Efeu - Die Kulturrundschau
Kunst als Rohstoff
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Musik
Vogelgezwitscher und Gebrumm gibts auch auf Hosonos Album "Cochin Moon":
Stephan Hilpold unterhält sich für den Standard mit dem österreichischen Liedermacher Arik Brauer, der gerade 90 Jahre alt geworden ist: "Ich habe gelernt, dass jede Strömung nur eine Teilwahrheit in sich trägt. In meinem Weltbild ist das etwas ganz Grundlegendes. Man muss alles hinterfragen, vor allem die Mainstreams", sagt Brauer, einer Linker, der für seine Gesprächsbereitschaft mit der FPÖ kritisiert wurde.
Weitere Artikel: Im Tagesspiegel erzählt Frederik Hanssen, wie sich die Musikwelt auf die zwei anstehenden großen Komponisten-Jubiläen vorbereitet: den 200. Geburtstag von Jacques Offenbach in diesem Jahr und den 250. von Ludwig van Beethoven 2020. In der FR schreibt Frank Junghänel den Nachruft auf die Musikerin Pegi Young. Im Tagesspiegel schreibt Christian Schröder zum Tod des Rockmusikers Ray Sawyer, Gründer der Rockband Dr. Hook. In der NZZ feiert Christian Wildhagen die großartige Cecilia Bartoli in Zürich und auf einer Vivaldi-CD.
Besprochen wird Anthony Naples' Album "Take Me With You" ("tanzbare Momente sind hier als Echos der letzten Nacht zu lesen, als jene Fragmente, die sich tief im Gedächtnis der Feiernden verbarrikadieren", lobt Lars Fleischmann in der taz)
Bühne
Film
Literatur
Weitere Artikel: Roman Bucheli porträtiert für die NZZ den aus dem Irak geflohenen, heute in der Schweiz lebenden Schriftsteller Usama Al Shahmani und lernt von ihm, die verschiedenen Facetten des Begriffs "Heimat" kennen. Rolf Spinnler besucht für den Tagesspiegel im Literaturarchiv Marbach die Ausstellung über Thomas Mann, mit der sich Direktor Ulrich Raulff von Marbach verabschiedet.
Besprochen werden Juan Pablo Villalobos' Erzählband "Ich hatte einen Traum" (taz), Johanna Maxls Roman "Unser großes Album elektrischer Tage" (Zeit online), Martin Meyers Band "Gerade gestern. Vom allmählichen Verschwinden des Gewohnten" (Standard), Davide Morosinottos Roman "Verloren in Eis und Schnee" erleben Zwillinge den Beginn der Belagerung von Leningrad (Tagesspiegel) und Géraldine Schwarz' Buch "Die Gedächtnislosen" über den europäischen Faschismus (Tagesspiegel)
Architektur
Kunst

Sonja Zekri stellt in der SZ die kamerunische Kuratorin Koyo Kouoh vor, die in Dakar im Senegal mit der Raw Material Company "eine der kreativsten Kulturinstitutionen des Kontinents" gegründet hat, wie Zekri versichert: "Kouohs Institut bietet Gastaufenthalte für Künstler, Programme für Anwohner und Ausstellungsflächen, es will Kunst und Intellektualität aus Afrika auf höchstem Niveau zeigen, der Welt und Afrika selbst, denn das Unwissen der Welt über Afrika ist beschämend, aber das Afrikas über sich selbst eine Tragödie. Der Name ihres Instituts spielt auf vieles an, Afrika als Rohstoffproduzent, Kunst als Rohstoff. Aber 'Raw' ist auch ein Wort in Wolof, der meistgesprochene Sprache in Senegal, dort heißt es 'der Erste'. Was Raw nicht ist: ein Museum."
Weiteres: Nicht nur die Debatte um Raubkunst und Kolonialismus wird den Museen zusetzen, glaubt Catrin Lorch zudem in der SZ, auch von anderer Seite werden sie sich Fragen stellen müssen: "Wie kamen die Sammlungen überhaupt zustande? Wer entscheidet über Museumsgründungen und Ankäufe? Die Museen werden sich den neuen Ansprüchen auf Aufarbeitung und Wahrheitsfindung stellen müssen, wenn sie die hohe Zustimmung des Publikums nicht verspielen wollen." Auf Hyperallergic berichtet Zachary Small unterdes etwas verstört, dass Uffizien-Direktor Eike Schmidt seinen Streit mit deutschen Behörden um ein von den Nazis gestohlenes Gemälde via Twitter austrägt - "with deadpan seriousness".
Sehr beeindruckt kommt FAZ-Autor Christian Geyer aus der Wildnis-Schau der Frankfurter Kunsthalle Schirn: "Die reich belegte Erkenntnis, die man von dieser Ausstellung mitnimmt, lautet: "Wildnis war immer schon Kunst, ein ästhetisches Artefakt, ein inszenierter Sehnsuchtsort." Stefan Koldehoff meldet in der FAZ, dass zur Freude des Fine Arts Museum in San Francisco das Stillleben "Kastanien und Birnen" als echtes Van-Gogh-Gemälde anerkannt wurde (Bild). Im Standard unterhält sich Stephan Hilpold mit dem Künstler und Liedermacher Arik Brauer über Juden in Österreich, seine Nähe zur FPÖ und den Nonkonformismus: "Wenn alle in eine gewisse Richtung springen, werde ich skeptisch."
Besprochen werden die Max-Slevogt-Retrospektive, die das Landesmuseum Hannover zum 150. Geburtstag des Malers ausrichtet (Welt), eine Ausstellung in der Zeche Zollverein zum Ruhrgebietsfotografen Albert Renger-Patzsch (der FAZ-Kritiker Hubert Spiegel zufolge Ordnung dokumentierte, wo es sie nicht gab), Julia Schers "Wonderland" in der Galerie Esther Schipper (taz), eine Stipendiaten-Ausstellung im Fotografie-Forum Frankfurt (FR), die Schau "Empfindliches Gleichgewicht" des Künstlerpaars Iris Andraschek und Hubert Lobnig im Museum Moderner Kunst Kärnten (Standard).