kurz nach Ankündigung eines trockenen Hungerstreiks (unser Resümee) ist Jafar Panahi gegen Kaution frei gelassen worden.



Auf Artechock freut sich Rüdiger Suchsland über das von der Initiative Zukunft Kino+Film erstellte Paper mit Forderungen zur Reform der Filmförderung: "Der geforderte Neuanfang ist radikal und entschieden". Doch auch wenn "die Richtung stimmt", geht ihm das Papier nicht weit genug: "Die Zukunft des deutschen Films muss visionär gedacht werden. Visionen bedeuten Entwürfe - Designs -, die mutig al fresco in die Debatte geworfen werden. Vorurteilsfrei müssen sie sein, und vorgabenfrei. Tabus darf es nicht geben. Gerade das Undenkbare muss gedacht und diskutiert werden dürfen. Zum Beispiel: Die Abschaffung des Kulturföderalismus, die totale Transparenz aller Gremien, Quoten für europäische Filme und für Filmkunst, Kunstsubventionen statt Standortsubvention und rückzahlbare Darlehen, Förderbanken mit zinslosen Darlehen zur Zwischenfinanzierung, das Ende der Indienstnahme von Kunst für politische und gesellschaftliche Zwecke, staatliche Filmmuseen und -bibliotheken in jeder Stadt, öffentlich-rechtliche Kinos als Opernhäuser des 21. Jahrhunderts, Film und Medienkunde als Pflichtfach an den Schulen, die Gleichstellung (ästhetisch wie politisch wie ökonomisch) von Kino und Film gegenüber anderen Künsten."

Außerdem: Für Artechock wirft Nora Moschuering einen Blick auf die besten Dokumentarfilme im Februar. In The Quietus erinnert Sean McGeady an "The Naked Spur", einen düsteren Western mit James Stewart aus den Fünfzigern. Moriticia Zschiesche befasst sich in einem Filmdienst-Essay mit der Rückkehr des Wanderkinos. Ralf Krämer macht im Freitag auf den neuen Podcast "Kinderfilm" aufmerksam. In der FAZ gratuliert Verena Lueken dem Thriller-Auteur Michael Mann zum 80. Geburtstag. In der "Bilder und Zeiten"-Beilage der FAZ erinnert Andreas Platthaus an Agnès Vardas "Black Panther"-Doku aus dem Jahr 1968.



Besprochen werden Tanja C. Krainhöfers und Joachim Kurz' Buch "Filmfestivals. Krisen, Chancen, Perspektiven" (Filmdienst), der Buchband "Außen Fuji Tag" des Filmemachers Rainer Komers (taz), Park Chan-wooks Thriller "Frau im Nebel" (Zeit, mehr dazu hier), Albert Serras "Pacifiction" (Artechock, critic.de, unsere Kritik hier), Helena Wittmanns "Human Flowers of Flesh" (critic.de, unsere Kritik), Pepe Danquarts Dokumentarfilm über den Künstler Daniel Richter (Jungle World), André Szardenings' "Bulldog" (Artechock), Alex Schaads "Aus meiner Haut" (Artechock) und Hanna Dooses "Wann kommst Du meine Wunden küssen" (SZ, Artechock).
Archiv: Film

Literatur

"Innen, das ist der Ort des Romans", schreibt Karl Ove Knausgård in einem großen Essay in der FAZ-Beilage "Bilder und Zeiten" zur Frage, warum der Roman wichtig ist. Es ist ein auf zwei Zeitungsseiten entfalteter Ritt von der Gegenwartsliteratur (Claire Keegans "Kleine Dinge wie diese" hat den Autor ganz gefangen genommen) zu den Anfängen der Gattung über deren Klassik und Moderne zurück ins Hier und Jetzt. Zentral für ihn: Der Roman "sieht die Welt von innen, und er lässt sie offen. Der Roman gibt dieser Erfahrung eine Sprache, wodurch sie ihren Ort bekommt. Diesen Ort gibt es nirgendwo sonst. Er existiert nicht im Film, nicht im Journalismus, nicht im Sachbuch, nicht in Philosophie oder Psychologie, nicht in Biologie oder Chemie, auch nicht in der Religion. Dieser Ort - die Welt von innen betrachtet, offengehalten - existiert nur im Roman. Es ist dessen Aufgabe, den Weg dorthin zu finden, wo noch nichts definiert ist. ... Es gibt die weitverbreitete Vorstellung, dass ein Roman wichtig wäre, wenn er von etwas Wichtigem handelt, insbesondere, wenn dieses Wichtige aktuell ist. Aber dass sein Thema wichtig ist, entscheidet niemals darüber, ob auch ein Roman es ist. Für den Roman kann das vielmehr ein Problem sein, denn zum Wichtigen gibt es oft klare Meinungen, die im Vorhinein da sind, und alles, was im Vorhinein da ist, bildet ein Problem für den Roman, denn wichtig macht ihn ja gerade, dass er etwas eine Sprache gibt, das noch keine Sprache hat, das sonst nicht zur Sprache käme."

