Efeu - Die Kulturrundschau
Ungarische Indikative
Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
15.07.2016. Der Schriftsteller Peter Esterhazy ist gestorben. In der NZZ erinnert Zsuzsanna Gahse an seine deutsche wie an seine ungarische Biografie. Im Blog Freitext denkt Gunther Geltlinger über Homosexualität und Schreiben nach. Im Interview mit Artechock erklärt Klaus Lemke den Film zu den neuen Gladiatorenspielen. Die taz hört Postpunk.
9punkt - Die Debattenrundschau
vom
15.07.2016
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Literatur

In einem Essay für das Zeit-Blog Freitext umkreist der Schriftsteller Gunther Geltlinger das homosexuelle Schreiben von Pier Paolo Pasolini: "Aus einem Leben wird Literatur, ergänzend, nicht abgrenzend. So radikal politisch Pasolinis Werke auch sind, nie wirken sie spalterisch oder polemisch. Seine Kunst ist durchzogen von einer tiefen Sehnsucht nach einer höheren Einheit (nicht Gleichheit!), sie huldigt einer alten, verloren geglaubten Kultur, die noch mit dem Göttlichen verbunden war. In einem von homosexuellen Begehren getriebenem Leben, das gleichzeitig so sehr geistige Sphäre war, scheinen die Umstände von Pasolinis Tod fast zwangsläufig."
Der "beef" zwischen Stefanie Sargnagel und Thomas Glavinic auf Facebook macht inzwischen nicht mehr nur auf Facebook Furore. Nach einer Kritik Klaus Nüchterns an den "It-Girls" in Klagenfurt gerieten sich Glavinic und Sargnagel in die Haare. Letzterer beschimpfte erstere als "talentlose Krawallnudel" und "sprechenden Rollmops" , berichtet Michael Wurmitzer im Standard. Sargnagels Reaktion auf den Kommentar: "Die talentlose Krawallnudel wär mir ja relativ wurst, aber von einem öffentlichen Künstler wegen meinem Gewicht beleidigt zu werden geht mir zu weit" und stapelte in einer Buchhandlung ihre Bücher über seine.
Weitere Artikel: Für ZeitOnline unterhält sich Carmen Eller mit John Irving über dessen neuen Roman "Straße der Wunder", das Alter und das Glück des Lesens. In der NZZ porträtiert Elsbeth Gugger Arnon Grünberg als den fleißigsten Schriftsteller der Niederlande. Für die SZ besucht Volker Breidecker die Frankfurter Poetikvorlesungen von Katja Lange-Müller. In der FAZ schreibt Patrick Bahners zum Tod des Dichters Paul Wühr. In der Welt würdigt Herbert Wiesner den Dichter.
Besprochen werden unter anderem neue Comics von Bressan/Williamson und Roberts/Dingess (taz) und Joseph O'Neills "Der Hund" (SZ).
Film
Ein sehr schönes, ausführliches Gespräch hat Rüdiger Suchsland für Artechock mit Klaus Lemke geführt. Endlich kommt der Münchner Kultregisseur wirklich einmal ins Plaudern und belässt es nicht bei den üblichen Floskeln. Unter anderem geht es viel um Fußball, warum gerade Kinomenschen diesen Sport so oft mögen und was die Ästhetik des einen, entscheidenden Moments, auf den es ankommt, den Filmemachern lehren könnte: "Ich versuche, genau so zu filmen, so, wie eine Performance und ein Fußballspiel geht. Indem ich aufpasse, dass die Schauspieler nicht einen Satz auswendig lernen. Diese Gier nach Authentizität und dem Dämon, der dahinter steckt. Dieser eine Moment ist das einzige, das uns das Leben erträglich macht. Nur so etwas kann uns befreien aus dem Gefängnis eines falschen Lebens. ... So muss auch Film sein: Kein Plot, sondern Spontaneität. Die Spieler werden immer mehr zu Gladiatoren und Tieren, und im Publikum sind immer mehr Luschen. Was alles zusammenhält, ist das Spiel."