Im Zeitalter maximaler Selbstentblößung ist die Scham in der Literatur mit einem Mal wieder en vogue, beobachtet Marianna Lieder in der Literarischen Welt - zumindest wenn es um Herkunftsscham nach dem Vorbild Annie Ernaux und Didier Eribon geht. Dass sich auch viele jüngere Autoren wie Christian Baron und Edouard Louis einhaken, findet sie ziemlich sozialgeschichtsvergessen: Die Welt, in der Annie Ernaux aufgewachsen ist, war eine völlig andere - was paradoxerweise ja schon der Erfolg der Bücher der Jungen unterstreicht. "Manchmal steckt hinter diesen autofiktionalen Schamoffensiven einfach das grundsätzliche Fremdeln mit der Welt - jene leicht unangenehme Beobachterposition, zu der Menschen nun mal neigen, die ihre Zeit vorwiegend lesend und schreibend verbringen. Bisweilen sind diese Schamexzesse auch auf schlichte Eitelkeit zurückzuführen, die sich im schlimmsten Fall heillos in klassenkämpferischen Kitsch verheddert." In Eduoard Louis' jüngstem Buch "wird die alte, vermeintlich undurchlässige Klassengesellschaft als finsterer Kontrasthintergrund aufgespannt, damit die Außergewöhnlichkeit des Erzähler-Egos umso heller leuchten kann."

Im FAS-Gespräch erklärt Virigine Despentes, warum sie als rebellischer Punk der französischen Literatur mit "Liebes Arschloch" nun einen sehr versöhnlichen Roman verfasst hat. Entstanden ist das Buch kurz nach der Coronakrise: "Das war jetzt eine so harte Zeit, die Leute haben so viel gelitten, besonders in Frankreich, zumindest schien mir das so. Ich hatte das Gefühl, dass sie jetzt mal kurz durchatmen müssen. Einfach, weil ich es selbst so empfunden habe. Ich hatte überhaupt keine Lust, etwas Deprimierendes zu lesen. ... Für mich muss eine queere Revolution zwangsläufig mit mehr Sanftheit und Zärtlichkeit einhergehen, für uns selbst und für andere. Wir können uns nicht immer gegenseitig die Köpfe einschlagen. Mich interessiert das Konzept der Sanftheit gerade sehr, wir haben sie in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr vernachlässigt."

Weitere Artikel: Sergei Gerasimow schreibt in der NZZ weiter Kriegstagebuch aus Charkiw. Die Literarische Welt spricht mit Joshua Cohen anlässlich dessen neuen Romans "Die Netanjahus" über jüdische Identität. Tobias Rüther spricht für die FAS mit der Schriftstellerin Andrea Paluch über die Wiederveröffentlichung ihres gemeinsam mit ihrem Ehemann Robert Habeck verfassten Romans "Hauke Haiens Tod". Abwegig findet es Helmuth Kiesel in einem FAZ-Essay, Hugo Ball, wie eben von Seiten Hito Steyerls geschehen, des Antisemitismus zu bezichtigen: Die entsprechend klingenden Passagen fielen im Gesamtwerk anteilig kaum ins Gewicht und seien im Horizont ihrer Zeit unauffällig bis zahm. Die "Bilder und Zeiten"-Beilage der FAZ dokumentiert Petra Morsbachs am Grab von Marie-Luise Scherer gehaltene Trauerrede. In seiner FR-Reihe über ukrainische Literatur legt uns Christian Thomas den Schriftsteller Wladimir Korolenko ans Herz. Andreas Kablitz gratuliert in der FAZ dem Literaturwissenschaftler Frank-Rutger Hausmann zum 80. Geburtstag. Dlf Kultur präsentiert außerdem die besten Krimis des Monats - auf dem ersten Platz: "Aus der Balance" von Megan Abbott.

Besprochen werden unter anderem Frank Witzels Essay "Kunst als Indiz" über eine "Derrick"-Folge aus den Siebzigern (Tsp), Ana Marwans "Verpuppt" (taz), Lukas Bärfuss' "Vaters Kiste" (FR), Jacques Tardis Comic-Sammelband "Adele Blanc-Sec" (taz), Kai Sinas "TransAtlantik: Hans Magnus Enzensberger, Gaston Salvatore und ihre Zeitschrift für das westliche Deutschland" (taz), Ed Piskors Comic "Red Room" (Tsp), Naomi Hiraharas Krimi "Clark & Division" (taz), Juli Zehs und Simon Urbans "Zwischen Welten" (FAZ) sowie Clemens J. Setz' "Monde vor der Landung" (Literarische Welt).
Archiv: Literatur

Kunst

Bild: Heinrich Friedrich Steiauf: Mahner Rufer Trommler.1948-50. Foto: Hubert Auer © Hein Steiauf.

In der FAS erzählt die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja von einer Entdeckung: In Salzburg stolperte sie plötzlich über das Museum Kunst der Verlorenen Generation, das Bilder von wenig bekannten Künstlern zeigt, die während des Nationalsozialismus verboten waren, darunter SchülerInnen von Dix, Klee, Beckmann oder Kokoschka. "Ein ergreifender Ort des Museums ist eine Wand mit Bildern von Hein Friedrich Steiauf, einem dieser Beckmann-Schüler, der nach der Auflösung seiner Klasse in Armut und Verzweiflung stürzte und die gesellschaftliche Leugnung der Ausgestoßenen erlitt. Im Museum ist er durch zwei Bilder mit Orchideen aus dem Jahr 1942 vertreten, die er aus seinem zerstörten Haus in Hanau rettete, und dem Bild 'Die Klage' (1945-46), in Anspielung auf Iphigenie, eine Frau, die in eine Landschaft blickt und das zerstörte Frankfurt sieht. Vor dem Bild auf der Kommode steht eine Statuette - eine orientalische Tänzerin von Samuel Lypchitz, ermordet in Auschwitz."

Bild: Kehinde Wiley: Portrait of a Florentine Nobleman III, 2019. Sammlung Vilsmeier - Linhares, München © Kehinde Wiley. Courtesy of the artist and Stephen Friedman Gallery, London

Es gab noch nie eine große Ausstellung, die die Blume von der Antike bis zur Gegenwart untersuchte, erfährt Gabi Czöppan im Tagesspiegel von Kurator Roger Diederen, der die Ausstellung "Flowers forever" in der Kunsthalle München verantwortet. Und tatsächlich gelingt es der Ausstellung altermeisterliche Blumenbouquets mit Themen wie Klimawandel und Insektensterben zu verbinden, staunt Czöppan: "In der Kunsthalle liegen Schönheit und Schrecken nah beieinander. Die Kanadierin Kapwani Kiwanga zeigt Nachbildungen eines blühenden Pfauenstrauchs. Die Blume nutzten Sklavinnen als natürliches Abtreibungsmittel, wenn sich die Kolonialherren an ihnen vergingen. Maren Jeleff und Klaus Pichler dokumentieren in ihrer schillernden Foto-Serie 'Too Close to Notice', wie Schimmelpilze Blüten zerstören und 2007 in einem niederländischen Krankenhaus sogar Menschen lebensgefährlich bedrohten. Die 'Killertulpe' war der ideale Nährboden für einen resistenten Schimmelpilz, der sich über ein Blumenbeet im Krankenhausgarten verbreitete. Kein Medikament half den Patienten. Der Pilzstamm war durch den jahrelangen Einsatz von Antimykotika in der Tulpenzwiebelindustrie unverwüstlich."