Weitere Artikel: Ebenfalls auf Artechock resümieren Anna Edelmann und Thomas Willmann das Münchner Filmfest: "Opas Kino ist untot", stellen sie dabei fest und staunen darüber, dass sich hier gerade die alten Regisseure durch eine "Alterswildheit" auszeichnen, die "dem Konservatismus der sich gerade etablierenden Filmemacher" streng gegenüberstehe. Und: der brasilianische Regisseur Héctor Babenco ("Kuss der Spinnenfrau") ist gestorben, meldet Zeit online.
Besprochen werden die Krimiserie "No Offence" (FAZ, ZeitOnline), Pietro Marcellos "Bella E Perduta" (Tagesspiegel, unsere Kritik hier), Roland Emmerichs neuer "Independence Day"-Film (SZ) und Sönke Wortmanns "Deutschland. Dein Selbstporträt" (Tagesspiegel).
Weitere Artikel: Ebenfalls auf Artechock resümieren Anna Edelmann und Thomas Willmann das Münchner Filmfest: "Opas Kino ist untot", stellen sie dabei fest und staunen darüber, dass sich hier gerade die alten Regisseure durch eine "Alterswildheit" auszeichnen, die "dem Konservatismus der sich gerade etablierenden Filmemacher" streng gegenüberstehe. Und: der brasilianische Regisseur Héctor Babenco ("Kuss der Spinnenfrau") ist gestorben, meldet Zeit online.
Besprochen werden die Krimiserie "No Offence" (FAZ, ZeitOnline), Pietro Marcellos "Bella E Perduta" (Tagesspiegel, unsere Kritik hier), Roland Emmerichs neuer "Independence Day"-Film (SZ) und Sönke Wortmanns "Deutschland. Dein Selbstporträt" (Tagesspiegel).
Kunst

Besprochen werden eine Ausstellung des Schweizer Koloristen Sigismund Righini im Museum Oskar Reinhart in Winterthur (NZZ), eine Ausstellung der rumänischen Künstlerin Geta Bratescu in der Hamburger Kunsthalle (Welt) und die Ausstellung "Caricatures: Spott und Humor in Frankreich von 1700 bis in die Gegenwart" im Museum Wilhelm Busch in Hannover (SZ).
Musik
Im deutschen Popunderground artikuliert sich derzeit ein neues Unbehagen, das sich schon in Bandnamen wie Messer, Karies, Human Abfall, Puff!, Die Nerven und Pisse manifestiert, stellt Jens Uthoff in der taz mit einigem Interesse fest. Den musikalischen Bezugspunkt in der Vergangenheit bildet der Post-Punk der frühen 80er, doch geht es hier nicht bloß um ästhetische Nostalgie versichert er: "Wenn man Post-Punk als die artifiziellere und progressivere Form des Punk versteht, ist es ein gutes Zeichen, dass sich im deutschen Underground gerade so viel bewegt. Was diese neue Post-Punk-Klasse von vielen anderen deutschsprachigen Bands unterscheidet, ist, dass sie nichts wiederkäuen. Es geht nicht um Revival. Es geht darum, auszuloten, wie man 2016 über eine brüchige Gesellschaft sprechen kann. Mit sperrigem Sound, mit spröden Worten." Hier das neue Video von Messer:
Weiteres: Eleonore Büning resümiert in der FAZ die Liederwerkstatt des Kissinger Sommers.
Besprochen werden die beim Berliner "Infektion"-Festival gezeigte Klangperformance "ANS - Autonomes Nervensystem" (Tagesspiegel) und das neue Album von Mitski (SZ).
Weiteres: Eleonore Büning resümiert in der FAZ die Liederwerkstatt des Kissinger Sommers.
Besprochen werden die beim Berliner "Infektion"-Festival gezeigte Klangperformance "ANS - Autonomes Nervensystem" (Tagesspiegel) und das neue Album von Mitski (SZ).
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