Jonathan Fischer schickt in der NZZ eine große Reportage aus Bamako, wo derzeit unter dem Motto "Vielfalt, Differenz, Erbe und Werden" Afrikas größte Fotobiennale stattfindet. Kuratiert wird sie von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, der seit Beginn des Jahres das Berliner Haus der Kulturen leitet und hier über siebzig Fotografen der Gegenwart aus Afrika und der afrikanischen Diaspora vorstellt: "Ihre Sujets und Diskurse zeigen dabei ein wachsendes Selbstbewusstsein. Den Willen, sich - parallel zum jüngsten politischen Prozess des Gastgeberlandes Mali - von westlichen und postkolonialen Bevormundungen zu verabschieden. 'Mali hat sich auf provokative Weise dekolonialisiert', sagt Igor Diarra, der Direktor der Galerie Medina, wo die Biennale einen von sieben über die ganze Stadt verteilten Ausstellungsorten unterhält. 'Wegen der Spannungen mit Frankreich sind bestimmte westliche Medienvertreter nicht gekommen. Das ist schade. Aber man darf nicht vergessen, dass jede Krise auch eine Chance der Neuorientierung ist.'"

Außerdem: In der taz resümiert Julia Hubernagel ein "hitziges" Symposium mit dem Titel "documenta fifteen aus indonesischer Perspektive", das an der Hochschule für bildende Künste Hamburg stattfand. Iswanto Hartono, Mitglied des documenta-fifteen-Kuratorenkollektivs ruangrupa und Gastprofessor an der HFBK, sagte nun in aller Deutlichkeit, die Darstellungen auf dem Banner "People's Justice" seien antisemitisch, außerdem diskutierten Anwesende wie der Soziologe Nathan Sznaider, die Historiker Jürgen Zimmerer, Doron Rabinovici und Michael Wildt, die Kuratorin Nora Sternfeld, Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums und Meron Mendel über Postkolonialismus, Holocaust, Rassismus und die BDS-Bewegung: "Während Meron Mendel (…), auf dem Symposium Verständnis für den Hass der Palästinenser:innen äußert, gibt der Philosoph Oliver Marchart zu bedenken, dass ein Erfolg der BDS-Kampagne ein Ende des Staates Israel zur Folge hätte. Das Ausmaß des Hasses, der Israel treffe, sei mit nichts vergleichbar." In der FAZ berichtet Hannes Hintermeier von der Restaurierung eines spätgotischen Altarbildes im Freisinger Dom.

Besprochen werden die am 11. Februar beginnende Ausstellung "Gabriele Münter. Menschenbilder" im Hamburger Bucerius Kunst Forum (Tagesspiegel), die Ausstellung "Lucian Freud: Plant Portraits" im Londoner Garden Museum (FAZ) und die große Niki de Saint Phalle Ausstellung in der Frankfurter Schirn (Welt, SZ).
Archiv: Kunst

Bühne

Bild: Schleiertanz. Szene aus Cyril Testes "Salomé". Bild: Michael Pöhnt. 

Warum ist Cyril Testes Neuinszenierung von Richard Strauss' Oper Salomé an der Wiener Staatsoper so gelungen?, fragt sich Helmut Mauró in der SZ. Natürlich weil Chefdirigent Philippe Jordan ganze "Klangschlachten" schlägt, aber auch weil Teste mit der Tradition bricht, den Schleiertanz zur "Peinlichkeit" werden zu lassen, so Mauro: "Er findet zunächst in der ursprünglichen Theaterfassung des Stücks von Oscar Wilde den Hinweis, dass die junge Prinzessin Salome erst 14 Jahre alt ist. In der Antike durchaus ein heiratsfähiges Alter, heutzutage wäre es Kindesmissbrauch. Aber durch den Auftritt einer 14-Jährigen könnte man natürlich den erotischen Erpressertanz glaubhaft machen, und ebenso die verbrecherische Lust des Herodes. Also tut Teste genau dies. Malin Byström beginnt den Tanz, windet sich wie gewohnt unbeholfen in einem frei imaginierten Ausdruckstanz, und wird in fliegendem Wechsel von einem jungen Mädchen abgelöst, deren geschmeidige Bewegungen von einer Live-Kamera eingefangen und bühnengroß auf die Rückwand projiziert werden."

"Dass im Schleiertanz ein Moschusduft, den Parfümeur Francis Kurkdjian entworfen hat, in Zuschauerreihen versprüht wird, trägt dabei durchaus zur Verdichtung der Atmosphäre bei", schreibt Ljubiša Tošić im Standard: "Teste hat sich jedoch nie hinter dem Gag einer Duftoper versteckt und gewährt Salome auch eine Art zweiten Tanz, der die Seelenanalyse vertieft."

Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, Intendanten des Zürcher Schauspielhauses werden ihren Fünfjahres-Vertrag über 2024 nicht verlängern, meldet Thomas Ribi in der NZZ: "Die Intendanz muss also neu besetzt werden. Wie, das ist die eine Frage. Unter welchen Bedingungen, die andere. In den vergangenen Wochen und Monaten waren die Störgeräusche immer lauter geworden. Geringere Auslastung, sinkende Erträge, ein Defizit in Millionenhöhe. Das Theater produziere am Publikum vorbei, lautet der Vorwurf, vor allem, aber nicht nur vonseiten der bürgerlichen Parteien. Das bürgerliche Publikum konnte sich mit dem progressiven Programm von Stemann und Blomberg nicht anfreunden. Das ist sein gutes Recht. Die Intendanten wiesen jede Kritik von sich."

Besprochen werden das Stück "family creatures" von Janna Pinsker und Wicki Bernhardt im Frankfurter Mousonturm (FR) und Elsa-Sophie Jachs Inszenierung von Magdalena Schrefels "Archiv der Tränen" am Münchner Residenztheater (nachtkritik).
Archiv: Bühne

Musik

Im taz-Gespräch erklärt Inge Mandos, was sie an jiddischen Liedern so sehr fasziniert, dass sie die Sprache gelernt hat und mittlerweile hauptberuflich in ihr singt. Im Popjournalismus ist das aktuelle Jahr politisch immer das Schlimmste, aber musikalisch immer das Tollste, glossiert Detlef Diederichsen in der taz nachdem er alte Pop-Zeitschriften aus seinem Archiv durchgeblättert hat. SZ-Kritikerin Johanna Adorján lässt sich in dem neuen Buch der Produzentenlegende Rick Rubin das Geheimnis der Kreativität erklären: Doch "stellenweise wirkt das Ganze wie ein langes Gedicht über unentdeckte Horizonte".

Besprochen werden das neue Album des anonym produzierenden Koreaners Parannoul (Pitchfork), die neue Ausgabe aus Bob Dylans "Bootlegs"-Reihe (NZZ, mehr dazu bereits hier), ein Berliner Konzert von Kirill Gerstein (Tsp), ein Mozartabend mit Jordi Savall (Standard) und Margo Price' "Strays" (FR).
Archiv: Musik
Stichwörter: Dylan, Bob, Korea, Jiddisch

Architektur

Weitschweifig berichtet Gerhard Matzig in der SZ von einer auf mindestens zwei Milliarden Euro Kosten geschätzten, geplanten Porsche-Stadt im schwäbischen Kaff Korntal-Münchingen. Die Anwohner protestieren mit Fackeln und Traktoren, dabei könnte alles so schön sein, verspricht Architekt und "Terra"-Schöpfer Wolfgang Frey: "Frey spricht lieber von einem Öko-Park, von einem 'Stadtprojekt, in dem Ökologie und Ökonomie auf der Basis moderner sozialer Lebensbedürfnisse in einem innovativen ganzheitlichen Ansatz vereint werden'. Die entmischte Stadt der Moderne - Arbeiten hier, Wohnen dort und dazwischen der Stau - soll überwunden werden. Dazu sollen die Produktionsstätten, allesamt als Hightech-Areale in riesigen stützenfreien Clustern geplant, in der topografisch modulierten Ackerlandschaft verschwinden. Das gilt auch für den Verkehr. Der wird verbuddelt. Terragemäß."

Außerdem: Bereits seit über einem Jahr ist die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe wegen einer anstehenden großen Sanierung, Umstrukturierung und Erweiterung geschlossen - nur Genehmigungen, Budget und ein Gebäude für die Erweiterung fehlen bis heute, meldet Florian Kaufmann in der taz: "Ob die insgesamt sieben Jahre zwischen Schließung und Neueröffnung der Staatlichen Kunsthalle zu halten sind, ist daher ebenso offen wie die baurechtliche Genehmigung für die geplante Sanierung des an vielen Stellen brüchigen Gebäudes. Architekt Kollhoff ist skeptisch, ob die riskanten Eingriffe in den wertvollen Bau umzusetzen sind."
Archiv: Architektur